Pest
Hierzulande kennt man die Pest nur noch aus der Geschichte: Diese hochgradig ansteckende Infektionskrankheit – auch als "Schwarzer Tod" bezeichnet – führt schnell zu Massenerkrankungen (Epidemien) und war bereits in der Antike bekannt. Seitdem hat der "Schwarze Tod" unzählige Todesopfer gefordert.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Pest ("Schwarzer Tod")
Nachdem sich die Pest vor allem im Mittelalter in Europa verheerend ausbreitete, gehört sie hier inzwischen der Vergangenheit an. Weltweit ist die Infektionskrankheit, die zu den verheerendsten Seuchen der Menschheitsgeschichte zählt, allerdings noch nicht verschwunden.
Die Pest tritt auch heute immer noch örtlich begrenzt auf – vor allem in Gebieten in ...
- Afrika (z.B. Madagaskar, Kongo, Tansania),
- Asien (z.B. Russland, Kasachstan, China, Indien, Vietnam) und
- Amerika (z.B. Peru, Südwesten der USA).
Eigentlich ist die Pest eine Erkrankung bei Nagetieren. Menschen stecken sich meist über deren Parasiten (z.B. Rattenflöhe) mit dem Pesterreger an – der BakterienartYersinia pestis. In der Folge können sich diese Yersinien auch von Mensch zu Mensch ausbreiten.
Beim Menschen kann die Pest die unterschiedlichsten Symptome auslösen. Entsprechend tritt sie in verschiedenen Erscheinungsformen auf. Die drei Hauptformen der Erkrankung sind:
- Beulenpest (häufigste Form)
- Pestsepsis
- Lungenpest (selten)
Daneben äußert sich die Pest in seltenen Fällen zunächst durch örtliche Infektionen (Hautpest, Pestlaryngitis, Pestmeningitis). Je nachdem, in welcher Form die Erkrankung auftritt, besteht bei Behandlung mit Antibiotika die Chance, sie zu heilen.
Die Antibiotika wirken allerdings nur dann gegen die Pest, wenn die Therapie frühzeitig beginnt.
Unbehandelt verläuft die Pest in der Regel tödlich. Allerdings kann die Infektion mit Yersinia pestis auch milde verlaufen. Eine ausreichende Schutzimpfung gegen Pest ist nicht verfügbar; die vorbeugende Einnahme von Antibiotika kann jedoch eine Infektion mit den Pestbakterien bei gefährdeten Personen (z.B. bei medizinischem Personal) verhindern.
Definition
Die Pest (oft auch als Schwarzer Tod bezeichnet) ist eine hochgradig ansteckende, durch Bakterien namens Yersinia pestis verursachte Infektionskrankheit. Die Bezeichnung der Erkrankung leitet sich von dem lateinischen Begriff pestis ab und bedeutet Seuche beziehungsweise Verderben.
Die Pest führt schnell zu Epidemien (d.h. Massenerkrankungen) und hat in der Vergangenheit unzählige Todesopfer gefordert.
Die Pest ist eine sogenannte Zoonose (= von Tieren auf Menschen übertragbare Erkrankung): Eigentlich ist sie eine Krankheit wild lebender Nagetiere, wobei auch deren Flöhe – wie zum Beispiel Rattenflöhe – den Pesterreger in sich tragen und durch ihre Stiche zwischen den Nagetieren verbreiten.
Über infizierte Tiere können sich auch Menschen anstecken – meistens passiert dies über einen Flohstich. Nachfolgend ist eine Übertragung der Pest von Mensch zu Mensch möglich.
Die Pest tritt in drei Hauptformen auf:
- Beulenpest: auch Bubonenpest genannt; häufigste Form, entsteht durch Stiche infizierter Flöhe
- Pestsepsis: entsteht meist sekundär aus anderen Formen, aber auch primär durch Flohstiche oder durch Kontaktinfektion, indem infiziertes Material durch Hautverletzungen eindringt
- Lungenpest: seltene Form, entsteht durch Tröpfcheninfektion (hochansteckend) oder sekundär durch Ausbreitung einer Beulenpest
In seltenen Fällen kann die Pest auch in Form einer örtlichen Infektion auftreten:
- bei einer Infektion der Haut als Hautpest (kommt auch im Rahmen einer Pestsepsis vor),
- bei Entzündung der Hirnhäute als Pestmeningitis oder
- bei Befall des Kehlkopfs als Pestlaryngitis (entsteht wahrscheinlich durch Aufnahme des Pesterregers über den Mund).
Verbreitung
Die heutige Verbreitung der Pest beruht nur noch auf der Verbreitung pestinfizierter wild lebender Nagetiere: Diese kommen in Ost- und Zentralafrika, Zentralasien, Südamerika und den Rocky Mountains der USA vor. Entsprechend tritt die Erkrankung heute zum Beispiel noch in der Demokratischen Republik Kongo, Tansania, Madagaskar, Russland, Kasachstan, Iran, China, Indien, Vietnam, Myanmar, Peru und im Südwesten der USA auf. Das Risiko, sich mit Pest zu infizieren, besteht heutzutage besonders für dortige Bewohner von Bergwäldern und Hochflächen sowie für Jäger.
Das in letzter Zeit weltweit am stärksten von Pest betroffene Land ist Madagaskar: Der dortige Ausbruch im September 2014 beispielsweise kostete 79 Menschenleben.
Die Verbreitung der Pest in Europa ist seit Längerem gleich null. In Deutschland sind in den letzten Jahrzehnten nicht einmal importierte Fälle aufgetreten.
Rechtliches
Nach dem Infektionsschutzgesetz sind der Krankheitsverdacht, die Erkrankung, der Tod durch Pest, der direkte oder indirekte Nachweis des Pesterregers sowie Nachweise, die auf eine akute Pestinfektion hinweisen, namentlich zu melden.
Geschichte der Pest
Die Pest hat eine lange Geschichte: Erste Berichte über die Krankheit reichen bis in die Antike zurück. In der Vergangenheit breitete sie sich wiederholt in schweren Seuchenzügen über Europa und Asien aus. Bei der sogenannten Pest des Thukydides – einer vom griechischen Historiker Thukydides um 430 vor Christus beschriebenen Seuche, die sich während des Peloponnesischen Kriegs im belagerten Athen ausbreitete – handelte es sich jedoch nach heutigen Erkenntnissen um eine Fleckfieber- oder Pocken-Epidemie.
Dagegen trägt die im 6. bis 8. Jahrhundert nach Christus verbreitete sogenannte Justinianische Pest ihren Namen wahrscheinlich zu Recht. Sie breitete sich im Byzantinischen Reich außer in Konstantinopel in vielen Städten der Region aus und trat dort in den folgenden 200 Jahren örtlich begrenzt (d.h. endemisch) immer wieder auf.
In Europa wütete die Pest im Mittelalter verheerend: Zwischen 1347 und 1349 breitete sich eine Pestepidemie in Europa und im Nahen Osten über mehrere Länder aus (sog. Pandemie) und forderte etwa 25 Millionen Todesopfer. Dies entsprach etwa einem Drittel der damaligen Bevölkerung. Seit dem 14. Jahrhundert kam es immer wieder zu mehr oder minder schweren Epidemien.
Erst seit dem 17. Jahrhundert bezeichnete man die Pest auch als Schwarzen Tod. 1896 nahm die bisher letzte Pestpandemie ihren Ausgang in Asien. Sie dauerte etwa 50 Jahre an. Erstmals traten dabei – wegen der Verbreitung infizierter Ratten über die Handelsschifffahrt – Krankheitsfälle in allen großen Häfen der Welt auf. Durch diese letzte große Pandemie starben ungefähr 12 Millionen Menschen.
Obwohl die Pest in Deutschland der Vergangenheit angehört, ist ihre Geschichte noch nicht beendet: Auch heute treten – vor allem in Teilen Asiens (z.B. Russland, Kasachstan, China, Indien, Vietnam), Afrikas (z.B. Madagaskar, Kongo, Tansania) und Amerikas (z.B. Peru, Südwesten der USA) – immer noch örtlich begrenzt Pestfälle auf. So infizierten sich in den letzten Jahrzehnten in ländlichen Gebieten der USA jährlich bis zu 17 Menschen mit dem ursächlichen Bakterium Yersinia pestis. In Nationalparks gilt die nachdrückliche Warnung davor, Nagetiere (wie Eichhörnchen, Streifenhörnchen) zu streicheln, um solche Infektionen zu vermeiden.
Ursachen
Die Pest hat ihre Ursachen in einem bestimmten Erreger: dem stäbchenförmigen Bakterium namens Yersinia pestis, das zur Gattung der Yersinien gehört. Benannt sind die Yersinien nach dem Schweizer Bakteriologen Alexandre Yersin, der den Pesterreger im Jahr 1894 entdeckte.
Der Erreger der Pest kann im Boden bis zu sieben Monate, auf Kleidung knapp ein halbes Jahr und in infizierten toten Tieren bei 35 Grad Celsius bis zu zwei Monate überleben. Auf Sonnenlicht reagieren die Yersinien empfindlich. Schnell abtöten lassen sich die Pestbakterien durch hohe Temperaturen und durch Desinfektionsmittel.
Übertragung
Der Mensch kann sich auf verschiedenen Wegen mit der Pest anstecken: Möglich ist die Übertragung der Pesterreger ...
- von infizierten Tieren auf den Menschen oder
- von Mensch zu Mensch.
Verantwortlich für die Übertragung der Pest von Tier zu Mensch sind typischerweise Flöhe. Diese Parasiten leben auf der Körperoberfläche ihrer infizierten Wirte: Dabei handelt es sich um wild lebende Nagetiere (wie Mäuse, Ratten, Hörnchen). Durch ihre Stiche nehmen die Flöhe die Pestbakterien auf und übertragen sie weiter.
Die Rattenpest ist ein Vorläufer von Pestepidemien beim Menschen: Rattenflöhe infizieren sich an bereits erkrankten Ratten. Bei der Suche nach einem neuen Wirt kann es passieren, dass – weil bereits viele Ratten durch die Pest verendet sind – die Flöhe einen Menschen als Ersatzwirt wählen und ihn so anstecken. Im Grunde ist der Mensch jedoch ein Fehlwirt.
Die Pest kann sich aber auch durch direkten Kontakt mit einem infizierten Nagetier oder indirekt über verseuchte Gegenstände von Tier zu Mensch übertragen.
Von Mensch zu Mensch kann sich die Pest ebenfalls über einen Flohstich ausbreiten: Für die Übertragung der Pesterreger von infizierten zu nicht-infizierten Menschen sorgen dabei keine Rattenflöhe, sondern Menschenflöhe. Daneben können sich Menschen untereinander (bei Lungenpest) durch Tröpfcheninfektion anstecken (also durch Einatmen kleinster infektiöser Tröpfchen, die z.B. durch Sprechen oder Husten infizierter Menschen in die Luft gelangt sind). Ein seltener Übertragungsweg ist dagegen die Aufnahme von infiziertem Material über den Mund (oral).
Inkubationszeit
Bei der Pest hängt die Inkubationszeit (d.h. die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Krankheit) von der Erkrankungsform ab:
- Lungenpest: wenige Stunden bis 3 Tage
- Beulenpest: 2 bis 6 Tage
Symptome
Die Pest kann unterschiedliche Symptome auslösen – je nachdem, in welcher Erscheinungsform sie auftritt. Anhand der Symptome unterscheidet man drei Hauptformen der Erkrankung:
Daneben treten in seltenen Fällen auch Erscheinungsformen der Pest auf, die durch bestimmte örtliche Symptome gekennzeichnet sind:
- Hautpest: mit Pestbeule an der Infektionsstelle; tritt auch als Symptom von Pestsepsis auf
- Pestmeningitis: mit Entzündung der Hirnhäute
- Pestlaryngitis: kennzeichnende Symptome dieser Pest-Form sind Fieber, Halsschmerzen und Kopfschmerzen, trockener Hals, Mandelentzündung und Schwellung der Halslymphknoten
Unbehandelt gelangen die ursächlichen Bakterien namens Yersinia pestis bei allen Krankheitsformen im weiteren Verlauf aus dem Infektionsherd in den Blutkreislauf. Als Folge kommt es zu einer Blutvergiftung (Sepsis): Dann ruft die Pest Symptome einer allgemeinen Infektion des gesamten Organismus hervor, häufig mit massiven Blutungen in die Haut.
Beulenpest
Die mit etwa 90 Prozent häufigste Form der Pest ist die durch Flohstiche übertragene Beulenpest (auch Bubonenpest genannt). Die ersten Symptome der Beulenpest zeigen sich etwa zwei bis sechs Tage nach der Infektion mit dem Pesterreger namens Yersinia pestis – es entwickeln sich:
- hohes Fieber
- Kopfschmerzen
- Gliederschmerzen
- Schüttelfrost
- Schwindel
- ein schweres Krankheitsgefühl
Bei der Beulenpest entzünden sich im Lymphabflussgebiet des Flohstichs die Lymphgefäße und die Lymphknoten. Daraus entstehen die für diese Form von Pest namensgebenden Symptome: Die entzündeten Lymphknoten können zu äußerst schmerzhaften Beulen (sog. Bubonen oder Pestbeulen) von bis zu zehn Zentimetern Größe anschwellen. Nachdem die Pestbeulen eitrig eingeschmolzen sind, können sie als Geschwür zerfallen. Manchmal brechen die Beulen spontan nach außen auf.
Wenn bei der Beulenpest die Pestbeulen in Blutgefäße einbrechen und die Erreger so in die Blutbahn übertreten, können sie eine Blutvergiftung (sog. Pestsepsis) hervorrufen. Breiten sich die Pesterreger über die Blutbahn auf andere Organe des Körpers aus, kann sich eine Lungenpest entwickeln. Durch Streuung der Erreger können auch ausgedehnte Hautblutungen auftreten. Nachfolgend kann sich die Hautschwarz verfärben und absterben – betroffen sind vor allem Finger, Zehen und Nase. Die Bezeichnung Schwarzer Tod für die Pest ist auf diese Symptome zurückzuführen.
Lungenpest
Eine seltenere, aber hochansteckende Form von Pest ist die Lungenpest (Pestpneumonie). Entsteht sie primär (d.h. direkt durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch), zeigen sich die ersten Symptome schon nach wenigen Stunden bis zwei Tagen – es kommt (wie bei der Beulenpest) plötzlich und heftig zu:
- hohem Fieber,
- Schüttelfrost,
- Kopfschmerzen und
- Abgeschlagenheit.
Das Abhusten des bei Lungenpest hochansteckenden Auswurfs ist sehr schmerzhaft. Später entwickelt sich bei dieser Form der Pest ein Lungenödem und es kommt zum Kreislaufversagen.
Eine Lungenpest kann sich auch sekundär – im Verlauf einer Beulenpest – entwickeln. Außerdem kann sie ebenso wie die Beulenpest in eine Blutvergiftung übergehen (Pestsepsis). Unbehandelt endet diese Form der Pest etwa zwei Tage nach Ausbruch der Symptome immer tödlich.
Pestsepsis
Eine recht häufige Form von Pest ist die Pestsepsis, eine Blutvergiftung infolge einer Ausbreitung der ursächlichen Bakterien (Yersinia pestis) in die Blutbahn. Daher betreffen die Symptome der Pestsepsis typischerweise viele Organe:
Kennzeichnend für die Pestsepsis sind vor allem Fieber, Verwirrtheit und Lethargie. Es entwickeln sich Symptome der Lungenpest, schwere Hautveränderungen (u.a. Einblutungen und Hautnekrosen, die zur Bezeichnung Schwarzer Tod für die Pest führten) und Magen-Darm-Beschwerden. Im weiteren Verlauf sind Nierenversagen, Darmverschluss und Schocksymptome bis hin zu Herz-Kreislauf-Versagen möglich.
Die Pestsepsis entsteht meist sekundär aus anderen Formen von Pest – die Symptome der Blutvergiftung können jedoch auch alleine auftreten: Eine solche primäre Pestsepsis kann durch Flohstiche oder Kontaktinfektion und ohne Pestbeulen vorkommen. Eine Pestsepsis endet fast immer tödlich.
Diagnose
Erste Hinweise auf die Pest können die vorliegenden Symptome und Begleitumstände der Erkrankung liefern. Je nachdem, welche Form der Infektionskrankheit sich entwickelt, können ihre Symptome anfangs allerdings zu einer falschen Diagnose führen:
- So beginnt die Beulenpest ähnlich wie ein grippaler Infekt. Auch eine Verwechslung mit der Hasenpest (Tularämie) ist möglich.
- Bei der Lungenpest zählt anfangs ebenfalls der grippale Infekt zu den möglichen Fehldiagnosen, daneben vor allem schwere Lungenentzündungen.
- Und die Pestsepsis ist beispielsweise von Meningokokkeninfektionen und Malaria abzugrenzen.
Um die Pest sicher zu diagnostizieren, ist daher ein Nachweis der Pesterreger nötig: der Bakterien namens Yersinia pestis aus der Gattung der Yersinien. Der Erregernachweis geschieht über eine Untersuchung von Auswurf (Sputum), Blut oder Lymphknoteneiter: Darin kann man die Bakterien über Erregerkulturen (d.h. durch die Vermehrung der in den Proben vorhandenen Yersinien) nachweisen.
Therapie
Bei der Pest ist eine rasche Therapie mit Antibiotika wichtig: Nur wenn diese Behandlung frühzeitig beginnt, bestehen gute Chancen auf Heilung.
Vorrangig kommen gegen die Pest die Mittel Streptomycin, Tetracyclin, Doxycyclin oder Gentamicin zum Einsatz. Ist das zentrale Nervensystem vom Pesterreger befallen (sog. Pestmeningitis), findet Chloramphenicol Anwendung. Anfangs empfiehlt es sich, das Antibiotikum per Spritze über eine Vene (intravenös) zu verabreichen. Sobald eine Besserung eintritt, kann man auf Tabletten umsteigen.
Penicilline sind bei Pest nicht zur Therapie geeignet, da sie gegen den Pesterreger (das BakteriumYersinia pestis) nicht wirksam sind.
Verlauf
Bei der Pest ist der Verlauf davon abhängig, in welcher Erscheinungsform die Krankheit auftritt. Die meisten Fälle verlaufen nach plötzlichem und heftigem Beginn fortschreitend.
Ohne Behandlung können die ursächlichen Bakterien (Yersinia pestis aus der Gattung der Yersinien) bei allen Formen der Pest in den Blutkreislauf gelangen, sodass eine Blutvergiftung entsteht – die sogenannte Pestsepsis: Dies ist eine schwere allgemeine Infektion des gesamten Organismus.
Neben den schweren sind aber auch leichte Krankheitsverläufe möglich: Die sogenannte abortive Pest ist eine milde Form mit gering ausgeprägten Symptomen. Sie geht oft nur mit niedrigem Fieber und einer leichten Lymphknotenschwellung einher; es bildet sich höchstens eine Pestbeule.
Prognose
Die frühe Behandlung der Pest mit Antibiotika bestimmt die Prognose in hohem Maß:
Bei einer frühzeitig erkannten und behandelten Pest können die Chancen auf Heilung sehr hoch sein!
Durch den raschen Einsatz von Antibiotika kann man die Zahl der Fälle mit tödlichem Ausgang bei der Beulenpest auf 1 bis 5 Prozent senken, bei Lungenpest auf 20 bis 50 Prozent. Kommen die Antibiotika jedoch später als etwa 15 Stunden nach Ausbruch der Pest zum Einsatz, sind die Aussichten auf eine erfolgreiche Behandlung sehr gering. Ohne Behandlung beträgt die Sterblichkeit bei der Pestsepsis und der Lungenpest bis zu 100 Prozent.
Jede überstandene Pest – auch eine milde – verleiht den Betroffenen eine lang andauernde, aber nicht völlige Immunität.
Komplikationen
Vor allem ohne schnelle Behandlung ist die Pest im weiteren Verlauf mit schweren Komplikationen verbunden: So können Beulen- und Lungenpest ebenso wie Hautpest, Pestlaryngitis oder Pestmeningitis in eine mit hoher Sterblichkeit verbundene Pestsepsis übergehen, wenn die Yersinien in den Blutkreislauf gelangen. Als Komplikation einer Beulenpest kann auch eine Lungenpest auftreten.
Bei einer eigentlich erfolgversprechenden raschen Antibiotikabehandlung der Pest können Komplikationen auftreten, wenn sich die Pesterreger als widerstandsfähig (resistent) gegen die eingesetzten Mittel erweisen: In Madagaskar gelang schon vor Jahren der Nachweis von Yersinien, die eine Resistenz gegen mehrere Antibiotika entwickelt haben und eine Therapie unter Umständen erschweren können.
Vorbeugen
Da die Pest sehr ansteckend ist, spielen Maßnahmen zum Vorbeugen ihrer Ausbreitung eine wichtige Rolle. Daher zählt die Pest zu den sogenannten Quarantänekrankheiten. Das bedeutet:
Erkrankt ein Mensch an Pest, ist er für die Dauer der Erkrankung zu isolieren, um weitere Fälle zu verhindern. Und wer Kontakt zu Pesterkrankten hatten, ist sechs Tage unter Quarantäne zu stellen.
Risikogruppen wie Krankenhauspersonal sollten bei Auftreten von Pestfällen vorbeugend Antibiotika (z.B. Ciprofloxacin, Doxycyclin) einnehmen. Ein Mundschutz bietet einen gewissen Schutz vor Lungenpest. Ein Impfstoff zur Schutzimpfung gegen Pest war zwar verfügbar, kommt heute jedoch nicht mehr zum Einsatz, da er nur unzureichend schützt und zudem häufig zu schweren Nebenwirkungen führt.
Allgemein kann man der Pest am besten vorbeugen, indem man Ratten und Flöhe im Verbreitungsgebiet der Pesterreger bekämpft sowie auffälliges Nagetiersterben überwacht und meldet.