Rückenmarksinfarkt: Behandlung, Ursachen und Symptome
Bei einem Rückenmarksinfarkt wird ein Teil des Rückenmarks nicht ausreichend durchblutet. Durch den Infarkt können Schmerzen im Rücken auftreten, die gürtelförmig ausstrahlen. Es handelt sich um einen Notfall, der eine sofortige Behandlung erfordert. Wie sieht die Therapie aus und welche Folgeschäden drohen?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Rückenmarksinfarkt
Beim Rückenmarksinfarkt ist die Blutversorgung in einem Teil des Rückenmarks gestört. Abhängig von den betroffenen Venen oder Arterien können verschiedene Symptome auftreten.
Plötzlich auftretende Rückenschmerzen, vor allem aber neurologische Ausfälle wie Lähmungen, Spastiken und/oder Inkontinenz können ein Hinweis sein. In solchen Fällen ist daher unverzüglich der Rettungsdienst zu informieren.
Die Prognose bei einem Rückenmarksinfarkt hängt von verschiedenen Faktoren ab, beispielsweise der Lokalisation, der Schwere sowie der Ursache des Infarkts. Die Symptome können sich bessern, jedoch sind auch dauerhafte, schwerwiegende Einschränkungen möglich.
Was ist ein Rückenmarksinfarkt?
Ein Rückenmarksinfarkt entsteht durch eine akute Durchblutungsstörung des Rückenmarks, die dazu führt, dass das betroffene Gewebe nur noch ungenügend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Dadurch können Nervenzellen nicht mehr richtig funktionieren und beginnen nach kurzer Zeit abzusterben (Nekrose). Andere Bezeichnungen sind spinale Ischämie oder umgangssprachlich Wirbelsäuleninfarkt.
Die Durchblutungsstörung ist vergleichbar mit einem Schlaganfall (zerebrale Ischämie), nur liegt die Schädigung eines Gefäßes hier nicht im Gehirn, sondern im Rückenmark vor. Im Vergleich zum Schlaganfall ist die spinale Ischämie sehr selten.
Es handelt sich um eine potenziell lebensbedrohliche Erkrankung, die schwere Folgeschäden mit sich bringen kann. Einige Patient*innen bleiben dauerhaft eingeschränkt. Ein Rückenmarksinfarkt ist daher ein akuter Notfall, der unverzüglich rettungsdienstlich versorgt werden muss.
Rückenmarksinfarkt: Symptome der spinalen Ischämie
Ein Rückenmarksinfarkt kann plötzlich auftretende Beschwerden auslösen oder aber Symptome, die sich im Verlauf von Stunden bis Tagen schrittweise verschlechtern. Neu auftretende Rückenschmerzen, die nicht erkennbar auf eine andere Ursache zurückgehen, können auf einen Infarkt des Rückenmarks hindeuten, insbesondere in den folgen Fällen:
- starke Nacken- oder Rückenschmerzen
- Schmerzen, die gürtelförmig von der Wirbelsäule ausstrahlen
- Schmerzen, die in einen oder beide Arme oder Beine ausstrahlen
Auch neurologische Ausfälle können auftreten. Abhängig vom betroffenen Gefäß können Betroffene unter Harn- und/oder Stuhlinkontinenz leiden. Auch weitere Symptome sind möglich, die ein- oder beidseitig auftreten können:
- Lähmungen
- Spastiken (krankhafte Verkrampfungen der Muskeln)
- Fehlen von Reflexen (Areflexie)
- Taubheitsgefühl oder Kribbeln in den Extremitäten
- Muskelschwäche
- eingeschränkte oder fehlende Sinneswahrnehmung, etwa von Temperaturreizen oder Berührungen
- Bewegungsunfähigkeit
Diagnose: Wie stellt man einen Rückenmarksinfarkt fest?
Bei Verdacht auf die gestörte Durchblutung sind eine rettungsdienstliche Betreuung sowie eine unverzügliche medizinische Abklärung notwendig. Neben einem ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung kommen bildgebende Verfahren zum Einsatz, insbesondere
- Magnetresonanztomographie (MRT) und
- spinale Angiographie zur Kontrolle der Blutgefäße in der Wirbelsäule.
Ursachen der spinalen Ischämie
Beim Rückenmarksinfarkt liegt eine gestörte Durchblutung eines Teils des Rückenmarks vor. Diese Durchblutungsstörung kann verschiedene Ursachen haben. So kann entweder die Blutzufuhr zu Teilen des Rückenmarks durch eine Arterie (zum Beispiel Arteria spinalis anterior) gestört sein oder aber der Abfluss von Blut aus dem betroffenen Areal durch eine Vene. Dadurch werden Nervenzellen geschädigt.
In etwa der Hälfte der Fälle liegt dem Infarkt ein Problem der Bauchaorta (Aorta abdominalis) zugrunde, etwa ein Aneurysma oder ein Riss der Aorta (Aortendissektion). Auch nach Operationen im Bauchraum, bei denen die Aorta abgeklemmt werden muss, kann als Komplikation eine spinale Ischämie auftreten.
Ein Lumbalkatheter zum Ablassen von Nervenwasser sowie Kortisoninjektionen in die Wirbelsäule erhöhen das Risiko eines Rückenmarksinfarkts ebenfalls. Bei schätzungsweise 45 von 100 Fällen handelt es sich um die Komplikation einer medizinischen Behandlung.
Zu den weiteren möglichen Auslösern gehören:
- Kardioembolie, bei der ein Blutgerinnsel aus dem Herzen in den Blutkreislauf gepumpt wird
- Tumoren und Metastasen
- Wirbelsäulenverletzungen, bei denen eine Bandscheibe auf ein Gefäß drückt
- Operationen an der Wirbelsäule
- Gefäßfehlbildungen, sowohl angeboren als auch erworben
- Sichelzellanämie (erblich bedingte Blutkrankheit)
- Hirnblutung (intrakranielle Blutung)
- Lupus erythematodes (chronische entzündliche Autoimmunerkrankung des Bindegewebes)
- niedriger Blutdruck (Hypotonie)
- Dekompressionskrankheit, die durch die plötzliche Druckänderung bei zu schnellem Auftauchen entsteht (daher auch "Taucherkrankheit" genannt)
- Kokainmissbrauch
Zu den Risikofaktoren für einen Rückenmarksinfarkt gehören Vorerkrankungen wie:
- Bluthochdruck (Hypertonie)
- Diabetes mellitus
- Arteriosklerose
Behandlung: Was tun bei Rückenmarksinfarkt?
Welche Therapie erfolgt, hängt von der Ursache und den Symptomen der spinalen Ischämie ab. Liegt dem Infarkt ein erkennbarer Auslöser zugrunde, beispielsweise eine Aortendissektion oder ein Tumor, muss dieser behandelt werden. Eventuell ist eine Operation notwendig.
In den meisten Fällen wird jedoch symptomatisch behandelt. Der Fokus liegt dann darauf, die Beschwerden zu lindern. Bei einem Rückenmarksinfarkt können Physio- und Ergotherapie die Betroffenen dabei unterstützen, ihre Beweglichkeit zu verbessern, Muskeln zu stärken und besser im Alltag zurechtzukommen.
Gegen die Schmerzen können Schmerzmittel helfen. Deren Einnahme sollte bei der Durchblutungsstörung zwingend ärztlich abgesprochen werden, da bestimmte Wirkstoffe die Blutgerinnung beeinflussen können. Vereinzelt kommen auch weitere Medikamente zum Einsatz, beispielsweise Gerinnungshemmer oder Kortison.
Rückenmarksinfarkt: Prognose und Verlauf
Bei einem Rückenmarksinfarkt sind die Heilungschancen individuell verschieden. Die Prognose hängt von verschiedenen Faktoren ab, etwa der Schwere und Lokalisation des Infarkts. Das Risiko, infolge einer spinalen Ischämie zu versterben, ist relativ hoch.
Betroffene können zwar eine vollständige Genesung erleben. Viele sind jedoch trotz Physio- und Ergotherapie langfristig auf einen Rollstuhl oder andere Hilfsmittel angewiesen und/oder benötigen einen Dauerkatheter für die Ableitung von Urin.