Eine Frau sitzt mit Rückenschmerzen auf dem Sofa und hält ihre Hände an die Hüfte.
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Sakroiliitis: Ursachen, Symptome und Behandlung

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 21.03.2025

Sakroiliitis ist eine Entzündung der Gelenke, die die Wirbelsäule mit dem Becken verbinden. Mögliche Auslöser sind Infektionen, entzündliche Erkrankungen oder eine Schwangerschaft. Typische Anzeichen sind Rückenschmerzen und Bewegungseinschränkungen. Wie wird die Entzündung diagnostiziert und welche Behandlung ist möglich?

Häufige Fragen und Antworten zur Sakroiliitis

Die Dauer hängt von der Ursache ab. Akute Entzündungen können Wochen anhalten, chronisch-entzündliche Formen wie bei Morbus Bechterew dauern oft lebenslang – meist mit wechselnder Intensität.

Was ist eine Sakroiliitis?

Als Sakroiliitis beziehungsweise Sacroiliitis wird eine Entzündung des Iliosakralgelenks (ISG) bezeichnet. Diese Gelenke verbinden die Wirbelsäule mit dem Becken und gehören zu den größten Gelenken im menschlichen Körper. Die ISGs werden auch als Kreuzbein-Darmbein-Gelenke bezeichnet.

Eine Sakroiliitis kann ein- oder beidseitig auftreten. Äußert sie sich einseitig, kann das auf eine bakterielle Infektion hindeuten. Beidseitige Entzündungen hingegen treten oft im Zusammenhang mit Autoimmunerkrankungen wie Morbus Bechterew (axiale Spondyloarthritis) oder chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen auf.

Unbehandelt kann eine Sakroiliitis zu dauerhaften Veränderungen im Gelenk und somit chronischen Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen.

Symptome bei Sakroiliitis: Welche Beschwerden treten auf?

Sakroiliitis macht sich durch Schmerzen im Bereich der Lendenwirbelsäule und des unteren Rückens bemerkbar. Diese können ins Gesäß und in ein oder beide Beine ausstrahlen. Typischerweise verändert körperliche Belastung die Beschwerden nicht, anders als bei Rückenschmerzen durch Haltungsschäden.

Nachts und in den Morgenstunden können die Schmerzen besonders stark sein. Zudem führt eine Entzündung des ISG häufig zu morgendlichen Bewegungseinschränkungen, die länger als eine Stunde anhalten.

Dauert die Morgensteifigkeit noch länger, ist das ein möglicher Hinweis auf eine rheumatische Erkrankung wie eine ankylosierende Spondylitis. Dabei greift das Immunsystem körpereigenes Gewebe an, was ebenfalls zu anhaltenden Entzündungen und Schmerzen im Rücken führen kann.

Sakroiliitis: Ursachen der Entzündung im ISG

Verschiedene Faktoren können eine Sakroiliitis auslösen. Davon hängt auch ab, ob die Entzündung nur in einem oder in beiden Iliosakralgelenken auftritt. Mögliche Ursachen sind:

  • rheumatisch-entzündliche Erkrankungen, v.a. Spondylitis ankylosans (Morbus Bechterew), eine Entzündung der Wirbelsäule

  • Psoriasis-Arthritis, eine Gelenkentzündung, die im späteren Verlauf der Erkrankung auftreten kann

  • reaktive Arthritis, entzündliche Gelenkerkrankung, die nach einem bakteriellen Infekt an einer anderen Stelle auftritt (z. B. Atem- oder Harnwege)

  • Darmerkrankungen, z. B. Morbus Crohn und Colitis ulcerosa

  • Morbus Behçet, eine autoimmunbedingte Entzündung der Blutgefäße

  • bakterielle Infektion des Gelenks, etwa durch Staphylococcus aureus

In der Schwangerschaft können hormonell bedingte Veränderungen die Bänder und Gelenke lockern, um den Körper auf die Geburt vorzubereiten. Dadurch kann das ISG gereizt werden.

Wie erfolgt die Diagnose einer Sakroiliitis?

Für die Diagnose erfolgt zunächst ein ärztliches Gespräch mit anschließender körperlicher Untersuchung. Dabei überprüft die*der Ärztin*Arzt die Beweglichkeit und Schmerzempfindlichkeit der Gelenke.

Liegt eine Entzündung vor, kann sich diese beim sogenannten Mennell-Test zeigen: Dabei wird das Bein der betroffenen Person in Bauch- oder Seitenlage übrstreckt. Treten Schmerzen auf, ist eine Sakroiliitis wahrscheinlich. Diese Untersuchung kann eine Entzündung im ISG jedoch nicht sicher auszuschließen.

Bei Verdacht auf Sakroiliitis kommt die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz. Auf Röntgenbildern wird die Erkrankung allerdings erst in einem späteren Stadium sichtbar.

Auch Bluttests können erforderlich sein, wenn eine Grunderkrankung als Ursache der Entzündung vermutet wird.

Welche Behandlung hilft bei Sakroiliitis?

Die Entzündung wird abhängig von der Ursache therapiert. Zur akuten Schmerzlinderung können Medikamente wie Ibuprofen oder Diclofenac helfen. Eine längere Anwendung über wenige Tage hinaus sollte jedoch immer medizinisch abgeklärt werden, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme anderer Medikamente.

Liegt der Entzündung im ISG eine bakterielle Infektion zugrunde, ist meist eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich. Ist eine Grunderkrankung wie eine chronisch-entzündliche Erkrankung der Wirbelsäule (Spondylitis ankylosans) die Ursache, werden häufig Biologika wie TNF-Blocker eingesetzt.

Weitere mögliche Therapien sind:

  • Kortisoninjektionen
  • Röntgenreizbestrahlung zur Entzündungshemmung
  • operative Gelenkversteifung (Arthrodese)

Zusätzlich können Übungen im Rahmen einer Physiotherapie helfen. Dazu gehören sanfte Dehnungen für die Hüft- und Rückenmuskulatur oder Mobilisationsübungen für das Iliosakralgelenk. Damit sich die Beschwerden nicht verstärken, sollten diese anfangs jedoch nur unter professioneller Aufsicht angeleitet werden.

Verlauf und Prognose bei einer Entzündung im ISG

Die Sakroiliitis wird anhand von MRT-Bildern in vier Schweregrade eingeteilt. Während Grad 0 keine sichtbaren Veränderungen zeigt, führt Grad 4 zur Versteifung des Gelenks. Die Einteilung im Detail:

  • Grad 0: Keine sichtbaren Veränderungen
  • Grad 1: Geringe Veränderungen, erste Anzeichen einer Entzündung
  • Grad 2: Deutlichere Entzündungszeichen, beginnende Knochenschäden
  • Grad 3: Fortgeschrittene Schäden, mögliche Gelenkverformungen
  • Grad 4: Versteifung des Gelenks

Wird eine Entzündung des Iliosakralgelenks nicht behandelt, drohen eine dauerhaft eingeschränkte Beweglichkeit und chronische Schmerzen. Viele Betroffene leiden unter dem anhaltenden Schmerz und den Einschränkungen im Alltag. In manchen Fällen kann Sakroiliitis sogar zu einem anerkannten Behinderungsgrad führen und die Lebensqualität erheblich mindern.

Eine Ausnahme liegt vor, wenn die Erkrankung durch eine Schwangerschaft ausgelöst wird. Dann kann sie nach der Geburt auch von selbst zurückgehen. In solchen Fällen sind Spätfolgen bei einer unbehandelten Sakroiliitis selten.

Die Lebenserwartung wird durch eine Sakroiliitis in der Regel nicht beeinträchtigt. So haben beispielsweise Menschen mit Spondylitis ankylosans eine normale Lebenserwartung.