Nosokomiale Infektion: Ärztin kontrolliert eine Blutprobe.
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Nosokomiale Infektion: Wie entsteht eine Krankenhausinfektion? 

Von: Dr. med. univ. Lisa Raberger (Medizinautorin und Ärztin)
Letzte Aktualisierung: 02.08.2024

Nosokomiale Infektionen entstehen direkt im Krankenhaus und treffen jährlich Millionen von Personen weltweit. Besonders besorgniserregend sind multiresistente Bakterien, die gegen viele Antibiotika immun sind. Erfahren Sie mehr über die Ursachen und Präventionsmaßnahmen von Krankenhausinfektionen.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten rund um nosokomiale Infektionen

Eine nosokomiale Infektion ist eine Infektion, die in medizinischen Einrichtungen wie in einem Krankenhaus erworben wird. Sie tritt meist frühestens nach der Krankenhausaufnahme auf und kann durch Bakterien, Viren oder Pilze verursacht werden.

Die häufigsten Formen sind nosokomiale Harnwegsinfekte, Atemwegsinfektionen, Wundinfektionen nach einer Operation, Blutvergiftung (Sepsis) und Durchfall durch Clostridoides difficile.

Es sollte umgehend eine Behandlung eingeleitet werden. Zudem sollten strikte Hygienemaßnahmen beachtet werden, die behandelnde Fachleute vorgeben, um eine Ausbreitung zu verhindern.

Was ist eine nosokomiale Infektion?

Eine nosokomiale Infektion ist ein Überbegriff für infektiöse Erkrankungen, die sich Patient*innen im Zuge eines Krankenhausaufenthaltes zuziehen können.
Grundsätzlich unterscheiden Fachleute zwischen der nosokomialen Infektion und der Gesundheitssystem-assoziierten Infektion. 

Ziehen sich Patient*innen im Rahmen eines Aufenthalts oder einer Behandlung in einer Gesundheitseinrichtung eine Infektion zu, wird dies als Gesundheitssystem-assoziierte Infektion (Healthcare-associated infection, HAI) bezeichnet. 

Die nosokomiale Infektion tritt nur im Zuge eines Aufenthalts in einer Krankenanstalt, also einer Klinik beziehungsweise einem Krankenhaus auf – die HAI kann dagegen zusätzlich in Pflegeeinrichtungen, Ambulanzen und Praxen entstehen. Im Infektionsschutzgesetz (ifSG) wird vorausgesetzt, dass die Infektion noch nicht zu Beginn des Aufenthalts im Krankenhaus vorhanden war und sich Betroffene nicht in der Inkubationsphase befanden. Etwa 4,3 Millionen Menschen sind jährlich in Europa von HAI betroffen.

Die nosokomiale Infektion kann unterschiedlichste Körperstellen betreffen, etwa die Harnwege oder Lunge. Wunde Bereiche sind besonders anfällig. Die Krankenhausinfektion kann milde verlaufen, jedoch auch schwerwiegende gesundheitliche Folgen und Komplikationen haben, die mitunter sogar zum Tode führen können.

Arten nosokomialer Infektionen

Die häufigsten Arten nosokomialer Infektionen sind: 

  • Harnwegsinfektion
  • Atemwegsinfektionen wie eine Lungenentzündung
  • Wundinfektionen nach einer Operation
  • Blutvergiftung (Sepsis)
  • Durchfall, verursacht durch das Bakterium Clostridoides difficile, besonders häufig nach einer Behandlung mit Antibiotika

Nosokomiale Infektion: Welche Symptome sind Anzeichen?

Die Symptome können je nach Art der Infektion variieren. 

Harnwegsinfektionen

Symptome wie Schmerzen oder Brennen beim Wasserlassen, häufiger Harndrang, trüber oder stark riechender Urin und manchmal Fieber können für eine nosokomiale Infektion im Harntrakt sprechen. Bei etwa acht von zehn Fällen gibt es einen Zusammenhang zu einem Harnkatheter.

Lungenentzündungen (Pneumonien)

Betroffene können Symptome wie Husten mit oder ohne Auswurf, Atemnot, Brustschmerzen, Fieber und Schüttelfrost zeigen. Diese Infektionen können sich bei beatmeten und auch nicht beatmeten Personen entwickeln und treten frühestens zwei Tage nach der Aufnahme in einem Krankenhaus auf.

Wundinfektionen

Beschwerden wie Rötung, Schwellung, Schmerzen und Überwärmung, manchmal begleitet von Fieber und allgemeinem Unwohlsein sind mögliche Anzeichen einer Wundinfektion. Diese treten im Zuge eines Krankenhausaufenthalts vorrangig nach einer Operation auf.

Blutvergiftung

Diese Infektion zeigt sich oft durch Fieber, Schüttelfrost, niedrigen Blutdruck und eine schnelle Herzfrequenz. Zentralvenenkatheter sind häufige Eintrittspforten für Erreger.

Infektionen des Verdauungstraktes

Mögliche Anzeichen sind schwere Durchfälle, Bauchschmerzen und Fieber. Auslöser ist oft das Bakterium Clostridoides difficile, insbesondere nach Antibiotikatherapie.

Nicht nur Patient*innen können an einer nosokomialen Infektion erkranken, sondern auch das Personal von Gesundheitseinrichtungen. Diese sind meist das ganze Jahr über Krankheitserregern ausgesetzt und laufen ebenso Gefahr, sich anzustecken. Zum Schutz aller Personen in einer Gesundheitseinrichtung gibt es üblicherweise Vorgaben und Empfehlungen zur Krankenhaushygiene und zum Impfschutz.

Welche Ursachen hat eine nosokomiale Infektion?

Es kann zu einer nosokomialen Infektion kommen, wenn krankheitserregende Mikroorganismen während eines Klinikaufenthalts in den Körper gelangen. Dabei kann es sich

  • sowohl um körpereigene Erreger handeln, die Darm- oder Haut besiedeln (primär oder sekundär endogene Infektion),
  • als auch um Keime, die über Luft, Gegenstände oder andere Personen übertragen werden (exogen bedingte Infektion). 

Eine nosokomiale Infektion kann nicht nur durch Bakterien, sondern auch durch Viren oder Pilze ausgelöst werden.

Wie wird eine nosokomiale Infektion übertragen?

Die Übertragung erfolgt durch andere infizierte Personen, wie Patient*innen, Besucher*innen und Krankenhauspersonal. Übertragungswege sind fast immer kontaminierte Hände und Gegenstände. Aber auch über Wasser oder Luft ist eine Ansteckung mit Erregern möglich.

Es kann auch zu einer Infektion mit multiresistenten Bakterien kommen, wie dem Methicillin resistenten Staphylococcus aureus (MRSA). Von einer Antibiotikaresistenz eines Bakteriums spricht man, wenn ein Bakterium Mechanismen entwickelt hat, dass es vor einem Antibiotikum schützt und die Wirksamkeit dieses Medikaments aufhebt. Ist ein Bakterium vor vielen verschiedenen Antibiotika geschützt, wird dies als multiresistentes Bakterium bezeichnet.

Risikofaktoren für eine Infektion mit einem multiresistenten Erreger sind: 

  • Behandlung mit Antibiotika in den letzten drei Monaten
  • Krankenhausaufenthalt oder invasive Beatmung über mehr als vier Tage
  • Behandlung auf einer Intensivstation
  • bereits vorhandene Besiedelung mit einem multiresistenten Erreger
  • Lungenerkrankungen wie COPD oder Bronchiektasen
  • dauerhafte Dialyse
  • Tracheostoma

Nosokomiale Infektion: Wie erfolgt die Diagnose?

Die Diagnostik umfasst verschiedene Schritte, um die Infektion zu erkennen und den verursachenden Erreger zu identifizieren. Genaue Diagnosekriterien hängen jedoch von der Art der Infektion ab.

Neben einer körperlichen Untersuchung und einem Gespräch mit den behandelnden Fachleuten können weitere Untersuchungsmethoden, abhängig von der Verdachtsdiagnose, zum Einsatz kommen, wie:

  • Bluttests: Eine Blutuntersuchung kann zeigen, ob eine Entzündung oder Infektion im Körper vorliegt, indem die Anzahl der weißen Blutkörperchen und andere Entzündungsmarker überprüft werden.

  • Urintests: Bei Verdacht auf eine Harnwegsinfektion oder andere Infektionskrankheiten wird eine Urinprobe auf Bakterien untersucht.

  • Wundabstriche: Wenn eine Wunde infiziert ist, kann ein Abstrich von der Wunde genommen und im Labor kontrolliert werden.

  • Röntgenaufnahmen oder CT-Scans: Diese können verwendet werden, um eine Lungenentzündung zu diagnostizieren oder um andere Entzündungen im Körper zu erkennen.

  • Ultraschall: Kann zum Beispiel helfen, Abszesse oder Flüssigkeitsansammlungen zu erkennen.

Bei Verdacht auf bestimmte Infektionen, wie Clostridioides difficile im Darm, können spezielle Tests wie Stuhlproben durchgeführt werden.

Wie wird eine nosokomiale Infektion behandelt?

Die Behandlungsmaßnahmen hängen unter anderem davon ab, um welche Art von Infektion es sich handelt. Ist die Ursache zum Beispiel ein Bakterium, kommen in der Regel Antibiotika zum Einsatz. 

Geht die*der Ärztin*Arzt davon aus, dass die nosokomiale Infektion über einen Katheter ausgelöst wurde, wird dieser entfernt oder durch einen Neuen ersetzt.

Sind multiresistente Bakterien ursächlich, werden Betroffene in Krankenhäusern in Einzelzimmern untergebracht, die das Gesundheitspersonal nur in Schutzkleidung betritt. So soll eine weitere Ausbreitung verhindert werden.

In schweren Fällen kann eine intensivmedizinische Behandlung notwendig sein. 

Verlauf und Prognose bei nosokomialen Infektionen

Der Verlauf einer nosokomialen Infektion hängt von vielen verschiedenen Faktoren ab, wie der Art der Infektion oder dem allgemeinen Gesundheitszustand der betroffenen Person. Der Gesundheitszustand kann sich durch eine Infektion verschlechtern und auch zu einer Verzögerung des Heilungsprozesses der Erkrankung führen, die ursächlich für den Krankenhausaufenthalt ist.

Nosokomiale Infektion: Vorbeugende Maßnahmen

Da sich in einem Krankenhaus viele kranke Menschen befinden, tummeln sich dort auch mehr Keime als im normalen Alltag zu Hause. Umso wichtiger sind Hygienemaßnahmen, um Patient*innen und Personal zu schützen. Deshalb gibt es in Krankenhäusern Abteilungen und beauftragte Personen, die sich um die Kontrolle und Maßnahmen zur Krankenhaushygiene kümmern.

Diese Maßnahmen zur Infektionsprävention sollten beachtet werden:

  • Händehygiene: Die wichtigste und wirksamste Methode zur Vorbeugung ist die Händehygiene. Die Hände sollten beim Betreten und Verlassen des Krankenzimmers, vor dem Essen und nach jedem Toilettengang desinfiziert werden.

  • auf Symptome achten: Anzeichen einer Infektion wie etwa Durchfall oder Symptome der Haut wie Rötungen und Schwellungen sollten ernst genommen und ärztlich untersucht werden.

  • Umgang mit Antibiotika: Antibiotika sollten stets so lange wie verordnet eingenommen werden, damit sämtliche Erreger abgetötet werden.

  • Impfungen: Impfungen gegen Infektionskrankheiten können vor Infektionen, wie der Grippe (Influenza) oder Masern schützen.

Die hausärztliche Praxis oder Impfberatungsstellen sind geeignete Anlaufstellen, um sich beraten zu lassen.