Muttermal (Leberfleck)
Muttermale beziehungsweise Leberflecken hat fast jeder. Was bedeutet es, wenn sie auftauchen oder sich verändern? Worauf Sie achten sollten und wann man sie entfernen muss.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Muttermal (Leberfleck)
Was ist ein Muttermal (Leberfleck)?
Muttermal und Leberfleck beschreiben letztlich das Gleiche – ein pigmentiertes Hautmal. Ärzte sprechen bei Pigmentflecken (Pigmentmalen) gewöhnlich von Naevi. Naevi sindgefärbte (rot, braun-schwarz), gutartige Wucherungen von Pigmentzellen (meist Melanozyten) oder Blutgefäßen in der Haut. Sie sind die am häufigsten vorkommenden Neubildungen der Haut.
Muttermal (Leberfleck): Ursachen
Ein Muttermal (Leberfleck) kann verschiedene Ursachen haben. ErworbenePigmentflecken entwickeln sich bei nahezu allen Menschen im Laufe ihres Lebens.
Verschiedene Einflüsse können Leberflecken begünstigen, so etwa:
- hormonelle Einflüsse, z.B. während der Pubertät und in der Schwangerschaft
- Sonneneinwirkung bzw. UV-Strahlung, vor allem in der Kindheit
Für angeboreneLeberflecken sind die Ursachen noch nicht endgültig geklärt. Eine familiäre Veranlagung wird sowohl bei erworbenen wie angeborenen Pigmentflecken vermutet.
Wie entstehen Muttermale (Leberflecken)?
Sowohl angeborene als auch erworbene Leberflecken entstehen, wenn sich pigmentbildende Zellenwie Melanozyten anhäufen und vermehren. Solche Zellen wandern entweder vor der Geburt oder im Laufe des Lebens in die Haut ein und vermehren sich dort. Dabei bilden sie kleine Herde in der Haut (sog. Nester), in den sich schließlich immer mehr Pigmentzellen ansammeln. Da Melanozyten den Hautfarbstoff Melanin bilden können, der auch für die Haarfarbe verantwortlich ist, erscheinen die Leberflecken bräunlich bis schwarz gefärbt.
Die meisten Leberflecken entstehen erst im Laufe des Lebens. Sie können manchmal Form und Farbe ändern und bilden sich mit zunehmendem Alter häufig wieder zurück. Sie können aber auch schon bei der Geburt vorhanden sein.
Es existieren unzählige Varianten pigmentierter Male, die sich kaum überschauen lassen. Ärzte unterscheiden bei Leberflecken beziehungsweise Muttermalen zwei Hauptformen:
- erworbene Naevi und
- angeborene Naevi.
Erworbene Pigmentflecken
Bei erworbenen Leberflecken handelt es sich um eine Anhäufung von pigmentbildenden Zellen wie Melanozyten in den oberen beiden Hautschichten. Die pigmentbildenden Zellen liegen entweder in der Oberhaut (Epidermis), in der Lederhaut (Dermis) oder an der Grenze zwischen diesen Hautschichten (Junktion).
Angeborene Pigmentflecken
Angeborene (kongenitale) Pigmentflecken sind in ihrer Größe sehr unterschiedlich. Sie lassen sich etwa bei jedem hundertsten Neugeborenen finden, meist als kleine dunkle Flecken. Selten kommen auch großflächige angeborene Naevi vor.
Muttermal (Leberfleck): Symptome
Ein Muttermal (Leberfleck) ruft in der Regel keine Beschwerden hervor. Wenn ein Muttermal juckt, nässt oder sich verändert, ist eine Untersuchung durch einen Hautarzt ratsam. Denn es können auch bösartige Veränderungen dahinterstecken, die einem Mutermal sehr ähnlich sind. Grundsätzlich können die Hautveränderungen unterschiedlich ausgeprägt sein.
Angeborene Leberflecken
Angeborene Leberflecken zeigen sich in der Regel als braune Flecken unterschiedlicher Größe, die meist scharf begrenzt sind. Ein Muttermal erscheint zunächst flach, später häufig erhaben, mit warzig fühlbarer Oberfläche. Manche Muttermale sind behaart.
Erworbene Leberflecken
Erworbene Leberflecken entwickeln sich über Jahre und Jahrzehnte und können daher in ihrem Aussehen variieren und Veränderungen durchlaufen. Es gibt viele verschiedene Ausführungen von Leberflecken, die sich in Form, Farbe und Größe unterscheiden können.
Ärzte unterscheiden bei erworbenen Leberflecken verschiedene Sonderformen. Besonders wichtig ist es, normale von dysplastischen Naevi zu unterscheiden. Letztere weisen bestimmte Zellveränderungen auf, die einem Melanom ähneln können und mit einem erhöhten Hautkrebs-Risiko einhergehen. Gewöhnlich sind Leberflecken symmetrisch, glatt und scharf begrenzt, gleichmäßig gefärbt und nicht sehr groß (etwa fünf Millimeter). Bereits Kinder haben erworbene Naevi, mit zunehmendem Alter kommen sie immer häufiger vor. Erwachsene haben durchschnittlich 20 bis 30 Leberflecken.
Naevus-Sonderformen
Spitz- oder Spindelzell-Naevus
Eine Sonderform des (meist) erworbenen Leberflecks stellt der Spitz- oder Spindelzell-Naevus dar. Diese Naevus-Form kommt häufig bereits in der Kindheit und Jugend vor, kann aber auch im Erwachsenenalter auftreten.
Der Spindelzell-Naevus bildet sich vor allem im Gesicht, am Hals oder am Oberschenkel und ist rund oder oval und wächst meist binnen weniger Monate auf Erbsengröße heran. Die Färbung ist hellrot bis braun.
Das Aussehen dieser Naevus-Sonderform erinnert auf den ersten Blick an schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom). Sie ist jedoch harmlos und nicht bösartig. Bestehen Zweifel, ob es sich um einen Spindelzell-Naevus oder doch um ein Melanom handelt, entfernt der Hautarzt den Naevus sicherheitshalber.
Sutton- oder Halo-Naevus
Der Sutton- oder Halo-Naevus ist ein gutartiger, gefärbter Leberfleck mit weißlichem Rand. Mit der Zeit bildet sich die Pigmentierung zurück und hinterlässt einen weißen Fleck. Dieser verschwindet meist irgendwann vollständig. Beim Halo-Naevus ist wahrscheinlich das Immunsystem an der Entfärbung beteiligt: Abwehrzellen zerstören die pigmentbildenden Hautzellen. Der Halo-Naevus findet sich vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen.
Blauer Naevus
Vor allem in frühester Kindheit lassen sich sogenannte Blaue Naevi (Naevus coeruleus) beobachten, die auch bereits bei Geburt bestehen können. Dabei handelt es sich um blaugrau gefärbte Knötchen von geringer Größe, die familiär gehäuft auftreten können. Blaue Naevi treten überwiegend auf den Fuß- und Handrücken sowie am Kopf auf. Eine Behandlung ist allerdings nur dann erforderlich, wenn der Blaue Naevus sich nicht sicher von einem bösartigen Tumor unterscheiden lässt. In allen anderen Fällen ist der Blaue Naevus harmlos, sollte jedoch regelmäßig kontrolliert werden.
Dysplastischer Naevus
Eine weitere Besonderheit bildet der dysplastische Naevus. Diese Leberflecken zeigen Auffälligkeiten wie eine unregelmäßige Form und Pigmentierung oder sie wachsen auffällig schnell. Manchmal geht ein Juckreiz mit einher. Mikroskopisch lassen sich Veränderungen der Zellkerne nachweisen.
Dysplastische Leberflecken sind wahrscheinlich erblich und stellen ein erhöhtes Risiko für die Entwicklung eines Melanoms (Hautkrebs) dar. Es entwickelt sich jedoch nicht aus jedem dysplastischen Naevus ein Melanom. Bei einer großen Anzahl von dysplastischen Leberflecken sprechen Mediziner vom Naevusdysplasie-Syndrom.
Grundsätzlich gilt: Wenn ein Leberfleck oder Muttermal plötzlich juckt, sich rötet, Schmerzen, Blutungen oder andere Auffälligkeiten hervorruft, sollten Sie die Hautveränderungen von Ihrem Hautarzt untersuchen lassen.
Muttermal (Leberfleck): Diagnose
Normalerweise ist ein Naevus, also ein Muttermal (Leberfleck), harmlos. Um ungefährliche Hauterscheinungen von krankhaften Veränderungen abzugrenzen, nimmt ein Hautarzt den Leberfleck genauer in Augenschein. Dabei geht er nach der sogenannten ABCDE-Regel vor.
Die vier Großbuchstaben stehen dabei für folgende Kriterien:
- Asymmetrie
- Begrenzung
- Colorit (Farbe)
- Durchmesser
- Erhabenheit
Die ABCDE-Kriterien geben einen Hinweis darauf, ob es sich um einen normalen, ungefährlichen Leberfleck handelt oder einen auffälligen (dysplastischen) Leberfleck.
Verdächtig sind asymmetrische, unregelmäßig begrenzte Naevi. Bei der Beurteilung der Farbe ist weniger der Farbton als vielmehr die Gleichmäßigkeit der Färbung für den Arzt von Bedeutung. Viele verschiedene Farbtöne innerhalb eines Naevus sind eher melanomverdächtig als eine einheitliche Färbung. Darüber hinaus ist auch ein größerer Durchmesser von mehr als sechs Millimetern auffällig, ebenso wie ein halbkugelförmiges, in die Höhe wachsende Pigmentmal.
Die ABCDE-Kriterien lassen sich näherungsweise auch zu Hause kontrollieren – die Untersuchung zu Hause ersetzt jedoch keinen Arztbesuch. Nur Hautärzte können einigermaßen sicher einschätzen, ob ein Leberfleck verdächtig aussieht. Auffällige Leberflecken werden mit einem Auflichtmikroskop beurteilt, manchmal auch entfernt und feingeweblich untersucht. So erhält man Gewissheit darüber, ob ein Muttermal oder Leberfleck bösartig ist oder nicht.
Muttermal (Leberfleck): Therapie
Ob ein Naevus, also ein Muttermal (Leberfleck), behandelt werden muss, kann der Hautarzt beurteilen. In den meisten Fällen ist es nicht notwendig, ein Muttermal oder einen Leberfleck zu entfernen.
Weist ein Leberfleck oder Muttermal Merkmale auf, die auf Hautkrebs hindeuten könnten (ABCDE-Regel), oder sind bereits andere Pigmentflecken mit Zellveränderungen (dysplastische Naevi) entfernt worden, wird der Hautarzt die verdächtige Hautveränderung vollständig herausschneiden und das Probenmaterial untersuchen lassen.
Die Wahrscheinlichkeit, dass ein normaler Leberfleck oder Muttermal bösartig entartet und daraus ein Melanom entsteht, ist im Allgemeinen gering.
Einen Leberfleck zu entfernen kommt manchmal auch infrage, wenn dieser ungünstig liegt. Sitzt der Naevus zum Beispiel direkt auf der Wirbelsäule oder am Hosenbund, kann er durch mechanische Einwirkungen wie reibende Kleidung gereizt werden und sich entzünden.
Muttermal (Leberfleck): Verlauf
Ein Naevus, also ein Muttermal (Leberfleck), ist in der Regel harmlos. Meist verursacht er keine Beschwerden. Komplikationen sind eher die Ausnahme.
Leberflecken beziehungsweise Muttermale sind überwiegend gutartige Veränderungen, die sich bei Bedarf vollständig und dauerhaft entfernen lassen. Aus medizinischer Sicht ist es in den meisten Fällen nicht notwendig, einen Leberfleck beziehungsweise ein Muttermal operativ zu beseitigen.
In manchen Fällen weist ein entfernter Leberfleck jedoch spezielle Zellveränderungen auf (dysplastischer Naevus), die der Hautarzt unter dem Mikroskop erkennt. Dann ist es wahrscheinlich, dass auch an anderen Körperstellen verdächtige Leberflecken vorkommen. Der Hautarzt wird solche Pigmentflecken besonders aufmerksam begutachten und dazu raten, die Leberflecken am ganzen Körper regelmäßig kontrollieren zu lassen.
Menschen mit vielen dysplastischen Leberflecken haben ein erhöhtes Risiko, im weiteren Verlauf schwarzen Hautkrebs (malignes Melanom) zu entwickeln. Andererseits entsteht nicht aus jedem dysplastischen Naevus auch ein Melanom.
Mögliche Komplikationen
In manchen Familien treten Leberflecken gehäuft auf, oft mit zahlreichen, teils münzgroßen Pigmentflecken. Dann gehen die Leberflecken häufig auch mit einem erhöhten Hautkrebs-Risiko einher. Vor allem nach häufiger und intensiver Sonnenbestrahlung (UV-Strahlung) finden sich in Leberflecken auffällig wirkende Melanozyten oder Naevuszellen (dysplastische Naevi) und das Risiko der Krebsentstehung steigt stark an. Bei familiärer Vorbelastung ist es daher empfehlenswert, verdächtige Leberflecken beziehungsweise Muttermale so früh wie möglich entfernen zu lassen.
Muttermal (Leberfleck): Vorbeugen
Einem Naevus, also Muttermal (Leberfleck), können Sie nurbedingt vorbeugen, denn die Neigung zu Pigmentflecken ist vor allem erblich festgelegt. Darüber hinaus beeinflussen Hormone die Entwicklung von Naevi, zum Beispiel in der Pubertät oder während einer Schwangerschaft.
Häufige und intensive UV-Strahlung kann das Vorkommen von "auffälligen", dysplastischen Leberflecken und das Risiko von Hautkrebs erhöhen. Sonnenbrände, vor allem im Kindesalter, steigern das Hautkrebs-Risiko erheblich. Achten Sie deshalb immer auf ausreichenden Sonnenschutz. Vor allem hellhäutige Menschen mit vielen Leberflecken sollten sich eher selten und möglichst nicht ungeschützt der Sonne aussetzen.
Lassen Sie Ihre Haut und vorhandene Leberflecken im Rahmen der Krebsvorsorge regelmäßig untersuchen. Achten Sie außerdem selbst auf Auffälligkeiten in Form und Farbe, unscharfe Ränder und mögliche Veränderungen – denn manchmal kann auch Hautkrebs dahinterstecken. Auch Symptome wie Rötung, Jucken und Nässen gelten als Warnsignale. Verändert sich ein Leberfleck oder bilden sich neue auffällige Flecken, ist unabhängig von der Krebsvorsorge-Untersuchung ein Besuch beim Hautarzt ratsam.
Insbesondere Menschen mit heller Haut, die viele Leberflecken oder Muttermale haben, sollten diese im Auge behalten und regelmäßig kontrollieren lassen. Das gilt umso mehr, wenn bei ihnen oder bei Verwandten bereits ein oder mehrere dysplastische Naevi oder sogar ein malignes Melanom diagnostiziert worden sind.