Hodgkin-Lymphom: Symptome und Lebenserwartung bei Morbus Hodgkin
Das Hodgkin-Lymphom ist eine seltene Krebsart des Lymphsystems, bei der sich bestimmte weiße Blutkörperchen unkontrolliert vermehren. Erstes Anzeichen sind schmerzlos geschwollene Lymphknoten, die häufig im Bereich von Hals oder Nacken auftreten. Mehr über Symptome, Verlauf und Behandlung bei Morbus Hodgkin erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Hodgkin-Lymphom
Ja, ein schmerzlos geschwollener Lymphknoten am Hals kann Symptom eines Hodgkin-Lymphoms sein. Lymphknotenschwellungen treten aber auch häufig vorübergehend bei Infektionen auf. Beim Hodgkin-Lymphom bleiben die Lymphknoten jedoch über Monate vergrößert und fühlen sich gummiartig an.
Neben schmerzlos vergrößerten Lymphknoten können Symptome wie unerklärliches Fieber, Nachtschweiß und ungewollter Gewichtsverlust auf Morbus Hodgkin hindeuten.
Ja, 80 bis 90 Prozent der Erkrankten können erfolgreich therapiert werden. Die Lebenserwartung beim Hodgkin-Lymphom ist im Vergleich zu anderen Krebsarten sehr hoch.
Beim Hodgkin-Lymphom können im Blutbild verschiedene Auffälligkeiten auftreten, darunter erhöhte Entzündungswerte wie CRP oder eine erniedrigte Leukozytenzahl. Diese Werte sind jedoch unspezifisch und reichen für eine Diagnose nicht aus.
Was ist ein Hodgkin-Lymphom?
Beim Hodgkin-Lymphom handelt es sich um eine Krebserkrankung, bei der sich Zellen des Lymphgewebes unkontrolliert vermehren. Morbus Hodgkin zählt – wie auch das Non-Hodgkin-Lymphom – zu den malignen Lymphomen.
Ein malignes Lymphom ist ein bösartiger Tumor, der seinen Ursprung in einem bestimmten Teil des Immunsystems hat: im lymphatischen System. Zum lymphatischen System gehören zum Beispiel die Lymphknoten, die Milz und die Mandeln.
Ein Lymphom kann auf die Lymphknoten begrenzt sein, sich aber auch auf andere lymphatische Gewebe ausbreiten, da die Lymphgefäße im ganzen Körper verteilt sind. In fortgeschrittenen Stadien gelangen die Tumorzellen zusätzlich über die Blutbahn in andere Körperbereiche, sodass auch nicht-lymphatische Organe befallen sein können, etwa die Leber.
Bei einem Hodgkin-Lymphom verändern sich bestimmte Zellen des lymphatischen Gewebes – die Lymphozyten. Diese gehören zu den weißen Blutkörperchen und sind für die Immunabwehr verantwortlich. Es gibt zwei verschiedene Arten von Lymphozyten, die bei der Immunabwehr unterschiedliche Aufgaben erfüllen: die B-Lymphozyten und die T-Lymphozyten. Morbus Hodgkin entsteht durch eine Entartung der B-Lymphozyten. Warum es zu diesen Zellveränderungen kommt, ist unklar.
Im Unterschied zum Non-Hodgkin-Lymphom ist Morbus Hodgkin durch typische Zellen gekennzeichnet, die feingeweblich (histologisch) nachgewiesen werden können:
- Hodgkin-Zellen: einkernige Tumorzellen, die veränderte B-Lymphozyten darstellen
- Reed-Sternberg-Zellen: mehrkernige Tumorzellen, die durch Zusammenschluss mehrerer Hodgkin-Zellen entstehen
Sind solche Zellen nicht vorhanden, handelt es sich um ein Non-Hodgkin-Lymphom.
Wie häufig ist Morbus Hodgkin?
Im Vergleich zu anderen Krebserkrankungen ist das Hodgkin-Lymphom eine seltene Krebsform. Von 100.000 Menschen erkranken pro Jahr zwei bis drei an Morbus Hodgkin. Bei Kindern ist die Krankheit noch seltener. Vor allem junge Erwachsene sind betroffen: Im Durchschnitt sind Patient*innen 32 Jahre alt, wenn sie die Diagnose bekommen. Es gibt jedoch zwei Erkrankungsgipfel – einmal zwischen dem 20. und 30. und dann noch einmal nach dem 55. Lebensjahr. Männer sind etwas häufiger betroffen als Frauen.
Morbus Hodgkin ist nach dem Londoner Pathologen und Anatom Thomas Hodgkin (1798-1866) benannt, der die Erkrankung auch als "Pseudo-Leukämie" beschrieb. Andere Bezeichnungen für Morbus Hodgkin sind zum Beispiel Hodgkin-Krankheit, hodgkinsche Krankheit oder Lymphogranulomatose. Auch wenn umgangssprachlich von Lymphdrüsenkrebs oder Lymphknotenkrebs die Rede ist, sind bösartige Lymphome wie Morbus Hodgkin gemeint.
Hodgkin-Lymphom: Symptome bei Morbus Hodgkin
Beim Hodgkin-Lymphom setzen die Symptome typischerweise langsam ein. Schmerzlos vergrößerte Lymphknoten sind oft lange Zeit das einzige Anzeichen.
Grundsätzlich können mehrere Lymphknoten in allen Körperregionen befallen sein. In einigen Bereichen treten Lymphknotenschwellungen jedoch besonders häufig auf, zum Beispiel:
- am Hals (70 Prozent)
- in den Achselhöhlen (30 Prozent)
- in der Leistengegend (10 Prozent)
- hinter dem Brustbein
- im Nacken
Die festsitzenden und gummiartigen Knoten sind meist größer als 1,5 Zentimeter. Geschwollene Lymphknoten am Hals oder an den Achseln können Betroffene leicht selbst ertasten. Mitunter befällt das Hodgkin-Lymphom aber zuerst Lymphknoten, die von außen nicht tastbar sind, etwa im Bauchraum. Derartige Schwellungen können zum Beispiel ein Druckgefühl im Bauchraum, Durchfall und Schmerzen verursachen. Drückt ein geschwollener Lymphknoten hinter dem Brustbein auf die Luftröhre, kann Morbus Hodgkin mit Reizhusten oder Atemnot einhergehen.
Allgemeine Symptome bei Morbus Hodgkin
Zudem kann ein Hodgkin-Lymphom mit allgemeinen Symptomen verbunden sein, die auch im Rahmen vieler anderer Erkrankungen auftreten, zum Beispiel:
- Fieber (Körpertemperatur über 38 Grad Celsius)
- Nachtschweiß
- starker, ungewollter Gewichtsverlust (mehr als ein Zehntel des ursprünglichen Körpergewichts innerhalb von sechs Monaten)
- Abgeschlagenheit
- Appetitlosigkeit
- Juckreiz am ganzen Körper
- selten Schmerzen in betroffenen Lymphknoten nach Alkoholkonsum (Alkoholschmerz)
Je nachdem, wie fortgeschritten die Erkrankung ist und welche Region sie betrifft, können im Verlauf weitere Symptome auftreten. So sind beispielsweise mitunter Leber und Milz vergrößert, und auch die Knochen können in Mitleidenschaft gezogen werden.
B-Symptomatik beim Hodgkin-Lymphom
Unspezifische Symptome wie Fieber, Nachtschweiß oder Gewichtsverlust können zwar auch viele andere Ursachen haben. Treten sie gemeinsam auf, ist dies jedoch ein Hinweis auf eine schwerwiegende Erkrankung wie Morbus Hodgkin. Fachleute sprechen bei dieser Kombination von der sogenannten B-Symptomatik.
Bleiben diese Beschwerden länger als zwei Wochen bestehen, ist es ratsam, ärztlichen Rat einzuholen. Das gilt vor allem, wenn geschwollene Lymphknoten hinzukommen.
Hodgkin-Lymphom: Welche Ursachen hat Morbus Hodgkin?
Beim Hodgkin-Lymphom vermehren sich genetisch veränderte Lymphzellen unkontrolliert. Die genauen Ursachen hierfür sind bisher unbekannt.
Forschende vermuten, dass möglicherweise bestimmte Viren die Entstehung von Morbus Hodgkin begünstigen. Hierzu zählt insbesondere das Epstein-Barr-Virus, welches das Pfeiffersche Drüsenfieber auslöst. 20 bis 40 Prozent der Menschen mit Hodgkin-Lymphom tragen das Virus in sich. Allerdings erkranken auch Personen, bei denen das Epstein-Barr-Virus nicht festgestellt werden kann.
Risikofaktoren für Morbus Hodgkin
Weitere Risikofaktoren für das Hodgkin-Lymphom sind beispielsweise:
- genetische Faktoren (in einem Prozent der Fälle tritt Morbus Hodgkin familiär gehäuft auf)
- Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose
- chronisch-entzündliche Erkrankungen wie Morbus Crohn
- Immunschwäche oder Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken (immunsuppressive Therapien)
- Umweltfaktoren wie bestimmte chemische Substanzen
Morbus Hodgkin: Behandlung des Hodgkin-Lymphoms
Je nach Stadium der Erkrankung sowie Alter und Allgemeinzustand der Betroffenen kommen beim Hodgkin-Lymphom verschiedene Therapien zum Einsatz. Meist handelt es sich um eine Kombination aus
- Chemotherapie mit verschiedenen Wirkstoffen und
- Strahlentherapie (Radiotherapie).
Die Bestrahlung erfolgt entweder zusammen mit einer Chemotherapie oder im Anschluss daran. Das Ziel der Behandlung besteht darin, das befallene Gewebe zu zerstören und so die Krebserkrankung zu heilen.
Da das Hodgkin-Lymphom eine Systemerkrankung ist, sich also auf ein ganzes Organsystem auswirkt, lässt es sich nicht operativ behandeln. Eine Operation kommt nur dann in Betracht, wenn Lymphome so groß sind, dass sie Nachbarstrukturen, etwa die Luftröhre, in ihrer Funktion beeinträchtigen.
Hochdosis-Chemotherapie mit Stammzelltransplantation
Eine hochdosierte Chemotherapie mit Stammzelltransplantation kann sinnvoll sein, wenn
- die bisherige Behandlung mit Chemo- und Strahlentherapie nicht ausreichend gewirkt hat oder
- wenn das Hodgkin-Lymphom erneut aufgetreten ist.
Ziel der Behandlung ist, durch eine hoch dosierte Chemotherapie alle Tumorzellen abzutöten, um dann dem Körper über die Knochenmarktransplantation wieder gesunde, zur Blutbildung fähige Zellen (Blutstammzellen) zuzuführen. Eine Chemotherapie mit Medikamenten in höheren Dosen kann Krebszellen besonders gut bekämpfen – allerdings ist die Behandlung auch mit stärkeren Nebenwirkungen verbunden.
Die Hochdosis-Chemotherapie kommt in der Regel nur dann infrage, wenn
- Patient*innen nicht älter als 60 Jahre sind und
- noch keine gravierenden körperlichen Beeinträchtigungen aufweisen.
Immuntherapie bei Morbus Hodgkin
Eine weitere Möglichkeit bei erfolgloser Behandlung oder rückfälligem Hodgkin-Lymphom ist die Immuntherapie, zum Beispiel mit:
- monoklonalen Antikörpern: Sie greifen gezielt Hodgkin-Zellen an und zerstören sie. Ein Wirkstoff ist beispielsweise Brentuximab Vedotin.
- Checkpoint-Inhibitoren: Nivolumab und Pembrolizumab blockieren zum Beispiel hemmende Signale im Immunsystem, sodass körpereigene Abwehrzellen den Krebs effektiver bekämpfen können.
Hodgkin-Lymphom: Wie wird Morbus Hodgkin festgestellt?
Bei Verdacht auf ein Hodgkin-Lymphom wird zunächst eine gründliche körperliche Untersuchung durchgeführt. Dabei achtet die*der Ärztin*Arzt etwa darauf, ob Lymphknoten oder Organe wie Leber und Milz geschwollen sind.
Gewebeprobe und Blutuntersuchung
Für eine endgültige Diagnose ist es nötig, eine oder mehrere Gewebeproben aus einem vergrößerten Lymphknoten zu entnehmen und zu untersuchen (Biopsie). Unter Umständen wird dafür ein größerer Lymphknoten in einem operativen Eingriff entfernt. In der Regel ist dafür nur eine örtliche Betäubung notwendig.
Anhand der Gewebeprobe lässt sich ermitteln, ob Krebs vorliegt und wenn ja, ob es sich dabei um Morbus Hodgkin handelt. Lassen sich die für Morbus Hodgkin typischen Hodgkin-Zellen und Reed-Sternberg-Riesenzellen nachweisen, gilt die Krebserkrankung als diagnostiziert.
Eine Blutuntersuchung gibt Auskunft über die körperliche Verfassung der betroffenen Person. Bei Morbus Hodgkin sind im Blutbild oft Anzeichen einer Entzündung zu erkennen. So können zum Beispiel die Blutsenkungsgeschwindigkeit (BSG) und die Zahl der weißen Blutkörperchen erhöht sein. Auch eine zu niedrige Lymphozytenzahl im Blut kann bei Morbus Hodgkin vorkommen.
Weitere Untersuchungsmethoden
Um festzustellen, wie weit sich der Krebs ausgebreitet hat, kommen in der Regel bildgebende Verfahren zum Einsatz, so etwa:
- Computertomographie (CT)
- Röntgenuntersuchung
- Positronen-Emissions-Tomographie (PET), um Stoffwechselvorgänge sichtbar zu machen. Da Krebszellen einen anderen Stoffwechsel haben als gesunde Zellen, sind befallene Bereiche gut zu erkennen.
Darüber hinaus können nach Bedarf weitere Untersuchungen nötig sein – etwa, wenn vermutet wird, dass der Krebs in andere Organe gestreut hat. Dazu zählen zum Beispiel:
- Knochenmarkpunktion, um festzustellen, ob das Knochenmark befallen ist
- Magnetresonanztomographie (MRT)
- Ultraschalluntersuchung(Sonographie)
Stadieneinteilung bei Morbus Hodgkin
Für die Behandlungsstrategie und Prognose ist es wichtig, das Stadium zu ermitteln. Je weiter sich das Hodgkin-Lymphom im Körper ausgebreitet hat, desto höher auch das Stadium.
Stadieneinteilung bei Morbus Hodgkin
Stadium | Beschreibung | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
I | Eine einzelne Lymphknotenregion oder eine einzelne nicht-lymphatische Region ist befallen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
II | Mindestens zwei Lymphknotenregionen auf der gleichen Zwerchfellseite oder nicht-lymphatische-Regionen und Lymphknotenregionen auf der gleichen Zwerchfellseite sind befallen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
III | Mindestens zwei Lymphknotenregionen oder Organe außerhalb des lymphatischen Systems sind auf beiden Zwerchfellseiten befallen. | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
IV | Organe außerhalb des lymphatischen Systems sind ausgedehnt befallen (mit oder ohne Lymphknoten). | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
Hodgkin-Lymphom: Verlauf und Prognose bei Morbus Hodgkin
Morbus Hodgkin zählt zu den Krebserkrankungen bei Erwachsenen, die am besten behandelt werden können. Bei 80 bis 90 Prozent der Erkrankten ist die Behandlung erfolgreich. Verlauf und Prognose hängen in hohem Maß davon ab, wie sehr sich der Krebs ausgebreitet hat. Je früher er entdeckt und behandelt wird, desto günstiger ist die Prognose.
Risiko für Rückfälle ist hoch
Häufig tritt nach einer zunächst erfolgreichen Behandlung ein Rückfall (Rezidiv) auf. Rezidive kommen meist innerhalb der ersten Jahre nach der Ersterkrankung vor. Fünf Jahre nach Ende der Behandlung kommt es nur noch vereinzelt dazu.
Je früher ein Rezidiv auftritt, desto schlechter ist die Prognose. Aus diesem Grund sind nach der Heilung engmaschige Kontrolluntersuchungen notwendig:
- im ersten Jahr alle 3 Monate
- bis zum 4. Jahr alle 6 Monate
- anschließend jährlich
Auch das Risiko für Zweittumoren ist bei Hodgkin-Lymphomen erhöht. Diese sind keine Rezidive, sondern andere Krebsarten wie Leukämie oder Brustkrebs, die Jahre nach der erfolgreichen Behandlung von Morbus Hodgkin auftreten. Häufig handelt es sich hierbei um eine Spätfolge der Strahlen- oder Chemotherapie. Auch aus diesem Grund ist eine Langzeitnachsorge wichtig.