Schambeinentzündung: Häufige Ursachen und Behandlung
Bei einer Schambeinentzündung ist die Schambeinfuge oder Symphyse stark belastet. Oft betrifft die Erkrankung Männer, dabei vor allem Sportler. Bei Frauen tritt die Schambeinentzündung oft infolge einer Schwangerschaft auf. Welche Symptome typisch sind und wie behandelt wird.
Was ist eine Schambeinentzündung?
Medizinisch wird die Schambeinentzündung auch Osteitis pubis, Ostitis pubis oder Pubalgia genannt. Zu den Schambeinen gehören die beiden vorderen Teile der Beckenknochen, die über die Schambeinfuge, die Symphysis pubica oder Symphyse, miteinander verbunden sind und zusammen mit Hüftbein, Sitzbein, Darm- und Kreuzbein den Beckenring bilden. Die beiden Äste der Schambeinknochen fügen sich vorn geschlossen an. Dazwischen gibt es jedoch eine faserig-knorpelige Verbindungsschicht, die Schambeinfuge, welche die beiden Schambeinäste gegeneinander minimal beweglich macht. Eine gewisse Elastizität in diesem Bereich ist notwendig, um bei einer Geburt den Geburtskanal flexibel zu machen.
Bei beiden Geschlechtern hat das Schambein eine wichtige Stützfunktion für den gesamten Körper, den aufrechten Gang und die Atmung. Es wird ständig stark beansprucht. Durch eine Überlastung des Schambeins mit vielen Scher-, Zug- und Rotationsbewegungen entstehen Mikrorisse in der Symphyse und eine knöcherne Stressreaktion, die sich mit erheblichen Schmerzen im Bauchbereich äußert.
Symptome der Schambeinentzündung
Eine Schambeinentzündung zeigt sich oft mit nicht genau zu lokalisierenden Schmerzen, die sich im gesamten Beckenbereich verteilen. Alles kann weh tun: der Dammbereich, die Hüften, der untere Rücken. Vielfach schmerzt der Adduktorenansatz – das sind die Gruppen der inneren Hüftmuskulatur, die dazu dienen, die Oberschenkel zusammenzuziehen. Die Adduktoren beginnen genau am Schambein. Ebenso kann der ganze Unterbauch oder der Beckenboden schmerzen.
Typisch für eine Schambeinentzündung sind Beschwerden beim Treppensteigen. Weitere Symptome sind:
- aufstehen nach längerem Sitzen tut weh
- ruckartige Bewegungen schmerzen
- Fahrradfahren ist nicht möglich
- sportliche Betätigung wird auch als schmerzhaft empfunden
- Übungen wie Sit ups sind nicht durchführbar wegen der Schmerzen
Es kann sein, dass nach längerer, gleichmäßiger Bewegung die Schmerzen nachlassen. Im Liegen ist kein Schmerz zu spüren.
Die Symptome einer Schambeinentzündung entstehen langsam und sind nur selten auf ein Verletzungstrauma zurückzuführen. Weil der Schmerzherd oft nicht genau beschrieben werden kann, kann es dauern, bis die richtige Diagnose feststeht. Als sicheres Symptom der Schambeinentzündung gilt der ausgelöste Schmerz, wenn man auf die Schambeinfuge, die Schambeinäste oder den Adduktorenansatz mit den Fingern leichten Druck ausübt – palpatorischen Druckschmerz nennen das Mediziner*innen.
Ursachen der Schambeinentzündung
In erster Linie sind von der Schambeinentzündung aktiv Sport treibende Männer um die 30 Jahre betroffen, weshalb medizinisch auch von der Fußballerkrankheit gesprochen wird. Daher sollten gerade Sportmediziner*innen für das Beschwerdebild sensibilisiert sein.
Schambeinentzündungen entstehen als Folge von Überlastungen. Bei Sprints, plötzlichen Stopps oder starken Drehbewegungen wird das Gewebe der Schambeinfuge übermäßig beansprucht. Überwiegend erkranken Ballsportler*innen an einer Schambeinentzündung, es können aber auch viel trainierende Läufer*innen betroffen sein. Durch die Überlastung der Symphyse entstehen Mikrorisse im Gewebe, die vernarben oder zu Wasseransammlungen (Ödemen) führen können. Außerdem vermuten Wissenschaftler*innen Mikrobrüche und haarfeine Stressbrüche in den überbeanspruchten Schambeinästen, was Knochenödeme zur Folge hat.
Weitere, seltenere Ursachen für eine Schambeinentzündung können sein:
- Schwangerschaft und Geburt: Die Symphyse wird durch das zunehmende Gewicht des Embryos oder den Geburtsverlauf stark beansprucht. Hormone im Schwangerschaftsverlauf sorgen dafür, dass die Bänder weicher werden. Die Symphyse lockert sich, das kann Symphysenschmerzen zur Folge haben. Etwa die Hälfte der Schwangeren leidet zeitweise unter Schmerzempfindungen aufgrund einer Symphysenlockerung. Schweres Heben und viel Treppensteigen sollten dann vermieden werden. Ein halbes Jahr nach der Geburt hat sich das Gewebe wieder gefestigt und zurückgebildet.
- Orthopädische Fehlbildungen oder Fehlstellungen des Beckens oder ungleiche Muskelentwicklung oder einseitige Dauerbelastungen aufgrund einer Verletzung.
Diagnose der Schambeinentzündung
Bei den typischen Symptomen einer Schambeinentzündung sollte man sich an eine orthopädische oder sportmedizinische Fachpraxis wenden. Mit einfachen Tests lässt sich zunächst herausfinden, ob die Schmerzen im unteren Bauchbereich und Rücken wirklich mit einer Schambeinentzündung zusammenhängen oder ob sie vielleicht eine andere Ursache haben:
- Symphysendrucktest: Die Schmerzen treten bei Druck auf die Symphyse (Schambeinfuge), die Schambeinäste oder die Adduktorenansätze auf.
- Motorische Tests: Hüpfen auf einem Bein, Treppensteigen, Ball zwischen den Knien zusammenpressen.
Zur weiteren Diagnostik gehören bildgebende Verfahren, wie:
- Röntgen
- Kernspintomographie (MRT)
- Szintigraphie
Auf dem Röntgenbild werden sklerotische Veränderungen der Beckenknochen und Veränderungen der Schambeinfuge sichtbar. Die kernspintomografische Aufnahme lässt darüber hinaus Flüssigkeitsansammlungen in der Symphyse oder Knochenmarködeme sichtbar werden. Ödeme können akut oder auch schon chronisch sein, sie können nur auf einer Seite liegen oder sich auf beiden Seiten der Schambeinäste befinden.
Bei einer Szintigraphie werden Entzündungen sichtbar gemacht. Das geschieht, indem eine radioaktiv präparierte Substanz injiziiert wird, deren Verteilung dann Rückschlüsse auf Entzündungsprozesse zulässt. Gerade in der Sportmedizin werden Kapsel- und Sehnenverletzungen der Symphyse präzise angeschaut, um dann gezielt zu therapieren. Mithilfe des Kontrastmittels lässt sich eine Kapselverletzung gut darstellen und im gleichen Schritt auch behandeln.
Therapie der Schambeinentzündung
Die erste Therapieoption und sozusagen das Hausmittel bei einer Schambeinentzündung sind Ruhe und Schonung, gerade für Leistungssportler*innen eine gefürchtete Konsequenz. Wie lange kein Sport bei einer Schambeinentzündung gemacht werden darf, hängt vom Krankheitsbild ab. Es kann bis zu einem Jahr dauern, bis die Entzündung vollständig abgeklungen ist.
Entzündungshemmende und schmerzstillende Medikamente werden zu Beginn der Behandlung häufig gegeben. Sie lindern die Beschwerden und sorgen dafür, dass das gereizte Gewebe zur Ruhe kommt. Injektionen direkt in die Symphyse mit einer Mischung aus Kortison und Lokalanästhetikum helfen umgehend und auch, um für einen längeren Zeitraum beschwerdefrei zu sein.
Ergänzend zur medikamentösen Behandlung können Elektrotherapie, Ultraschall- oder Stoßwellenbehandlungen oder Kryo(Kälte)-Therapie zum Einsatz kommen. Trotzdem darf – auch wenn die akuten Beschwerden abgeklungen sind – einige Monate nach einer Schambeinentzündung kein Sport gemacht werden. In der Zeit können Betroffene unter Anleitung lernen, die Muskeln im Beckenbereich zu kräftigen und zu dehnen.
Therapieoption Operation bei Schambeinentzündung
Grundsätzlich tendiert die Medizin bei der Schambeinentzündung zu den konservativen Methoden. Operiert wird bei einer Schambeinentzündung nur in sehr seltenen Fällen. In der Fachliteratur ist die Rede von Kürettage-OP der Symphyse mit nur wenigen beschriebenen Fällen. Auch die Arthrodese, die Versteifung der Schambeinfuge, ist möglich. Ein operativer Eingriff kann sinnvoll sein, wenn gleichzeitig ein Leistenbruch (Leistenhernie) stabilisiert wird. Alle Vor- und Nachteile einer Operation werden ausführlich mit Patient*innen besprochen.
Verlauf, Komplikationen einer Schambeinentzündung
Bei den ersten Anzeichen sollte man reagieren und nicht selbst bei einer Schambeinentzündung mit Hausmitteln herumprobieren, sondern medizinische Hilfe suchen. Wenn sich der*die Patient*in mit Symphysebeschwerden rasch in fachliche Behandlung begibt und das Bewegungsverbot auch strikt einhält, dann heilt die Schambeinentzündung gut und in der Regel folgenlos aus.
Stellen sich nach Wiederaufnahme des Sportprogramms Schmerzen ein, muss das Training wieder reduziert oder ganz pausiert werden. Unbehandelt heilt eine Schambeinentzündung nicht, es entstehen immer mehr kleine Traumen, das Gewebe vernarbt, Reizung und Schmerzen werden chronisch.
Bei Schmerzen im unteren Bauchraum können auch andere Ursachen infrage kommen, das sollte medizinisch abgeklärt werden. Da der Krankheitsverlauf schleichend beginnt, ist es wichtig, schon bei den ersten Symptomen zu reagieren, während der Therapiephase Geduld zu haben und sich konsequent an die Sportpause zu halten.
Schambeinentzündung vorbeugen
Nach der therapeutischen Sportpause darf das Training nur langsam wieder aufgebaut werden. Sportärzt*innen empfehlen, Vitamin D und Bisphosphonate (das sind Präparate, die den Knochenstoffwechsel stabilisieren) unterstützend zu geben. Eine besondere Aufmerksamkeit sollte dem Aufwärmen vor dem Sport und gezielten Dehnübungen für die Bauch- und Adduktorenmuskulatur gelten. Mit spezieller Physiotherapie kann die Schambeinregion stabilisiert werden. Orthopädische Einlagen und angepasstes Schuhwerk helfen, Fehlhaltungen zu korrigieren.
Eine Symphysenlockerung oder -reizung kann bei der nächsten Schwangerschaft wieder auftreten. Mit einer Beckenorthese (Bandage zur Stabilisierung) kann man dem entgegenwirken. Nach der Geburt legen sich die Beschwerden meist wieder.