Marburgvirus-Infektion: Schwere Tropenkrankheit
Die Marburgvirus-Infektion ist eine schwere Infektionskrankheit. Die fieberhafte Erkrankung löst starke Blutungen (Hämorrhagien) der Organe aus und wird deshalb auch hämorrhagisches Fieber genannt. Wie die Ansteckung erfolgt, welche Symptome typisch sind und wie die Behandlung aussieht.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Was ist das Marburgvirus?
Das Marburgvirus (MARV) kommt vor allem in Afrika vor. Es kann durch exportierte Affen aus betroffenen Gegenden auch in andere Länder eingeschleppt werden. Vor Ort in den afrikanischen Endemiegebieten (Gebiete, in denen die Erkrankung gehäuft vorkommt) können sich medizinisches Personal, Ärzt*innen und Helfende mit dem Marburgvirus anstecken, wenn sie mit infizierten Personen in Kontakt kommen.
Das Marburgvirus gehört zu den Filoviren. Zur gleichen Virusfamilie gehört auch das Ebola-Virus, weshalb sich die beiden Infektionskrankheiten in vielen Eigenschaften ähneln.
Eine Infektion mit dem Marburgvirus zählt zu den Tropenkrankheiten und ist eine durch Viren verursachte Erkrankung. Fachleute ordnen sie den sogenannten hämorrhagischen Fiebern zu. Das sind Krankheiten, bei denen es neben dem Anstieg der Körpertemperatur (Fieber) auch zu Blutungen (Hämorrhagien) der inneren Organe kommen kann. Auch das Lassa-Fieber oder die Ebola-Virus-Infektion sind hämorrhagische Fiebererkrankungen. Die Marburgvirus-Infektion zählt laut Infektionsschutzgesetz zu den meldepflichtigen Erkrankungen.
Die Ansteckung mit dem Marburgvirus erfolgt durch direkten, engen Kontakt zu infizierten Tieren und Menschen. Eine Marburgvirus-Infektion beginnt mit allgemeinen Symptomen und kann einen schweren Verlauf mit Blutungen in verschiedenen Organen nehmen.
Trotz intensiver Forschung lassen sich bislang nur die Symptome der Marburgvirus-Infektion behandeln, gegen das Virus selbst gibt es keine wirksamen Medikamente. Erkrankte sollten unbedingt isoliert werden und das klinische Personal muss Schutzkleidung und Atemmasken tragen. Erfolgt eine intensive Behandlung rechtzeitig, überleben bis zu 75 Prozent der Erkrankten.
Häufigkeit
Die ersten bekannten Fälle der Marburgvirus-Infektion traten 1967 in Deutschland und dem damaligen Jugoslawien auf. Die bis dahin unbekannten Viren gelangten mit importierten Affen (grüne Meerkatzen) aus Uganda nach Europa.
Wie bei Lassa-Fieber und Ebola erhielt auch die Marburgvirus-Infektion ihren Namen nach dem Ort des ersten Auftretens, der Stadt Marburg in Deutschland. Im englischen Sprachgebrauch wird die Krankheit auch als Green Monkey oder Velvet Monkey Disease bezeichnet.
Seit den ersten Infektionen mit dem Marburgvirus 1967 ist es in Europa zu keinen größeren Ausbrüchen gekommen. Damals erkrankten 31 Personen, von denen 7 verstarben. Der letzte Fall in Europa ereignete sich 2008 in den Niederlanden: Eine aus Uganda zurückgekehrte Touristin hatte sich während ihrer Reise infiziert, aber keine weiteren Menschen angesteckt.
In Afrika kam es nach 1967 jedoch zu weiteren Erkrankungswellen: Hier trat die Marburgvirus-Infektion in Angola, Südafrika, Kenia, Uganda und dem Kongo auf. Im Kongo erkrankten im Jahr 1998 154 Personen, 128 von ihnen starben. Der bisher größte Ausbruch von Marburgvirus-Infektionen fand im Jahr 2004 in Angola statt: 163 Personen erkrankten, von denen nur 13 überlebten. Zuletzt wurden auch in Westafrika (Guinea und Ghana) einzelne Fälle beobachtet.
Ursache der Marburgvirus-Infektion
Das Marburgvirus bildet gemeinsam mit dem Ebola-Virus die Familie der Filoviren (Filoviridae, "fadenförmige Viren"). Als natürliches Reservoir des Marburgvirus gelten Flughunde. Das Virus wird über Körperflüssigkeiten oder Ausscheidungen sowie durch direkten, engen Kontakt mit infizierten Menschen oder Tieren übertragen.
Die Inkubationszeit, also die Zeit von der Ansteckung bis zum Auftreten von Krankheitssymptomen, beträgt beim Marburgvirus 2 bis 21 Tage.
Marburgvirus: Symptome der Infektion
Bei einer Marburgvirus-Infektion treten die ersten, allgemeinen Symptome meist ohne lange Anlaufzeit auf. Den Erkrankten geht es plötzlich sehr schlecht, sie haben Fieber und Schüttelfrost und klagen über Kopf-, Hals- und Muskelschmerzen. In der Frühphase macht sich eine Marburgvirus-Infektion außerdem durch folgende Symptome bemerkbar:
Erkrankte Personen sind in diesem Stadium extrem geschwächt. Am fünften bis siebten Krankheitstag treten bei einer Infektion mit dem Marburgvirus in schweren Fällen weitere Symptome auf:
- Blutungen im Magen-Darm-Trakt, der Lunge sowie der Mund- und Rachenschleimhaut
- hohes Fieber
- teilweise sind Betroffene gelähmt, verwirrt oder aggressiv.
Treten schwere Organblutungen auf, kann das Herz-Kreislauf-System versagen (Schock). Abhängig von der medizinischen Versorgung können bis zu 75 Prozent der Erkrankten überleben.
Diagnose des Marburgvirus
Tropenmediziner*innen sind darauf spezialisiert, bei Marburgvirus-Infektionen die richtige Diagnose zu stellen. Treten nach einer Reise in ein Infektionsgebiet plötzlich grippeähnliche Symptome auf, besteht der Verdacht auf eine Marburgvirus-Infektion.
Mit einer speziellen Laboruntersuchung (sog. Polymerase-Kettenreaktion, kurz PCR) kann das Virus im Blut nachgewiesen werden. Gegen Ende der ersten Krankheitswoche bildet der Körper Abwehrstoffe (sog. Antikörper), die das Marburgvirus bekämpfen. Diese Antikörper lassen sich ebenfalls mit einer Blutuntersuchung nachweisen und sind noch Jahre nach einer überstandenen Infektion mit dem Marburgvirus im Blut zu finden.
Behandlung einer Infektion mit dem Marburgvirus
Derzeit sind noch keine Wirkstoffe bekannt, die das Marburgvirus gezielt zerstören oder unschädlich machen. Gegen die Infektion gibt es also noch keine ursächliche Therapie. Die Behandlung zielt daher bislang darauf ab, die Symptome zu lindern und das Risiko von Komplikationen möglichst gering zu halten.
Bei einer Marburgvirus-Infektion benötigen die Erkrankten Bettruhe und erhalten schmerzlindernde, beruhigende und krampflösende Medikamente. Wichtig ist außerdem, dass der gestörte Mineralstoff- und Wasserhaushalt ausgeglichen wird, indem die betroffene Person Flüssigkeit über eine Vene erhält (Infusion).
Marburgvirus: Verlauf und Komplikationen
Bei vielen Erkrankten kommt es fünf bis sieben Tage nach Ausbruch der Marburgvirus-Infektion zu schweren Blutungen. Die massiven Organblutungen können schließlich zu Herz-Kreislauf-Versagen führen. Da die Viren auch das zentrale Nervensystem (Gehirn und Rückenmark) befallen, können die Betroffenen unter Lähmungen und Verwirrtheit leiden oder das Bewusstsein verlieren. Kommt es bei einer Infektion zu solch schweren Komplikationen, besteht ein erhöhtes Risiko, dass die Erkrankung einen tödlichen Verlauf nimmt.
Überlebenschancen bei Infektion mit dem Marburgvirus
Auch wenn bei einer Marburgvirus-Infektion mitunter milde oder sogar symptomlose Verläufe möglich sind, ist die gesamte Prognose eher schlecht – besonders dann, wenn die medizinische Versorgung unzureichend ist und die Erkrankten mit einem besonders aggressiven Virusstamm infiziert sind.
Fachleute gehen davon aus, dass aus diesen Gründen beim bislang größten Ausbruch einer Marburgvirus-Infektion in Angola nur etwa 15 Prozent der Erkrankten überlebten. Die Prognose war bei den in den 1960er Jahren in Mitteleuropa aufgetretenen Fällen deutlich besser: Hier überstanden etwa 75 Prozent der Erkrankten die Infektion. Insgesamt verläuft eine Infektion mit dem Marburgvirus in 25 bis 90 Prozent der Fälle tödlich.
Marburgvirus: Infektion vorbeugen
Zum Schutz vor dem Marburgvirus gibt es bislang keine Impfungen oder Medikamente. Da die Risikogebiete, in denen das Marburgvirus vorkommt, jedoch nicht zu den typischen Touristenzielen gehören, ist die Gefahr einer Ansteckung für Reisende eher gering.
Gefährdet sind vor allem Personen in der Entwicklungshilfe, die eng mit Menschen in den Risikogebieten zusammenarbeiten. Besteht bei einer Person der Verdacht auf eine entsprechende Infektion, ist es notwendig, sie auf einer Isolierstation unterzubringen. Auch eventuelle Kontaktpersonen müssen ausfindig gemacht und medizinisch überwacht werden. Nur so ist es möglich, eine weitere Verbreitung des Marburgvirus zu verhindern.
Auch Menschen, die mit afrikanischen Affen arbeiten, zum Beispiel in einer Forschungseinrichtung, können sich mit dem Marburgvirus infizieren, wenn die Tiere den Erreger in sich tragen. Strenge Sicherheitsmaßnahmen beim Import von Tieren nach Europa sowie entsprechende Vorsichtsmaßnahmen und Arbeitsrichtlinien in medizinischen Labors sollen Infektionen mit Viren wie dem Marburgvirus vorbeugen.