Ein afrikanisches Mädchen mit traurigem Gesichtsausdruck hält ihre gefalteten Hände vor ihren Mund.
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Noma (Wasserkrebs, Wangenbrand)

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 21.12.2021

Noma (Wasserkrebs, Wangenbrand) ist eine Infektionskrankheit, die in weiten Teilen der Welt – einschließlich Deutschland – nahezu unbekannt ist. Doch in vielen Entwicklungsländern ist Noma eine verheerende Krankheit, die vor allem bei Kindern das Gesicht schwer entstellen kann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Noma (Wasserkrebs, Wasserbrand)

Noma beginnt als Geschwür im Mund und breitet sich ohne Behandlung weiter aus, zerstört die Wangenschleimhaut und greift den Kieferknochen an. Voraussetzung dafür, dass es so weit kommen kann, sind mangelnde Hygiene und ein schlechter Gesundheitszustand. Noma entsteht vermutlich durch eigentlich harmlose Bakterien, die natürlicherweise im Mund vorkommen. Bei gesunden Menschen können sie keinen Wasserkrebs hervorrufen. Fast ausschließlich mangelernährte Kinder in Afrika und Asien, die in schlechten hygienischen Verhältnissen leben und andere Infektionskrankheiten (z.B. Masern) haben, sind von Noma betroffen. Mit Hilfsaktionen zur Verbesserung der hygienischen und medizinischen Versorgung in Entwicklungsländern lässt sich Wangenbrand zum Teil erfolgreich verhindern.

Typischerweise tritt Noma zuerst an der Wangenschleimhaut auf: Nachdem sich dort Geschwüre gebildet haben, schreitet die Infektion unter Zerstörung des betroffenen Gewebes (Weichteile und Knochen) voran – daher die Bezeichnung Wangenbrand. Dabei treten als Folge der Infektion starke Schmerzen und Fieber auf. Essen und Sprechen fallen zunehmend schwerer, da der Mund sich durch die Narbenbildung oft nicht mehr richtig öffnen lässt. Auch Riechen, Sehen und Hören können durch die Krankheit beeinträchtigt werden. Das Gesicht sieht im fortgeschrittenen Stadium von Wasserkrebs regelrecht zerfressen aus. Daher stellt Noma auch eine große seelische Belastung für die Betroffenen dar und führt oft zu deren sozialer Ausgrenzung.

Zur Behandlung von Noma reichen in den Frühstadien antiseptische Spülungen und eine vollwertigere Ernährung aus; im weiteren Verlauf sind Antibiotika gegen den Wangenbrand wirksam. Im fortgeschrittenen Stadium erfordert der Wasserkrebs operative Maßnahmen und plastische Rekonstruktionen der befallenen Bereiche des Gesichts. Da dies in Entwicklungsländern im Allgemeinen jedoch die Möglichkeiten weit übersteigt, nimmt Noma dort meist einen dramatischen Verlauf:

Bis zu neun von zehn Kindern mit Noma sterben aufgrund fehlender medizinischer Hilfe an den Folgen der Krankheit; wer überlebt, hat ein stark verstümmeltes, entstelltes Gesicht.

Definition

Der Begriff Noma (auch Wasserkrebs oder Wangenbrand) bezeichnet eine durch Bakterien hervorgerufene Infektionskrankheit, die meist mit Geschwüren an der Wangenschleimhaut beginnt. Die Geschwüre im Mund breiten sich von der Mundschleimhaut weiter auf das ganze Gesicht aus, wobei sie das betroffene Gewebe – sowohl Weichteile als auch Knochen – zerstören.

Die Bezeichnung Noma leitet sich von dem griechischen Wort nomein ab, das wörtlich übersetzt "weiden" bedeutet und bei dem zerstörerischen Geschwür als "zerfressen" zu verstehen ist. Auf diese zersetzende Wirkung der Infektion ist auch die deutsche Bezeichnung Wangenbrand zurückzuführen. Sie deutet auf zwei Merkmale von Wasserkrebs hin: zum einen auf den Infektionsort, nämlich die Wange, und zum anderen auf die Art, nämlich eine Geschwürbildung.

Noma betrifft fast ausschließlich Kinder in Entwicklungsländern, die in schlechten hygienischen Verhältnissen leben und deren Immunsystem durch Mangelernährung und vorangegangene Infektionskrankheiten (z.B. Masern) geschwächt ist.

Häufigkeit

Bei Noma sind die Angaben zur Häufigkeit unterschiedlich. Schätzungsweise infizieren sich in Afrika jedes Jahr 100.000 Kinder im Alter von unter sechs Jahren mit Noma. In einigen Regionen Afrikas ist mehr als jedes hundertste Kind betroffen. Sehr selten erkranken auch Erwachsene, zum Beispiel schwangere Frauen mit einem geschwächten Immunsystem.

Ursachen

Der Auslöser von Noma ist vermutlich eine Infektion mit bestimmten Bakterien, die eigentlich harmlos sind:

Voraussetzung für die Entstehung der Infektionskrankheit sind eine gestörte Immunabwehr und schlechte hygienische Verhältnisse.

Gesunde Menschen können nicht an Noma erkranken. Die Krankheit tritt nur dann auf, wenn durch Mangelernährung und gleichzeitig schlechte Hygieneverhältnisse das Immunsystem geschwächt ist: Daher sind heute fast ausschließlich Kinder unter sechs Jahren in Entwicklungsländern von Noma betroffen. Die Ursachen hierfür sind neben der häufig herrschenden Mangelernährung auch vorangegangene Infektionskrankheiten (wie z.B. Masern und Mumps), wodurch die Kinder eine geschwächte Immunabwehr haben. Auch bestehende Krankheiten wie HIV/AIDS oder Typhus begünstigen die Entwicklung von Noma.

Vor der Entdeckung der Antibiotika trat Noma auch in Europa auf. Ursachen für die Krankheit in Europa waren schwere Infektionskrankheiten wie Scharlach, Masern oder Typhus bei Menschen, die sich in einem schlechten Allgemein- und Ernährungszustand befanden.

Symptome

Die für Noma typischen Symptome treten in Mund und Gesicht auf: Die Infektion beginnt mit einer kleinen Wunde in der Mundschleimhaut. Schon bald entsteht ein Geschwür, meist an der Wange. Ein solcher beginnender Wangenbrand verursacht einen fauligen Mundgeruch. Das Geschwür breitet sich von der Wange weiter auf die Lippen und das gesamte Gesicht aus. Dabei befällt die Entzündung auch tiefere Gewebeschichten wie Muskulatur und Knochen – Noma "zerfrisst" das Gesicht regelrecht. Die Krankheit verursacht starke Schmerzen und auch Fieber.

Die Betroffenen können nicht mehr richtig essen und sprechen, da es durch die Vernarbung oft zu einer Kiefersperre kommt. Auch die Sinne wie Riechen, Sehen und Hören können beeinträchtigt sein.

Noma verursacht jedoch nicht nur körperliche Symptome wie Schmerzen: Wenn das Gesicht durch Wasserkrebs stark entstellt ist, bedeutet dies auch eine große seelische Belastung. Die Entstellung führt zudem oft dazu, dass die Betroffenen sozial ausgegrenzt sind.

Diagnose & Therapie

Diagnose

Bei Noma ergibt sich die Diagnose aus den Anzeichen der Infektion und ihren Begleitumständen. Dazu gehören meistens:

Therapie

Die verschiedenen Behandlungsansätze bei Noma zielen darauf ab, die Infektion zu stoppen, Rückfälle zu verhindern und die Symptome zu beseitigen.

In der Frühphase der Erkrankung reichen antiseptische Mundspülungen und eine verbesserte Ernährung aus, um das Geschwür abklingen zu lassen. Im weiteren Verlauf von Noma können Antibiotika die Infektion unter Kontrolle bringen. Ist Noma so weit fortgeschritten, dass sich das abgestorbene Gewebe bereits abgelöst hat, besteht die einzige wirksame Hilfe in einer Operation zur Wiederherstellung zerstörter Gesichtspartien (sog. plastische Rekonstruktion). In Entwicklungsländern ist dies allerdings in den seltensten Fällen möglich.

Verlauf

Noma schreitet ohne medizinische Hilfe fort und hat einen dramatischen Verlauf: Unbehandelt breitet sich die in der Mundschleimhaut beginnende Infektion sehr rasch auf alle Strukturen des Gesichts (Mund, Zunge, Nase, Augen und Ohren) aus. Im weiteren Verlauf von Noma kann die Entzündung die Wange durchlöchern und den Kieferknochen freilegen.

Rechtzeitig behandelt hat Noma eine sehr hohe Heilungschance. Doch in Entwicklungsländern nimmt die Erkrankung meist einen schweren Verlauf: Aufgrund der mangelhaften Therapiemöglichkeiten sterben mindestens neun von zehn Kindern mit Noma an den Folgen der Krankheit. Häufig tritt bei Wasserkrebs der Tod durch eine Blutvergiftung (Sepsis) oder eine spezielle Form der Lungenentzündung (sog. Aspirationspneumonie) ein. Die Überlebenden haben ein stark verstümmeltes, entstelltes Gesicht.

Vorbeugen

Noma kann man durch Hygiene und ausreichende medizinische Versorgung sicher vorbeugen. Daher bestünde die wirksamste Hilfsaktion zur Bekämpfung von Noma in den Entwicklungsländern darin, die dortigen Lebensumstände der Kinder zu verbessern. Da nur Kinder mit geschwächtem Immunsystem unter schlechten hygienischen Verhältnissen Noma entwickeln, bedeutet wirksame Hilfe: