Hirschlausfliege
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Hirschlausfliege: Wie gefährlich ist die fliegende Zecke?

Von: Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.06.2024

Die Hirschlausfliege wird auch fliegende Zecke genannt. Sie lebt bevorzugt in Wäldern, wo es sich vor allem vom Blut von Wildtieren ernährt. Aber auch Menschen und Hunde sind vor ihren Bissen nicht sicher. Welches Risiko geht von der Hirschlausfliege aus?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur Hirschlausfliege

Die Hirschlausfliege ist ein blutsaugender Parasit, der bevorzugt Hirsche und Rehe befällt, aber auch Menschen, Hunde und Pferde nicht verschont​. Das Insekt erinnert im Stadium ohne Flügel an eine Zecke, ist jedoch nicht mit dieser verwandt.

Die Hirschlausfliege kann das Bakterium Bartonella schoenbuchensis übertragen, das mitunter Hautentzündungen verursacht. Neben Juckreiz und der Bildung von Quaddeln und Pusteln sind Symptome wie Fieber und Abgeschlagenheit möglich. Ob weitere Krankheiten übertragen werden können, muss noch weiter erforscht werden.

Bisher gibt es keine gezielten Schutzmaßnahmen. Waldgebiete mit bekannten Vorkommen sollten vermieden werden. Insektenschutzmittel gegen Zecken und Stechmücken können womöglich auch Hirschlausfliegen abwehren.

Wie sieht eine Hirschlausfliege aus?

Eine Hirschlausfliege sieht aus wie eine Mischung aus Zecke und Stubenfliege. Erkennbar ist sie an folgenden Kennzeichen:

Sie...

  • wird fünf bis sieben Millimeter groß
  • hat sechs lange und dicke Beine mit Widerhaken
  • hat sichtbare Beißwerkzeuge
  • krabbelt schneller als Zecken

Hirschlausfliege oder Zecke: Weitere Unterschiede

Oftmals wird die Hirschlausfliege auch als fliegende Zecke oder Hirschlaus bezeichnet. Sie ist jedoch weder eine Zecke noch eine Laus, sondern gehört zur Familie der Lausfliegen. Ihre lateinische Bezeichnung lautet Lipoptena cervi.

Während Zecken acht Beine haben und zu den Spinnentieren zählen, gehören Hirschlausfliegen zu den Insekten und haben dementsprechend sechs Beine. Aufgrund ihres ähnlich geformten Kopfes können die Fliegen ohne Flügel schnell mit einer Zecke verwechselt werden. 

Biss oder Stich?

Auch wenn umgangssprachlich häufig von einem Stich gesprochen wird – Hirschlausfliegen stechen nicht, sie beißen. Im Gegensatz zu Stechmücken verfügt sie nicht über einen Stechrüssel, sondern besitzt Beißwerkzeuge und einen Saugrüssel, mit dem sie Blut aufsaugt. Dadurch schwillt ihr Hinterleib sichtbar an.

Hirschlausfliegen sind in der Luft flink unterwegs und visieren ihre Beute präzise aus der Luft an. Nach der Landung auf der Haut, im Haar oder Fell ihres Wirts werfen sie ihre transparenten Flügel ab und krabbeln zu einer passenden Stelle für ihre Blutmahlzeit. Hat das Insekt ein Opfer gefunden, verbleibt es dort für seine gesamte Lebenszeit und beißt an verschiedenen Stellen immer wieder zu.

Wie gefährlich ist die Hirschlausfliege?

Wenn eine Hirschlausfliege Personen attackiert, landet sie gerne im Nacken oder auf dem Kopf und macht sich von dort krabbelnd auf die Suche nach einer geeigneten Bissstelle. Für Menschen ist ein Biss meist schmerzlos und gilt eher als ungefährlich. Allerdings kann es in der Folge zu einer allergischen Reaktion kommen. Diese äußert sich durch 

  • starken Juckreiz,
  • Quaddeln und Pusteln sowie
  • Schwellungen.

Oftmals kommt es an der Einstichstelle außerdem zu einer Entzündung und einem Hautausschlag, auch bekannt als Hirschlausfliegen-Dermatitis. Ursache hierfür ist der Erreger Bartonella schoenbuchensis, den viele der Parasiten in sich tragen. Durch den Biss wird das Bakterium an den Menschen übertragen (Zoonose).

Neben Ausschlag, Rötungen und Papeln auf der Haut kann es nach der Übertragung der Bakterien auch zu Fieber, Muskelschmerzen und Abgeschlagenheit kommen. Teilweise wird berichtet, dass der Hirschlausfliegenbiss beim Menschen eine Herzmuskelentzündung verursacht. Dafür gibt es bislang jedoch nicht ausreichend wissenschaftliche Beweise.

Für von Zecken übertragene Krankheiten wie Borreliose und FMSE spielen die Bisse der Hirschlausfliege bislang keine Rolle.

Für Hunde, Pferde und andere Tiere ist der Biss der Hirschlausfliege mitunter sehr schmerzhaft, weswegen es in der Folge häufig zu einer heftigen Reaktion kommt. Für Menschen, die Reitsport betreiben, kann dies gefährlich werden, wenn das Pferd beim Befall in Panik gerät. Eine Fliegendecke kann verhindern, dass sich die Insekten in Fell und Mähne des Tieres niederlassen und es attackieren.

Wo kommen Hirschlausfliegen vor?

Hirschlausfliegen kommen in Europa und Nord- sowie Mittelasien vor und somit auch in Deutschland. Zu den wichtigsten Wirten des Parasits zählen Wildtiere wie Wildschweine, Rehe und Hirsche. Aber auch Pferde und Hunde gehören zu beliebten Nahrungsquellen.

Menschen sind kein bevorzugtes Ziel und fallen eher selten einer Attacke zum Opfer. Jedoch wird vermehrt von Personen berichtet, die von Hirschlausfliegen gebissen wurden. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Insekten sich hierzulande stärker vermehren. Grund dafür sind laut Fachleuten die mit dem Klimawandel einhergehenden milderen Winter, die dazu führen, dass mehr Larven die kalte Jahreszeit überleben.

In großen Schwärmen sind Hirschlausfliegen meist in den späten Sommermonaten und im Herbst in Wäldern und am Waldrand zu finden. Je nach Klima können sie auch schon früher Hochsaison haben. Die Tiere bevorzugen warme Temperaturen.

Hirschlausfliege: Bisse behandeln und vorbeugen

Hat sich eine Hirschlausfliege festgebissen, kann sie relativ leicht mit einer Pinzette, einem Flohkamm, einer Zeckenkarte oder einem Wasserstrahl entfernt werden.

Der Biss verursacht nicht immer Beschwerden. Eine Behandlung ist daher nicht zwingend erforderlich. Kommt es zu Symptomen wie Juckreiz, Hautentzündungen oder Schwellungen kann es hilfreich sein, die Einstichstelle zu kühlen. Kratzen sollte möglichst vermieden werden. Klingen die Hautbeschwerden nicht ab oder treten weitere Beschwerden auf, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden. 

Hirschlausfliegenbissen vorbeugen?

Es gibt keine nachweislich wirksamen Mittel gegen Hirschlausfliegen. Sprays gegen Mücken, Bremsen oder Zecken können die Parasiten möglicherweise abwehren.

Als Hausmittel empfehlen einige Quellen Essig oder Kokosöl oder ätherische Öle mit Rosmarin, Citronella oder Lavendel. Auf einigen Internetseiten wird auch berichtet, dass Hirschlausfliegen von der Farbe Schwarz angezogen werden. Die Empfehlung lautet daher, bei Spaziergängen im Wald helle Kleidung zu tragen. Wissenschaftlich gesichert sind diese Ratschläge jedoch nicht.

Da die Tiere meist in gut sichtbaren Schwärmen vorkommen und nur kurze Strecken fliegen können, kann man ihnen bei Spaziergängen oft gut ausweichen. Zudem verbleiben sie üblicherweise an einer Stelle. Um sich vor Hirschlausfliegen zu schützen, sollte man diesen entsprechenden Ort die nächsten Wochen besser meiden.