Frau mit Ösophagusvarizen sitzt im Bett und hat blutigen Auswurf.
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Ösophagusvarizen: Gefährliche Krampfadern in der Speiseröhre

Von: Pauline Zäh (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 09.09.2024

Ösophagusvarizen sind vergrößerten Adern in der Speiseröhre, die oft keine Symptome bereiten. Dennoch können sie lebensbedrohlich sein, wenn sie reißen und stark bluten. Lesen Sie hier, welche Ursachen es gibt, wie die Behandlung verläuft und ob sich den Krampfadern vorbeugen lässt. 

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Ösophagusvarizen

Die Varizen selbst verursachen meist keine Beschwerden. Jedoch können sie plötzlich reißen oder platzen, was potenziell lebensbedrohlich ist. Betroffene erbrechen dann häufig Blut und zeigen unter Umständen die Symptome eines Kreislaufschocks (z. B. Schwäche, Schwindel, Herzrasen). 

Sie können entstehen, wenn sich das Blut in der Pfortader staut, die für die Durchblutung der Leber zuständig ist. Der Blutdruck steigt in und um die Leber herum und das Blut sucht sich einen anderen Weg. Es gelangt in die Speiseröhre, deren Gefäßwände jedoch sehr dünn sind, wodurch die vergrößerten Varizen entstehen. 

Die Erkrankung geht mit einer zunehmenden Vernarbung der Leber einher. Dadurch fließt nicht mehr ausreichend Blut über die Pfortader in die Leber. Das Blut staut sich vor dem Organ und wird in Richtung Speiseröhre geleitet. Dort weiten sich die Gefäße durch den erhöhten Blutfluss. 

Je größer die Varizen sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass sie reißen oder platzen. Dies ist immer lebensbedrohlich, da Betroffene sehr viel Blut verlieren können. In diesem Fall ist umgehend der Notdienst unter 112 zu rufen, damit schnellstmöglich eine Blutstillung erfolgt.

Was sind Ösophagusvarizen?

Ösophagusvarizen sind stark vergrößerte Venen – sogenannte Krampfadern – die innerhalb der Speiseröhre (Ösophagus) liegen und in denen sich Blut staut. Sie entstehen, wenn der Blutdruck in den Gefäßen der Leber und im umliegenden Gewebe erhöht ist. Die häufigste Ursache hierfür ist eine Vernarbung der Leber, wie sie als Folge einer Leberzirrhose auftritt.

Oft bereiten die Varizen keine Beschwerden. Sie können aber spontan reißen und sehr stark bluten. Es kann zu einem Kreislaufschock kommen, der im schlimmsten Fall zum Tod führt. Eine Varizenblutung ist daher immer ein Notfall, bei dem umgehend der Rettungsdienst unter 112 kontaktiert werden sollte.  

Symptome: Wie machen sich Ösophagusvarizen bemerkbar?

Die Ösophagusvarizen selbst verursachen in der Regel keine Symptome. Reißen oder platzen sie, erbrechen Betroffene meist hellrotes Blut, teilweise in größeren Mengen und schwallartig. Färbt sich der Stuhl schwarz (Teerstuhl), kann das ebenso ein Warnzeichen für eine Blutung sein.

Durch den plötzlichen Blutverlust ist ein Kreislaufschock möglich. Typische Anzeichen dafür sind beispielsweise:

  • Schwächegefühl
  • Schwindel
  • vermehrtes Schwitzen
  • Herzrasen
  • niedriger Blutdruck

Kommt es zum Erbrechen von Blut (Hämatemesis) oder treten Symptome eines Kreislaufschocks auf, ist das ein Notfall. Es sollte umgehend der Rettungsdienst kontaktiert werden. 

Mögliche Ursachen für Ösophagusvarizen

Als Auslöser kommen unterschiedliche Krankheiten infrage. Meistens entstehen die Varizen infolge einer fortschreitenden Leberzirrhose. Die chronische Lebererkrankung zeichnet sich dadurch aus, dass sich Lebergewebe zunehmend in vernarbtes Bindegewebe umwandelt. Die Funktionsfähigkeit des Organs nimmt dadurch ab und es kann wichtige Aufgaben wie die Entgiftung des Körpers nicht mehr erfüllen.

Gleichzeitig verschlechtert sich durch die Vernarbung die Durchblutung über die Pfortader – eine große Vene, welche Blut von Darm, Milz, Gallenblase und Bauchspeicheldrüse in die Leber transportiert. Das Blut staut sich in der Pfortader, wodurch der Blutdruck steigt. Es kommt zum Pfortaderhochdruck (portale Hypertonie). 

Das angestaute Blut sucht sich dann einen anderen Weg. Über die Pfortader gelangt es über die Venen des Magens in die Speiseröhre, deren Gefäße jedoch relativ dünnwandig sind. Durch den erhöhten Blutfluss weiten sie sich und vergrößerte, empfindliche Ösophagusvarizen entstehen. 

Weitere Ursachen für Ösophagusvarizen

Seltener führen andere Erkrankungen zu einem erhöhten Pfortaderhochdruck und dadurch zu Varizen. Möglich ist das zum Beispiel, wenn 

  • ein Blutgerinnsel in der Pfortader besteht und diese verstopft oder 
  • eine Rechtsherzinsuffizienz die Durchblutung stört. 

Zudem gibt es sehr selten angeborene Missbildungen der Speiseröhrengefäße (primäre Ösophagusvarizen).

Wie werden Ösophagusvarizen diagnostiziert?

Erbrechen Patient*innen mit bekannter Leberzirrhose Blut, liegt der Verdacht auf blutende Ösophagusvarizen nahe. Sicherheit bringt eine endoskopische Untersuchung. Dabei wird ein dünner, biegsamer Schlauch über den Mund vorsichtig in die Speiseröhre eingeführt. Am Ende des Schlauchs sitzt eine kleine Kamera, über deren Bilder sich Veränderungen erkennen lassen. 

Manchmal werden Ösophagusvarizen zufällig entdeckt, etwa bei der Durchführung einer Magen- oder Speiseröhrenspiegelung aufgrund von anderen Krankheitsbeschwerden oder Verdachtsfällen. 

Ösophagusvarizen: Wie erfolgt die Behandlung?

Bei bekannten Varizen, die noch nicht gerissen oder geplatzt sind, gibt es verschiedene Verfahren zur Therapie. Diese Methoden können im Rahmen einer Endoskopie durchgeführt werden: 

  • Bei der sogenannten Injektions-Sklerotherapie verödet die*der Ärztin*Arzt kleinere Varizen chemisch durch das Spritzen einer stark reizenden Lösung. 

  • Bei der Gummibandligatur (Varizenligatur) werden mehrere kleine Gummibänder über die Varizen gestülpt und diese abgebunden. Diese Methode kommt häufiger und vor allem bei größeren Varizen zum Einsatz. 

Durch beide Techniken lässt sich die Wahrscheinlichkeit einer Blutung reduzieren. 
Sind die Ösophagusvarizen jedoch bereits geplatzt oder gerissen, ist schnelles Handeln entscheidend: 

  • Um den großen Blutverlust auszugleichen, können über die Venen Flüssigkeit zugeführt oder, wenn nötig, Transfusionen gegeben werden. 

  • Die Gefäße werden ebenfalls mithilfe einer Injektions-Sklerotherapie oder mit einer Gummibandligatur verschlossen. 

  • Gleichzeitig sorgen über eine Vene verabreichte Medikamente (etwa mit den Wirkstoffen Octreotid oder Vasopressin) dafür, dass sich die Durchblutung im Verdauungstrakt – also auch in der Speiseröhre – verringert. 

  • Hält die Blutung dennoch an, können Spezialist*innen einen Shunt legen. Dabei handelt es sich um eine Art operativ hergestellte Verbindung zwischen Lebervene und Pfortader, um angestautes Blut in den allgemeinen Blutkreislauf abzuleiten. Meist wird ein sogenannter transjugulärer intrahepatischer portosystemischer Shunt (TIPS) gelegt. 

  • Ist die Blutung sehr stark, kann zudem eine Ballontamponade Anwendung finden. Dabei wird ein kleiner Ballon in die Speiseröhre eingeführt und anschließend aufgeblasen. Der Ballon drückt die Gefäße zusammen und die Blutung lässt nach. Dies hilft aber nur vorübergehend.  

Im Anschluss an die akute Behandlung erhalten Patient*innen meist vorbeugend ein Antibiotikum, um eine bakterielle Infektion zu verhindern. 

Verlauf und Prognose bei Ösophagusvarizen

Je größer eine Varize ist, desto höher ist Risiko dafür, dass sie reißt oder platzt. Bei etwa einem Drittel der Betroffenen tritt eine Blutung auf. Und das ist immer ein medizinischer Notfall – denn die Sterblichkeitsrate bei einer erstmaligen Blutung liegt bei 30 Prozent.

Um das zu verhindern, ist eine schnelle ärztliche Behandlung entscheidend. Doch auch erfolgreich behandelte Ösophagusvarizen können unter Umständen später erneut bluten. Hinzu kommt, dass sich möglicherweise neue Varizen bilden, wenn die Stauung in der Pfortader als Ursache erhalten bleibt. 

Eine Leberzirrhose und die einhergehenden Vernarbungen lassen sich als Auslöser jedoch nicht rückgängig machen. Gegebenenfalls erhalten Betroffene vorbeugend Medikamente (Betablocker), um den Pfortaderhochdruck zu senken. Reicht das nicht aus, schreitet die Krankheit voran und es treten weitere Leberprobleme wie Leberversagen auf. Dann kann unter Umständen eine Lebertransplantation infrage kommen.

Lassen sich Ösophagusvarizen vorbeugen?

Während die Entstehung von erblich oder infektiös bedingten Lebererkrankungen kaum beeinflusst werden kann, lässt sich alkoholbedingten Leberschädigungen vorbeugen. Wer auf Alkohol verzichtet, tut seiner Leber etwas Gutes und verringert das Risiko für Varizen. Auch für Menschen, die bereits eine alkoholbedingte Leberzirrhose haben, ist der Verzicht auf alkoholische Getränke entscheidend, um ein Fortschreiten der Erkrankung und erneute Varizen zu verhindern.