Mann hält sich Wade und Oberschenkel, weil er eine Muskelzerrung hat.
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Muskelzerrung im Oberschenkel oder in Wade: Behandlung und Dauer

Von: Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 24.10.2022

Eine Muskelzerrung entsteht, wenn ein Muskel zu stark gedehnt ober überlastet wird. Oft handelt es sich dabei um eine Sportverletzung. Beschwerden wie ziehende Schmerzen, Schwellungen oder Verhärtung des Muskels können auf eine Muskelzerrung hindeuten. Welche Behandlung hilft und wie lange dauert eine Zerrung?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Muskelzerrung

Eine Muskelzerrung löst plötzlich auftretende, ziehende Schmerzen aus. Zudem können beispielsweise eine Verhärtung des Muskels oder ein Bluterguss Anzeichen sein.

Was ist eine Muskelzerrung?

Zur Muskelzerrung – auch Muskeldistension – kommt es durch Überdehnung oder Überlastung eines Muskels. So entstehen kleinste Verletzungen an den sogenannten Myofibrillen auf. Dabei handelt es sich um kleine Funktionseinheiten in den Muskelfasern. Eine Zerrung ist damit die Vorstufe von Muskelverletzungen wie einem Muskelfaserriss oder einem Muskelriss.

Muskelzerrung oft im Oberschenkel, Oberarm oder in Wade

Eine Muskelzerrung kann unterschiedliche Bereiche im Körper betreffen, etwa:

  • Zerrung im Oberschenkel
  • Muskelzerrung im Rücken oder Nacken
  • Zerrung im Fuß
  • Muskelzerrung im Oberarm
  • Zerrung in der Wade

Welche Symptome treten bei einer Muskelzerrung auf?

Eine Muskelzerrung macht sich durch plötzlich auftretende, ziehende Schmerzen bemerkbar. Weitere mögliche Symptome sind:

  • Schwellung
  • Spannungsgefühl
  • Bluterguss (Hämatom) durch Einblutungen in den Muskel
  • Verhärtung des Muskels
  • Muskelkrampf
  • eingeschränkte Funktion des Muskels

Muskelfaserriss oder Zerrung?

Die Zerrung unterscheidet sich vom Muskelfaserriss auch in der Ausprägung der Beschwerden. Während bei einer Muskelzerrung noch leichte Belastung möglich ist, können Betroffene mit Muskelfaserriss den betroffenen Bereich nicht mehr beanspruchen. Zudem kann unmittelbar beim Faserriss ein reißendes Geräusch hörbar sein.

Ursachen: Wie entsteht eine Muskelzerrung?

Eine Muskelzerrung ist die Folge von zu starker Dehnung oder Überlastung eines Muskels. Oft handelt es sich um eine Verletzung beim Sport. Doch auch Unfälle oder Stürze im Alltag können eine Zerrung zur Folge haben. Insbesondere wenn ein Muskel bereits verletzt war, kann bereits eine ungünstige Bewegung ausreichen und zu einer erneuten Zerrung führen.

Besonders gefährdet sind Personen, die Lauftraining absolvieren oder Sportarten ausüben, bei denen Sprints und schnelle Stopps notwendig sind. Dazu zählen vor allem Ballsportarten wie Handball oder Fußball. Häufig tritt dann eine Muskelzerrung am Oberschenkel vorne oder hinten auf, weil das Muskelgewebe im Bein besonders stark belastet wird.

Zerrung: Welche Behandlung hilft?

Bei einer Muskelzerrung in der Akutphase ist Erste Hilfe nach dem sogenannten PECH-Schema angezeigt:

  • Pause: Die Tätigkeit, die zur Verletzung geführt hat, sollte sofort unterbrochen werden.

  • Eis: Die betroffene Stelle muss gekühlt werden, etwa mit einem Kühlpack.

  • Compression: Ein Druckverband verhindert eine starke Schwellung.

  • Hochlagern: Der betroffene Körperbereich sollte hochgelagert werden.

Wichtig ist zudem, dass sich Betroffene mit Muskelzerrung ausreichend schonen. Bessern sich die Beschwerden nicht nach einigen Tagen von selbst, könnte eine schwerere Verletzung dahinterstecken. In diesem Fall ist ärztliche Abklärung ratsam.

In den Tagen nach der Verletzung können Betroffene die Symptome mit den Schmerzmitteln Ibuprofen oder Diclofenac behandeln. Eine Eigentherapie ist nicht ratsam bei Vorerkrankungen oder der Einnahme von anderen Medikamenten. Um Nebenwirkungen zu vermeiden, sollten die Wirkstoffe längerfristig nur nach ärztlicher Rücksprache zum Einsatz kommen. Unter Umständen kann auch eine Physiotherapie sinnvoll sein. 

Muskelzerrung: Dauer und Verlauf

Eine Muskelzerrung ist zwar keine schwere Verletzung, erfordert jedoch einige Tage bis Wochen Schonung. Bis eine vollständige Belastung des verletzten Bereichs möglich ist, können vier bis acht Wochen vergehen.

Wird der gezerrte Muskel zu schnell wieder zu stark belastet, steigt das Risiko für eine erneute Verletzung. Diese fällt dann mitunter schwerer aus und die Heilung kann sich über einen längeren Zeitraum erstrecken.

Wie wird eine Muskelzerrung festgestellt?

Um eine Muskelzerrung zu diagnostizieren, reichen ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung in der Regel aus. Dabei stellt die*der Ärztin*Arzt fest,

  • wie stark die Schmerzen sind,
  • wo genau sie auftreten und
  • ob sie durch bestimmte Bewegungen ausgelöst oder verschlimmert werden.

Ergänzend können eine Ultraschall- sowie eine Röntgenuntersuchung oder eine Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz kommen, um andere Ursachen auszuschließen.

Wie lässt sich einer Muskelzerrung vorbeugen?

Muskelzerrungen entstehen durch ungünstige Bewegungen oder Überlastung. Um der Verletzung vorzubeugen, sind insbesondere beim Sport geeignetes Schuhwerk und beispielsweise Bandagen wichtig. Vor dem Training ist gründliches Aufwärmen der Muskulatur ratsam.

Um einer Überlastung vorzubeugen, sollte die Trainingsintensität nur langsam gesteigert werden. Regelmäßiger starker Muskelkater kann ein Anzeichen dafür sein, dass die Intensität zu schnell erhöht wird.