Ärztin untersucht vergrößerte Rachenmandel bei einem Mädchen.
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Vergrößerte Rachenmandel: Symptome und Behandlung von Adenoiden

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 02.09.2024

Wenn ein Kind vorrangig durch den Mund atmet und häufig Mittelohrentzündungen hat, könnte eine vergrößerte Rachenmandel die Ursache sein. Welche Symptome möglich sind und wann eine vergrößerte Rachenmandel entfernt werden muss, erfahren Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Rachenmandeln

Ob und wann Rachenmandeln chirurgisch entfernt werden müssen, hängt unter anderem von der Schwere der Symptome ab. Möglich sind etwa Atemprobleme, wiederkehrende Mittelohrentzündungen oder Schlafstörungen.

Rachenmandeln schwellen in der Regel während der Pubertät von selbst ab, wenn das Immunsystem gereift ist und das lymphatische Gewebe zurückgeht.

Rachenmandeln wachsen oft als Reaktion auf wiederkehrende Infektionen und Entzündungen im Nasen-Rachen-Raum. Sie sind Teil des Immunsystems und versuchen, Krankheitserreger abzuwehren.

Rachenmandeln werden im Volksmund oft als Polypen bezeichnet, was jedoch falsch ist. Rachenmandeln sind lymphatisches Gewebe im Nasen-Rachen-Raum, während Polypen weiche, gutartige Wucherungen der Nasenschleimhaut sind.

Was sind vergrößerte Rachenmandeln?

Vergrößerte Rachenmandeln, auch adenoide Vegetationen oder Adenoide genannt, sind eine der häufigsten Erkrankungen bei Kindern. Diese Mandeln befinden sich im Nasen-Rachen-Raum und sind Teil des Immunsystems. Wenn sie sich vergrößern, können sie die Atemwege blockieren, was zu Symptomen wie Atemaussetzern, Mundatmung und wiederkehrenden Mittelohrentzündungen führen kann. Dies betrifft vor allem Kinder im Alter von ein bis sechs Jahren. Während des Heranwachsens bilden sich die Rachenmandeln normalerweise zurück.

Mandeln: Arten und Funktion

Im menschlichen Körper gibt es unterschiedliche Arten von Mandeln: 

  • zwei Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae)
  • eine Zungenmandel (Tonsilla lingualis)
  • eine Rachenmandel (Tonsilla pharyngealis
  • zwei Tubenmandeln (Tonsillae tubariae)

Sie sind ringförmig im Mund- und Nasenraum verteilt, Fachleute sprechen auch vom sogenannten lymphatischen Rachenring oder waldeyerschen Rachenring. Die Mandeln reagieren auf durch den Mund oder die Nase in den Körper gelangende Krankheitserreger. Bei einer typischen Mandelentzündung sind in der Regel die Gaumenmandeln entzündet und geschwollen. 

Adenoide: Symptome bei vergrößerter Rachenmandel

Die Symptome von Adenoiden können unterschiedlich sein und auch in ihrer Intensität variieren. Einige Beispiele sind:

  • behinderte Nasenatmung
  • dauerhaftes Atmen durch den Mund
  • schleimig-gelbliches Nasensekret
  • Anfälligkeit für Infekte
  • Hörminderung
  • Schnarchen
  • wiederkehrende Mittelohrentzündungen
  • geschwollene Lymphknoten im Kieferwinkel
  • gelegentliche Zahnfehlstellung
  • Schlafstörungen
  • Tagesmüdigkeit
  • nächtliche Atemaussetzer (Schlafapnoe)
  • verzögerte Sprachentwicklung durch Hörminderung

Ursachen einer vergrößerten Rachenmandel

Vergrößerte Rachenmandeln entstehen, wenn das lymphatische Gewebe im Nasen-Rachen-Raum übermäßig wächst. Das ist oft eine Reaktion auf wiederkehrende Infektionen oder Entzündungen in diesem Bereich. Geht die Schwellung der Adenoide nicht zurück, kann eine chronische Vergrößerung entstehen. Die Schwellung behindert oftmals die Nasenatmung und führt zu wiederkehrenden Entzündungen im Rachen.

Manchmal spielt eine genetische Veranlagung eine Rolle, wie bei der Mukopolysaccharidose Typ I. Auch Allergien oder häufige Erkältungen können das Immunsystem aktivieren und zu einer Vergrößerung der Rachenmandeln führen.

Vergrößerte Rachenmandel: Wann eine Entfernung notwendig ist

Die Behandlungsmöglichkeiten für vergrößerte Rachenmandeln richten sich nach dem Schweregrad der Symptome. Liegen keine Beschwerden vor, ist in der Regel keine Behandlung erforderlich. Bei milden Symptomen wird häufig abgewartet, da sich die Rachenmandeln oft von selbst zurückbilden. Ist eine zugrunde liegende Ursache bekannt, wie beispielsweise eine Allergie, wird diese gezielt behandelt.

Bessern sich die Beschwerden nicht oder sind stark ausgeprägt, raten Fachleute in manchen Fällen zu einer Entfernung der vergrößerten Rachenmandel (Adenotomie). Die Vor- und Nachteile einer Operation sollten individuell mit dem behandelnden Team besprochen werden. In vielen Fällen können Kinder wenige Stunden nach dem Eingriff wieder nach Hause. Eltern sollten jedoch auf Nachblutungen achten, die ärztlich versorgt werden müssen.

Liegt zusätzlich ein Paukenerguss (Seromukotympanon) vor, besteht in manchen Fällen die Möglichkeit, das Trommelfell mit einem kleinen Schnitt zu eröffnen (Parazentese) und ein Paukenröhrchen einzulegen. Der Paukenerguss entsteht oft aufgrund von chronischen Mittelohrentzündungen, bereitet selten Schmerzen, kann jedoch das Hören einschränken. 

Wie erfolgt die Diagnose bei vergrößerter Rachenmandel

Die Diagnose erfolgt überwiegend in der hausärztlichen Praxis oder einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis (HNO). Im Rahmen des ärztlichen Gesprächs wird die Krankengeschichte erhoben und anschließend eine körperliche Untersuchung durchgeführt, bei der unter anderem die Halslymphknoten abgetastet werden. Neben der Inspektion von Mund und Rachen haben HNO-Ärzt*innen die Möglichkeiten, mit einem Endoskop (schlauchförmiges Instrument mit Lichtquelle und Kamera) die Rachenmandel anzusehen. 

Mit einem Ohr-Mikroskop werden Trommelfell und Gehörgänge beider Ohren untersucht. 
Auch die Funktion des Mittelohrs wird überprüft, um etwa Probleme wie Flüssigkeit im Mittelohr oder Belüftungsstörungen zu erkennen. Ist das Kind alt genug, kann auch ein Hörtest durchgeführt werden.

Adenoide: Verlauf und Prognose bei vergrößerten Rachenmandeln

Grundsätzlich ist die Prognose günstig, auch wenn die Symptome sehr unangenehm sind und wiederkehren können. In vielen Fällen schrumpfen die Rachenmandeln von selbst im Laufe der Pubertät.

Bei schweren Symptomen kann es zu weiteren Komplikationen und Folgen kommen. Möglich sind:

  • Probleme bei der Sprachentwicklung aufgrund von Hörproblemen
  • Probleme beim Schlafen
  • Tagesmüdigkeit
  • Zahnfehlstellungen

Vergrößerte Rachenmandel: Tipps zum Vorbeugen

Vergrößerten Rachenmandeln lässt sich nicht gezielt vorbeugen. Es gibt jedoch Möglichkeiten, das Risiko für Infekte so gering wie möglich zu halten: 

  • Immunsystem stärken: Eine wichtige Maßnahme ist die Stärkung des Immunsystems durch eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. 

  • auf Hygiene achten: Häufiges Händewaschen kann dazu beitragen, Infektionen zu vermeiden, die zu einer Vergrößerung der Rachenmandeln führen können. 

  • Passivrauch meiden: Eltern sollten Kinder vor Passivrauch schützen, da dieser die Schleimhäute reizen und Entzündungen fördern kann. Passivrauchen erhöht zudem das Risiko für Mittelohrentzündungen, Bronchitis und Lungenentzündung.

Bei Kindern, die zu Allergien neigen, ist es sinnvoll, Allergene möglichst zu meiden und bei Bedarf behandeln zu lassen, um eine chronische Reizung der Rachenmandeln zu verhindern.