Muskelfaserriss: Symptome, Behandlung und Dauer
Plötzlich auftretende, messerstichartige Schmerzen im Muskel: So beschreiben Betroffene meist die Symptome eines Muskelfaserrisses. Besonders typisch sind Muskelfaserrisse im Oberschenkel oder in der Wade. Wie lange dauert die Heilung und wie lässt sie sich beschleunigen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Muskelfaserriss: Häufige Fragen und Antworten
Je nach Ausmaß der Verletzung und Stelle des Muskelfaserrisses erstreckt sich die Dauer zwischen drei und 16 Wochen. Wichtig ist, je nach ärztlicher Anordnung für einige Wochen auf Sport zu verzichten.
Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss sollte die sportliche Aktivität sofort abgebrochen werden und anhand der PECH-Regel die Erstversorgung erfolgen: Pause, mit Eis kühlen, einen Kompressionsverband anlegen und Arm oder Bein hochlagern. Zudem sollte schnellstmöglich ärztlicher Rat eingeholt werden, um eine passende Behandlung zu erhalten.
Ein Muskelfaserriss ist besonders häufig in der Wade und hinten am Oberschenkel. Jedoch kann ein Faserriss auch an der Muskulatur der Oberarme oder etwa der Schulter entstehen.
Was ist ein Muskelfaserriss?
Bei einem Muskelfaserriss kommt es zu einem Riss einer, meist jedoch mehrerer Fasern der Muskulatur. Muskelfaserrisse zählen zu den besonders häufigen Sportverletzungen und sind bei Sportarten wie Fußball oder Handball typisch.
Muskelfasern sind kleine Fasern, die Muskelbündel bilden und von einer Bindegewebsschicht umgeben sind. Ein Muskel besteht wiederum aus mehreren Muskelbündeln. Anders als die Bezeichnung Muskelfaserriss vermuten lässt, reißt bei einem Muskelfaserriss oft nicht nur eine einzelne Muskelfaser, sondern ein ganzes Muskelfaserbündel. Sind mehrere Muskelfaserbündel einschließlich der bindegewebigen Hüllen verletzt, wird das als Muskelbündelriss bezeichnet. Bei einem Muskelriss reißt der Muskel vollständig durch.
Von Arm bis Wade: Wo ist ein Muskelfaserriss möglich?
Muskelfaserrisse entstehen häufig an den Beinen, überwiegend an der Wade oder dem hinteren Oberschenkel. Seltener ist die Vorderseite des Oberschenkels betroffen. Jedoch kann es auch zu einem Muskelfaserriss am Arm oder der Schulter kommen.
Muskelfaserriss oder Zerrung?
Charakteristisch für einen Muskelfaserriss ist, dass die Schmerzen schlagartig auftreten. Bei einer Muskelzerrung hingegen entwickeln sich die Schmerzen allmählich. Dadurch lässt sich in der Regel ein Muskelfaserriss von einer Zerrung unterscheiden.
Muskelfaserriss: Welche Symptome sind typisch?
Die für einen Muskelfaserriss typischen Symptome sind:
- plötzliche, einschießende Schmerzen während einer Belastung
- Druck-, Dehn-, Anspannungs- und Widerstandsschmerzen im betroffenen Muskel
- Bluterguss (Hämatom), der äußerlich nicht immer ersichtlich ist und teilweise erst im Verlauf an die Oberfläche kommt
Betroffene beschreiben die Schmerzen häufig als nadelstich- oder messerstichartig. Sie können den Schmerz meist genau eingrenzen und den Muskelfaserriss einer konkreten Körperstelle zuordnen. Typisch ist auch das Gefühl, dass der Muskel sofort an Kraft verliert.
Da bei einem Muskelfaserriss auch Gefäße verletzt werden, sammelt sich Blut im Bereich des Muskels an. Die Folge: Ein Bluterguss entsteht. Von außen ist das Hämatom oft nicht zu sehen, es lässt sich jedoch ertasten. Zudem entsteht eine Schwellung, die sich in der Regel nach mehreren Tagen zurückbildet.
Bei schwereren Verletzungen – etwa, wenn ein ganzes Muskelbündel gerissen ist – kann der Bluterguss schneller und deutlicher sichtbar sein. Dies liegt daran, dass dann auch die Muskelhülle aus Bindegewebe reißt und daher Blut ins umgebende Gewebe gelangt.
Generell gilt: Je schwerer die Verletzung, das heißt, je mehr Fasern gerissen sind, desto ausgeprägter sind die Symptome.
Muskelfaserriss: Mit Behandlung Heilung beschleunigen
Wer beim Sport einen stechenden Schmerz in der Muskulatur verspürt, sollte jegliche Aktivitäten sofort abbrechen und das Training keinesfalls fortsetzen. Wichtig ist eine sofortige Erstversorgung und schnelle ärztliche Untersuchung.
Erstversorgung nach der PECH-Regel
Bei Verdacht auf einen Muskelfaserriss sollte dieser idealerweise direkt nach dem Eintreten der Schmerzen mithilfe der PECH-Regel behandelt werden. Eine geeignete Erstversorgung kann die Heilung beschleunigen und Komplikationen wie eine Narbenbildung der Muskulatur vorbeugen.
Die sogenannte PECH-Regel umfasst dabei folgende Schritte:
Pause (P): Wer plötzlich stechende Schmerzen spürt, sollte umgehend den Sport pausieren. Der betroffene Arm oder das entsprechende Bein sollte ruhiggestellt und nicht mehr belastet werden.
Eis (E): Betroffene sollten die schmerzende Stelle mit einem Kühlpack oder Eiswürfelbeutel für etwa 20 Minuten kühlen, um zu verhindern, dass sich ein großer Bluterguss bildet. Wichtig: Immer ein Tuch zwischen Kühlpack und Haut legen, um Erfrierungen vorzubeugen.
Compression (C): Compression steht für einen Kompressionsverband, der ebenso eine größere Einblutung ins Muskelgewebe verhindern soll. Hierfür kann ein Druckverband mit elastischen Binden um die betroffene Stelle angelegt werden. Der Verband sollte nicht zu eng sitzen oder einschnüren, um keine Nerven einzuklemmen. Im Zweifel sollte der Verband von medizinisch geschultem Personal angelegt werden.
Hochlagerung (H): Anschließend sollte das verletzte Bein oder der Arm hochgelagert werden. So lässt sich einer Schwellung und Einblutung entgegenwirken.
Ärztliche Behandlung eines Muskelfaserrisses
In der Regel verschreiben Ärzt*innen bei einem Muskelfaserriss Medikamente, die gegen die Schmerzen wirken und zusätzlich die Entzündungsreaktion unterdrücken. Typische Wirkstoffe sind Ibuprofen und Diclofenac.
Betrifft der Muskelfaserriss zum Beispiel die Wade oder den Oberschenkel, empfiehlt es sich, das betroffene Bein einige Tage nicht voll zu belasten. Unterarmgehstützen sind geeignete Hilfsmittel. Ruhigstellung der Muskulatur und Verbände sollen gerissene Muskelfasern so weit annähern, dass sie von allein wieder zusammenwachsen.
Im weiteren Verlauf der Behandlung verordnen Fachleute mitunter:
- Lymphdrainage
- Ultraschall
- Kälteanwendungen
- Physiotherapie
- physikalische Therapie mit Reizstrom
Manchmal wird bei einem Muskelfaserriss eine Behandlung mit Spritzen (Injektionsbehandlung) empfohlen. Hinsichtlich des Nutzens einer sogenannten Serumspritze sowie von Mitteln, die eine Narbenbildung verhindern sollen, gehen die Fachmeinungen auseinander.
Bei einem sehr großen oder komplizierten Muskelfaserriss kann eine Operation notwendig sein. Dabei werden die gerissenen Muskelfasern wieder zusammengenäht. Geht ein Muskelfaserriss mit einem großen Bluterguss einher, lässt sich das geronnene Blut ebenfalls entfernen.
Wichtig: Ein Muskelfaserriss sollte nicht verharmlost werden, da bei zu früher Belastung ein vollständiger Muskelriss droht. Betroffene sollten sich deshalb an die ärztlich empfohlene Sportpause und Schonung halten und die Verletzung vollständig auskurieren.
Muskelfaserriss: Dauer und Verlauf
Je mehr Muskelfasern gerissen sind, desto länger dauert es, bis der Muskelfaserriss wieder vollständig verheilt. Im Allgemeinen verheilt ein Muskelfaserriss innerhalb von drei bis 16 Wochen ohne Komplikationen.
Ab wann und in welchem Umfang das verletzte Bein oder der verletzte Arm wieder belastet werden kann, hängt von der Schwere der Verletzung ab. Schmerzen dürfen beim Training auf keinen Fall auftreten.
Mögliche Komplikationen
Ein Muskelfaserriss verheilt in den meisten Fällen ohne Komplikationen. Jedoch hinterlässt jeder Faserriss eine Narbe aus Bindegewebe im Muskel. Im Bereich einer solchen Narbe kann es nachgehend schneller zu weiteren Verletzungen kommen. Wichtig ist deshalb, sich ausreichend zu schonen.
Selten bildet sich nach einem Faserriss eine Art Verknöcherung in der Muskulatur, die sich aus dem Bluterguss im Muskel entwickelt. Die Folge ist eine Verhärtung in der Muskulatur – der Umfang des Muskels vergrößert sich, das Bein oder der Arm lässt sich meist nur noch eingeschränkt bewegen. Fachleute sprechen von einer intramuskulären Verknöcherung oder Myositis ossificans.
Wie entsteht ein Muskelfaserriss?
Häufige Ursache für einen Muskelfaserriss ist ein falsches Verhalten beim Sport. Als typische Ursachen gelten
- unzureichendes Aufwärmen und Dehnung,
- mangelnde Fitness und
- Überlastung der Muskulatur.
Auch extreme Belastungen, etwa wiederholte lange Sprints, können einen Muskelfaserriss auslösen. Häufig reißen dann die Muskelfasern im Bereich der Wade oder am Oberschenkel, denn hier ist die Belastung besonders hoch.
Der Muskelfaserriss entsteht typischerweise ohne ein direktes Trauma. Anders als bei einer Muskelprellung wirkt keine Gewalt von außen auf den Muskel ein. Der Riss tritt plötzlich auf, zum Beispiel nach einem schnellen Richtungswechsel.
Welche Risikofaktoren begünstigen einen Muskelfaserriss?
Manche Erkrankungen, anatomische Besonderheiten und äußere Faktoren können eventuell das Risiko für einen Muskelfaserriss erhöhen. Dazu gehören:
- schlechter Allgemeinzustand
- bestimmte orthopädische Erkrankungen wie Fußfehlstellungen
- falsches Schuhwerk
- schlechte Bodenverhältnisse
Insbesondere bei Sportarten, in denen die gesamte Muskulatur am Oberschenkel plötzlich anspannt und nachfolgend belastet wird, ist das Risiko für einen Faserriss hoch – zum Beispiel beim Fußball.
Auch bei Sportarten, bei denen die Schnellkraft des Muskels gefordert ist und Beschleunigen und Abbremsen sich immer wieder abwechseln, sind Muskelfaserrisse besonders typisch. Zu diesen Sportarten zählen zum Beispiel:
- Handball
- Squash
- Tennis
Wie lässt sich ein Muskelfaserriss diagnostizieren?
Bei einem Muskelfaserriss ergibt sich die Diagnose meist aus
- den Symptomen,
- dem Unfallhergang und
- einer ärztlichen Untersuchung.
Im Gespräch ist es besonders wichtig, dass sich die*der Ärztin*Arzt ein Bild vom Unfallhergang machen kann. Mithilfe verschiedener Bewegungstests wird anschließend das Ausmaß der Verletzung und die Funktionsfähigkeit des betroffenen Muskels überprüft. Zudem wird die verletzte Region abgetastet und auf mögliche Dellen und Blutergüsse untersucht. Hierbei können kleinere Dellen auf einen Faserriss hinweisen.
Oftmals schließen sich bildgebende Untersuchungsverfahren an, um nicht zuletzt mögliche Knochenbrüche auszuschließen. Dazu zählen:
Muskelfaserriss: Tipps zum Vorbeugen
Wer einem Muskelfaserriss vorbeugen möchte, sollte die Risikofaktoren kennen und vermeiden. Hilfreiche Maßnahmen und Tipps sind:
- stets aufwärmen und ausreichend dehnen
- passende Ausrüstung tragen, wie geeignetes Schuhwerk oder Bandagen
- richtige Technik üben, etwa bei Sportarten mit häufigen Tempo- und Richtungswechseln wie Handball
- Muskulatur gezielt stärken, um Faserrissen vorzubeugen
- auf genug Erholung und Pausen achten, bei Schmerzen das Training einstellen