Morbus Basedow: Symptome und Behandlung
Die Autoimmunerkrankung Morbus Basedow ist die häufigste Ursache für eine Schilddrüsenüberfunktion. Lesen Sie mehr über die Symptome, mögliche Auswirkungen auf die Augen, wie behandelt wird und ob Morbus Basedow Einfluss auf die Lebenserwartung hat.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zu Morbus Basedow
Morbus Basedow (Basedow-Krankheit) ist eine Autoimmunkrankheit, die eine Schilddrüsenüberfunktion zur Folge hat.
Neben den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion (z. B. vermehrtes Schwitzen, Unruhe, Herzrasen), können Augenprobleme auftreten, etwa brennende Augen oder ein Hervortreten der Augäpfel.
Die genauen Ursachen sind unklar. Neben Umwelteinflüssen spielt vermutlich eine genetische Veranlagung eine Rolle bei Morbus Basedow.
Wird ein Morbus Basedow und die einhergehende Überfunktion der Schilddrüse behandelt, haben Betroffene eine normale Lebenserwartung.
Was ist Morbus Basedow?
Bei Morbus Basedow – auch Basedow-Krankheit genannt – handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, bei der die Bildung von TSH-Rezeptor-Antikörpern zu einer Überfunktion der Schilddrüse (Hyperthyreose) führt. Neben den typischen Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion (z. B. Unruhe und Durchfall) kann Morbus Basedow auch negative Auswirkungen auf andere Organe und Körperbereiche haben, beispielsweise auf die Augen. Die Basedow-Krankheit bedarf daher immer einer Behandlung.
Generell zählt Morbus Basedow zu den am weitesten verbreiteten Autoimmunerkrankungen und ist der häufigste Grund für eine Schilddrüsenüberfunktion. Im Laufe ihres Lebens erkranken etwa 300 von 100.000 Frauen daran, bei Männern sind es ungefähr 50 von 100.000. Die Erkrankung zeigt sich meist bei Betroffenen zwischen 30 und 60 Jahren.
Mögliche Symptome bei Morbus Basedow
Welche Symptome bei einer Basedow-Krankheit auftreten, ist individuell verschieden. Häufig nehmen die Beschwerden mit Fortschreiten der Erkrankung zu.
Symptome einer Schilddrüsenüberfunktion
Die Basedow-Krankheit regt die Produktion der Schilddrüsenhormone übermäßig an. Symptome, die sich als Folge der Schilddrüsenüberfunktion zeigen können, sind unter anderem:
- erhöhter Blutdruck
- beschleunigter Herzschlag (Herzrasen)
- Nervosität
- Zittern
- übermäßiges Schwitzen
- gesteigerter Appetit (auch Heißhunger)
- Durchfall
- Gewichtsverlust
- Schwächegefühl
- verstärkte Müdigkeit
- bei Frauen Unregelmäßigkeiten im Zyklus
- Haarausfall
Kropf durch Morbus Basedow
Bei einigen Betroffenen mit Morbus Basedow zeigt sich zudem eine sichtbare Vergrößerung der Schilddrüse (Struma, umgangssprachlich Kropf). Dadurch können Druck-, Enge- oder Kloßgefühle im Hals entstehen. Doch auch wenn die Schilddrüse ihre normale Größe hat, schließt das eine Basedow-Krankheit nicht aus.
Symptome der Augen bei Morbus Basedow
Bei etwa 60 Prozent der Patient*innen mit Morbus Basedow entsteht eine Erkrankung der Augen (endokrine Orbitopathie), die mit entzündlichen Gewebeveränderungen in den Augenhöhlen und um den Augapfel herum einhergeht. Beschwerden, die sich bei einer endokrinen Orbitopathie zeigen können, sind etwa:
- Fremdkörpergefühl im Auge
- verschwommenes Sehen
- tränende oder brennende Augen
- Hervortreten der Augäpfel (Exophthalmus)
Von der sogenannten Merseburger Trias ist die Rede, wenn als typische Symptome des Morbus Basedow eine Schilddrüsenvergrößerung, ein beschleunigter Puls und das Hervortreten der Augäpfel gleichzeitig auftreten.
In seltenen Fällen kann die Basedow-Krankheit zudem zu Gewebeschwellungen (Myxödeme) an den Beinen, besonders an den Unterschenkeln, führen.
Welche Ursachen gibt es für Morbus Basedow?
Bei Betroffenen mit Morbus Basedow bildet das Immunsystem gegen bestimmte Teile der Schilddrüse (TSH-Rezeptoren) spezielle Abwehrstoffe, die TSH-Rezeptor-Antikörper. Diese Antikörper heften sich an die Schilddrüsenzellen. Das aktiviert die Zellen, wodurch zum einen das Schilddrüsenwachstum und zum anderen die Schilddrüsenhormonproduktion angeregt wird. Eine Hyperthyreose, also eine Schilddrüsenüberfunktion, entsteht.
Wieso es zu der übertriebenen Autoimmunreaktion kommt, ist noch unklar. Vermutlich spielen dabei mehrere Faktoren eine Rolle. Dazu gehören:
- genetische Komponente (Morbus Basedow tritt in manchen Familien vermehrt auf)
- Rauchen
- starke psychische Belastungen
- Viruserkrankungen
Auch andere Autoimmun- beziehungsweise Stoffwechselkrankheiten, wie die Weißfleckenkrankheit Vitiligo oder Diabetes mellitus Typ 1, können womöglich Einfluss auf die Entstehung eines Morbus Basedow haben. Doch auch dies ist nicht abschließend geklärt.
Diagnose von Morbus Basedow: Kontrolle der Blutwerte
Zu Beginn steht in der Regel ein ausführliches ärztliches Gespräch, bei dem die Betroffenen von ihren Beschwerden berichten. Anschließend findet meist eine Tastuntersuchung und unter Umständen auch eine Ultraschalluntersuchung statt, um zu überprüfen, ob eine Vergrößerung der Schilddrüse vorliegt.
Um die Diagnose Morbus Basedow sicherzustellen, ist eine Blutabnahme und anschließende Analyse in einem Labor notwendig. Zum einen wird dabei überprüft, ob sich die für Morbus Basedow typischen TSH-Rezeptor-Antikörper im Blut befinden. Zum anderen werden die Werte des schilddrüsenstimulierenden Hormons (Thyroideastimulierendes Hormon, TSH) und die der freien Schilddrüsenhormone T3 (Trijodthyronin) und T4 (Levothyroxin) kontrolliert, um eine Schilddrüsenüberfunktion zu bestätigen.
Gibt es Anzeichen darauf, dass sich Morbus Basedow bereits auf die Augen auswirkt, kann zusätzlich eine augenärztliche Untersuchung stattfinden.
Morbus Basedow: Ablauf der Behandlung
Eine ursächliche Behandlung von Morbus Basedow gibt es nicht und nur selten klingt die Autoimmunerkrankung von alleine ab. Dennoch gibt es eine Therapie, die in der Regel einem festen Schema folgt.
Therapie mit Thyreostatika
Zu Beginn steht eine medikamentöse Behandlung. Dabei nehmen Betroffene für einen Zeitraum von ein bis eineinhalb Jahren täglich Medikamente in Form von Tabletten ein, die die Produktion der Schilddrüsenhormone hemmen, sogenannte Thyreostatika. Dadurch kann sich die Schilddrüsenfunktion normalisieren.
Bei etwa der Hälfte der Patient*innen ist diese zeitlich begrenzte Medikamenteneinnahme ausreichend – auch nach dem Absetzen der Medikamente bleibt die Schilddrüsenfunktion bei ihnen im Normalbereich. Bei der anderen Hälfte der Betroffenen steigt der Schilddrüsenhormonspiegel jedoch wieder an. Um Nebenwirkungen (wie erhöhte Leberwerte, Veränderungen im Blutbild) zu vermeiden, werden Thyreostatika jedoch nicht länger angewandt.
Operative Entfernung der Schilddrüse oder Radiojodtherapie
Die weitere Behandlung des Morbus Basedow hat das Ziel, die Funktion der Schilddrüse vollständig außer Kraft zu setzen. Dafür kommen zwei Optionen infrage:
Radiojodtherapie: Hierbei wird radioaktives Jod in Tablettenform eingenommen. Dieses lagert sich in der Schilddrüse ein und gibt radioaktive Strahlung ab, welche die überaktiven Schilddrüsenzellen zerstört. Die Strahlung wirkt nur auf das Schilddrüsengewebe, sodass es keine Auswirkungen auf andere Organe gibt (die Fortpflanzungsfähigkeit beispielsweise bleibt unbeeinflusst).
Entfernung der Schilddrüse bei einer Operation: Eine chirurgische Entfernung der Schilddrüse findet statt, wobei eine Narbe am Hals zurückbleibt. Diese Methode wird vor allem gewählt, wenn die Schilddrüse stark vergrößert ist oder auffällige Knoten mitentfernt werden sollen.
Generell ist heutzutage meist die Radiojodtherapie das Mittel der Wahl. Dennoch ist es wichtig, während eines ärztlichen Gesprächs die Vor- und Nachteile beider Behandlungsmöglichkeiten abzuwägen. Gemeinsam haben beide Therapien, dass der Körper als Folge keine Schilddrüsenhormone mehr produzieren kann. Betroffene müssen diese daher für den Rest ihres Lebens täglich in Form von Tabletten (L-Thyroxin) einnehmen, um eine Schilddrüsenunterfunktion zu verhindern.
Behandlung von Begleitsymptomen
Gelingt eine Behandlung des Morbus Basedow und somit eine Normalisierung der Schilddrüsenfunktion, lassen in der Regel auch die einhergehenden Beschwerden nach. Treten durch die Hyperthyreose Herzrhythmusstörungen oder Herzrasen auf, können Patient*innen zeitweise sogenannte Betablocker einnehmen, die den Blutdruck senken. Bei Morbus Basedow mit endokriner Orbitopathie und einhergehenden Augenproblemen ist eine Behandlung mit Kortison (in Form von Tabletten oder per Infusion) möglich. Reicht das nicht aus, kann zudem eine Augen-OP infrage kommen.
Verlauf bei Morbus Basedow
Obwohl Morbus Basedow nicht ursächlich heilbar ist, so lässt er sich doch behandeln. Die meisten Betroffenen kommen nach einer Radiojodtherapie oder Entfernung der Schilddrüse gut mit der dauerhaften Hormoneinnahme zurecht. Wichtig hierfür ist jedoch eine enge ärztliche Kontrolle, um Folgeschäden möglichst zu verhindern.
Welche Komplikationen kann es durch Morbus Basedow geben?
Eine über längere Zeit unbehandelte Basedow-Krankheit kann aufgrund der Schilddrüsenüberfunktion zu Spätfolgen führen, wie Knochenschwund (Osteoporose) oder Herzproblemen (z. B. Vorhofflimmern oder Herzschwäche).
In seltenen, sehr schweren Fällen der Schilddrüsenüberfunktion kann es zu einer akuten Entgleisung des Schilddrüsenhormonhaushalts, einer thyreotoxischen Krise, kommen. Erste Anzeichen hierfür sind:
Eine thyreotoxische Krise ist lebensgefährlich. Betroffene müssen sofort mit Medikamenten ärztlich behandelt werden, um im weiteren Verlauf Herzrhythmusstörungen, Bewusstlosigkeit und Kreislaufversagen zu verhindern.
Einfluss von Morbus Basedow auf die Lebenserwartung
Es ist möglich, dass ein langzeitig unbehandelter Morbus Basedow die Lebenserwartung aufgrund von Spätfolgen oder Komplikationen (Herzrhythmusstörungen, thyreotoxische Krise) verkürzt. Ist die Autoimmunerkrankung jedoch erkannt und wird entsprechend behandelt, müssen Betroffene keine lebensbedrohlichen Folgen und Auswirkungen auf die Lebenserwartung fürchten.