Nickelallergie: Symptome, Risikofaktoren und Behandlung
Eine Nickelallergie ist eine häufige Hautreaktion, die durch den Kontakt mit nickelhaltigen Materialien ausgelöst wird (Kontaktallergie). Welche Symptome treten bei einer Allergie gegen Nickel auf, gibt es Risikofaktoren und wie lässt sich die Kontaktallergie behandeln?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Nickelallergie
Bei akuten Symptomen können kühle Kompressen, Kortisonsalben und orale Antihistaminika die Beschwerden lindern. Bei schweren Reaktionen sollte umgehend ärztlicher Rat eingeholt werden.
Nach dem Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen (z.B. Schmuck, Knöpfe, Brillen oder Münzen) kann die Haut mit Juckreiz, Rötung, Schwellung und kleinen Bläschen reagieren. Später wird die Haut oft trocken und schuppig. Die Beschwerden treten meist verzögert, etwa 24 bis 72 Stunden nach dem Kontakt, auf.
Nein, die Sensibilisierung gegenüber Nickel bleibt in der Regel dauerhaft bestehen. Die Empfindlichkeit kann jedoch im Laufe der Zeit nachlassen, wenn konsequent auf den Kontakt mit Nickel verzichtet wird.
Was ist eine Nickelallergie?
Eine Nickelallergie ist eine weit verbreitete Kontaktallergie. Sie tritt auf, wenn der Körper mit Nickel in Berührung kommt – einem Metall, das in vielen Schmuckstücken, Uhren und anderen Alltagsgegenständen steckt. Bei Betroffenen stuft das Immunsystem Nickel fälschlicherweise als schädlich ein, was zu einer allergischen Hautreaktion führt.
Die Reaktion auf das Allergen tritt erst 24 bis 72 Stunden nach dem Kontakt mit dem Metall auf. Deswegen wird die Nickelallergie auch als Typ IV- oder Spättyp-Allergie bezeichnet. Statt Antikörper bildet der Organismus sogenannte T-Helferzellen , was etwas Zeit in Anspruch nimmt und die verzögerte Reaktion erklärt.
Nickelallergie ist weit verbreitet
Studien zeigen, dass eine Nickelallergie relativ häufig auftritt. Schätzungen zufolge haben etwa 10 bis 20 Prozent der Frauen eine Nickelallergie, während 1 bis 3 Prozent der Männer betroffen sind.
Diese Unterschiede erklären sich dadurch, dass Frauen öfter intensiveren Kontakt mit nickelhaltigem Schmuck haben. Etwa jedes 10. Kind reagiert beim Kontakt mit Nickel.
Nickelallergie: Typische Symptome
Die Beschwerden bei einer Nickelallergie können unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Häufig treten folgende Symptome auf:
Hautrötungen und Juckreiz: Der Körper reagiert auf den Kontakt mit nickelhaltigen Materialien häufig mit einer lokalen Entzündungsreaktion, die sich durch Rötungen, Hautausschlag und intensiven Juckreiz äußert.
Blasenbildung und Schwellungen: An den betroffenen Stellen können kleine Blasen und Schwellungen entstehen, was auf eine akute Reaktion des Immunsystems hinweist.
- Hautverdickung und Schuppung: Bei längerem oder wiederholtem Kontakt verändert sich die Hautstruktur – es entsteht ein sogenanntes Kontaktekzem. Dieses Ekzem verdickt sich und schuppt meist, da die Haut versucht, sich vor dem ständigen Reiz zu schützen.
Die Symptome treten meist nach 24 bis 72 Stunden direkt an der Kontaktstelle auf. Sie können sich aber auch darüber hinaus ausbreiten. Vor allem das Gesicht kann betroffen sein, wenn z. B. nickelhaltige Brillen oder Schmuckstücke getragen werden. In solchen Fällen äußert sich die Nickelallergie mit Reizungen oder Ausschlägen, die sich im gesamten Gesichtsbereich zeigen können.
In seltenen Fällen kann es zu inneren Beschwerden kommen. Dazu zählen insbesondere
- Magen-Darm-Probleme und
- Kopfschmerzen.
Für gesunde Menschen ist das Metall unbedenklich. Es reichert sich im Körper nicht dauerhaft an. Der Organismus scheidet überschüssiges Nickel über die Nieren aus. Zu viel Nickel im Körper und damit einhergehende Symptome sind bei Menschen ohne Allergie demnach nicht zu beobachten.
Wo ist Nickel enthalten?
Nickel ist ein silbrig-weißes, in der Natur vorkommendes Metall, das oft in Legierungen zur Verbesserung der Festigkeit verwendet wird. Es findet sich in vielen Alltagsgegenständen wieder. Einige Beispiele:
- Schmuck
- Uhren
- Münzen
- Brillengestelle
- Besteck
- Mobiltelefone
- Elektrogeräte
- Haarspangen
- Reißverschlüsse
- Schlüsselanhänger
- Medizingeräte
- Haushaltsgeräte
- Knöpfe
In welchen Lebensmitteln ist Nickel enthalten?
Nickel kommt auch in Lebensmitteln vor, denn es ist natürlicherweise in Böden und Gewässern vorhanden. Pflanzen nehmen Nickel aus ihrer Umgebung auf, wodurch es in den verschiedenen Bestandteilen der Nahrung enthalten sein kann.
Menschen, mit einer sehr schweren Form von Nickelallergie sollten also auch auf gewisse Lebensmittel verzichten.
Lebensmittel mit einem hohen Nickelgehalt sind beispielsweise:
- Hülsenfrüchte: z. B. Linsen, Erbsen und Bohnen
- Nüsse und Samen: z. B. Mandeln, Haselnüsse und Sonnenblumenkerne
- Getreideprodukte: z. B. Vollkornbrot, Haferflocken und andere Vollkornprodukte
- Schokolade und Kakao
- Tee: sowohl schwarzer als auch grüner Tee
- bestimmte Gemüsesorten: z. B. Spinat und Brokkoli
Die Mengen variieren je nach Anbau, Verarbeitung und Herkunft der Lebensmittel.
Achtung beim Kochen
Menschen mit schwerer Nickelallergie sollte auch beim Kochen aufpassen. Säurehaltige Lebensmittel wie etwa Essig oder Zitrusfrüchte können bei einem nickelhaltigen Löffel das Nickel herauslösen. Deswegen sollten Betroffene mit Allergie am besten auf nickelfreies Kochgeschirr beziehungsweise Utensilien aus Glas, Kunststoff oder Keramik zurückgreifen.
Risikofaktoren für die Entstehung einer Nickelallergie
Einige Personengruppen besitzen ein höheres Risiko, eine Nickelallergie zu entwickeln. Folgende Risikofaktoren sind bekannt:
wiederholter Hautkontakt: Häufiger und langfristiger Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen, wie Schmuck, Uhren oder Knöpfen, kann bei empfindlichen Personen eine Immunreaktion auslösen.
atopische Veranlagung: Wenn es in der Familie atopische Krankheiten wie Neurodermitis gibt, kann das Risiko für eine Nickelallergie erhöht sein. Direkt vererbt wird die Nickelallergie allerdings nicht.
verletzte Hautbarriere: Eine geschädigte oder gereizte Haut ermöglicht es Nickel, leichter in die Haut einzudringen und eine allergische Reaktion zu provozieren.
Arbeitsbedingungen: Bestimmte Berufsgruppen wie etwa Friseur*innen, die regelmäßig mit nickelhaltigen Materialien arbeiten, haben ein erhöhtes Risiko.
Ernährung: Seltener kann auch eine erhöhte Aufnahme von Nickel über die Nahrung bei manchen Personen die allergische Reaktion begünstigen.
Erster Kontakt mit Nickel: Piercen von Ohrlöchern
Häufig tritt der erste Kontakt mit Nickel beim Stechen von Ohrlöchern auf. Dabei wird oft Schmuck (meist Modeschmuck) verwendet, der Nickel enthält. Zunächst fällt in der Regel keine unmittelbare Reaktion auf, obwohl der Körper den Kontakt registriert. Man spricht von Sensibilisierung.
Dabei werden spezifische Immunzellen aktiviert, die das Nickel als fremd einstufen. Wird anschließend derselbe Schmuck oder ein anderer nickelhaltiger Gegenstand erneut getragen, kann das Immunsystem darauf reagieren. Es kommt zu einer allergischen Reaktion, die sich in Form von Rötungen, Schwellungen und Juckreiz äußern kann. Diese Reaktion zeigt, dass der Körper sensibilisiert wurde und auf Nickel überempfindlich reagiert.
Diagnose: Wie wird eine Nickelallergie festgestellt?
Die Diagnose einer Nickelallergie basiert auf einer sorgfältigen Untersuchung und der Kombination verschiedener Testverfahren.
systematische Befragung (Anamnese): Der*die Arzt*Ärztin führt ein ausführliches Gespräch durch, um den persönlichen Kontakt mit nickelhaltigen Materialien sowie die Häufigkeit und Art der Beschwerden zu erfassen.
klinische Untersuchung: Eine visuelle Inspektion der betroffenen Hautstellen hilft dabei, typische Entzündungszeichen und Reaktionen festzustellen.
Epikutantest (Prick-Test): Bei diesem Standardverfahren wird eine kleine Menge Nickel auf die Haut aufgetragen, um eine kontrollierte Reaktion hervorzurufen, die auf eine Sensibilisierung hinweist.
Laboruntersuchungen: In manchen Fällen werden Bluttests veranlasst, um den Immunstatus zu überprüfen und eine allergische Sensibilisierung zu bestätigen.
Hautbiopsie: Wenn Unklarheit über den allergieauslösenden Stoff besteht, kann auch eine kleine Hautprobe entnommen werden. Unter dem Mikroskop lassen sich dann spezifische Entzündungsreaktionen erkennen.
Diese diagnostischen Maßnahmen ermöglichen es, die Nickelallergie eindeutig zu identifizieren und eine individuell angepasste Therapie zu planen.
Therapie: Wie wird eine Nickelallergie behandelt?
Die Therapie zielt darauf ab, den Kontakt mit Nickel zu vermeiden und auftretende Beschwerden zu lindern. Die Nickelallergie selbst ist nicht heilbar, die Symptome lassen sich allerdings lindern.
Gängige Therapieansätze sind:
Vermeidung von Nickel: Die wichtigste Maßnahme besteht darin, den direkten Kontakt mit nickelhaltigen Gegenständen zu vermeiden. Dazu zählt auch die Auswahl von Ersatzmaterialien bei Schmuck, Uhren und weiteren Alltagsgegenständen. Menschen, die auf nickelhaltige Lebensmittel reagieren, sollten sich an eine spezielle, nickelarme Diät halten.
lokale Behandlung: Akute Hautreaktionen werden oft mit kortikosteroidhaltigen Cremes behandelt, um Entzündungen zu reduzieren und den Juckreiz zu lindern. Ergänzend kommen feuchtigkeitsspendende Lotionen zur Unterstützung der Hautbarriere zum Einsatz.
symptomatische Therapie: Bei starkem Juckreiz können Antihistaminika helfen, die Beschwerden zu mildern. Dabei handelt es sich um Medikamente, die die Wirkung des körpereigenen Botenstoffs Histamin blockieren und dadurch allergische Symptome wie Juckreiz und Schwellungen reduzieren.
Beratung und Aufklärung: Patient*innen erhalten Informationen über den Umgang mit nickelhaltigen Produkten und lernen, alternative Materialien zu nutzen. Dies schließt auch Hinweise zu nickelarmen Lebensmitteln und Umweltquellen ein.
langfristige Betreuung: In schwereren Fällen und bei chronischen Beschwerden ist eine kontinuierliche ärztliche Betreuung notwendig, um den individuellen Therapieplan anzupassen und die Lebensqualität zu verbessern.
Durch diese kombinierten Maßnahmen lässt sich die Nickelallergie gut behandeln und die täglichen Beschwerden in der Regel nachhaltig reduzieren.
So verläuft eine Nickelallergie
Der Verlauf einer Nickelallergie kann sehr individuell sein. Oft kommt es schubweise zu Symptomen. Der Verlauf ist häufig folgendermaßen:
initiale Sensibilisierung: Der erste Kontakt mit nickelhaltigen Materialien führt häufig noch nicht zu Symptomen. Das Immunsystem wird jedoch sensibilisiert, sodass bei erneutem Kontakt eine Reaktion möglich ist.
akuter Schub: Nach weiterem Kontakt mit Nickel treten meist akute Symptome wie Hautausschläge, Juckreiz, Rötungen und Blasenbildung auf. Die Intensität der Reaktion variiert von Person zu Person.
chronischer Verlauf: Bei regelmäßigem oder langanhaltendem Kontakt können sich die Symptome verstärken und chronische Hautveränderungen wie Verdickungen oder Schuppungen entwickeln.
Rückbildung bei Vermeidung: Wird Nickel konsequent vermieden, bilden sich die Symptome meist zurück und die Haut regeneriert sich allmählich. Geheilt ist die Nickelallergie dadurch aber nicht.
Kreuzallergien: Bei einer Nickelallergie können Kreuzallergien auftreten. Einige Betroffene reagieren häufig auch empfindlich auf verwandte Metalle wie Kobalt und Chrom, was auf strukturelle Ähnlichkeiten zurückgeführt wird. Das Ausmaß der Kreuzreaktionen variiert allerdings stark.