Mallory-Weiss-Syndrom: Frau erbricht sich im Badezimmer
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Mallory-Weiss-Syndrom: Ursache für Blut im Erbrochenen

Von: Pauline Hahn (geb. Zäh) (Medizinautorin)
Letzte Aktualisierung: 25.04.2025

Blut im Erbrochenen ist ein ernstes Warnsignal. Hinter den Beschwerden kann das Mallory-Weiss-Syndrom stecken – Schleimhautrisse am Übergang von Speiseröhre und Magen. Was dahinter steckt und wie behandelt wird, lesen Sie im Artikel.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Mallory-Weiss-Syndrom

Das Syndrom beschreibt einen oder mehrere oberflächliche Risse, die längs in der Speiseröhrenschleimhaut entstehen. 

Was ist das Mallory-Weiss-Syndrom?

Beim Mallory-Weiss-Syndrom (kurz MWS) entstehen ein oder mehrere meist oberflächliche Risse in der Schleimhaut der Speiseröhre. Besonders häufig ist das untere Ende der Speiseröhre betroffen, wo diese in den Magen übergeht (Kardia).

Die Schleimhautrisse werden meist durch starkes und wiederholtes Erbrechen verursacht, seltener auch durch heftiges Würgen oder Husten. In manchen Fällen kommt es dadurch zu teils erheblichen Blutungen im oberen Verdauungstrakt.

Das Mallory-Weiss-Syndrom ist keine chronische Krankheit, sondern ein akutes Krankheitsbild – es tritt plötzlich als Folge bestimmter Auslöser auf.

Wie häufig ist das Mallory-Weiss-Syndrom?

Das Mallory-Weiss-Syndrom ist eine eher seltene Ursache für Blutungen im oberen Verdauungstrakt und macht etwa 5 bis 15 Prozent aller Fälle aus. Am häufigsten tritt es bei Männern im mittleren bis höheren Erwachsenenalter auf. Grundsätzlich kann das Syndrom jedoch Menschen jeden Alters und Geschlechts betreffen – immer dann, wenn es zu heftigem Erbrechen oder starkem Würgen kommt.

Symptome: Welche Anzeichen weisen auf das Mallory-Weiss-Syndrom hin?

Zu den möglichen Symptomen des MWS gehören:

  • Übelkeit und das Erbrechen von Blut (Hämatemesis), wobei das Blut hellrot (frisch) oder dunkelbraun (bereits teilweise verdaut) sein kann

  • schwarzer, teerähnlicher Stuhl (Meläna), was auf eine Blutung im oberen Verdauungstrakt hindeutet – in diesem Fall am Übergang von Speiseröhre zu Magen

  • Schmerzen, die vom oberen Bauch bis in den Rücken oder gelegentlich in den Unterleib ausstrahlen können

  • Kreislaufprobleme wie Herzrasen, Schwindel oder Ohnmacht, vor allem bei stärkerem Blutverlust

Wie stark die Blutung ausfällt, hängt davon ab, wie groß der Mallory-Weiss-Riss ist. Typischerweise verläuft dieser längs an der Übergangsstelle von Speiseröhre und Magen und ist etwa zwei bis vier Zentimeter lang. In manchen Fällen reicht der Riss bis in den oberen Teil des Magens und kann auch dort eine Blutung verursachen.

Wichtig: Treten akute Kreislaufprobleme oder starke Blutungen auf, ist das ein Notfall. Betroffene oder Angehörige sollten sofort den Rettungsdienst (112) rufen.

Mallory-Weiss-Syndrom: Mögliche Ursachen

Steigt der Druck in der Speiseröhre stark an, können Risse in der Schleimhaut entstehen. Häufig ist wiederholtes oder heftiges Erbrechen der Auslöser für Speiseröhrenrisse beim MWS, etwa bei Menschen mit einer Bulimie (Ess-Brech-Sucht).

Doch auch starkes Würgen, anhaltender Husten, Schluckauf oder starkes Pressen beim Stuhlgang verursachen mitunter Schleimhautrisse.

Verschiedene Risikofaktoren können eine Mallory-Weiss-Läsion begünstigen:

  • regelmäßiger Alkoholkonsum: kann die Schleimhaut der Speiseröhre schädigen und sie anfälliger für Risse machen

  • Refluxkrankheit: fließt häufiger saurer Mageninhalt in die Speiseröhre zurück, wird diese gereizt und ist empfindlicher für Verletzungen

  • Zwerchfellbruch (Hiatushernie): Teile des Magens rutschen durch das Zwerchfell in den Brustraum und belasten die Speiseröhre zusätzlich

  • bestimmte Medikamente: zum Beispiel zur Blutverdünnung, können das Risiko für Blutungen bei einer Läsion erhöhen

Therapie: Wie wird das Mallory-Weiss-Syndrom behandelt?

Bestehen nur kleine, oberflächliche Verletzungen in der Speiseröhre, ist es möglich, dass die Blutung von allein stoppt und die Risse selbstständig abheilen. Eine spezielle Behandlung des MWS ist dann meist nicht notwendig. 

Bei größeren Rissen in der Speiseröhre beziehungsweise stärkeren Blutungen braucht es jedoch eine ärztliche Versorgung – um einen größeren Blutverlust zu verhindern. Im Vordergrund stehen Maßnahmen, die helfen, die Blutung zu stillen und den Längsriss zu verschließen:

  • endoskopische Verfahren: Ähnlich wie bei der Diagnose kann zur Behandlung ein Endoskop in die Speiseröhre eingeführt werden. Über dieses lassen sich verletzte Blutgefäße unter anderem veröden, mit einem Band verschließen oder ein kleiner Clip auf die Blutungsquelle setzen.

  • spezielle Medikamente: Bestimmte Wirkstoffe – wie Adrenalin oder Vasopressin – sorgen dafür, dass sich die Blutgefäße verengen und die Blutung nachlässt. Die Mittel werden in der Regel direkt in ein Blutgefäß gespritzt.

  • Operation: In seltenen Fällen kann bei sehr großen Rissen eine Operation notwendig sein. Bei dieser wird der Speiseröhrenriss chirurgisch mit einer Naht verschlossen. 

Bei einem großen Blutverlust erhalten Patient*innen gegebenenfalls eine Bluttransfusion, um diesen auszugleichen. Zusätzlich wird oft Flüssigkeit verabreicht, um den Kreislauf zu stabilisieren. Nach der Akutbehandlung können säurehemmende Medikamente sinnvoll sein, um zu verhindern, dass Magensäure die gereizte Speiseröhre zusätzlich belastet und die Heilung behindert.

Diagnose: So wird das Mallory-Weiss-Syndrom festgestellt

Bei Blut im Erbrochenen oder im Stuhl ist zeitnah eine ärztliche Abklärung nötig. Eine gute erste Anlaufstelle ist die hausärztliche Praxis. Bei Bedarf erfolgt eine Überweisung an eine Facharztpraxis für Gastroenterologie, die auf Erkrankungen des Verdauungstrakts spezialisiert ist. 

Zunächst werden Patient*innen danach gefragt, wie viel und wie oft Blut im Erbrochenen oder im Stuhlgang vorgekommen ist. Von Interesse ist außerdem, ob sie häufiger stark husten oder erbrechen und ob eventuell eine Essstörung oder Alkoholsucht vorliegen.

Zur genaueren Abklärung der Ursachen können verschiedene Untersuchungen zum Einsatz kommen:

  • Speiseröhrenspiegelung: Diese gilt als Standardverfahren beim Verdacht auf einen Einriss in der Speiseröhre. Dabei führen die Mediziner*innen vorsichtig einen dünnen, flexiblen Schlauch (Endoskop) in die Speiseröhre ein. An dessen Ende sitzt eine kleine Kamera. Mithilfe von dieser lassen sich auch kleine Risse in der Speiseröhre als Blutungsquelle erkennen. Wenn nötig, kann auch der Magen mit dem Endoskop untersucht werden.

  • Blutuntersuchung: Die Analyse einer Blutprobe und der einzelnen Blutwerte hilft dabei, die Schwere der Blutung zu bestimmen und kann Hinweise auf die Ursachen geben. Außerdem zeigen eventuell erhöhte Entzündungswerte, ob vielleicht eine Infektion im Körper vorliegt. 

Eine gründliche Diagnose ist wichtig, um zum einen mögliche Schleimhautrisse festzustellen, zum anderen aber auch andere Ursachen für Blutungen im Verdauungstrakt auszuschließen – wie etwa

Das MWS ist klar vom sogenannten Boerhaave-Syndrom zu unterscheiden. Bei diesem kommt es ebenfalls zu einem Riss (Ruptur) der Speiseröhrenwand aufgrund von starkem Druck, etwa beim Erbrechen.

Allerdings reißt beim Boerhaave-Syndrom die gesamte Wand der Speiseröhre durch alle Schichten, sodass Mageninhalt in den Brustkorb gelangen kann. Das macht das Boerhaave-Syndrom immer zu einem medizinischen Notfall.

Zwar handelt es sich um zwei verschiedene Krankheitsbilder, jedoch kann bei anhaltendem, extremen Druck in seltenen Fällen aus einer Schleimhautläsion wie beim MWS auch ein vollständiger Speiseröhrendurchriss entstehen.

Mallory-Weiss-Syndrom: Verlauf und Prognose

Kleine Risse in der Speiseröhre heilen meist von allein und sind nicht weiter gefährlich. Symptome wie Bluterbrechen (Hämatemesis) oder Bauchschmerzen lassen ebenfalls nach. In diesen Fällen ist die Lebenserwartung durch das Mallory-Weiss-Syndrom unbeeinflusst.

Größere Läsionen hingegen benötigen eine ärztliche Therapie. Bleiben sie unbehandelt, ist es möglich, dass eine starke Blutung im schlimmsten Fall zu einem lebensbedrohlichen Kreislaufversagen führt. Der Verschluss einer größeren Läsion trägt zudem dazu bei, Komplikationen – wie den vollständigen Durchriss der Speiseröhre beim Boerhaave-Syndrom – zu vermeiden.

Wird das MWS frühzeitig erkannt und behandelt, lässt sich solch ein schwerer Verlauf in der Regel verhindern. Für eine günstige Prognose ist entscheidend, dass Betroffene Symptome wie Bluterbrechen ernst nehmen und diese ärztlich abklären lassen. Dies gilt bereits bei leichten Blutungen. 

Lässt sich dem Mallory-Weiss-Syndrom vorbeugen?

Es ist bedingt möglich, dem Mallory-Weiss-Syndrom vorzubeugen. Wer regelmäßig und in größeren Mengen Alkohol trinkt, schadet damit unter anderem der Speiseröhre und macht diese anfälliger für Risse. Um das Risiko einer Mallory-Weiss-Läsion zu reduzieren, empfiehlt es sich daher, wenig – oder noch besser gar keinen – Alkohol zu trinken.

Betroffene, die aufgrund einer Essstörungen häufig erbrechen, sollten sich möglichst zeitnah professionelle Unterstützung suchen – auch das trägt dazu bei, Schleimhautrisse in der Speiseröhre zu vermeiden.