Pneumothorax: Ärzte analysieren Röntgenbild einer Lunge.
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Pneumothorax: Symptome, Ursachen und Therapie

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 29.03.2023

Bei einem Pneumothorax kommt es zu einer Luftansammlung im Pleuraspalt, dem Raum zwischen Brustwand und Lunge. Einige Betroffene verspüren keine Symptome, bei anderen kommt es zu starken Schmerzen und Atemnot. Weitere Anzeichen, mögliche Ursachen und welche Therapie hilft. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Fragen und Antworten zum Pneumothorax

Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft im Pleuraspalt (Raum zwischen Brustwand und Lunge) an. Dadurch kann die Lunge teilweise oder vollständig kollabieren. 

Rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose gut. Ein Spontanpneumothorax muss grundsätzlich umgehend therapiert werden. Abhängig von der zugrunde liegenden Verletzung kann ein traumatischer Pneumothorax schlimmstenfalls lebensbedrohlich werden.

Wie rasch ein Pneumothorax ausheilt, hängt von der Ausprägung und Ursache ab. Je nachdem kann sich die Dauer der Heilung über wenige Tage bis mehrere Wochen erstrecken.

Wer einem Pneumothorax vorbeugen möchte, sollte vor allem auf den Konsum von Nikotin verzichten. Einem sekundären Pneumothorax lässt sich indirekt vorbeugen, indem Lungenerkrankungen frühzeitig erkannt und entsprechend behandelt werden.

Was ist ein Pneumothorax?

Bei einem Pneumothorax sammelt sich Luft zwischen den beiden Schichten der Pleura an: im sogenannten Pleuraspalt. Wortwörtlich bedeutet der Begriff Pneumothorax so viel wie "Luft im Brustkorb". Er entstammt dem Griechischen, wobei "pneuma" für Luft und "thorax" für Brustkorb steht.

Die Pleura, auch Brustfell genannt, ist eine feine Haut, welche die Lunge und Innenseite des Brustkorbs überzieht. Sie besteht aus zwei Blättern:

  • dem Lungenfell (Pleura pulmonaris oder Pleura visceralis) und
  • dem Brustfell im engeren Sinne (Pleura parietalis).

Unter normalen Umständen ist der Pleuraraum luftleer. Bei einem Pneumothorax dringt jedoch Luft in den Pleuraspalt – dadurch fällt der betroffene Lungenflügel teilweise oder vollständig zusammen.

Häufigkeit

Ein Pneumothorax tritt in Deutschland jährlich bei etwa 9 von 100.000 Menschen auf, bei Männern 7-mal häufiger als bei Frauen. Wenn sich einmal spontan ein Pneumothorax entwickelt hat, entsteht er in etwa 30 Prozent der Fälle erneut.

Pneumothorax: Welche Symptome sind möglich?

Bei einem Pneumothorax können die Symptome unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ist die Luftansammlung im Pleuraspalt gering, kann das ohne Beschwerden einhergehen. In schweren Fällen kann jedoch die Lunge in sich zusammenfallen (Lungenkollaps), wobei nur einer oder auch beide Lungenflügel betroffen sein können.

Je nach Ausmaß des Pneumothorax kann es zu folgenden Symptomen kommen:

  • plötzliche oder allmählich beginnende Atemnot
  • Schmerzen in der Brust
  • (gelegentlich) trockener, bellender Reizhusten, der kurzfristig schmerzhaft sein kann

Kommt es beim Pneumothorax zu einem Lungenkollaps, sind

  • akute Luftnot und
  • plötzliche, starke Schmerzen in der Brust typisch.

Der Schmerz kann in die Schulter der betroffenen Seite oder in den Bauch ausstrahlen, sodass sie mit einem Herzinfarkt oder akuten Bauchschmerzen verwechselt werden können. 
Ist der Pneumothorax durch eine Verletzung bedingt, kann sich an der Verletzungsstelle Luft in der Haut sammeln (Hautemphysem).

Pneumothorax: Ursachen

Ein Pneumothorax kann verschiedene Ursachen haben. Je nachdem, wodurch die Luftansammlung im Pleuraspalt entsteht, werden zwei Hauptformen unterschieden:

  1. Spontanpneumothorax
  2. Traumatischer Pneumothorax

Spontanpneumothorax

Einen Pneumothorax, der ohne äußere Einwirkungen und scheinbar zufällig auftritt, bezeichnen Fachleute als Spontanpneumothorax. Hierbei entsteht die Luftansammlung dadurch, dass in der Lunge kleine Lungenbläschen (Alveolen) geplatzt sind.

Ein Spontanpneumothorax wird wiederum in zwei Formen eingeteilt:

  • Idiopathischer Spontanpneumothorax: Die häufigste Form ist der idiopathische Spontanpneumothorax, der ohne erkennbare Ursachen entsteht. Obwohl der genaue Auslöser unbekannt ist, gilt Rauchen nachweislich als ein wichtiger Risikofaktor. Entsprechend sind Nichtraucher selten von einem Spontanpneumothorax betroffen. Vor allem schlanke, hochgewachsene Menschen unter 40 Jahren erkranken an dieser Form.

  • Sekundärer Spontanpneumothorax: Der sekundäre Spontanpneumothorax ist eine seltene Form. Die Ursachen sind bereits bestehende Lungenerkrankungen wie COPD, Mukoviszidose oder Asthma bronchiale, bei denen das Lungengewebe dauerhaft aufgebläht sein kann (Lungenemphysem). Die überdehnten Lungenbläschen können dann plötzlich zerreißen. Auch hierbei spielt Tabakkonsum eine entscheidende Rolle. Von einem sekundären Spontanpneumothorax infolge einer Lungenerkrankung sind meist Menschen im mittleren bis höheren Lebensalter betroffen.

Bei einem sogenannten Mantelpneumothorax ist die Lunge mantelförmig von Luft umschlossen. Mitunter kann ein Mantelpneumothorax mit Atemnot einhergehen, aber auch symptomlos verlaufen. Im Röntgenbild der Lunge ist eine dunkle Zone sichtbar, die normale Lungenzeichnung fehlt. Auch spezielle Atemgeräusche geben Hinweis auf einen Mantelpneumothorax.

Traumatischer Pneumothorax

Ein Pneumothorax kann auch im Rahmen von Verletzungen entstehen, zum Beispiel durch Unfälle oder medizinische Eingriffe wie eine Herzdruckmassage (iatrogener Pneumothorax). Bei einem traumatischen Pneumothorax kann Luft auf unterschiedlichen Wegen in den Pleuraspalt eindringen. Zum Beispiel über eine verletzte Brustwand oder über eine Lungenverletzung, beispielsweise infolge einer gebrochenen Rippe.

Komplikation Spannungspneumothorax

Als Spannungspneumothorax oder Ventilpneumothorax bezeichnen Fachleute eine Sonderform, die als Komplikation auftreten kann. Ein Spannungspneumothorax entsteht, wenn durch ein geplatztes Lungenbläschen Luft in den Pleuraspalt gelangt, sich die Öffnung beim Ausatmen aber wieder verschließt: Dadurch dringt bei jedem Atemzug – ähnlich wie bei einem Ventilmechanismus – Luft in den Pleuraspalt ein, die aber nicht mehr entweichen kann. 

Der Druck im Pleuraspalt steigt dadurch immer weiter an. Der betroffene Lungenflügel ist in dieser Situation bereits zusammengefallen und kann seiner Funktion der Atmung nicht mehr nachgehen. Der steigende Druck drängt das Mittelfell und das Herz zur gegenüberliegenden Seite, wodurch auch der andere Lungenflügel eingeengt wird. Diese Form ist ein akut lebensbedrohlicher Vorfall, der sofort behandelt werden muss. Anzeichen hierfür sind etwa ein Blutdruckabfall, Herzrasen (Tachykardie) oder ein akuter Schock.

Pneumothorax: Wie erfolgt die Therapie?

Bei einem Pneumothorax hängt die Therapie von Ursache und Ausmaß der Beschwerden ab.
Liegt ein eher gering ausgeprägter Spontanpneumothorax vor, ist außer Bettruhe meist keine weitere Behandlung nötig. Der Körper nimmt die Luft im Pleuraspalt meist innerhalb weniger Tage wieder auf (resorbiert sie). Unterstützend kann Sauerstoff durch eine Atemmaske verabreicht werden, was die Resorption beschleunigt.

Hat sich hingegen viel Luft im Pleuraspalt, gegebenenfalls auch Blut und Eiter, angesammelt, legt die*der Ärztin*Arzt eine sogenannte Thoraxdrainage. Dabei wird ein kleiner Schlauch zwischen zwei Rippen bis in den Pleuraspalt geschoben, um Luft und angesammeltes Sekret mitthilfe von Unterdruck zu entfernen. 

Kommt es zusätzlich zu einer bakteriellen Infektion, kann eine Behandlung mit Antibiotika erforderlich sein.

Behandlung eines Spannungspneumothorax

Der Spannungspneumothorax ist eine akut lebensbedrohliche Sonderform, da hierbei Lungen- und Herz-Kreislauf-Funktion drastisch beeinträchtigt sein können. Die Therapie besteht darin, die Luft so schnell wie möglich aus dem Pleuraspalt zu entfernen – in der Regel durch eine größere Kanüle, die über den Zwischenrippenraum bis zum Pleuraspalt vorgeschoben wird, oder ebenso durch eine Thoraxdrainage.

Pneumothorax: Therapie durch Operation

Unter Umständen kann auch eine Operation notwendig sein. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn ein Pneumothorax zweimal hintereinander auf der gleichen Seite aufgetreten ist oder keine Besserung eintritt. Bei der Operation werden die Lungenbläschen, die infolge der Überblähung geplatzt sind, übernäht und entfernt. 

Außerdem ist es möglich, Lungen- und Rippenfell zu verkleben, indem Wirkstoffe wie Tetrazyklin oder Fibrin in den Pleuraspalt gespritzt werden (Pleurodese).

Wie lässt sich ein Pneumothorax diagnostizieren?

Ein Pneumothorax lässt sich häufig bereits anhand der Symptome und durch die ärztliche Befragung der Betroffenen (Anamnese) diagnostizieren. Um die Diagnose zu sichern, sind jedoch Kontrollen notwendig. 

Weitere Untersuchungen bei Verdacht auf Pneumothorax sind:

Pneumothorax: Verlauf und Prognose

Ein Pneumothorax nimmt überwiegend einen guten Verlauf. Die häufigste Form, der Spontanpneumothorax, heilt in der Regel folgenlos aus. In etwa 30 Prozent der Fälle tritt er allerdings erneut auf.

Bei einem durch eine Operation behobenen Spontanpneumothorax beträgt die Erfolgsrate bis zu 95 Prozent. Dass sich auf der operierten Seite noch einmal ein Spontanpneumothorax bildet, ist recht unwahrscheinlich.

Beim verletzungsbedingten, traumatischen Pneumothorax hängt die Prognose davon ab, wie schwer die ursächlichen Verletzungen sind.

Grundsätzlich können jedoch alle Formen einen schweren Verlauf nehmen und zu akuter Lebensgefahr führen. 

Nach dem Pneumothorax

Nach einem Pneumothorax müssen sich Betroffene mehrere Monate körperlich schonen. Zudem sollte auf Tauchen und Fliegen (ohne druckausgleichende Maßnahmen) verzichtet werden, um keinen erneuten Pneumothorax zu begünstigen.

Ist der Pneumothorax ausgeheilt, sind im weiteren Verlauf keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu beachten. Auch Sport ist dann wieder bedenkenlos möglich.