Abbildung einer Frau bei der Untersuchung ihrer Milz durch einen Arzt.
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Milzinfarkt: Ursachen, Symptome & Behandlung

Von: Paula Vradelis (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 28.03.2025

Plötzliche Schmerzen im linken Oberbauch können auf einen Milzinfarkt hinweisen – eine Durchblutungsstörung der Milz. Welche Symptome sind typisch, wie entsteht ein Milzinfarkt und wie wird er behandelt?

Häufige Fragen und Antworten zum Milzinfarkt

Ein Milzinfarkt kann harmlos verlaufen, aber auch schwerwiegende Komplikationen wie eine Milzruptur (Milzriss) oder Infektion der Milz nach sich ziehen, wenn er unbehandelt bleibt.

Was ist ein Milzinfarkt?

Ein Milzinfarkt entsteht, wenn Teile der Milz nicht mehr ausreichend durchblutet werden und dadurch Milzgewebe abstirbt. Ursache ist meist ein Gefäßverschluss, der die Sauerstoffversorgung der betroffenen Bereiche unterbricht.

In einigen Fällen kann sich das geschädigte Gewebe von selbst erholen, in anderen ist eine operative Behandlung erforderlich.

Welche Formen eines Milzinfarktes unterscheidet man?

Es gibt zwei Hauptformen des Milzinfarkts, abhängig davon, ob eine Arterie oder eine Vene betroffen ist:

  • Anämischer Milzinfarkt: Dabei wird eine Arterie der Milz (Arteria lienalis oder einer ihrer Äste) verschlossen. Das betroffene Milzgewebe erhält keinen Sauerstoff mehr und stirbt ab. Diese Form tritt am häufigsten eine Embolie auf, oft durch ein Blutgerinnsel verursacht.

  • Hämorrhagischer Milzinfarkt: Hier ist die Milzvene (Vena lienalis) verstopft. Das Blut kann nicht mehr richtig abfließen, staut sich in der Milz, und es kann zu Einblutungen ins Gewebe kommen – vor allem bei Gerinnungsstörungen oder bestimmten Bluterkrankungen.

Welche Aufgaben hat die Milz im Körper?

Die Milz liegt im linken oberen Teil der Bauchhöhle und erfüllt wichtige Funktionen sowohl für das Immunsystem als auch für den Blutkreislauf:

  • Filterung des Blutes: Entfernung alter oder beschädigter roter Blutkörperchen und Wiederverwertung ihrer Bestandteile.
  • Abwehr von Krankheitserregern: Spezialisierte Immunzellen in der Milz bekämpfen Bakterien und Viren.
  • Produktion von Antikörpern: Wichtige Rolle bei der Bildung von Antikörpern für die Immunabwehr.
  • Speicherung von Blutzellen: Die Milz dient als Speicher für rote Blutkörperchen und Blutplättchen, die bei akutem Blutverlust schnell ins Blut abgegeben werden können.

Hinweis: Bei einem Milzverlust kann das Immunsystem diese Funktionen nur teilweise ausgleichen, was zu einem dauerhaft erhöhten Infektionsrisiko führt.

Welche Symptome können bei einem Milzinfarkt auftreten?

Mögliche Symptome eines Milzinfarktes sind:

  • plötzliche, starke Schmerzen im linken Oberbauch
  • Schmerzen, die in die Schulter oder den Rücken ausstrahlen
  • Übelkeit oder Erbrechen
  • Fieber
  • allgemeines Krankheitsgefühl

In einigen Fällen treten kaum Symptome auf. Dies gilt insbesondere, wenn nur kleine Bereiche betroffen sind. Bei größeren Infarkten kann es hingegen zu einer schmerzhaften Milzvergrößerung (Splenomegalie, Kreislaufprobleme, Schwindel und niedrigem Blutdruck kommen. 

Was sind die Ursachen für einen Milzinfarkt?

Ein Milzinfarkt kann verschiedene Ursachen haben. Am häufigsten ist ein krankheitsbedingter oder durch äußere Einwirkungen hervorgerufener Gefäßverschluss – etwa durch Gerinnselbildung, Gefäßverengungen oder Verdrängung der Milzgefäße:

  • Blutgerinnsel: Ein Milzinfarkt kann durch ein Blutgerinnsel entstehen, das die Durchblutung behindert. Bildet sich das Gerinnsel direkt im betroffenen Gefäß, spricht man von einer Thrombose. Wird es hingegen von einem anderen Bereich – etwa dem Herzen bei Vorhofflimmern – durch die Schlagader in die Milz gespült, handelt es sich um eine Embolie.

  • Bluterkrankungen: Erkrankungen wie Sichelzellanämie, Polyzythämie oder Osteomyelofibrose verändern die Blutzusammensetzung oder führen zu einer Milzvergrößerung (Splenomegalie). Das kann die Durchblutung beeinträchtigen.

  • Herzrhythmusstörung: Unregelmäßige Herzschläge, wie bei Vorhofflimmern, können die Bildung von Blutgerinnseln begünstigen. Diese können mit dem Blutstrom in die Milz gelangen und dort ein Gefäß verstopfen. 
  • Autoimmunerkrankungen: Bestimmte Erkrankungen wie Vaskulitiden oder das Antiphospholipid-Syndrom stören die Blutgerinnung und das Risiko für Milzinfarkte erhöhen.

  • Infektionen: Schwere bakterielle Infektionen (z. B. Endokarditis) oder virale Erkrankungen wie COVID-19 oder das Epstein-Barr-Virus können die Gerinnung beeinflussen und Gerinnselbildung fördern.

  • Krebserkrankungen: Blutkrebs wie Leukämie können durch Zellvermehrung oder Milzvergrößerung den Blutfluss behindern. Benachbarte Tumoren, wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, können die Milzarterie außerdem komprimieren und so zu Gefäßverengungen oder einer Verdrängung der Milzgefäße führen.

  • Pankreatitis: Durch Entzündungen oder Zysten der Bauchspeicheldrüse werden die benachbarten Milzgefäße mechanisch eingeengt oder entzündlich verändert.

  • Verletzungen: Starke äußere Einwirkungen (z. B. Unfälle) schädigen Gefäße und stören die Durchblutung der Milz stören.

Auch Medikamente wie beispielsweise Zytostatika (Medikamente zur Krebsbehandlung) erhöhen die Gerinnungsneigung. Drogen wie Kokain können ebenfalls Gefäßverengungen (Vasospasmen) auslösen.

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

Die Behandlung eines Milzinfarkts hängt von der Ursache und dem Schweregrad ab. Ziel der Therapie ist es, Schmerzen zu lindern, Komplikationen zu vermeiden und die Grunderkrankung zu behandeln. Dazu zählen:

  • Medikamentöse Therapie: Zur Schmerzlinderung werden meist entzündungshemmende Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen oder Paracetamol) eingesetzt. Falls eine erhöhte Gerinnungsneigung besteht, kommen blutverdünnende Mittel (z. B. Heparin) zum Einsatz, um das Risiko weiterer Gefäßverschlüsse zu verringern.

  • Behandlung der Grunderkrankung: Wenn der Infarkt durch eine Blutgerinnungsstörung oder Herzrhythmusstörung wie Vorhofflimmern verursacht wurde, wird diese gezielt behandelt – zum Beispiel mit gerinnungshemmenden Medikamenten oder Mitteln zur Stabilisierung des Herzrhythmus.

Kleinere Milzinfarkte können in vielen Fällen ohne spezielle Therapie ausheilen, wobei Narbengewebe zurückbleibt. Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind wichtig, um mögliche Komplikationen frühzeitig zu erkennen.

Wann ist eine Operation notwendig?

Ein chirurgischer Eingriff ist nur bei schweren Verläufen oder Komplikationen notwendig. Dazu gehört auch die seltene Entwicklung eines Milzabszesses, bei dem sich Eiter in der Milz ansammelt, meist als Folge einer Entzündung des abgestorbenen Gewebes.

Wenn es zu einem Milzriss (Milzruptur) oder anhaltenden Durchblutungsstörungen kommt, muss die Milz möglicherweise teilweise oder vollständig entfernt werden (Splenektomie). 

In seltenen Fällen kann auch ein Eingriff versucht werden, um lediglich die Durchblutung der Milz zu verbessern.

Hinweis: Nach einer Entfernung der Milz ist eine besondere Infektionsprophylaxe notwendig, da das Immunsystem ohne Milz anfälliger für bestimmte bakterielle Infektionen ist. Betroffene erhalten daher Impfungen (z. B. Meningokokken) und gegebenenfalls eine vorbeugende Antibiotikatherapie.

Wie wird ein Milzinfarkt diagnostiziert?

Ein Milzinfarkt wird oft erst durch bildgebende Verfahren erkannt, da die Symptome unspezifisch sein können. Die Diagnose umfasst:

  • körperliche Untersuchung: Druckschmerzen im linken Oberbauch können ein Hinweis auf eine Milzschädigung sein.

  • bildgebende Verfahren: Eine Computertomographie (CT) mit Kontrastmittel ist die zuverlässigste Methode, um Durchblutungsstörungen in der Milz sichtbar zu machen. Auch ein Ultraschall (Sonografie) kann Hinweise liefern, ist jedoch weniger genau. In bestimmten Fällen kann ein spezieller Ultraschall, die sogenannte Doppler-Sonografie, zusätzlich eingesetzt werden. Damit lässt sich die Durchblutung der Milzgefäße beurteilen.

  • Blutuntersuchungen: Erhöhte Entzündungswerte (z. B. CRP) oder veränderte Gerinnungswerte können Hinweise auf die Ursache des Milzinfarkts geben.

  • EKG: Falls ein Verdacht auf Herzrhythmusstörungen (z. B. Vorhofflimmern) besteht, wird ein EKG durchgeführt.

Milzinfarkt: Verlauf und Prognose

In vielen Fällen heilt ein Milzinfarkt ohne langfristige Folgen aus, insbesondere, wenn er frühzeitig erkannt und die Ursache behandelt wird. Von dem Auslöser sowie dem Schweregrad und der Behandlung hängt auch die Dauer der Erkrankung ab.

Bleibt die Milzfunktion eingeschränkt oder muss die Milz entfernt werden, steigt jedoch das Infektionsrisiko. Spezielle Impfungen gegen Pneumokokken, Meningokokken und Influenza sowie regelmäßige ärztliche Kontrollen sind dann besonders wichtig.

Je nach Ursache kann zudem eine langfristige Blutverdünnung erforderlich sein, um erneuten Gefäßverschlüssen vorzubeugen. 

Wie kann man einem Milzinfarkt vorbeugen?

Einige Risikofaktoren für einen Milzinfarkt lassen sich minimieren – zum Beispiel durch eine gesunde Lebensweise mit ausgewogener Ernährung und regelmäßiger Bewegung, die Gefäßerkrankungen vorbeugen kann.

Falls eine Blutgerinnungsstörung oder Herz-Kreislauf-Erkrankung vorliegt, kann eine frühzeitige Behandlung das Risiko senken.

In einigen Fällen kann eine medikamentöse Blutverdünnung notwendig sein, um Gefäßverschlüsse zu vermeiden.

Zudem sollten Risikopatienten*innen regelmäßig ärztliche Kontrolluntersuchungen wahrnehmen, um mögliche Ursachen rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln.