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Reisedurchfall (Reisediarrhö)

Von: Onmeda-Redaktion
Letzte Aktualisierung: 18.03.2021

Wer von einer Reise träumt, stellt sich meistens Sommer, Sonne und Erholung vor. An unliebsame Überraschungen wie zum Beispiel Reisedurchfall (Reisediarrhö) denkt dabei niemand gern. Doch vor allem bei Reisen in Tropenländern ist Reisedurchfall keine Seltenheit.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Überblick

Reisedurchfall ist meist harmlos – aber unangenehm. Viele Faktoren können eine Reisediarrhö begünstigen:

  • ungewohnte Nahrungsmittel (z.B. scharf gewürzte Speisen),
  • schlechte Hygienebedingungen (z.B. Schimmelpilze, verunreinigtes Trinkwasser),
  • Stress durch Reisevorbereitungen,
  • Klimawechsel oder
  • Zeitumstellung.

Reisedurchfall kann während, aber auch kurz nach einer Reise auftreten. Auslöser sind sehr häufig Infektionen durch Bakterien oder Viren.

Der Reisende nimmt die Krankheitserreger mit der Nahrung oder dem Trinkwasser auf. Die Folgen zeigen sich innerhalb weniger Stunden oder erst nach mehreren Tagen: Der Stuhl wird ungeformt bis flüssig und tritt häufiger als dreimal täglich auf. In schweren Fällen können neben einer Reisediarrhö auch weitere Beschwerden auftreten, etwa Bauchschmerzen, Erbrechen, Fieber sowie Schleim oder Blut im Stuhl.

Ob Reisedurchfall auftritt, hängt vor allem auch von Region und Art der Reise ab. In Asien, Afrika, Mexiko, Süd- und Mittelamerika ist das Risiko für Reisedurchfall besonders hoch.

Wer Reisedurchfall hat, fühlt sich kraftlos und niedergeschlagen. Dieser Zustand wird durch den Verlust von Wasser und Salzen (Elektrolyte) hervorgerufen, der sich auf alle Organe auswirkt. Wichtigste Gegenmaßnahme ist es, den Wasser- und Salzverlust wieder auszugleichen. Eine besondere Ernährung müssen Sie bei einer Reisediarrhö nicht einhalten – Sie sollten auf jeden Fall vermehrt trinken (z.B. leicht gesüßten Tee) und normal weiteressen. Fette, schwere und belastende Mahlzeiten sind allerdings bei einer Reisediarrhö nicht empfehlenswert.

Bei schwereren Durchfällen kann der Flüssigkeitsverlust auch mit einer zuckerhaltigen Elektrolytlösung zur "oralen Rehydratation" ausgeglichen werden. Je nach Ursache können zur Behandlung von Reisedurchfall auch Medikamente zum Einsatz kommen.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Definition

Von Reisedurchfall (Reisediarrhö) spricht man, wenn ein Reisender häufiger als dreimal pro Tag Stuhlgang hat und der Stuhl ungeformt und breiig bis wässrig ist. Der Durchfall ist keine eigene Erkrankung, sondern das Symptom einer Infektion des Magen-Darm-Trakts durch Viren, Bakterien oder in seltenen Fällen auch Parasiten, Würmer oder Pilze.

Die Krankheitserreger gelangen mit verunreinigten Lebensmitteln oder Trinkwasser in das Verdauungssystem des Reisenden. Tritt der Durchfall als einzige Beschwerde auf, gilt er als harmlos und lässt sich in der Regel mit einfachen Mitteln wie vermehrter Flüssigkeitsaufnahme (z.B. durch leicht gesüßten Tee) und Zwieback bekämpfen.

Ernster sind Reisedurchfälle, die krampfartige Schmerzen in Magen und Darm sowie Erbrechen verursachen. In diesen Fällen sollten Sie sofort einen Arzt aufsuchen. Dasselbe gilt bei Fieber, Kreislaufproblemen sowie schleimigem oder blutigem Stuhl.

Häufigkeit

Wie viele Reisende von Reisedurchfall betroffen sind, ist vor allem von Region und Reiseart abhängig. In tropischen oder subtropischen Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen erleiden etwa drei bis fünf von zehn Reisenden eine Reisediarrhö. Kinder und ältere Personen, chronisch Kranke und Schwangere sind besonders anfällig für Durchfallerkrankungen, da ihr Immunsystem die Krankheitserreger weniger gut bekämpfen kann. Auch Rucksackreisende, die sich in entlegenen Gebieten mit geringem Hygiene-Standard aufhalten, sind häufiger von Reisedurchfall geplagt.

Vorkommen

Das Risiko, als Reisender Durchfall zu bekommen, hängt vor allem vom besuchten Land ab. In Nord- und Zentraleuropa, in den USA, Kanada, Australien und Neuseeland ist die Gefahr eines Reisedurchfalls gering. In wärmeren Ländern steigt die Wahrscheinlichkeit, von Durchfällen betroffen zu sein. Besonders häufig leiden Reisende in Mittel- und Südamerika, Afrika, Indien und Südostasien daran.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Ursachen

Reisedurchfall (Reisediarrhö) kann verschiedene Ursachen haben. Meist wird Reisedurchfall durch Bakterien (vornehmlich Kolibakterien, Shigellen und Salmonellen) ausgelöst, aber auch Viren (z.B. Norovirus oder Rotavirus) und Parasiten wie Amöben (Erreger der Amöbenruhr) kommen als Ursachen infrage. Diese gelangen mit der Nahrung oder dem Trinkwasser in den Körper. Häufig sind in vielen Reiseländern Leitungswasser, ungekochtes Gemüse sowie ungeschältes Obst verunreinigt. Auch rohes Fleisch kann Krankheitserreger übertragen, die zu Reisedurchfall führen.

Im Magen-Darm-Trakt angekommen, können die Krankheitserreger eine Infektion auslösen, die mit Durchfällen verbunden ist. Der Reisedurchfall tritt, je nach Erreger, wenige Stunden oder mehrere Tage nach der Infektion auf.

Die Wahrscheinlichkeit, mit Erregern von Reisediarrhö in Berührung zu kommen, ist in Entwicklungs- und Schwellenländern wesentlich größer als in westlichen Industriestaaten. Auch bei Reisen mit geringem Hygiene-Standard (z.B. bei Rucksackreisen) oder in Gruppen ist das Infektionsrisiko für eine Durchfallerkrankung erhöht.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Symptome

Personen, die unter Reisedurchfall (Reisediarrhö) leiden, haben häufiger als dreimal täglich Stuhlgang. Der Stuhl ist weich und ungeformt bis flüssig und riecht sehr unangenehm.

Aber auch andere Symptome, wie Blähungen und Appetitlosigkeit, können bei einer Reisediarrhö auftreten. In schweren Fällen oder bei andauerndem Reisedurchfall kommen weitere Beschwerden hinzu, so zum Beispiel

Bei leichtem Reisedurchfall bleiben die Stuhlveränderungen in der Regel die einzigen Symptome.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Diagnose

Hält der Reisedurchfall (Reisediarrhö) länger als zwei bis drei Tage an oder zeigen sich ernsthafte Beschwerden, ist es empfehlenswert, einen Arzt aufzusuchen. Dieser kann anhand einer Stuhlprobe die Diagnose stellen. In etwa zwei von drei Fällen lässt sich der Krankheitserreger in der Stuhlprobe nachweisen. Der Erregernachweis gelingt umso besser, je frischer der Stuhl ist. Daher ist es am besten, für die Stuhlprobe die Labortoilette zu benutzen.

Bei Aufenthalten in den Tropen, also in Ländern entlang des Äquators, ist zudem eine Blutuntersuchung ratsam. Durch sie kann ausgeschlossen werden, dass der Reisende an einer ernsthaften Krankheit wie Cholera oder Typhus leidet. Ist die Blutanalyse nicht vor Ort möglich, kann man die Diagnose nach der Reise zu Hause nachholen. Liegt dem Durchfall eine ernsthafte Erkrankung zugrunde, muss diese behandelt werden.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Therapie

Bei Reisedurchfall (Reisediarrhö) richtet sich die Therapie unter anderem nach der Schwere der Erkrankung. In den meisten Fällen klingt Reisedurchfall nach einigen Tagen von selbst wieder ab.

Durchfall entzieht dem Körper Flüssigkeit und Mineralstoffe. Bei Reisedurchfall sollten Sie daher immer umgehend Gegenmaßnahmen ergreifen und die verlorene Flüssigkeit ersetzen – egal, welche Ursache der Durchfall hat.

Besonders Kindern, Schwangeren, abwehrgeschwächten oder älteren Menschen drohen ohne einen sofortigen Flüssigkeitsausgleich ernsthafte Kreislaufprobleme.

Elektrolytersatz

In harmlosen Fällen lässt sich der Flüssigkeitsverlust durch Elektrolyt-Pulver oder fertige Elektrolyt-Lösungen aus der Apotheke ausgleichen (Wirkstoff Dinatriumhydrogencitrat). Sie enthalten unter anderem Glukose (Traubenzucker), Natriumchlorid (Kochsalz) und Kaliumchlorid. Das Pulver kann in abgekochtem Wasser aufgelöst werden. Jede Stunde sollte ein viertel Liter der Lösung getrunken werden. Ein hellgelber Urin weist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr hin. Trinkt der Erkrankte zu wenig, ist der Urin tief gelb gefärbt.

Gibt es im Reiseland keine Elektrolyt-Pulver zu kaufen, können Sie eine Lösung auch selbst herstellen. Dabei kommen auf einen Liter abgekochtes Wasser:

  • 5 Esslöffel Zucker
  • 1,5 gestrichene Esslöffel Salz und
  • ein Glas Orangensaft

Leicht verdauliche Speisen

Da fettige schwere Speisen den Durchfall verschlimmern können, sollten Sie auf eine bekömmliche Diät achten (sog. Schonkost). In den ersten zwei Tagen sollte sich der Reisende mit leicht gesüßten Tees, dünnen Brühen, Salzstangen, Joghurt und Zwieback begnügen. Koffein und Alkohol sollten Sie meiden.

Am dritten Tag können auch Reis oder Kartoffeln auf dem Speiseplan stehen. Ab Tag vier ist ein langsamer Übergang zu normaler Kost möglich. Kinder unter zwei Jahren sollten während des Durchfalls spezielle Nahrung aus der Apotheke oder Drogerie bekommen.

Video: Sechs Tipps für eine magenbekömmliche Kost

Arzneimittel

In der Regel ist bei einer Reisediarrhö keine Behandlung mit Medikamenten erforderlich. Bei bakteriellen Durchfallerkrankungen kommen Antibiotika nur dann zum Einsatz, wenn die Krankheit schwer verläuft, das heißt mit blutigen Durchfällen oder Fieber. Auch bei Säuglingen oder alten Menschen kann eine Behandlung mit Antibiotika sinnvoll sein. Wenn die Reisediarrhö durch einzellige Parasiten, wie zum Beispiel Amöben, verursacht wird, stehen antiparasitär wirksame Medikamente wie Metronidazol zur Verfügung.

Medikamente, die den Durchfall stoppen, sollten Sie nur kurzfristig einsetzen, etwa um eine Busfahrt zu überstehen. Mittel mit dem Wirkstoff Loperamid unterdrücken zwar vorübergehend den Durchfall, indem sie die Darmbewegung verlangsamen. Dadurch können sich jedoch die verursachenden Krankheitserreger im Darm vermehren, was bei längerer Einnahme die Beschwerden verschlimmern kann. Der Wirkstoff Racecadotril hingegen hat keinen Einfluss auf die Darmbewegung. Stattdessen verhindert er, dass zusätzlich Wasser und Elektrolyte von den Darmzellen ins Darminnere abgegeben werden.

Nehmen Sie Loperamid oder Racecadotril ohne ärztlichen Rat nicht über einen längeren Zeitraum ein und verzichten Sie darauf, wenn sich Blut im Stuhl befindet oder wenn Sie Fieber haben.

Tritt trotz der genannten Maßnahmen nach zwei bis drei Tagen keine Besserung ein oder haben Sie starke Beschwerden, sollten Sie in jedem Fall einen Arzt aufsuchen.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Verlauf

In den meisten Fällen nimmt Reisedurchfall (Reisediarrhö) einen milden Verlauf: Nach etwa drei bis vier Tagen gibt er sich von selbst. Je nachdem, welcher Krankheitserreger für den Reisedurchfall verantwortlich ist, kann sich jedoch im weiteren Verlauf auch eine ernstere Durchfallerkrankung (z.B. bakterielle Ruhr, Amöbenruhr, Cholera) entwickeln.

Tritt nach zwei bis drei Tagen keine merkliche Besserung ein beziehungsweise treten zusätzlich Schmerzen und Fieber auf, sollten Sie einen Arzt aufsuchen. Das gleiche gilt, wenn der Reisedurchfall blutig oder schleimig ist, Sie häufig erbrechen müssen oder Sie sich sehr schwach fühlen.

Reisedurchfall (Reisediarrhö): Vorbeugen

Der einfachste Leitfaden, wie Sie einem Reisedurchfall (Reisediarrhö) vorbeugen, ist der Merkspruch für Tropenreisende: "Cook it, peel it or leave it!", was sinngemäß so viel wie "Abkochen, schälen oder bleiben lassen!" bedeutet. Abkochen gilt besonders für Leitungswasser. Aber auch auf Eiswürfel in Getränken sollten Sie in tropischen Ländern verzichten. Da beim Zähneputzen unbeabsichtigt Wasser geschluckt wird, sollte man nur abgekochtes Wasser oder Wasser aus Flaschen benutzen. Bei Gemüse und Fleisch sollten Sie unbedingt darauf achten, dass es gar ist.

Bei Obst halten Sie sich auf Reisen am besten an Schalenfrüchte wie Orangen und Bananen. Früchte wie Äpfel oder Mangos sollten Sie vor dem Verzehr schälen.

Außerdem ist es sehr wichtig, die gängigen Hygienemaßnahmen, wie Händewaschen nach dem Gang auf die Toilette, einzuhalten.

Gegen manche Erreger Erreger von Durchfallerkrankungen gibt es eine Impfung:

In manchen Fällen kann eine solche Impfung sinnvoll sein – so zum Beispiel für Patienten mit fehlender Magensäurebarriere oder für Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Auch wenn schwere Verläufe einer Reisediarrhö drohen, wie zum Beispiel bei chronischen Darmerkrankungen, kann man mit einer Impfung vorbeugen.

Lassen Sie sich vor einer Reise in ferne Länder von Ihrem Arzt beraten!