Parkinson: Ursachen, Verlauf und Lebenserwartung
Parkinson zählt zu den häufigsten Krankheiten des Nervensystems. Typische Beschwerden sind Zittern im Ruhezustand, versteifte Muskeln und verlangsamte Bewegungen. Welche Symptome noch auftreten können, was die Ursache ist und wie sich Parkinson auf die Lebenserwartung auswirkt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Zusammenfassung
- Definition: Parkinson ist eine Erkrankung des Nervensystems, bei der dopaminhaltige Nervenzellen im Gehirn zunehmend absterben.
- Symptome: Die Hauptsymptome sind Bewegungsarmut, Muskelsteifheit, Standunsicherheit und Zittern im Ruhezustand. Im Verlauf sind weitere begleitende Beschwerden möglich. Bei 40 Prozent der Betroffenen entwickelt sich eine Demenz.
- Verlauf: Die Erkrankung schreitet trotz Behandlung fort und lässt sich nicht heilen. Mit entsprechender Therapie wirkt sie sich jedoch nicht auf die Lebenserwartung aus.
- Ursachen: Bislang ist nicht abschließend geklärt, weshalb dopaminhaltige Nervenzellen im Gehirn absterben. Vermutet wird, dass Parkinson vererbbar ist oder etwa durch Medikamente oder Giftstoffe ausgelöst wird.
- Diagnose: Neben dem Anamnesegespräch werden eine körperliche Untersuchung, bildgebende Verfahren und ein spezieller Test (L-Dopa-Test) durchgeführt.
- Behandlung: Es stehen verschiedene Medikamente zur Verfügung, welche die Beschwerden lindern können. Auch weitere Maßnahmen wie eine Tiefe Hirnstimulation (THS), Logopädie oder Psychotherapie kommen zum Einsatz.
Was ist Parkinson?
Parkinson, auch Morbus Parkinson, Parkinson-Syndrom oder Parkinson-Krankheit genannt, ist eine Erkrankung des Nervensystems. Dabei sind vor allem die Beweglichkeit und der Bewegungsablauf gestört. Kennzeichnend für Parkinson ist ein stetiger Verlust von Nervenzellen im Gehirn, die Dopamin enthalten.
Dopamin ist ein Botenstoff, der dafür sorgt, dass bestimmte Informationen von Nervenzelle zu Nervenzelle gelangen. Bei einem Dopaminmangel ist dieser Prozess gestört. Die Folge sind typische Parkinson-Symptome wie versteifte Muskeln, verlangsamte Bewegungen und ein Zittern im Ruhezustand. Morbus Parkinson ist nicht heilbar, jedoch lassen sich die Beschwerden oft gut behandeln und lindern. Betroffene können nach der Diagnose mitunter lange ein selbstständiges Leben führen.
Wie häufig ist Parkinson?
Schätzungen zufolge leben etwa 1 bis 2 von 1.000 Menschen mit der Diagnose Parkinson. Die Krankheit beginnt meist nach dem 50. Lebensjahr, wobei sie mit zunehmendem Alter häufiger diagnostiziert wird: Etwa 20 von 1.000 Menschen ab dem 70. Lebensjahr sind betroffen. Männer erkranken häufiger als Frauen.
Parkinson: Welche Symptome sind möglich?
In der Regel verläuft Parkinson schleichend, weshalb sich Symptome oft erst nach Jahren oder Jahrzehnten zeigen. Zu Beginn treten Beschwerden oftmals einseitig auf, bis sie sich im Verlauf auch auf die andere Seite ausdehnen können.
Zu den Hauptsymptomen bei Parkinson zählen:
- Bewegungsarmut (Akinese) und Bewegungsverlangsamung (Bradykinese)
- Muskelsteifheit (Rigor)
- Ruhezittern (Tremor)
- Instabilität der Körperhaltung und Gangunsicherheit
Aufgrund des Zitterns wurde Parkinson früher auch als Schüttellähmung bezeichnet. Grundsätzlich können die Beschwerden unterschiedlich stark ausgeprägt sein.
Parkinson: Symptome im Frühstadium
Die Parkinson-Symptome im Frühstadium sind oft wenig charakteristisch. Erste Anzeichen ähneln oft denen einer rheumatischen Erkrankung. Patient*innen leiden beispielsweise unter schmerzhaften, einseitigen Muskelverspannungen im Bereich der Schulter und Arme.
Weitere unspezifische Frühsymptome bei Parkinson sind:
- Müdigkeit
- Schlafstörungen
- Verstopfung
- innere Unruhe
- depressive Verstimmung
- plötzliche Schweißausbrüche
Im Verlauf kommt es dann zu ersten auffälligen Bewegungsstörungen. Menschen mit Morbus Parkinson fällt es mit der Zeit schwerer, feinmotorische Tätigkeiten wie Schreiben oder das Zuknöpfen einer Hose auszuführen.
Zudem sind bei Parkinson im weiteren Verlauf diese Symptome typisch:
- Gangstörungen: Menschen mit Parkinson können sich oft nur mit kleinen Schritten fortbewegen, wobei die Arme weniger als üblich mitschwingen.
- erstarrte Gesichtsmimik: Die Mimik erstarrt zunehmend (Maskengesicht), zusätzlich zittern die Hände im Ruhezustand vermehrt und die Stimme wird leiser.
- unleserliche Handschrift: Betroffene schreiben kleiner und unleserlicher.
Parkinson: Symptome im fortgeschrittenen Stadium
Je weiter Morbus Parkinson fortschreitet, desto ausgeprägter werden die Beschwerden. Es kommt nicht nur zu den typisch verlangsamten Bewegungen – auch die Muskeln versteifen sich zunehmend, sodass schnelle Bewegungen nicht mehr möglich sind. Menschen mit Parkinson fällt es schwer, abrupt abzubremsen oder schnell loszugehen. Ihre Füße scheinen nahezu am Boden festzukleben.
Auch die Körperhaltung wird zunehmend instabil, weshalb Betroffene leichter hinfallen. Das charakteristische Zittern im Ruhezustand ist deutlich an den Händen zu erkennen.
Parkinson: Welche Symptome treten im Spätstadium auf?
Im Spätstadium von Morbus Parkinson können Patient*innen immer schlechter gehen und stehen. Im weiteren Verlauf sind sie auf einen Rollstuhl angewiesen. In vereinzelten Fällen kann sich im Spätstadium eine akinetische Krise entwickeln, die durch eine vollständige Bewegungsunfähigkeit gekennzeichnet ist. Betroffene verspüren eine plötzliche Verschlechterung der Beschwerden, die sich manchmal auch innerhalb weniger Tage entwickeln kann. Sie können dann oft weder schlucken noch sprechen.
Die akinetische Krise kann zum einen auftreten, wenn etwa Parkinson-Medikamente plötzlich reduziert oder ganz abgesetzt werden. Zum anderen können auch andere schwere Erkrankungen, Flüssigkeitsmangel oder operative Eingriffe ursächlich sein. Eine akinetische Krise ist ein lebensgefährlicher Notfall, der umgehend in einer Klinik behandelt werden muss.
Begleitende Symptome bei Morbus Parkinson
Zusätzlich kann es bei fortgeschrittenem Parkinson zu weiteren begleitenden Symptomen kommen:
- seltenere Schluckbewegungen und Schluckstörungen
- zunehmender Speichelfluss
- träge Darmtätigkeit mit Verstopfung
- Blasenschwäche
- erhöhte Talgproduktion der Haut (Salbengesicht)
- Probleme beim Sprechen
- Sehstörungen
- Augenzittern und Augenbewegungsstörungen
- Erektionsstörungen
- Geruchsstörungen
- Schlafstörungen
- Halluzinationen
Zudem kann die Krankheit auch mit psychischen Auswirkungen einhergehen. Betroffene entwickeln oftmals depressive Verstimmungen, Depressionen, Antriebslosigkeit oder werden zunehmend ängstlich. Auch Wesensveränderungen sind bei Parkinson möglich.
Parkinson und Demenz
Im Laufe von Parkinson können Gedächtnisstörungen auftreten, die auf eine beginnende Demenz hinweisen. Etwa 40 Prozent der Patient*innen mit Parkinson entwickeln im Laufe der Zeit eine Demenz: Ihre Aufmerksamkeit ist zunehmend gestört, das Denkvermögen verlangsamt und das räumliche Sehen beeinträchtigt. Darüber hinaus sind Persönlichkeitsveränderungen bei einer Parkinson-Demenz typisch. Möglich sind vor allem eine zunehmende Sturheit und Dickköpfigkeit. Fachleute sprechen auch vom Parkinson-Plus-Syndrom.
Parkinson: Verlauf und Lebenserwartung
Wie genau sich Parkinson entwickelt, lässt sich nicht ohne Weiteres vorhersagen. In den meisten Fällen ist der Verlauf der Erkrankung langsam. Wie rasch sich erste Anzeichen zeigen und welche Beeinträchtigungen damit verbunden sind, kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Einige Patient*innen mit Parkinson sind viele Jahre lang kaum beeinträchtigt – andere leiden schon früh unter starken Beschwerden.
Bislang ist Morbus Parkinson nicht heilbar – auch eine frühzeitige Therapie kann nicht verhindern, dass die Krankheit fortschreitet. Jedoch wirkt sich eine individuelle Behandlung positiv auf die Prognose und auch auf die Lebensqualität der Betroffenen aus.
Im Spätstadium sind Betroffene meist auf eine vollständige Pflege angewiesen. Alltagsaktivitäten wie Körperpflege, Trinken und Essen sind nur mit Unterstützung möglich.
Bei einer geeigneten Therapie ist die Lebenserwartung von Menschen mit Parkinson in etwa mit der Lebenserwartung der Normalbevölkerung vergleichbar.
Mögliche Komplikationen beim Parkinson-Syndrom
Je weiter Parkinson fortgeschritten ist, desto wahrscheinlich sind teilweise lebensbedrohliche Komplikationen. Dazu zählen etwa:
- Infektionen der Atemwege wie Lungenentzündungen
- schwere Stürze
- Schluckstörungen
- Mangelernährung
Parkinson: Welche Ursachen stecken dahinter?
Die Ursachen von Morbus Parkinson sind bislang nicht vollständig geklärt. Fest steht, dass Parkinson mit einem Mangel des Botenstoffs Dopamin im Gehirn einhergeht. Dieser Dopaminmangel entsteht, da zunehmend Nervenzellen im Gehirn absterben, die Dopamin enthalten. Die dopaminreichen Nervenzellen liegen dabei in der sogenannten schwarzen Substanz im Gehirn (Substantia nigra).
Fachleute teilen Parkinson je nach Ursache in verschiedene Formen ein:
- idiopathisches Parkinson-Syndrom: ohne erkennbare Ursache; betrifft circa 75 Prozent der Patient*innen
- atypisches Parkinson-Syndrom: als Folge anderer neurodegenerativen Krankheiten wie Demenz
- familiäre/genetische Formen des Parkinson-Syndroms: bei rund einem Prozent lässt sich eine vererbbare Genveränderung nachweisen
- sekundäres Parkinson-Syndrom: ausgelöst durch Medikamente, die Dopamin hemmen (Dopaminantagonisten), wie Neuroleptika oder blutdrucksenkende Mittel, Durchblutungsstörungen oder Entzündungen im Gehirn, Gehirntumore, Gifte wie Kohlenmonoxid oder Störungen des Stoffwechsels wie bei Morbus Wilson
Parkinson: Wie erfolgt die Diagnose?
Um bei Verdacht auf Parkinson eine Diagnose sicher stellen zu können, steht zunächst ein ausführliches ärztliches Gespräch (Anamnese) an. Dabei stellt die*der Ärztin*Arzt Fragen zu den genauen Beschwerden, Einnahme von Medikamenten und möglichen Vorerkrankungen. Auch Angaben von Angehörigen können wichtige Anhaltspunkte liefern. In einem fortgeschrittenen Stadium geben sichtbare Symptome erste Hinweise auf Parkinson.
Darauf folgt eine körperliche Untersuchung, bei der mithilfe verschiedener Tests die Reflexe, Beweglichkeit und Empfindlichkeit von Gelenken und Muskeln überprüft werden. Der Verdacht auf Parkinson lässt sich letztlich nur mit dem sogenannten L-Dopa-Test sichern. Hierfür wird das Medikament L-Dopa (Levodopa) eingenommen und überprüft, ob sich dadurch die Beschwerden verbessern – eine rasche Besserung spricht für Parkinson.
Im Frühstadium lässt sich Parkinson oft nur schwer von anderen Krankheiten unterscheiden, die mit ähnlichen Anzeichen einhergehen. Möglicherweise raten Ärzt*innen dazu, die Beschwerden eine Zeit lang zu beobachten. Um andere Krankheiten auszuschließen, kommen zudem eine Computertomographie (CT) oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.
Parkinson: Maßnahmen zur Therapie
Heilen lässt sich Morbus Parkinson mit einer Therapie bislang nicht. Dennoch ist eine gezielte Behandlung sinnvoll, um die Beschwerden zu lindern und die Lebensqualität Betroffener zu steigern.
Nicht nur für Betroffene, auch für Angehörige kann Parkinson eine besondere Belastung darstellen. Auch das sollte bei der Parkinson-Therapie berücksichtigt werden. Ist die Erkrankung fortgeschritten, sollte beispielsweise über Tagesbetreuung nachgedacht werden, um Familie oder Lebenspartner*innen zu unterstützen.
Parkinson: Therapie mit Medikamenten
Medikamente, die im Rahmen der Therapie bei Parkinson verabreicht werden, sollen dem Mangel an Dopamin im Gehirn gegensteuern. Dadurch reduzieren sich in der Regel die Beschwerden, bereits vorliegende Schädigungen im Gehirn lassen sich jedoch nicht rückgängig machen. Auch das Fortschreiten des Parkinson-Syndroms kann dadurch nicht aufgehalten werden.
Wie die medikamentöse Therapie im Einzelnen aussieht, hängt unter anderem vom Alter und von eventuellen Begleitstörungen ab. Zur Verfügung stehen folgende Medikamente:
- Levodopa (L-Dopa): Vorstufe des Botenstoffs Dopamin
- MAO B-Hemmer und COMT-Hemmer: verhindern den Abbau von Dopamin
- Dopamin-Agonisten: ahmen die Wirkung von Dopamin nach
- NMDA-Agonisten: hemmen Botenstoffe wie Glutamat im Hirn, die bei Parkinson vermehrt aktiv sind
- Anticholinergika: beeinflussen den Botenstoff Acetylcholin, der bei Parkinson im Übermaß vorhanden ist
Die Wirkstoffe werden oftmals mittels einer Medikamentenpumpe direkt in den Dünndarm oder die Haut verabreicht. Dieses kleine Gerät wird entweder am Körper getragen oder Oberbauch oder Oberarm implantiert. Eine engmaschige ärztliche Kontrolle ist essenziell, um zu überprüfen, ob die Dosis der Medikamente ausreichend ist. Im Verlauf muss diese oftmals angepasst werden. Auch mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel oder Halluzinationen werden dabei ärztlich abgefragt.
Tiefe Hirnstimulation als Therapie bei Parkinson
Bei manchen Patient*innen reicht die medikamentöse Behandlung nicht aus, um die Beschwerden wie unwillkürliche Bewegungen (Dyskinesien) zu lindern. Diese erhalten dann meist eine sogenannte tiefe Hirnstimulation (THS). Dabei erzeugen Elektroden, die in einem bestimmten Bereich im Gehirn implantiert werden, elektrische Impulse. Diese regen vorübergehend gewisse Gehirnregionen an, ohne Gewebe zu schädigen. Dadurch lassen sich beim Parkinson-Syndrom oft Symptome lindern. Die THS kann jedoch den fortschreitenden Erkrankungsprozess nicht aufhalten.
Parkinson: Weitere Therapiemöglichkeiten
Es gibt noch viele weitere Maßnahmen, die im Rahmen einer Parkinson-Therapie zum Einsatz kommen können, so zum Beispiel:
- Physiotherapie und Ergotherapie: Dabei werden alltägliche Tätigkeiten und Übungen trainiert. Auch Sport und verschiedene Bewegungsübungen sind hilfreich, um Koordination und Beweglichkeit zu verbessern.
- Logopädie: Durch eine Sprechtherapie werden Aussprache, Atemtechnik und die dazu benötigen Muskeln trainiert.
- Psychotherapie: In manchen Fällen kann eine Psychotherapie hilfreich sein, etwa wenn Patient*innen im Rahmen der Erkrankung eine Depression entwickeln.