Phimose: OP oder Salbe bei Vorhautverengung?
Phimose ist die medizinische Bezeichnung für eine Vorhautverengung. Die Vorhaut lässt sich nicht oder nur unter Schmerzen von der Eichel des Penis zurückschieben. Eine krankhafte Vorhautverengung kann Kinder betreffen, aber auch im Alter auftreten. Wann eine Operation nötig wird und inwiefern Salben ausreichen, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Bei einer Phimose kann die Vorhaut nicht oder nur unter Schmerzen von der Eichel des Penis geschoben werden. Bei Neugeborenen und Kindern ist eine mit der Eichel verklebte Vorhaut normal.
- Ursachen: Normalerweise löst sich die Vorhaut zum Ende der Pubertät von der Eichel. Es ist nicht bekannt, warum dieser Prozess bei manchen Jungen gestört ist. Bei Erwachsenen kann sich eine sekundäre Phimose etwa infolge einer Vorhautverletzung, Narben sowie Erkrankung entwickeln.
- Symptome: Bei Kindern sind vor allem Probleme beim Wasserlassen möglich. Erwachsene haben zudem unter anderem Beschwerden beim Geschlechtsverkehr und Schmerzen, wenn der Penis erigiert ist.
- Therapie: Führt die Vorhautverengung zu Beschwerden und/oder besteht sie noch nach Ende der Pubertät, ist zunächst eine lokale Behandlung mit einer kortisonhaltigen Salbe möglich. Zeigt diese keine Wirkung, kann eine OP erwogen werden.
Phimose: Was ist eine Vorhautverengung?
Bei einer Phimose beziehungsweise Vorhautverengung lässt sich die Vorhaut (Präputium) gar nicht oder nur unter Schwierigkeiten über die Eichel des Penis zurückziehen.
Bei den meisten neugeborenen Jungen ist die Vorhaut natürlicherweise mit der Eichel verklebt (Vorhautverklebung), dies schützt den empfindlichen Teil des Penis vor äußeren Einflüssen wie Krankheitserregern. Normalerweise weitet sich die Vorhaut mit zunehmendem Alter.
So weisen beispielsweise im Alter von zehn Jahren noch ein Drittel der Jungen eine teilweise oder vollständige Vorhautverklebung auf, welche sich zum Ende der Pubertät zurückbildet. Unter den 16 bis 18-Jährigen haben nur noch ein Prozent eine Vorhautverengung, was dann als primäre Phimose bezeichnet wird.
Unter einer sekundären Phimose versteht man eine erworbene – also erst im Lauf des Lebens entstandene – Vorhautverengung bei erwachsenen Männern.
Phimose: Ursachen für eine Vorhautverengung
Die Gründe für eine primäre Phimose sind bislang nicht geklärt. Für die sekundäre Form kommen als Ursachen wiederholte Entzündungen sowie gewaltsame Einwirkungen mit
- Einrissen,
- Blutungen,
- entzündlicher oder
- narbiger Abheilung infrage.
So kann eine Vorhautverengung beispielsweise durch zu frühes und gewaltsames Zurückstreifen der Vorhaut bei Säuglingen oder Kleinkindern entstehen.
Auch eine häufig entzündete Eichel oder Vorhaut kann der Auslöser für Vernarbungen sein. Das Narbengewebe schrumpft und verhärtet leicht, was die Entstehung einer Vorhautenge begünstigt.
Vorhautverengung: Weitere Ursachen
Eine weitere mögliche Ursache für eine Vorhautverengung ist die Zuckerkrankheit Diabetes mellitus. Personen mit Diabetes mellitus weisen ein erhöhtes Risiko für eine Phimose auf, da sie eher zu Hautinfektionen neigen.
Auch Hauterkrankungen, wie die sogenannte Lichen sclerosus, kommen infrage. Die chronisch-entzündliche Krankheit verläuft schubweise und tritt vor allem im äußeren Genitalbereich auf.
Grund dafür, dass sich die Vorhaut nicht oder nur schwer zurückstreifen lässt, kann außerdem ein verkürztes Vorhautbändchen (Frenulum) sein. Dieses Problem kann alleinig oder gleichzeitig mit einer Phimose vorkommen. Das Vorhautbändchen stellt die Verbindung zwischen Eichel und Vorhaut dar. Ist es zu kurz, sind die Folgen mitunter Schmerzen bei der Erektion und beim Sex. Das Bändchen kann bei starker Beanspruchung einreißen und bluten.
Phimose: Symptome bei Vorhautverengung
Kennzeichnend für eine zu enge Vorhaut ist, dass sie sich nicht oder nur unter Schmerzen zurückziehen lässt. Weitere Symptome sind:
- Bei einer Erektion kommt es zu einem Spannungsgefühl oder zu Einrissen.
- Beim Wasserlassen bläht sich die Vorhaut auf.
- Die Harnentleerung ist erschwert, der Harnstrahl ist dünn und/oder abgelenkt.
- Eichel und Vorhaut sind häufig entzündet.
- Auf der Eichel bilden sich vermehrt weißliche Ablagerungen (Smegma) infolge der erschwerten Intimhygiene.
Paraphimose ist ein urologischer Notfall
Durch gewaltsames Zurückstreifen der Vorhaut trotz Phimose kann eine Paraphimose entstehen: Die Vorhaut ist dann hinter dem Eichelkranz eingeklemmt und lässt sich nicht mehr in ihre richtige Position bringen. Dadurch ist die Durchblutung der Eichel vermindert. Charakteristisches Symptom ist ein schmerzhafter Schnürring: Eichel und Vorhaut schwellen zunehmend an. Die Situation erfordert schnelle medizinische Hilfe, da die immer stärker werdende Abschnürung das Gewebe schädigen kann.
Phimose: Behandlung mit Salbe
Bei einer krankhaften Vorhautverengung besteht die Therapie darin, die enge Vorhaut zu weiten oder zu entfernen. Ziel der Behandlung ist es,
- eine ungestörte Körperhygiene,
- Harnentleerung und
- sexuelle Funktion zu ermöglichen.
Welche Maßnahmen am besten geeignet sind, hängt vom Einzelfall ab.
Bei Kindern ist eine Behandlung nur erforderlich, wenn es wiederholt zu Entzündungen und Problemen beim Wasserlassen (einem verminderten Harnstrahl) kommt oder die Verklebung noch nach Ende der Pubertät besteht. Wie genau die Therapie erfolgt, ist individuell mit dem*der Kinderarzt*Kinderärztin zu klären.
Behandlung mit Salbe und Dehnübungen
Gegen eine leichte Phimose kann eine ärztlich verschriebene kortisonhaltige Salbe ausreichen. Das Kortison macht die Haut elastischer. Damit die Behandlung wirkt, muss die Kortisonsalbe konsequent zweimal täglich über einen Zeitraum von vier bis 12 Wochen auf die Spitze des Penis aufgetragen werden. Der Behandlungserfolg ist regelmäßig ärztlich zu überprüfen.
In Absprache mit dem*der Ärztin*Arzt kann nach ungefähr einer dreiwöchigen Behandlungszeit versucht werden, die Vorhaut langsam zu dehnen. Dabei wird die Hautschicht täglich nur so weit zurückgeschoben, dass keine Schmerzen auftreten.
Generell ist die konservative Behandlung gut verträglich und oft erfolgreich. Es ist jedoch möglich, dass sich die Vorhaut später erneut verengt. Es kann sinnvoll sein, die Therapie mit lokal aufgetragenen Arzneimitteln zu wiederholen, bevor eine OP erwogen wird.
Wann ist eine OP bei einer Phimose nötig?
Bleibt die Vorhautverengung trotz konservativer Therapie bestehen, kann eine OP notwendig sein. Der Eingriff kann in der Regel ambulant erfolgen. Meist dauert die Phimose-OP nur wenige Minuten.
Phimose: OP bei Kindern
Ab welchem Alter eine OP bei einem Kind durchgeführt werden sollte, kann nicht allgemein beantwortet werden. Viele Ärzt*innen tendieren eher zu einer abwartenden Haltung und empfehlen den Eingriff erst zwischen dem achten und zehnten Lebensjahr. Die meisten Phimosen verschwinden bis dahin von selbst.
Früher ist die Phimose-OP nur ratsam, wenn eine extreme Vorhautverengung mit starken Schwierigkeiten beim Wasserlassen, wiederholten Entzündungen oder einer vernarbten Vorhautöffnung vorliegt: Dann kann die Operation möglicherweise Folgeschäden verhindern. Einzelheiten müssen individuell im ärztlichen Gespräch geklärt werden.
Im Anschluss an den Eingriff ist eine Nachbehandlung in Form einer sorgfältigen Wundbehandlung wichtig.
Behandlungstechniken der Beschneidung (Zirkumzision)
Die Phimose-OP kann unterschiedlich aussehen. Meist besteht die operative Therapie der Vorhautverengung in einer Beschneidung (Zirkumzision). Dabei stehen verschiedene Behandlungstechniken zur Verfügung:
- sparsame Beschneidung, bei der ein Teil der Vorhaut erhalten bleibt
- radikale (vollständige) Beschneidung der Vorhaut, wonach die Eichel vollständig freiliegt
Welche Behandlungstechnik zum Einsatz kommt, muss ärztlich entschieden werden. Meist erfolgt die Bescheidung bei Kindern unter Vollnarkose, bei älteren Jugendlichen und Erwachsenen reicht in der Regel eine örtliche Betäubung aus.
Das Schmerzempfinden nach dem Eingriff ist von Mensch zu Mensch verschieden und hängt von verschiedenen Faktoren, einschließlich dem Alter des Patienten, ab. Generell kann es aber nach der OP zu Schmerzen und Unbehangen kommen. Gegebenenfalls können Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen ärztlich verordnet werden.
Erweiterungsplastik als Alternative zur Beschneidung
Unter Umständen ist es möglich, die Vorhautverengung durch eine Erweiterungsplastik behandeln zu lassen: Bei dieser Behandlungstechnik wird die Vorhautöffnung durch eine spezielle Schnittführung und Nahttechnik erweitert. Die Vorhaut selbst bleibt bei dieser Maßnahme fast völlig erhalten.
Wichtig bei diesem Eingriff ist, dass genug Vorhaut vorhanden ist, um ein kosmetisch gutes Ergebnis zu erzielen. Das Verfahren eignet sich beispielsweise nicht, wenn die Phimose aufgrund von Entzündungen oder einem Lichen sclerosus entstanden ist.
Nur in rund zwei Prozent der Fälle kommt es zu Komplikationen, Rückfällen oder anhaltenden Beschwerden.
Behandlung einer Paraphimose
Eine Paraphimose ist ein medizinischer Notfall und muss sofort behoben werden, um ein Absterben der Eichel zu verhindern. Die Therapie besteht in einer manuellen Dekompression der Schwellung und einer darauffolgenden Reposition der Vorhaut. Lässt sich die Vorhaut nicht zurückstreifen, muss sie eingeschnitten werden.
Sobald die Entzündungsreaktion abklingt, ist meist zusätzlich eine Beschneidung notwendig, um die Vorhautverengung endgültig zu beheben.
Phimose: Wie erfolgt die Diagnose?
In einem ersten Gespräch (Anamnese) werden die genauen Beschwerden sowie mögliche Vorerkrankungen abgeklärt. Im Anschluss folgt eine körperliche Untersuchung. Zu prüfen ist, ob sich die Vorhaut noch mit der Eichel verklebt ist oder ob sie tatsächlich zu eng ist.
Bei Verdacht auf eine Eichelentzündung wird ein Abstrich an der Eichel entnommen. Auch eine Untersuchung des Urins kann sinnvoll sein. Vor allem, wenn die Phimose erst im Alter auftritt, gibt eine Blutuntersuchung Aufschluss darüber, ob ein Diabetes mellitus die Ursache für die Vorhautverengung ist.
Lässt sich einer Phimose vorbeugen?
Einer angeborenen Phimose kann nicht sicher vorgebeugt werden. Die Vorhaut an der Eichel des Penis kann sich allerdings auch sekundär im Lauf des Lebens (infolge von Vernarbungen) verengen. Um dies auszuschließen, sollte man
- auf keinen Fall die Vorhaut mit Gewalt zurückschieben, weil Verletzungen entstehen können, welche die Entstehung der Erkrankung begünstigen und
- Eichel- und Vorhautentzündungen oder Harnwegsinfekte frühzeitig ärztlich abklären lassen.