Fuchsbandwurm: Symptome beim Menschen
Der Fuchsbandwurm lebt vor allem im Darm von Füchsen, kann jedoch auch Hunde oder Katzen befallen. Der Mensch kann die Wurmeier über den Kontakt mit infizierten Tieren oder kontaminierte Waldfrüchte aufnehmen. Die Infektion kann eine lebensbedrohliche Echinokokkose auslösen. Welche Symptome bei der Erkrankung auftreten und welche Vorsichtsmaßnahmen sinnvoll sind, lesen Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Fuchsbandwurm: Parasit und Verbreitung
Der Fuchsbandwurm (Echinococcus multilocularis) gehört zur Gruppe der Plattwürmer (Plathelminthen) und wird etwa zwei bis sechs Millimeter groß. Mithilfe von Saugnäpfen heftet er sich an die Darmwand seines Endwirts. Das ist in der Regel der Fuchs, es können jedoch auch andere Fleischfresser wie Hund, Katze oder Marder befallen werden. Die Endglieder des Wurms werden abgestoßen, wenn sie mit reifen Eiern gefüllt sind. Mit dem Kot gelangen sie dann aus dem Darm nach draußen, wo sie von Zwischenwirten aufgenommen werden können.
Die Zwischenwirte sind normalerweise kleine Nager wie Mäuse. In deren Darm schlüpfen aus den Eiern Larven, die zur Leber wandern und dort tumorartig wachsen. Wird der Zwischenwirt dann vom Fuchs gefressen, ist der Kreislauf für den Bandwurm abgeschlossen. Er kann sich im Fuchs zum ausgewachsenen Parasiten weiterentwickeln und erneut Eier produzieren. Aber auch der Mensch kann die Bandwurmeier aufnehmen und dann zum sogenannten Fehlwirt werden. Der Begriff Fehlwirt kommt daher, dass der Mensch die Parasiten nicht an den eigentlichen Endwirt weitergibt. Beim Menschen können die Larven des Fuchsbandwurms eine alveoläre Echinokokkose hervorrufen. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch ist nicht möglich.
In welchen Regionen gibt es den Fuchsbandwurm?
Der Fuchsbandwurm ist ausschließlich auf der Nordhalbkugel verbreitet. In Europa kommt er hauptsächlich in Deutschland, Österreich, Norditalien, im östlichen Frankreich und der Schweiz vor. In Deutschland sind vor allem Füchse in Bayern und Baden-Württemberg betroffenen, seltener in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Berlin.
Häufigkeit von Echinokokkosen
Es kommt recht selten vor, dass sich Menschen mit dem Fuchsbandwurm infizieren. Etwa 40 Fälle von Echinokokkosen pro Jahr werden in Deutschland gemeldet. Schätzungen gehen davon aus, dass die tatsächliche Zahl etwa dreimal höher liegt.
Fuchsbandwurm: Symptome der Echinokokkose
Ein Mensch, der vom Fuchsbandwurm befallen ist, bemerkt davon zunächst nichts. Es vergehen oft 10 bis 15 Jahre, bis die ersten Anzeichen für die von den Bandwurmlarven verursachte alveoläre Echinokokkose auftreten.
Aus einem Fuchsbandwurmei schlüpft im Darm die Larve. Diese dringt durch die Wand des Dünndarms in den Blutkreislauf ein und gelangt so fast immer in die Leber. Dort entwickelt sich die Larve zur sogenannten Finne und bildet viele kleinere Bläschen (Alveolen), die mit einer gallertartigen Flüssigkeit gefüllt sind und viele Bandwurmkopfanlagen enthalten.
Dieses schwammartige Gewebe durchsetzt die Leber wie ein Tumor. Dies geschieht allerdings sehr langsam und ruft daher oft jahrelang keine Beschwerden hervor.
Erreicht das Finnengewebe schließlich eine bestimmte Größe, erzeugt es ein Druckgefühl und unspezifische Schmerzen im Oberbauch.
Weitere mögliche Symptome sind:
Staut sich aufgrund des Finnengewebes die große Lebervene, kann dies zu einem Pfortaderhochdruck und schließlich zu einer Leberzirrhose führen.
Sehr selten gelangen die Larven aus dem Darm über das Blut nicht in die Leber, sondern in andere Organe wie die Lunge. Manchmal wandert das Finnengewebe auch von der Leber aus über die Lymphe in andere Organe. Dann können andere beziehungsweise weitere Symptome auftreten wie:
Wie infiziert sich der Mensch mit dem Fuchsbandwurm?
Mögliche Ursachen für die Übertragung der Wurmeier in den Körper des Menschen sind:
- der Verzehr von ungewaschenen Nahrungsmitteln, die nah am Boden wachsen – wie Beeren (v.a. Waldbeeren), Pilze, Gemüse, Kräuter, Salat und Fallobst
- direkter Kontakt zu infizierten Tieren
- Kontakt mit verseuchter Erde
Die Eier des Fuchsbandwurms sind mit bloßem Auge nicht sichtbar. Auf Pflanzen, etwa auf einem Feld oder Garten, gelangen sie nicht nur direkt durch Fuchskot. Sie können auch durch Insekten oder Schnecken oder den Wind dorthin getragen werden.
Es ist jedoch nicht bewiesen, dass etwa das Sammeln von Pilzen oder Beeren die Infektionsgefahr erhöht. Studien zeigen allerdings, dass Landwirt*innen und Hundehalter*innen ein erhöhtes Erkrankungsrisiko haben. Bei Menschen, die in der Landwirtschaft arbeiten, wird Staub als möglicher Übertragungsweg diskutiert, der etwa beim Mähdreschen aufgewirbelt wird. Dieser könnte Fuchsbandwurmeier enthalten, die dann gemeinsam mit dem Staub eingeatmet werden.
Risiken vermeiden
Das Risiko einer Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist umso höher, je stärker Bandwürmer in einer Gegend verbreitet sind. Bei engem Kontakt mit möglichen Endwirten wie Hund und Katze ist zu bedenken, dass die Wurmeier nicht nur im Kot der Tiere enthalten sind, sondern auch in deren Fell haften können. Es ist daher sehr wichtig, Haustiere wie Hunde und Katzen regelmäßig einer Wurmkur zu unterziehen.
Wie gefährlich ist der Fuchsbandwurm für den Menschen?
Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm ist für Menschen sehr gefährlich, weil die Infektion häufig erst spät erkannt wird. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem tödlichen Leberversagen.
Hundebandwurm beim Menschen
Der Hundebandwurm (Echinococcus granulosus) ist zwar mit dem Fuchsbandwurm verwandt, löst beim Menschen jedoch eine andere Erkrankung aus: die zystische Echinokokkose. Die Finnen der Parasiten bilden eine mit Flüssigkeit gefüllte Zyste, die in der Leber, seltener in der Lunge oder im Gehirn, heranwächst. Die Infektion ist in Deutschland ebenfalls selten und weniger gefährlich als die mit dem Fuchsbandwurm. Sie verläuft häufig gutartig, lässt sich relativ gut behandeln und kommt oft von selbst zu Stillstand.
Ist eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm heilbar?
Die Therapie der Echinokokkose ist schwierig und sollte in einem speziellen Echinokokkose-Zentrum erfolgen.
Wird die Infektion rechtzeitig erkannt, kann das Finnengewebe operativ entfernt werden. Auch wenn es vollständig entfernt wurde, müssen die Betroffenen mindestens zwei Jahre lang ein antiparasitär wirksames Medikament wie Albendazol oder Mebendazol einnehmen.
Im Gegensatz zu den großen Zysten, die sich beim Hundebandwurm-Befall bilden, lassen sich die vielen kleinen Bläschen (Alveolen) beim Fuchsbandwurm-Befall nur schwer entfernen. Zu ernsten Komplikationen im Verlauf der Operation kann es kommen, wenn bei der Operation die Zyste versehentlich verletzt wird. Denn dabei können massenhaft Parasiten entweichen. Außerdem kann durch das im Körper freigesetzte Bandwurmgewebe eine Immunreaktion in Form eines anaphylaktischen Schocks entstehen.
Medikamente können Finnenwachstum hemmen
Eine Operation ist jedoch nur in etwa 20 bis 30 Prozent der Fälle möglich. Bei den meisten Betroffenen ist das krankhafte Gewebe bereits so groß, dass es nicht mehr entfernt werden kann. In diesen Fällen bekommen Patient*innen das antiparasitär wirksame Mittel langfristig. Es kann das Wachstum des Finnengewebes hemmen, es jedoch nicht abtöten.
Mindestens einmal im Jahr wird dann untersucht, wie die Erkrankung fortschreitet. Ist kein vermehrungsfähiges Finnengewebe mehr vorhanden, kann versucht werden, die medikamentöse Behandlung abzusetzen. Häufig ist diese jedoch lebenslang nötig.
Lebertransplantation als letzte Chance
Falls die Erkrankung inoperabel ist und nicht auf die medikamentöse Behandlung anspricht, besteht theoretisch die Möglichkeit einer Lebertransplantation als lebensrettende Maßnahme. Diese wurde bislang jedoch nur in Einzelfällen vorgenommen. Da bei einer Transplantation Immunsuppressiva einzunehmen sind, kann es zum besonders schnellen Wachstum von eventuell verbliebenem Finnengewebe im Transplantat kommen, das sich auch durch Medikamente nicht mehr aufhalten lässt.
Wie lässt sich der Fuchsbandwurm feststellen?
Eine Infektion mit dem Fuchsbandwurm oder Hundebandwurm bleibt häufig lange Zeit unentdeckt. Oft wird die Erkrankung nur als Zufallsbefund festgestellt, beispielsweise bei einer Ultraschalluntersuchung des Bauchraums.
Wenn der Verdacht auf Echinokokkose besteht, können folgende bildgebende Verfahren Klarheit bringen:
- Ultraschall (Sonographie)
- Computertomographie (CT)
Bei einer Blutuntersuchung ergeben sich außerdem oft spezifische Antikörper im Blut. Sind keine Antikörper nachweisbar, ist dies allerdings kein Beweis dafür, dass keine Infektion mit dem Fuchsbandwurm vorliegt.
Fuchsbandwurm: Infektionen verhindern
Ein Befall mit dem Fuchsbandwurm ist relativ unwahrscheinlich. Dennoch sollten einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen werden, um das Infektionsrisiko so gering wie möglich zu halten. Diese sind:
- Pflanzen und Pilze, auf denen sich Kot befallener Tiere befinden könnte, vor dem Verzehr gründlich waschen.
- Bodennahe Pflanzen aus Risikogebieten vor dem Essen kurz abkochen.
- Nach Erd- und Gartenarbeiten die Hände gründlich waschen.
- Hunde und Katzen regelmäßig entwurmen.
- Nach dem Streicheln von Hunden und Katzen die Hände waschen.
Das gründliche Abwaschen von Obst und Gemüse kann das Risiko einer Infektion senken, aber nicht verhindern. Hingegen reicht kurzes Abkochen aus, um die Eier sicher abzutöten.
Je höher Beeren oder Pflanzen wachsen, desto unwahrscheinlicher ist es, dass sich darauf Fuchsbandwurmeier befinden.
Eine Impfung gegen Echinokokkose steht nicht zur Verfügung.