Mundgeruch: Was sind Ursachen und was hilft?
Mundgeruch (Halitosis) hat meist harmlose Ursachen, kann aber unter Umständen auch auf ernste Krankheiten hinweisen. Welche Gründe infrage kommen und was gegen Mundgeruch hilft, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema
Meist entsteht Mundgeruch durch Bakterien, die Nahrungsreste im Mundraum in faulig riechende Substanzen aufspalten. Grund sind oft eine schlechte Mundhygiene oder Erkrankungen der Zähne und des Zahnfleisches. Selten sind andere Krankheiten, etwa Entzündungen der Nasennebenhöhlen oder Mundhöhle, Erkrankungen des Verdauungsapparats oder allgemeine Stoffwechselkrankheiten ursächlich.
Die unangenehme Atemluft aus dem Mund kann je nach Auslöser variieren. Ein fauliger Mundgeruch nach Gülle weist beispielsweise meist auf Probleme beziehungsweise Krankheiten im Mundbereich hin. Ein süßlicher Geruch kann bei Stoffwechselkrankheiten wie Diabetes mellitus vorkommen.
Grundsätzlich hilft eine gute Mundhygiene, die auch die Verwendung von Zahnseide sowie Zungenschaber und eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung umfasst. Wenn keine zahnmedizinische Ursache vorliegt, muss eine entsprechende Therapie der Grunderkrankung erfolgen. Als Hausmittel gegen schlechten Atem gilt etwa das Kauen von Fenchelsamen oder Anissamen. Mundsprays oder Kaugummis können Mundgeruch nur kurzfristig überdecken.
Mundgeruch-Formen: Halitosis und Foetor ex ore
Mundgeruch hat meistens harmlose Ursachen, die mit einer guten Mundhygiene behoben werden können. Möglicherweise stecken aber auch verschiedene Krankheiten hinter dem Symptom.
Der Genuss bestimmter Speisen wie Zwiebeln oder Knoblauch kann kurzfristig Mundgeruch verursachen, ebenso ein nüchterner Magen. Davon abzugrenzen ist dauerhaft übelriechender Atem. Fauliger Mundgeruch ist meist sehr belastend für Betroffene und Mitmenschen.
Man unterscheidet zwei Formen von Mundgeruch:
- Foetor ex ore: Diese Form entsteht durch ein Problem im Bereich von Mund, Nase oder Rachen und fällt nur beim Ausatmen durch den Mund auf.
- Halitosis: Bei dieser Form ist der üble Geruch auch wahrzunehmen, wenn der Mund geschlossen ist, also beim Ausatmen durch die Nase. Grund sind mitunter Erkrankungen des Verdauungsapparats, der Atmungsorgane oder des Stoffwechsels.
Ursachen: Wodurch entsteht Mundgeruch?
Mundgeruch entsteht in den meisten Fällen durch Fäulnisprozesse, die durch Bakterien im Mundraum ausgelöst werden. Die Bakterien erzeugen schwefelhaltige Stoffwechselprodukte und andere Substanzen, wenn sie bestimmte Nahrungspartikel zersetzen.
Im Normalfall kann man den dabei entstehenden Geruch nicht wahrnehmen. Anders ist es, wenn zu viele Bakterien vorhanden sind, was beispielsweise bei mangelnder Mundhygiene möglich ist. Es entstehen vermehrt faulig riechende Substanzen im Mund und dementsprechend unangenehm ist der Atem.
Mögliche Gründe für Foetor ex ore sind zum Beispiel folgende:
- Mangelhafte Mundhygiene: In Zahnzwischenräumen und vor allem in entzündeten Zahnfleischtaschen können sich Mikroorganismen ansiedeln. Auch mangelhaft gepflegter Zahnersatz oder bakterieller Zungenbelag sind Gründe. Die raue Zungenoberfläche bietet besonders im hinteren Drittel, wo die Zunge nicht mit dem Gaumen in Kontakt kommt, eine gute Grundlage für Essensreste und bakterielle Beläge.
- Zahnerkrankungen: Eine Zahnfleischentzündung (Gingivitis), eine Entzündung des Zahnhalteapparats (Parodontitis) oder Karies sind mögliche Auslöser.
- Verminderter Speichelfluss (Xerostomie): Ist der Speichelfluss gering, trocknen die Schleimhäute aus und es entstehen leicht bakterielle Auflagerungen. Faktoren wie Schnarchen, Atmen durch den Mund oder Fasten können den Speichelfluss aber ebenso reduzieren. Auch bestimmte Speicheldrüsenerkrankungen oder Medikamente (etwa Psychopharmaka) lösen mitunter Mundtrockenheit aus. Nachts ist die Speichelproduktion generell stark vermindert, weshalb der Atem vor allem morgens schlecht riecht.
- Bakterielle Entzündungen: Erkrankungen des Hals-, Nasen-, Rachenraums wie eine Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), Entzündung der Mundschleimhaut, Mandelentzündung (Tonsillitis) oder auch ein Schnupfen (Rhinitis) gehen mitunter mit Mundgeruch einher.
- Tumoren: Eine Tumorerkrankung im Mund-, Nasen- oder Rachenbereich, kann ebenfalls mit einer unangenehmen Geruchsbildung verbunden sein.
- Lebens- und Genussmittel: Stark gewürzte Speisen, etwa mit Knoblauch, können schlechten Atem auslösen, ebenso Alkohol, Nikotin oder Kaffee. In diesen Fällen handelt es sich allerdings in der Regel um ein kurzfristiges Phänomen.
Welche Ursachen hat Halitosis?
Halitosis entsteht zum Beispiel bei:
- Lungenkrankheiten wie eitriger Bronchitis, Lungenentzündung (Pneumonie), krankhaften Erweiterungen der Bronchien (Bronchiektasen) oder Lungenabszess
- Erkrankungen des Verdauungstrakts, zum Beispiel gastroösophageale Refluxkrankheit (GERD), Darmverschluss (Ileus), Infektionen des Magens mit dem Bakterium Helicobacter pylori oder Ausbuchtungen der Speiseröhrenwand (Speiseröhrendivertikel)
- Stoffwechselentgleisungen im Rahmen von Diabetes mellitus oder bei schweren Nieren- oder Leberfunktionsstörungen (Leberkoma)
- Vergiftungen durch Stoffe wie Phosphor, Arsen oder Selen
- Krebserkrankungen, etwa Magen- oder Lungenkrebs
In manchen Fällen atmen die Betroffenen Fettsäuren aus, die den unangenehmen Geruch auslösen. Die dahinterstehenden Auslöser sind bislang unbekannt, medizinische Fachleute sprechen von einer essenziellen Halitose.
Zudem können Mandelsteine (Tonsillensteine) zu Mundgeruch führen. Mandelsteine sind Ablagerungen auf den Mandeln, die aus Speiseresten, Bakterien und Mineralsalzen bestehen.
Pseudohalitosis und Halitophobie
Bei einer psychogenen Halitosis oder auch Pseudohalitosis glauben Menschen an schlechter Atemluft zu leiden, obwohl dies objektiv nicht feststellbar ist. Meist lassen sich Betroffene aber durch eine instrumentelle Atemanalyse vom Gegenteil überzeugen.
Personen mit einer Halitophobie steigern sich dagegen zwanghaft in die Vorstellung hinein, Mundgeruch zu haben und damit ihre Mitmenschen zu belästigen – auch wenn dies objektiv nicht bestätigt werden kann. In solchen Fällen kann eine Psychotherapie notwendig sein, um Betroffenen zu helfen.
Was tun gegen Mundgeruch?
Die Behandlung richtet sich in erster Linie nach dem Auslöser der Beschwerden. Häufiger Grund ist eine erhöhte Bakterienzahl in der Mundhöhle und/oder eine Erkrankung der Zähne und des Zahnfleisches. Dann ist eine entsprechende Therapie in der Zahnarztpraxis notwendig.
Regelmäßiges Zähneputzen und der Einsatz von Zahnseide und eventuell Zungenschaber tragen maßgeblich zu einer gesunden Mundflora bei und helfen, unangenehme Gerüche dauerhaft zu beseitigen. Zusätzlich können vorübergehend antibakterielle Mundspülungen verwendet werden, um gegen die Bakterien vorzugehen.
Empfehlenswert ist auch eine regelmäßige professionelle Zahnreinigung. Dabei reinigt eine Fachkraft die Zähne von Zahnbelag und oberflächlichen Verfärbungen, anschließend glättet sie die Zahnoberfläche, damit sich Bakterien nicht so leicht dort anheften können. Mit einer fluoridhaltigen Substanz wird danach der Zahnschmelz gestärkt.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Auslöser kommen auch andere Behandlungsoptionen in Betracht. Einige Beispiele:
- Bei einer Infektion mit dem Bakterium Helicobacter pylori erfolgt mitunter eine Behandlung mit Antibiotika.
- Liegt eine sogenannte essenzielle Halitosis vor, besteht die Therapie in der Regel aus einer fettarmen Diät mit speziellen Vorgaben.
- Verursachen Medikamente Mundtrockenheit, muss ärztlich besprochen werden, ob ein alternatives Arzneimittel infrage kommt.
Hausmittel und Tipps gegen Mundgeruch
Es gibt einige Hausmittel und Tipps, die für einen frischen Atem sorgen sollen. Dazu gehören folgende:
- Kauen von Fenchel- oder Anissamen, Ingwerwurzeln oder Petersilie. Die Wirksamkeit derartiger Hausmittel ist aber nicht bewiesen.
- Es kann helfen, den Speichelfluss anzuregen, zum Beispiel durch das Kauen von zuckerfreien Kaugummis. Zudem sind feste Nahrungsmittel wie Äpfel oder Schwarzbrot geeignet, die reichlich gekaut werden müssen. Besonders geruchsintensive Speisen sollte man hingegen meiden.
- Über den Tag verteilt sollte ausreichend Flüssigkeit (1,5 bis 2 Liter) getrunken werden.
- Zahnbürste regelmäßig wechseln und Zahnersatz gründlich reinigen.
Wichtig zu wissen: Mundwasser, Pastillen, Mundsprays oder zuckerfreie Kaugummis ohne antibakterielle Wirkstoffe wie etwa Chlorhexidin, können die faulige Atemluft zwar kurzzeitig überdecken, sie bekämpfen jedoch unter Umständen nicht den eigentlichen Grund. Antibakterielle Wirkstoffe sollte man dagegen nicht dauerhaft verwenden, da sie die Mundschleimhaut schädigen können.
Mundgeruch: Wie erfolgt die Diagnose?
Hält der Mundgeruch über einen längeren Zeitraum an, empfiehlt sich zunächst der Besuch in einer zahnärztlichen Praxis. Der*die Zahnarzt*Zahnärztin wird bei einer Untersuchung zum Beispiel
- Füllungen und Kronenränder prüfen,
- nachschauen, ob Krankheiten wie Karies oder eine Zahnfleischerkrankung vorliegen und
- den Speichelfluss bestimmen.
Zu wenig Speichel im Mund kann Mundgeruch begünstigen. Die Speichelfließrate kann ermittelt werden, indem der Speichel des*der Patient*in nach dem Kauen eines geschmacksneutralen Kaugummis entnommen und untersucht wird.
Zur objektiven Bestimmung und Messung der Atemluft kommen in einzelnen Zahnkliniken auch spezielle Geräte (zum Beispiel sogenannte Halimeter) zum Einsatz, die den Anteil von flüchtigen Schwefelverbindungen in der Atemluft messen.
Diagnose in der hausärztlichen Praxis
Liegen keine oralen Ursachen vor, können Betroffene sich an eine hausärztliche Praxis wenden. Es findet meist zunächst eine Anamnese statt, bei welcher sich der*die Arzt*Ärztin nach Vorerkrankungen sowie eventuellen Begleitsymptomen und regelmäßig eingenommenen Medikamenten erkundigt.
Im Rahmen der organoleptischen Diagnostik erfolgt dann eine Untersuchung der Atemluft. Je nachdem, in welchem Abstand sie noch wahrnehmbar ist, kann der Mundgeruch in verschiedene Schweregrade eingeteilt werden.
Einen weiteren Hinweis kann die Art des Mundgeruchs geben. Riecht auch die Luft, die durch die Nase entweicht, übel, ist der Auslöser in der Regel im Verdauungstrakt, in den Atemwegen oder im Stoffwechsel zu finden. Der Geruch selbst kann zudem auf eine eventuell zugrundeliegende Krankheit hinweisen. Einige Beispiele:
- Mundgeruch wie Gülle: Riecht es aus dem Mund faulig beziehungsweise nach Fäkalien, liegt das mitunter an Bakterien im Mundraum. Grund kann etwa schlechte Mundhygiene oder eine Mandelentzündung sein.
- Geruch nach roher Leber: Personen mit einem Leberkoma – einer schweren Leberfunktionsstörung – können Mundgeruch haben, der an rohe Leber erinnert.
- Aceton-Geruch: Bei einer Stoffwechselentgleisung im Rahmen eines Diabetes mellitus riecht die ausgeatmete Luft nach Aceton, also ähnlich fauler Äpfel. Dies kann auch ein Symptom von Diphtherie sein.
- Geruch nach Urin (Harn): Uringeruch aus dem Mund kann auf eine gestörte Nierenfunktion hinweisen.
- Säuerlicher Geruch: Ein Magenleiden, Sodbrennen beziehungsweise Reflux können unter anderem für einen sauren Atem verantwortlich sein.
Unter Umständen erfolgen zur Diagnose weitere Maßnahmen, beispielsweise
- Bluttests,
- bildgebende Verfahren wie Röntgen und
- eine Untersuchung von Magen und Speiseröhre (Gastroskopie)