Ein Arzt betrachtet das Bein eines Patienten.
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Restless-Legs-Syndrom (RLS, unruhige Beine)

Von: Onmeda-Redaktion, Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 12.01.2022

Das Restless-Legs-Syndrom ist unangenehm und kann den Alltag stark belasten. Die Erkrankung trifft Frauen häufiger als Männer und scheint sich eher mit zunehmendem Alter zu entwickeln. Welche Symptome typisch sind und was hilft.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Restless-Legs-Syndrom (RLS, unruhige Beine)

Das Restless-Legs-Syndrom, also das Syndrom der "unruhigen Beine", ist eine neurologische Erkrankung, die sich vor allem durch einen unbändigen Bewegungsdrang der Beine auszeichnet. Der Bewegungsdrang tritt dabei hauptsächlich in Ruhe auf – vor allem abends und nachts. Begleitend kommt es oft zu Missempfindungen in den Beinen.

Restless-Legs-Syndrom: Ursachen

Die eigentlichen Ursachen für das Restless-Legs-Syndrom (RLS, unruhige Beine) sind nicht bekannt. Wahrscheinlich ist bei den Betroffenen die Übertragung von Nervensignalen beziehungsweise der Dopamin-Stoffwechsel im Gehirn gestört. Dopamin ist ein Botenstoff, der an der Erregungsleitung zwischen Nervenzellen beteiligt ist. Darüber hinaus könnten Störungen im Kleinhirn und im Hirnstamm bei der Entstehung der unruhigen Beine eine Rolle spielen.

In mehr als 50 Prozent der Fälle tritt das Restless-Legs-Syndrom in der Familie gehäuft auf. Man geht deshalb davon aus, dass es erbliche Einflüsse gibt. Inzwischen sind mehrere Gene bekannt, die bei der Erkrankung eine Rolle zu spielen scheinen. Wie diese jedoch genau aussieht, ist allerdings noch unklar.

Grundsätzlich lassen sich beim Restless-Legs-Syndrom zwei Formen unterscheiden: das idiopathisches Restless-Legs-Syndrom und das sekundäres Restless-Legs-Syndrom. Beim idiopathischen RLS sind die Ursachen der Erkrankung unbekannt.

Das sekundäre Restless-Legs-Syndrom hingegen ist die Folge einer anderen Grunderkrankung oder einer Veränderung des Stoffwechsels beziehungsweise der Physiologie, so zum Beispiel bei:

Auch die Einnahme von Medikamenten (z. B. bestimmte Wirkstoffe gegen Übelkeit oder Depressionen) kann Restless-Legs-Beschwerden hervorrufen. In solchen Fällen sollte nach ärztlicher Absprache möglichst auf ein anderes Medikament gewechselt werden.

Wie häufig kommt das Restless-Legs-Syndrom vor?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen: Es kommt bei etwa 3 bis 10 Prozent der Bevölkerung vor und entwickelt sich insgesamt eher mit zunehmendem Alter. Die unruhigen Beine treten bei Frauen häufiger auf als bei Männern.

Nur 2 bis 3 Prozent der Betroffenen haben ein schwer ausgeprägtes Restless-Legs-Syndrom, das mit Medikamenten behandelt werden muss.

Eher selten tritt das Restless-Legs-Syndrom bereits im Kindes- und Jugendalter auf. Bei jungen Betroffenen wird die Erkrankung jedoch nicht immer gleich als Ursache der Beschwerden erkannt. Stattdessen werden als Diagnose unter Umständen Wachstumsschmerzen oder eine Hyperaktivität vermutet.

Historisches

Der englische Arzt Thomas Willis beschrieb 1685 erstmals die Symptome des Restless-Legs-Syndroms. Aber erst 1945 führte der schwedische Arzt Karl Axel Ekbom es als eigenständiges Krankheitsbild in die Literatur ein. Der englische Begriff "Restless Legs" beschreibt dabei das Hauptsymptom der Erkrankung: die unruhigen Beine.

Restless-Legs-Syndrom: Symptome

Typisches Anzeichen für das Restless-Legs-Syndrom sind vor allem unruhige Beine. Betroffene verspüren einen nicht zu bändigenden Bewegungsdrang der Beine. Oft wird dieser von Missempfindungen wie einem Ziehen, Reißen oder Kribbeln in den Beinen begleitet. Aber auch krampfähnliche Beschwerden oder Schmerzen können auftreten.

Der Bewegungsdrang äußert sich dabei meist durch ein unangenehmes bis qualvolles Gefühl von Unruhe, Spannung und/oder Druck tief in den Beinen. Häufig fällt es Betroffenen schwer, dieses Gefühl genau zu beschreiben, da es dafür kein wirklich passendes Wort gibt. Bewegung lindert die Missempfindungen beim Restless-Legs-Syndrom nur kurzzeitig.

Betroffene empfinden die Beschwerden zudem sehr unterschiedlich. Bei manchen Menschen mit Restless-Legs-Syndrom treten die Symptome einseitig, beidseitig oder abwechselnd auf beiden Seiten auf. Teilweise ruft das Restless-Legs-Syndrom zusätzlich auch Symptome in den Armen oder anderen Körperregionen hervor.

Die Restless-Legs-Symptome beginnen und verschlechtern sich in der Regel, wenn der Körper in Ruhe ist, also im Sitzen oder Liegen. Sie treten vor allem am Abend oder in der Nacht auf und führen daher oft zu Problemen beim Einschlafen und Durchschlafen. Das Restless-Legs-Syndrom kann sich in der Folge auch durch Symptome wie Erschöpfung, Müdigkeit am Tag und Leistungseinbrüche äußern.

Das Restless-Legs-Syndrom kann auch in erzwungenen Ruhesituationen auftreten. Damit sind Situationen gemeint, bei denen man längere Zeit mehr oder weniger reglos sitzen muss (wie bei einem Kinobesuch oder einer langen Auto-, Zug- oder Flugreise). Auf diese Weise wirkt sich die Erkrankung bei vielen Betroffenen auch auf das Freizeitverhalten aus, wenn versucht wird, solche Situationen zu vermeiden.

Restless-Legs-Syndrom: Diagnose

Beim Restless-Legs-Syndrom (RLS, unruhige Beine) stellt man die Diagnose in erster Linie anhand der Symptome. Vier Kriterien müssen erfüllt sein:

  • Bewegungsdrang in den Beinen (evtl. auch in den Armen), meist gleichzeitig mit Missempfindungen oder Schmerzen
  • Bewegungsdrang tritt ausschließlich in Ruhe und Entspannung auf bzw. verstärkt sich in Ruhesituationen
  • Bewegungsdrang lässt sich kurzfristig durch Bewegung lindern oder stoppen
  • Beschwerden treten vor allem abends oder nachts auf

Zusätzliche Anzeichen, die auf das Restless-Legs-Syndrom hindeuten und die Diagnose unterstützen können, sind:

  • bekannte Fälle von RLS in der Familie
  • Verbesserung der Beschwerden bei einer Behandlung mit L-Dopa oder Dopaminagonisten (L-Dopa-Test)
  • periodische Beinbewegungen, die während des Schlafs auftreten, oder auch wenn Betroffene wach sind

In manchen Fällen führt der Arzt oder die Ärztin bei Verdacht auf das Restless-Legs-Syndrom zur Diagnose den sogenannten L-Dopa-Test durch. Hierbei erhalten Betroffene den Wirkstoff L-Dopa. Verbessern sich die Symptome, kann dies die Diagnose bestärken. Verbessern sich die Beschwerden nicht, kann das ein Restless-Legs-Syndrom allerdings auch nicht sicher ausschließen.

Um festzustellen, ob eine andere Erkrankung Auslöser der unruhigen Beine ist, können außerdem folgende Untersuchungen infrage kommen:

Restless-Legs-Syndrom: Therapie

Beim Restless-Legs-Syndrom unterscheidet sich die Therapie abhängig davon, wie stark die Beschwerden und der Leidensdruck sind und ob ein Auslöser festgestellt werden kann. Ist das Restless-Legs-Syndrom die Folge einer Erkrankung (z. B. Diabetes mellitus), sollte diese angemessen behandelt werden.

Entstehen die Restless-Legs-Symptome durch einen Mangel, kann ein Ausgleich die Beschwerden oft beheben (z. B. bei Eisenmangel, einem Mangel an Vitamin B12 oder Folsäure).

Manchmal ist der Auslöser der Beschwerden auch vorübergehend, etwa bei einer Schwangerschaft.

In manchen Fällen rufen Medikamente die Restless-Legs-Symptome hervor oder verstärken diese. Dann sollte man Rücksprache mit dem Arzt oder der Ärztin halten und herausfinden, ob ein alternatives Präparat infrage kommt.

Medikamenten gegen das Restless-Legs-Syndrom

Nur etwa 2 bis 3 Prozent der Menschen mit Restless-Legs-Syndrom benötigen spezielle Medikamente. Meist ist das der Fall, wenn sich nicht feststellen lässt, dass die Beschwerden die Folge einer anderen Erkrankung oder eines Mangels sind oder die Beschwerden sehr stark sind.

In solchen Fällen eignet sich eine Behandlung mit dem Wirkstoff Levodopa (L-Dopa) beziehungsweise mit der Wirkstoffkombination Levodopa und Benserazid. Auch eine Therapie mit sogenannten Dopaminagonisten wie Ropinirol, Rotigotin oder Pramipexol ist möglich.

Die Behandlung mit L-Dopa ist im Prinzip eine Art Dopamin-Ersatztherapie. Wirkstoffe aus der Gruppe der Dopaminagonisten ahmen dagegen Dopamin nach und rufen so eine dopaminartige Wirkung hervor.

Zeigen die Dopaminagonisten keine ausreichende Wirkung oder treten zu starke Nebenwirkungen auf, setzen einige Ärzte auch Opioide wie Oxycodon oder Antiepileptika wie Pregabalin oder Gabapentin ein. Diese Wirkstoffe können die Symptome bei stark ausgeprägtem und sehr schmerzhaftem Restless-Legs-Syndrom in Einzelfällen lindern.

Im Unterschied zu L-Dopa und bestimmten Dopaminagonisten sind sie aber in Deutschland nicht offiziell für die RLS-Therapie zugelassen. Dennoch können diese Wirkstoffe für einen "Off-Label-Use" bei Restless-Legs-Syndrom verschrieben werden, also für einen "nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch".

Mögliche Komplikation: Augmentation

Im Laufe der Therapie mit Levodopa (L-Dopa) oder Dopaminagonisten kann es manchmal passieren, dass sich die Symptome plötzlich verstärken oder die Beschwerden früher einsetzen, obwohl sich an der Behandlung nichts geändert hat. Mediziner bezeichnen das als Augmentation. Mitunter breiten sich die Symptome auch auf andere Körperbereiche aus. Entwickelt sich solch eine Augmentation, stellt man die Therapie um.

Was Sie selbst tun können

Bei leichteren Restless-Legs-Fällen lassen sich die Beschwerden oft schon mit einfachen Maßnahmen lindern, wie zum Beispiel:

  • durch eine ausgewogene Ernährung, die ausreichend Eisen, Vitamin B12 und Folsäure enthält
  • Wechselduschen (immer mit Kalt aufhören)
  • Fußbäder
  • warme oder kalte Wadenwickel
  • Beine massieren
  • Sport/Gymnastik
  • Dehnübungen der Beine
  • einige Stunden vor dem Schlafengehen auf "Wachmacher" verzichten, wie z. B.
    • anstrengende körperliche Arbeit
    • Nikotin
    • Alkohol
    • koffeinhaltige Getränke (wie Kaffee, schwarzer Tee, Cola-Limonaden, Energy-Drinks)
  • auf Mittagsschlaf verzichten (das mittägliche Nickerchen kann den Nachtschlaf stören)
  • vor dem Schlafengehen zur Ruhe kommen