Stiller Reflux: Symptome und Behandlung mit Hausmitteln
Stiller Reflux, auch laryngopharyngealer Reflux (LPR) genannt, tritt auf, wenn Magensäure in den Rachen und Kehlkopf gelangt. Die Symptome sind subtil, aber oft belastend. Erfahren Sie, wie man die Anzeichen erkennt, welche Ursachen möglich sind und welche Behandlung hilft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum stillen Reflux
Stiller Reflux kann sich durch Symptome wie Heiserkeit, Räusperzwang, Husten, Halsschmerzen und ein brennendes Gefühl im Rachen äußern, wohingegen typisches Sodbrennen oft fehlt.
Stiller Reflux kann oft durch eine Kombination aus Lebensstiländerungen und medikamentöser Behandlung kontrolliert werden. Abhängig von den individuellen Ursachen und Umständen ist eine vollständige Heilung möglich.
Während Reflux (gastroösophageale Refluxkrankheit) oft durch Sodbrennen und den Rückfluss von Magensäure in die Speiseröhre gekennzeichnet ist, kommt es bei stillem Reflux hauptsächlich zu Rachen- und Kehlkopfbeschwerden. Typisches Sodbrennen fehlt jedoch meist.
Was ist stiller Reflux?
Beim stillen Reflux, auch laryngopharyngealer (griech. Larynx = Kehlkopf; griech. Pharynx = Rachen) oder extraösophagealer (griech. Ösophagus = Speiseröhre) Reflux genannt, gelangen Mageninhalt und Magensäure über die Speiseröhre bis in den Rachen oder Kehlkopf. Die Magensäure enthält Salzsäure, weshalb die empfindliche Schleimhaut im Bereich der Atemwege schnell gereizt wird. Dies kann zu einer Vielzahl von Symptomen führen, die auf den ersten Blick nicht sofort mit einer Refluxerkrankung in Verbindung gebracht werden.
Stiller Reflux oder gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD)?
Stiller Reflux und gastroösophagealer Reflux (GERD) unterscheiden sich hauptsächlich in ihren Symptomen und betroffenen Bereichen. Während GERD typischerweise Sodbrennen und saures Aufstoßen verursacht, tritt beim stillen Reflux der Mageninhalt bis in den Rachen und die Atemwege, was eher uneindeutige Beschwerden zur Folge hat. Bereits kleine Mengen von Magensäure können zu Symptomen wie Husten, Heiserkeit, Kloßgefühl im Hals und Halsschmerzen führen.
Während die Beschwerden bei GERD vorrangig im Liegen auftreten, spüren sie Betroffene beim stillen Reflux eher in aufrechter Lage, beim Sport, beim Druckausgleich oder Herunterbeugen.
Stiller Reflux: Typische Symptome
Reflux, also das Zurückfließen von Mageninhalt in die Speiseröhre, kann sowohl tagsüber als auch nachts auftreten, unabhängig davon, ob davor gegessen wurde oder nicht. Grundsätzlich sind die Symptome meist eher unauffällig und Betroffene vermuten mitunter, an einer Allergie oder chronischem Schnupfen zu leiden.
Symptome des stillen Refluxes können sein:
- Heiserkeit und Stimmprobleme
- Räusperzwang
- trockener Husten
- verschleimter Hals oder Rachen, besonders morgens
- bitterer oder saurer Geschmack im Mund
- Gefühl, einen Knoten im Hals zu haben
- Brennen oder Trockenheit im Hals
- Halsschmerzen
- gelegentliche Schwierigkeiten beim Atmen
- Verschlechterung von Asthma
- Hustenepisoden, vor allem nachts
- vermehrtes Aufstoßen
- Sodbrennen (nur bei 35 Prozent)
Welche Ursachen hat stiller Reflux?
Die Speiseröhre besitzt einen unteren und einen oberen Schließmuskel. Der untere Schließmuskel verhindert, dass Mageninhalt zurück in die Speiseröhre fließt. Der obere Schließmuskel hingegen sorgt dafür, dass keine Luft geschluckt wird oder Nahrung in die Atemwege gelangt. Beim Aufstoßen oder Erbrechen öffnet er sich.
Beim stillen Reflux handelt es sich eher um eine Erkrankung des oberen Schließmuskels als des unteren – wie es bei GERD öfter der Fall ist. Anders als der untere Schließmuskel der Speiseröhre hat der obere Schließmuskel keinen so starken Schutzmechanismus gegen den Säurereflux. Versagt der untere Schließmuskel, gibt es kaum eine Barriere, welche die empfindlichen Schleimhäute des Rachens und der Luftröhre vor der Säure schützt.
Es gibt viele Ursachen, die den unteren Schließmuskel der Speiseröhre beeinträchtigen. Möglich sind zum Beispiel:
häufiges Aufstoßen: Während des Aufstoßens können mit den Gasen kleine Mengen an Magensaft mit nach oben getragen werden.
Druck auf Schließmuskel: Hinunterbeugen, Sport und Singen können zusätzlichen Druck auf den oberen Schließmuskel ausüben.
Konsum von Genussmitteln: Rauchen und Alkoholkonsum entspannen beide Schließmuskeln und können so ihre Funktion herabsetzen.
Stiller Reflux: Diagnose und Untersuchungen
Die Diagnose des stillen Refluxes erfolgt mehrheitlich bei Ärzt*innen der Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO). Es gibt keine klare Diagnostik für stillen Reflux, jedoch können einige Untersuchungen aufschlussreich sein.
Nach einem ärztlichen Gespräch wird der HNO-Bereich inspiziert. Mithilfe eines flexiblen Laryngoskops (medizinisches Hilfsinstrument) kann in der Praxis innerhalb weniger Minuten in den Rachen geblickt werden. Das Laryngoskop ist mit einem Licht und einer kleinen Kamera ausgestattet und wird über die Nase in den Rachen geleitet.
Je nach Befund können eine Therapie oder weitere Untersuchungen angeordnet werden, zum Beispiel:
Endoskopie: Dabei wird tiefer in die Speiseröhre geblickt als mit einem Laryngoskop. Die Endoskopie erfolgt meist mit kurzer Betäubung.
24-Stunden-pH-Metrie: Hier misst eine Sonde über 24 Stunden den pH-Wert in der Speiseröhre und/oder Rachen. Fließt Magensäure zurück, sinkt der pH-Wert.
ösophageale Manometrie: Mithilfe von Drucksensoren wird die Schließkraft der Speiseröhrenschließmuskeln gemessen.
Stiller Reflux: Medikamentöse Behandlung und Hausmittel
Die Behandlung kann individuell sein und hängt unter anderem davon ab, wie ausgeprägt der stille Reflux ist. Für manche Personen kann eine Veränderung des Lebensstils bereits Linderung schaffen, eine medikamentöse Behandlung ist nicht immer notwendig. Dennoch benötigt der Heilungsprozess Zeit. Es kann mehrere Wochen dauern, bis lebensstilverändernde Maßnahmen ihre Wirkung zeigen.
Andere Betroffene benötigen eine umfangreichere Therapie. Zum Einsatz kommen mitunter Medikamente, die den pH-Wert der Magensäure reduzieren. Aufgrund uneindeutiger Studienergebnisse werden die Behandlungsmöglichkeiten des stillen Refluxes bis heute in Fachkreisen kritisch betrachtet und diskutiert.
Hausmittel und Tipps bei stillem Reflux
Darüber hinaus gibt es einige Hausmittel und Tipps für den Alltag, die Patient*innen mit stillem Reflux beachten sollten. Dazu zählen:
- kleinere, mehrere Mahlzeiten statt wenige große
- Nahrungsaufnahme bis drei Stunden vor dem Sport und bis zwei Stunden vor dem Schlafengehen meiden
- Alkohol nur in Maßen konsumieren
- fettarme Ernährung
- Koffein, scharfe oder säurehaltige Nahrungsmittel und Getränke meiden
- beim Essen aufrecht sitzen
- Gegenstände nicht kopfüber heben, sondern in die Knie gehen
- Gewichtsabnahme bei Übergewicht
- mit leicht erhöhtem Kopf schlafen
- Rauchstopp
- Stressreduktion
Verlauf und Prognose bei stillem Reflux
Der Weg zur Diagnose kann einige Zeit in Anspruch nehmen. Betroffene sollten jedoch ärztlichen Rat einholen und sich behandeln lassen, um Komplikationen zu vermeiden.
Chronische Reizung von Stimme und Kehlkopf
Sind die Stimmbänder regelmäßiger Säure ausgesetzt, kann dies die Sprechfähigkeit einschränken und Stimmbandknötchen hervorrufen. Die Kehlkopfentzündung (Laryngitis) ist ebenso eine Komplikation des stillen Refluxes. Eine dauerhafte Entzündung des Kehlkopfs kann Kehlkopfkrebs fördern.
Komplikationen der Atemwege
Die Säure aus dem Magen kann in die Atemwege gelangen und zu Lungenentzündungen (Pneumonie) und anderen Atemwegserkrankungen führen. Zusätzlich beeinträchtigt der stille Reflux den Schleimabfluss aus Rachen und Nebenhöhlen, was zu störender Verschleimung und Nasennebenhöhlenentzündungen führen kann.