Riesenzellarteriitis: Symptome und Verlauf der Arteriitis temporalis
Bei der Riesenzellarteriitis liegen Entzündungen in den Gefäßen vor, genauer gesagt an der Innenseite der Gefäßwände. Betroffen sind Arterien oberhalb der Aorta, also im Bereich des Kopfes oder der Arme. Zu den möglichen Symptomen der Gefäßentzündung gehören Kopfschmerzen und schlimmstenfalls plötzliche Erblindung. Wie sieht der Verlauf einer Riesenzellarteriitis aus und welche Therapie ist notwendig?
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Riesenzellarteriitis
Eine Riesenzellarteriitis löst häufig pochende, einseitige Kopfschmerzen aus. Daneben können Symptome wie Fieber, Gewichtsverlust, Schmerzen beim Kauen und eine Schwellung der Schläfenarterie auftreten. Eine mögliche Komplikation ist vorübergehende oder dauerhafte Erblindung.
Die Riesenzellarteriitis ist eine Autoimmunerkrankung und gehört den Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises an.
Bei Riesenzellarteriitis bilden sich Körnchen aus miteinander verschmolzenen Immunzellen. Die dadurch entstehenden "Riesenzellen" sind namensgebend für die Gefäßentzündung.
Ja, bei der Riesenzellarteriitis liegt eine überschießende Immunreaktion vor, durch die die Abwehrkräfte körpereigene Gefäße oberhalb der Aorta angreifen.
Was ist eine Riesenzellarteriitis?
Eine Riesenzellarteriitis (RZA) – auch Arteriitis temporalis oder Morbus Horton – ist eine chronische Entzündung der Innenwand von Blutgefäßen. Es handelt sich um eine autoimmunbedingte Gefäßentzündung (Vaskulitis). Somit gehört die Erkrankung dem rheumatischen Formenkreis an.
Das körpereigene Immunsystem greift bei RZA die mittelgroßen und großen Arterien vor allem oberhalb der Aorta an. Das ist die Hauptschlagader, die vom Herzen aus abwärts verläuft. Betroffen sind deshalb zumeist Gefäße im Bereich des Kopfes oder der Arme.
Namensgebend sind die Riesenzellen, die bei der Erkrankung entstehen können, wenn Makrophagen (Zellen des Immunsystems) miteinander zu kleinen Körnchen (Granulomen) verschmelzen. Patient*innen sind meistens über 50 Jahre alt. Frauen sind zwei- bis dreimal häufiger betroffen als Männer.
RZA tritt häufig im Zusammenhang mit Polymyalgia rheumatica (PR) auf, einer weiteren Autoimmunerkrankung: Etwa die Hälfte der Betroffenen leidet auch unter PR, während gut ein Viertel der Menschen mit Polymyalgia rheumatica auch an RZA erkrankt.
Arteriitis temporalis: Symptome der Riesenzellenarteriitis
Eine Riesenzellenarteriitis beginnt in drei von vier Fällen mit Kopfschmerzen, die sich ähnlich wie Migräne pochend anfühlen und einseitig auftreten.
Auch weitere unspezifische Symptome können sich zeigen, wie:
- erhöhte Körpertemperatur
- Fieber
- Erschöpfung (Fatigue)
- Gewichtsverlust
Darüber hinaus kann die Riesenzellenarteriitis Symptome wie eine geschwollene Schläfenarterie, Schmerzen im Bereich des Kopfes oder der Arme bei Belastung sowie Sehstörungen auslösen. Schlimmstenfalls kann es zu vorübergehender (Amaurosis fugax) oder dauerhafter Erblindung kommen. Eine RZA stellt daher immer einen medizinischen Notfall dar.
Ursachen: Was löst Riesenzellarteriitis aus?
Die Riesenzellarteriitis tritt aus bislang noch ungeklärter Ursache auf. Fachleute vermuten eine genetische Veranlagung. Als krankheitsauslösend gelten Infektionen mit Bakterien und Viren, die eine überschießende Reaktion des Immunsystems auslösen.
Dazu gehören beispielsweise Infektionskrankheiten wie:
Wie wird die Arteriitis temporalis diagnostiziert?
Um eine RZA zu diagnostizieren, sind zunächst ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung notwendig. Bei Verdacht auf eine Riesenzellarteriitis werden Blutwerte kontrolliert. Eine mögliche Entzündung im Gefäß lässt sich zudem durch eine Bildgebung mit einer oder mehreren der folgenden Methoden darstellen:
- Positron-Emissions-Tomographie mit Computertomographie (PET-CT)
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Angiographie
- Computertomographie (CT)
- Ultraschall
Lässt sich keine eindeutige Diagnose durch ein bildgebendes Verfahren stellen, erfolgt die Entnahme einer Gewebeprobe (Biopsie).
Riesenzellarteriitis: Therapie der Gefäßentzündung
Bei einer Riesenzellarteriitis ist eine langfristige Behandlung mit Glukokortikoiden (Kortison) erforderlich. Die Dosierung hängt vom Körpergewicht ab. Über den Verlauf einiger Wochen und Monate wird die Dosis schrittweise verringert. Bei einer Kortisontherapie sollte der ärztliche Behandlungsplan streng eingehalten werden.
Reicht die Wirkung von Kortison nicht aus, können ergänzend die Wirkstoffe Tocilizumab oder Methotrexat (MTX) zum Einsatz kommen.
Riesenzellarteriitis: Verlauf und Prognose
Eine Riesenzellarteriitis führt unbehandelt in einem von fünf Fällen zur Erblindung. Doch auch bei einer angemessenen Therapie können Betroffene noch ihre Sehkraft verlieren. Weitere mögliche Komplikationen sind:
- Amaurosis fugax, also plötzliche, zeitlich limitierte Erblindung
- Bildung von Blutgerinnseln, dadurch z. B. Schlaganfall oder Herzinfarkt
- Riss der Aorta (Aortendissektion)
Die notwendige Dauertherapie mit Kortison kann das Risiko erhöhen, an Osteoporose und Diabetes zu erkranken. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind daher unerlässlich.
Prognose bei Riesenzellarteriitis
Eine Riesenzellarteriitis ist gut behandelbar. Nach sechs bis 24 Monaten sind die meisten Betroffenen bei geeigneter Therapie beschwerdefrei. Ein Wiederaufflammen der Erkrankung ist selten.
Bei Komplikationen, etwa einem Herzinfarkt, kann die Riesenzellarteriitis tödlich sein. In den ersten Jahren nach der Diagnose ist das Sterberisiko erhöht, was sich negativ auf die Lebenserwartung auswirken kann.