Mädchen wird von Arzt am Rücken auf Morbus Scheuermann untersucht.
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Morbus Scheuermann: Therapie, Symptome & Spätfolgen

Von: Julia Heidorn (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 31.07.2024

Morbus Scheuermann ist eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule bei Jugendlichen. Die Erkrankung kann einen Rundrücken und Schmerzen in der Lendenwirbelsäule auslösen. Zur Therapie eignet sich unter anderem ein Korsett. Alles über Behandlung und Ursachen des Morbus Scheuermann.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Morbus Scheuermann

Morbus Scheuermann kann zu einem Rundrücken sowie Schmerzen in der Lendenwirbelsäule führen. Auch muskuläre Verspannungen und Bewegungseinschränkungen sind mögliche Symptome der Wachstumsstörung.

Das hängt von der Ausprägung der Erkrankung ab. In leichten Fällen ist die Prognose gut. Ein stark ausgeprägter Morbus Scheuermann kann zu dauerhaften Einschränkungen führen.

Bei Morbus Scheuermann sind Sportarten zu empfehlen, bei denen der Rücken aufgerichtet wird, etwa Wurfsportsarten oder Rückenschwimmen.

Morbus Scheuermann – was ist das?

Morbus Scheuermann – oder Scheuermann-Krankheit – ist eine Wachstumsstörung der Wirbelsäule bei Jugendlichen. In der Regel ist die Brustwirbelsäule betroffen, in selteneren Fällen die Lendenwirbelsäule. 

Die Brustwirbelsäule ist natürlicherweise leicht nach hinten gekrümmt. Diese Krümmung wird Kyphose genannt. Bei Morbus Scheuermann nimmt die Krümmung zu und es entsteht ein Rundrücken. Dann ist von einer Hyperkyphose die Rede.

Verantwortlich dafür ist eine Wachstumsstörung der Wirbelkörper. Der knorpelige Teil der Wirbelkörper wächst im vorderen und hinteren Bereich nicht gleichmäßig. Dadurch entstehen sogenannte Keilwirbel: sie sind zur Brustseite hin (ventral) flacher als in Richtung Rücken (dorsal). Die Kyphose verstärkt sich, ein Rundrücken entsteht. Zudem sind die Bandscheiben in dem Bereich verschmälert.

Liegt die Wachstumsstörung in der Lendenwirbelsäule vor, entsteht ein Flachrücken. Die natürliche Krümmung nach vorn in diesem Bereich (Lendenlordose) nimmt also ab.

Morbus Scheuermann ist die häufigste Wirbelsäulenerkrankung bei Kindern und Jugendlichen vom 9. bis zum 13. Lebensjahr. Jungen leiden doppelt so häufig darunter wie Mädchen. Insgesamt sind vier bis acht von 100 Personen betroffen.
Jede*r dritte Patient *in leidet gleichzeitig unter einer Wirbelsäulenskoliose. Dabei krümmt sich die Wirbelsäule durch das ungleichmäßige Wachstum zusätzlich zur Seite. 
 

Symptome: Wie zeigt sich Morbus Scheuermann?

Morbus Scheuermann fällt durch die Ausbildung eines Rundrückens auf, der durch nach vorne fallenden Schultern und eine eingesunkene Brust zu erkennen ist. Gleichzeitig kann ein Hohlrücken entstehen, da die Fehlhaltung der Brustwirbelsäule durch die Lendenwirbelsäule ausgeglichen wird. In leichten Fällen haben Betroffene keine Symptome. Es können jedoch im Laufe der Zeit Beschwerden auftreten:

Vor allem am Ende des Tages oder nach körperlicher Anstrengung kommt es häufig zu Rückenschmerzen. Diese entstehen zum einen aufgrund der Wirbelsäulenverformungen, zum anderen verursachen Veränderungen der Muskulatur, Sehnen und Bänder solche Beschwerden.

Spätfolgen der Erkrankung ist ein erhöhtes Risiko für Rückenschmerzen und Verschleiß.

Ursachen: Woher kommt Morbus Scheuermann?

Die Wachstumsstörung tritt aus bislang noch nicht eindeutig geklärten Ursachen auf. Als Hauptgrund für die Entstehung der Erkrankung wird eine genetische Veranlagung vermutet, da Morbus Scheuermann meist familiär gehäuft auftritt.

Fachleute vermuten außerdem, dass einer oder mehrere der folgenden Faktoren bei der Entstehung eine Rolle spielen könnten:

  • hohe mechanische Belastung
  • Hochwuchs
  • Leistungssport

Diagnose: Wie stellt man Morbus Scheuermann fest?

Um Morbus Scheuermann zu diagnostizieren, finden zunächst ein ärztliches Gespräch und eine körperliche Untersuchung statt. Ergänzend dazu ist ein Röntgenbild notwendig, gegebenenfalls auch eine Magnetresonanztomographie (MRT).

Dort sind unter anderem bei vorliegender Scheuermann-Krankheit sogenannte Schmorl-Knötchen (auch: Schmorlsche Knorpelknötchen) zu erkennen. Dabei handelt es sich um flache oder kugelförmige Eindellungen der Wirbelkörper an den Deck- oder Bodenplatten.

Um festzustellen, wie stark ein eventuell vorliegender Rundrücken ausgeprägt ist, kommt der Aufrichttest zum Einsatz. Die betroffene Person versucht dabei, den Rundrücken maximal auszugleichen. Bleibt dennoch eine Rundung zurück, liegt eine Hyperkyphose vor.

Zudem kann der Schober-Test durchgeführt werden. Dabei setzt der*die Arzt*Ärztin zwei Markierungen mit einem Abstand von zehn Zentimetern im Bereich der Lendenwirbelsäule. Bei gesunden Menschen vergrößert sich der Abstand beim nach vorne Beugen um circa fünf Zentimeter. Beträgt der Abstand weniger als fünf Zentimeter oder verkürzt er sich beim Nachvornebeugen, kann dies ein Hinweis für Morbus Scheuermann sein. Allerdings wäre der Test auch bei Erkrankungen wie Morbus Bechterew positiv.  

Therapie: Was tun bei Morbus Scheuermann?

Bei Morbus Scheuermann hängt die Therapie von der Ausprägung und dem betroffenen Bereich der Wirbelsäule ab. Die Wahl der Behandlung erfolgt anhand des sogenannten Cobb-Winkels, mit dem das Ausmaß einer Wirbelsäulenverkrümmung angegeben wird:

  • bis 50°: Bei leicht ausgeprägtem Morbus Scheuermann sind Übungen und Sportarten angezeigt, die zu einer Aufrichtung der Wirbelsäule führen. Neben Physiotherapie ist es daher ratsam, dass Betroffene Sportarten wie Wurfdisziplinen oder Rückenschwimmen ausüben.

  • 50 bis ca. 70°: Vor dem Abschluss des Wachstums sollten Betroffene bei diesem Schweregrad ein Korsett tragen, die sogenannte Münsteraner Reklinationsorthese. Das Korsett wird zwei bis drei Jahre lang täglich 23 Stunden lang getragen und nur zur Körperpflege und zum Sport ausgezogen. Dadurch werden die Wirbelkörper entlastet und können wieder ihre normale Form annehmen. Mit der Zeit wird der Rundrücken so korrigiert. Alle drei Monate ist eine ärztliche Kontrolle notwendig und alle sechs Monate wird ein Röntgenbild angefertigt. 

  • ab ca. 70°: Bei stark ausgeprägtem Morbus Scheuermann ist in Ausnahmefällen eine Operation angezeigt. Der Eingriff kann erst nach Ende der Wachstumsphase erfolgen, also bei Mädchen frühestens im Alter von etwa 16 Jahren, bei Jungen im Alter von etwa 19 Jahren. Bei der OP wird die Wirbelsäule begradigt und mit Schrauben fixiert. Eine solche Operation geht mit Risiken einher. Außerdem besteht die Gefahr, dass die Korrektur nicht dauerhaft erhalten bleibt.

Morbus Scheuermann: Spätfolgen, Prognose und Verlauf

Bei Morbus Scheuermann hängen die Prognose und der Verlauf der Erkrankung davon ab, wo genau die Wachstumsstörung auftritt und wie stark sie ausgeprägt ist.

Liegt der Cobb-Winkel bei maximal 50°, sind im weiteren Verlauf des Lebens keine nennenswerten gesundheitlichen Einschränkungen zu befürchten. Bleibt ein Rundrücken zurück, können Betroffene sich jedoch aus optischen Gründen daran stören.

Ist der Morbus Scheuermann stärker ausgeprägt, besteht das Risiko, dass Betroffene auch im Erwachsenenalter vermehrt unter Rückenschmerzen und auch Einschränkungen der Lungenfunktion durch den Rundrücken leiden. So kann bei Morbus Scheuermann ein Behinderungsgrad vorliegen. Manche Betroffene sind in der Berufswahl eingeschränkt und/oder werden berufsunfähig. Der Rundrücken kann sich zudem mit der Zeit verschlimmern.

Wie kann man Morbus Scheuermann vorbeugen?

Die Ursachen von Morbus Scheuermann sind bislang noch nicht wissenschaftlich geklärt. Einer vermuteten genetischen Veranlagung könnten Betroffene nicht entgegenwirken. Jedoch ist es möglich, eventuelle Risikofaktoren zu meiden durch:

  • Kräftigungsübungen für die Rücken- und Bauchmuskulatur
  • einseitige Belastungen und mechanische Überbelastung vermeiden
  • rechtzeitigen Behandlungsbeginn bei Beschwerden wie Rückenschmerzen