Herzwürmer: Risiko für Hund – und Mensch?
Herzwürmer machen einen Hund schwer krank. Auch der Mensch kann sich mit den Würmern infizieren – die Folgen sind aber deutlich milder. Wo und wie kann es zum Wurmbefall kommen und wie können Sie sich und Ihr Haustier davor schützen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Steckbrief: Herzwürmer
Der Herzwurm Dirofilaria immitis befällt als Parasit viele verschiedene Säugtiere. Seine wichtigsten natürlichen Wirte sind Hunde und andere Hundeartige (wie Füchse und Wölfe). Stechmücken übertragen die Herzwürmer von einem Tier auf ein anderes – oder auch auf den Menschen.
So läuft die Entwicklung und Übertragung der Herzwürmer im Einzelnen ab:
- Die ausgewachsenen Herzwürmer, auch Makrofilarien genannt, besiedeln innere Organe ihres Wirtes. Die weiblichen Exemplare können bis zu 30 Zentimeter lang werden, die männlichen 18 Zentimeter.
- Weibliche geschlechtsreife Herzwürmer legen keine Eier, sondern produzieren kleine, nur etwa 220 bis 340 Mikrometer lange Würmchen: die Mikrofilarien. Diese gelangen ins Blut des Wirtes.
- Wenn nun eine Stechmücke den Wirt sticht, nimmt sie die Mikrofilarien beim Blutsaugen auf. In der Mücke entwickeln sich die Mikrofilarien zu infektionsfähigen Larven weiter, die zum Stechrüssel der Mücke wandern.
- Sticht die Mücke nun ein anderes Tier oder einen Menschen, können die Herzwurmlarven durch den entstandenen Stichkanal aktiv in den neuen Wirt eindringen.
- Im neu infiziertem Wirt entwickeln sich die Larven innerhalb von Monaten oder Jahren (frühestens 180 Tage nach der Infektion) zu ausgewachsenen Herzwürmern.
- Sobald sie geschlechtsreif sind, vermehren sich die Herzwürmer in den befallenen Organen und können sich so weiterverbreiten.
Allerdings ist der Mensch für Herzwürmer ein Fehlwirt. Das bedeutet: Wenn eine Mücke Herzwurmlarven auf einen Menschen überträgt, können sich die Larven in dessen Körper zwar zu ausgewachsenen Würmern weiterentwickeln, aber nicht geschlechtsreif werden und somit keine übertragbaren Mikrofilarien produzieren.
Die wichtigsten Fakten zur Ansteckung:
- Durch Herzwürmer befallene Tiere können andere Tiere oder den Menschen nicht direkt anstecken.
- Infizierte Menschen spielen bei der Übertragung der Herzwürmer keine Rolle.
Wo besteht ein Ansteckungsrisiko?
Herzwürmer sind in großen Teilen von Amerika, Afrika, Südasien, Japan und Australien verbreitet. Außerdem kommen sie in zahlreichen Regionen in Süd- und Südosteuropa vor – einschließlich der Mittelmeerinseln. Also dort, wo viele Menschen aus Deutschland Urlaub machen.
Viele Mückenarten aus den drei Gattungen Culex, Aedes und Anopheles kommen als Überträger der Parasiten infrage. Ihre Saison dauert mindestens von April bis Oktober.
Einige dieser Mücken sind zwar auch in Mitteleuropa weit verbreitet. Doch in der Regel sind die dortigen Temperaturen für Herzwürmer zu niedrig, um sich in den Mücken weiterzuentwickeln: Bei unter 14 Grad Celsius findet keine Entwicklung in der Mücke statt.
Allerdings besteht grundsätzlich die Möglichkeit, dass sich mit Herzwürmern infizierte Mücken auch nördlich der Alpen verbreiten und Herzwürmer hierzulande dauerhaft heimisch werden. Die wichtigsten Voraussetzungen hierfür wären, dass
- die Durchschnittstemperaturen im Rahmen des Klimawandels ansteigen und
- es hierzulande ausreichend viele infizierte Hunde gibt.
Dabei können auch Hunde, die etwa aus Tierschutzgründen nach Deutschland gebracht werden, zur Verbreitung der Herzwürmer beitragen: Mehr als fünf Prozent der sogenannten Importhunde haben eine Herzwurminfektion.
Wie rasch sich Herzwürmer ohne ausreichende Gegenmaßnahmen ausbreiten können, war beispielsweise in den USA zu beobachten: Dort haben sich die Parasiten, die anfangs nur vereinzelt in Florida vorkamen, innerhalb von 50 Jahren über ganz Nordamerika ausgebreitet.
Inzwischen sind mehrere Hundert Fälle bekannt, in denen sich Menschen mit Herzwürmern infiziert haben – die meisten ereigneten sich in den USA.
Symptome, Vorbeugen, Behandlung
Was passiert nach Infektion eines Hundes?
Beim Hund verursacht ein Befall durch Herzwürmer eine schwer bis tödlich verlaufende Krankheit: die Herzwurmerkrankung (bzw. kardiovaskuläre Dirofilariose).
Denn die geschlechtsreifen Herzwürmer besiedeln beim Hund hauptsächlich die vom Herzen zur Lunge führende Pulmonalarterie (Lungenschlagader) und das rechte Herz. Dabei können die Würmer die Arterie verstopfen und zu schweren Herzfunktionsstörungen führen.
Ausgewachsene Herzwürmer haben im Hund eine Lebensdauer von bis zu sieben Jahren. Ohne Behandlung sterben die befallenen Hunde in der Regel.
Was passiert nach Infektion eines Menschen?
Beim Menschen siedeln sich die Herzwurmlarven vor allem in der Lunge und in der unteren Hautschicht (Subkutis) an, selten in anderen Organen wie Leber und Auge. Da der Mensch kein optimaler Wirt für Herzwürmer ist, sterben jedoch viele Larven schon auf ihrem Weg durch das Gewebe unter der Haut.
Wenn ausgewachsene Herzwürmer sterben, führt das an der jeweiligen Stelle zu Entzündungen. Als Reaktion darauf können sich kleine Knötchen (bzw. Granulome) bilden.
In der Lunge können die Herzwürmer eine als pulmonale Dirofilariose bezeichnete Erkrankung auslösen. Neben der Knötchenbildung kann es dabei zu einem Lungeninfarkt kommen, wenn die Herzwürmer Lungengefäße verstopfen. Die Knötchen sind auf Röntgenaufnahmen des Brustraums als kleine, runde Veränderungen zu sehen. Mediziner bezeichnen diese als Lungenrundherde.
Meist verursacht der Lungenbefall durch Herzwürmer keine Beschwerden. Wenn sich die pulmonale Dirofilariose doch bemerkbar macht, dann zum Beispiel durch
- Fieber,
- Husten (einschließlich Bluthusten),
- Schmerzen in der Brust und/oder
- Atemnot.
Übrigens: Lungenrundherde sind nicht kennzeichnend für Herzwürmer, sondern können auch andere Ursachen haben – wie Krebs. Ein zufällig entdeckter Lungenrundherd führt darum typischerweise zu weiteren Untersuchungen einschließlich Gewebeentnahme, um den Befund abzuklären. Meistens wird die pulmonale Dirofilariose beim Menschen anhand solcher Gewebeproben entdeckt.
Was schützt vor einem Befall durch Herzwürmer?
Der beste Schutz besteht darin, die Verbreitungsgebiete von Herzwürmern und deren Überträgermücken zu meiden oder zumindest Hunde nicht auf Reisen dorthin mitzunehmen.
Wer sich dennoch in ein Risikogebiet begibt, sollte für ausreichenden Mückenschutz sorgen:
- Lassen Sie so wenig Haut wie möglich unbedeckt.
- Verwenden Sie (für sich und Ihren Hund) Insektenschutzmittel, wenn Sie Steckmücken ausgesetzt sind.
- Schlafen Sie unter einem (mit einem Insektenschutzmittel behandelten) Moskitonetz, wenn Stechmücken Ihren Schlafplatz heimsuchen können.
Wenn Sie während der Mückensaison mit Ihrem Hund in ein Risikogebiet reisen möchten, sollten Sie ihm ergänzend ein Mittel geben, dass übertragene Herzwurmlarven abtötet, bevor diese das Herz des Hundes erreichen. Lassen Sie sich am besten von einem Tierarzt erklären, wie diese vorbeugende Behandlung mit einem Antiparasitikum anzuwenden ist.
Übrigens: Die hierzulande übliche Wurmkur für Hund und Katze schützt nicht vor Herzwürmern. Trotzdem ist die regelmäßige Entwurmung wichtig, da auch der Befall mit heimischen Würmern für Hund und Katze schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann und auf den Menschen übertragbar ist.
Was tun gegen einen Befall durch Herzwürmer?
Beim Hund ist eine schon länger bestehende Herzwurminfektion schwer zu behandeln. Nur in den ersten vier Wochen nach der Infektion kann ein gering dosiertes Wurmmittel noch verhindern, dass sich die Larven zu ausgewachsenen Würmern entwickeln.
Gegen spätere Entwicklungsstadien des Parasiten kann ein solches Mittel nichts mehr ausrichten. Dann kommen eine Chemotherapie und/oder die chirurgische Entfernung der ausgewachsenen Herzwürmer infrage.
Beim Menschen mit einer Herzwurminfektion besteht die optimale Behandlung darin, Knötchen in der Lunge und unter der Haut chirurgisch zu entfernen: So lässt sich eine vollständige Heilung erzielen. Auf Arzneimittel kann man in vielen Fällen verzichten.