Bild von Beinen einer Person im Bett, die unter dem Restless-Legs-Syndrom leidet.
© Getty Images/bymuratdeniz

Restless-Legs-Syndrom: Symptome und was tun beim RLS?

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.01.2025

Wer nachts ziehende Schmerzen in den Beinen hat, leidet womöglich unter dem Restless-Legs-Syndrom (RLS). Betroffene haben typischerweise unruhige Beine, also einen unangenehmen Bewegungsdrang der unteren Extremitäten. Was sind Ursachen des Restless-Legs-Syndroms und welche Behandlung hilft?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Restless-Legs-Syndrom

Beim Restless-Legs-Syndrom treten quälender Bewegungsdrang und Missempfindungen auf. Die Symptome betreffen vorwiegend die Beine. 

Gegen die Symptome des Restless-Legs-Syndroms helfen Sofortmaßnahmen wie Ablenkung sowie körperliche und mentale Aktivität. Etwa ein Drittel der Betroffenen benötigt eine medikamentöse Behandlung.

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine eigenständige Krankheit und keine Vorstufe von Parkinson. Betroffene von Parkinson haben jedoch ein erhöhtes Risiko, am RLS zu erkranken.

Unruhige Beine können aufgrund von psychischen Belastungen wie anhaltenden Stress begünstigt, aber nicht ausgelöst werden. 

Was ist das Restless-Legs-Syndrom?

Das Restless-Legs-Syndrom (auf Deutsch: unruhige-Beine-Syndrom) ist eine neurologische Erkrankung. Betroffene leiden vor allem unter einem unangenehmen Bewegungsdrang in den unteren Extremitäten. Insbesondere nachts kommt es zu ziehenden Schmerzen in den Beinen. Die Symptome werden von vielen Patient*innen als quälend empfunden. Sie können sowohl die Schlaf- als auch die Lebensqualität stark einschränken. Eine ärztliche Abklärung und Behandlung ist daher ratsam.

Schätzungsweise fünf bis zehn von 100 Menschen erkranken am RLS. Frauen sind zweimal häufiger betroffen als Männer. Ein erhöhtes Risiko haben insbesondere Personen mit Schlafstörungen.

Restless-Legs-Syndrom: Durch welche Symptome äußert sich das RLS?

Das Restless-Legs-Syndrom beginnt in der Regel schleichend. Namensgebend sind die charakteristischen Bewegungsstörungen, die

  • vor allem die Beine betreffen, insbesondere die Unterschenkel, aber auch an den Armen auftreten können.
  • sich vornehmlich in Ruhe zeigen, also im Sitzen oder Liegen.
  • erst am Abend und/oder in der Nacht auftreten.
  • sich bei mentaler oder körperlicher Aktivität verbessern.

Neben einem quälenden Bewegungsdrang leiden Betroffene auch unter Missempfindungen wie Brennen, Kribbeln oder ziehenden Schmerzen in den Beinen im Sitzen oder Liegen. Zudem können unwillkürliche Beinbewegungen auftreten, sowohl im Wachzustand als auch im Schlaf. Die Symptome können einseitig auftreten und die Seiten wechseln, aber auch beidseitig.

Das RLS wirkt sich häufig negativ auf die Lebensqualität aus und begünstigt Schlafprobleme wie Ein- oder Durchschlafstörungen. Tagesmüdigkeit und Gereiztheit sind mögliche Folgen.

Restless-Legs-Syndrom: Ursachen des RLS

Der genaue Entstehungsmechanismus der Erkrankung ist noch nicht abschließend geklärt. Nicht immer lässt sich eine konkrete Ursache ausmachen. Sehr wahrscheinlich gibt es einen Zusammenhang mit dem Eisenstoffwechsel sowie den Botenstoffsystemen des Nervensystems. Beteiligt wäre demzufolge auch der als Glückshormon bekannte Botenstoff Dopamin.

Bei drei bis fünf von zehn Betroffenen liegt eine genetische Veranlagung vor. Zudem kann das Restless-Legs-Syndrom durch eine Schwangerschaft oder Vorerkrankungen ausgelöst werden. Dazu zählen:

Darüber hinaus können bestimmte Medikamente das RLS verursachen, beispielsweise Neuroleptika und Antidepressiva gegen psychische Erkrankungen, Antiemetika gegen Übelkeit sowie die Droge Ecstasy.

Welche Risikofaktoren begünstigen das RLS?

Diverse Vorerkrankungen und Verhaltensweisen können das Risiko erhöhen, am Syndrom der unruhigen Beine zu erkranken. Neben Rauchen, Alkohol- und Kaffeekonsum gehören dazu auch:

Dass das Restless-Legs-Syndrom auf psychische Ursachen als alleinige Auslöser zurückgeht, ist bislang nicht bestätigt.

Restless-Legs-Syndrom: Was hilft gegen unruhige Beine?

Beim Restless-Legs-Syndrom kommen zunächst nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden zum Einsatz. Oftmals bessern sich die akuten Beschwerden durch Ablenkung, körperliche oder mentale Aktivität.

Wie erfolgt die nicht-medikamentöse Behandlung des RLS?

Betroffene sollten Alkohol, Kaffee und Zigaretten meiden. Zudem sollten Patient*innen versuchen, einen geregelten Schlafrhythmus einzuhalten. Weitere Möglichkeiten zur Therapie des Restless-Legs-Syndroms sind:

  • transkutane spinale Gleichstromstimulation: Bei dieser Behandlungsmethode werden die Nerven über Elektroden auf der Haut mit minimalem Gleichstrom stimuliert. Dadurch lässt sich eine übermäßige Aktivität im Rückenmark reduzieren.

  • leichte Bewegung: Sanftes Training, etwa in Form von Yoga, Tai-Chi oder auch Spaziergängen und Radfahren, kann die Beschwerden reduzieren. 

  • Infrarotlicht-Therapie: Die Bestrahlung der Beine und Füße mit Infrarotlicht verbessert die Durchblutung.

Liegt dem Restless-Legs-Syndrom eine Erkrankung zugrunde, beispielsweise ein Eisenmangel oder eine Niereninsuffizienz, sollte diese entsprechend behandelt werden. Medikamente, die das RLS auslösen können, werden nach Möglichkeit in ärztlicher Rücksprache abgesetzt oder durch andere Wirkstoffe ersetzt. Betroffene sollten jedoch nie eigenmächtig die Einnahme eines verordneten Präparates beenden.

Restless-Legs-Syndrom mit Medikamenten behandeln

Etwa ein Drittel der Patient*innen leidet unter so starken Beschwerden des Restless-Legs-Syndroms, dass sie Medikamente verordnet bekommen. Die Therapie erfolgt zumeist mit einem Dopaminagonisten. Diese Wirkstoffe gleichen einen Dopaminmangel aus. Da sie Übelkeit verursachen können, kann anfangs eine ergänzende Behandlung mit Domperidon erfolgen, das der Begleiterscheinung entgegenwirkt.

Früher wurde das RLS zudem mit L-Dopa – auch Levodopa – behandelt, einer Vorstufe von Dopamin. Darunter kam es aber verhältnismäßig häufig zu einer Verschlechterung (Augmentation) der Symptome. Daher wird L-Dopa beim RLS heute kaum noch verschrieben.

Eine Behandlung mit Dopaminagonisten kann jedoch ebenso eine Augmentation zur Folge haben. In solchen Fällen kommen stattdessen andere Wirkstoffe im Rahmen des Off-Label-Use zum Einsatz. Das bedeutet, dass diese Medikamente eigentlich nicht zur Behandlung dieses Krankheitsbildes zugelassen sind. In begründeten Ausnahmen können sie aber dennoch verordnet werden. Es handelt sich um:

  • Antikonvulsiva (Medikamente gegen Epilepsie)
  • Opioide (starke Mittel zur Schmerztherapie)
  • Gabapentinoide (Wirkstoffe zur Behandlung von epileptischen Anfällen und Nervenschmerzen)

Unruhige Beine nachts: Helfen Hausmittel?

Die Wirkung von Hausmitteln ist in der Regel nicht wissenschaftlich nachgewiesen. Manche Betroffene verspüren jedoch Linderung durch folgende Maßnahmen:

  • Dehnübungen
  • Massagen
  • kalte oder warme Bäder
  • kühlende Gels
  • Bandagen

Diagnose: Wie wird das Restless-Legs-Syndrom festgestellt?

Das Restless-Legs-Syndrom ist eine neurologische Erkrankung. Daher ist eine Abklärung in einer fachärztlichen Praxis ratsam. Neben einem ärztlichen Gespräch und einer körperlichen Untersuchung ordnen Ärzt*innen meist weitere Verfahren an:

  • Bluttests
  • Elektromyographie, um die Muskelaktivität zu überprüfen
  • Elektroneurographie zur Feststellung der Nervenleitgeschwindigkeit

Sind Kinder betroffen oder gibt es Hinweise auf Atmungsstörungen (Schlafapnoe) während des Schlafs, ist zudem eine Polysomnographie angezeigt, also eine Untersuchung im Schlaflabor. Ein eindeutiger Nachweis des RLS liegt vor, wenn sich die Symptome unter einer Behandlung mit dem Wirkstoff L-Dopa bessern.

Verlauf und Prognose: Restless-Legs-Syndrom

Es handelt sich um eine chronische Erkrankung, die sich über mehrere Jahre entwickeln und sich im Krankheitsverlauf verschlimmern kann. Typischerweise kommen zu Beginn des RLS Beschwerden nur abends und nachts vor. Im weiteren Verlauf leiden Betroffene häufig auch tagsüber unter unruhigen Beinen. 

Ist eine bekannte Ursache wie eine Erkrankung der Auslöser, bessern sich die Symptome des Restless-Legs-Syndroms meist mit der Behandlung dieser. Bei unbekannter Ursache lassen sich die Symptome meist durch medikamentöse und nicht-medikamentöse Behandlungsmaßnahmen auf ein erträgliches Maß reduzieren. Bei einer Schwangerschaft als Auslöser verschwindet das Restless-Legs-Syndrom in der Regel nach der Geburt von allein.