Lymphom: Anzeichen und Lebenserwartung bei Lymphdrüsenkrebs
Maligne Lymphome sind bösartige Tumore, die vom lymphatischen System ausgehen, also etwa von den Lymphknoten oder der Milz. Fachleute unterscheiden zwischen Hodgkin-Lymphomen und Non-Hodgkin-Lymphomen. Wie unterscheiden sich die verschiedenen Formen, was sind erste Anzeichen für Lymphdrüsenkrebs und wie sind die Heilungschancen?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Lymphom
Ja, Hodgkin-Lymphome sind in vielen Fällen heilbar. Non-Hodgkin-Lymphome haben je nach Typ und Stadium sehr unterschiedliche Heilungschancen.
Der Begriff Lymphom bezeichnet bösartige Erkrankungen des lymphatischen Systems. Mitunter werden jedoch Lymphknotenvergrößerungen infolge einer Infektionskrankheit als gutartige Lymphome bezeichnet.
Ja, die Begriffe Lymphknotenkrebs und Lymphdrüsenkrebs bezeichnen beide maligne Lymphome. Sie sind jedoch irreführend, denn Lymphome können das gesamte lymphatische System betreffen, nicht nur die Lymphknoten.
Bei Lymphomen können Lymphknoten auf mehrere Zentimeter anwachsen, teils über zwei bis zehn Zentimeter. Die Größe allein ist jedoch kein sicheres Diagnosekriterium – auch durch Infektionen können sich Lymphknoten stark vergrößern.
Was ist ein Lymphom?
Lymphome sind bösartige Erkrankungen des Lymphsystems. Das Lymphsystem ist ein Netzwerk aus Lymphgefäßen und lymphatischen Organen, zu denen unter anderem die Lymphknoten, die Milz und das lymphatische Gewebe im Magen-Darm-Trakt gehören. Es ist Teil des Immunsystems.
Zu den Lymphomen gehören:
- Morbus Hodgkin (Hodgkin-Lymphome)
- verschiedene Non-Hodgkin-Lymphome
Mitunter werden Lymphome als Lymphdrüsenkrebs oder Lymphknotenkrebs bezeichnet.
Etwa 11.000 bis 14.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich an einem Lymphom, die meisten von ihnen an einem Non-Hodgkin-Lymphom. Männer erkranken etwas häufiger als Frauen. Das Hodgkin-Lymphom tritt eher bei jungen Menschen auf, während das Non-Hodgkin-Lymphom vor allem Personen ab einem Alter von 60 Jahren betrifft.
Wichtig: Symptome, die erforderliche Behandlung und die Heilungschancen sind in erster Linie von der Form des Lymphoms abhängig.
Wie entsteht ein Lymphom?
Ein Lymphom entsteht, wenn Lymphozyten (bestimmte weiße Blutkörperchen) entarten. Das passiert, wenn die Blutzellen mutieren, sich also plötzlich genetisch verändern. Die Aufgabe von Lymphozyten ist es eigentlich, Krankheitserreger wie Viren und Bakterien abzuwehren und den Körper vor Infekten zu schützen. Durch die Genveränderung vermehren sich die Zellen jedoch ungewöhnlich schnell. Sie verwandeln sich in Krebszellen und werden zur Gefahr für den Körper, indem sie gesundes, körpereigenes Gewebe verdrängen und schädigen.
Anders als die meisten anderen Krebsarten beginnen Lymphome nicht als örtlich begrenzte Tumoren. Das Lymphsystem erstreckt sich – ähnlich wie die Blutbahnen – über den gesamten Körper. Daher befallen Lymphome meist nicht nur die Lymphknoten, sondern schnell auch verschiedene Organe wie die Lunge, die Leber, das Knochenmark und die Milz.
Wie unterscheiden sich Hodgkin-Lymphome und Non-Hodgkin-Lymphome?
Bei einem Hodgkin-Lymphom breiten sich in den betroffenen Lymphknoten und Organen bestimmte Krebszellen aus: die sogenannten Hodgkin-Zellen oder Reed-Sternberg-Zellen. Das sind große, auffällige Krebszellen, die unter dem Mikroskop sichtbar sind.
Bei den Non-Hodgkin-Lymphomen kommen diese Zellen nicht vor. Fachleute verwenden die Bezeichnung "Non-Hodgkin" mittlerweile jedoch nur noch selten. Denn es gibt viele verschiedene Non-Hodgkin-Lymphome, die sich in ihrer Entstehung und ihrem Krankheitsverlauf sehr stark unterscheiden. Heutzutage werden sie vor allem anhand der betroffenen Zellen unterteilt:
- B-Zell-Lymphome liegen vor, wenn die B-Lymphozyten betroffen sind.
- T-Zell-Lymphome entstehen aus T-Lymphozyten.
- NK-Zell-Lymphome entwickeln sich aus speziellen Immunzellen, den NK-Killerzellen.
- Stroma-derived Lymphome entstehen nicht aus Lymphozyten, sondern aus dem Bindegewebe des lymphatischen Systems.
Lymphom: Anzeichen für Lymphdrüsenkrebs
Ein für Lymphome typisches Symptom ist eine anhaltende Schwellung der Lymphknoten. Diese ist nicht schmerzhaft, geht jedoch häufig mit einem Druckgefühl im Hals- und Nackenbereich, in der Achselhöhle oder in der Leiste einher.
Feste und schmerzlos vergrößerte Lymphknoten sind sowohl für Hodgkin-Lymphome als auch für Non-Hodgkin-Lymphome charakteristisch. Vor allem treten sie auf:
- am Hals
- in der Achsel
- in der Leistengegend
Darüber hinaus können Lymphome unspezifische Symptome hervorrufen, die häufig auch bei anderen, harmlosen Erkrankungen wie bei einer Erkältung auftreten. Dazu gehören:
- Appetitlosigkeit
- Nachtschweiß
- Fieber
- Gewichtsverlust
- Müdigkeit und Abgeschlagenheit
- Rücken-, Kopf- oder Gliederschmerzen
Je nachdem, in welchem Organ oder Gewebe sich Lymphomzellen finden, können weitere Beschwerden auftreten, zum Beispiel:
- Bauchschmerzen und Verdauungsstörungen
- Husten, Atembeschwerden
- Knochen- und Gelenkschmerzen
B-Symptome: Typisch für ein Lymphom
Die sogenannten B-Symptome sind allgemeine Krankheitssymptome, die häufig bei Lymphomen in Kombination miteinander auftreten. Dazu gehören:
- Fieber über 38°C ohne erkennbaren Grund wie eine Infektion
- extremer Nachtschweiß
- ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 Prozent des Körpergewichts in sechs Monaten
Wichtig: All diese Symptome können auch harmlose Ursachen haben. Wenn sich die Beschwerden jedoch nach etwa zwei Wochen nicht bessern, sollte ärztlicher Rat eingeholt werden.
Lymphom: Welche Ursachen hat Lymphdrüsenkrebs?
Lymphome werden immer durch genetische Veränderungen hervorgerufen. Verschiedene Faktoren können diese begünstigen. Welche das sind, ist noch nicht endgültig geklärt. Bei einigen Lymphomen spielen offenbar bestimmte Viren eine Rolle. Infektionen mit HIV oder dem Epstein-Barr-Virus, Auslöser des pfeifferschen Drüsenfiebers, scheinen das Risiko für bestimmte Lymphome zu erhöhen.
Risikofaktoren für Lymphdrüsenkrebs
Genetische Veränderungen im Erbgut von Lymphozyten können aber auch auf andere Ursachen zurückzuführen sein. Als Risikofaktoren für Lymphome gelten neben bestimmten Virusinfektionen unter anderem:
- geschwächtes Immunsystem, zum Beispiel durch Einnahme von Immunsuppressiva
- höheres Alter (Lymphome treten häufiger bei Menschen über 60 Jahren auf)
- langjähriges Rauchen
- frühere Chemo- oder Strahlentherapie
- Umweltgifte wie Pestizide
Lymphom: Heilungschancen und Prognose von Lymphdrüsenkrebs
Das Spektrum reicht bei Lymphomen von langsamen Verläufen, die nicht therapiebedürftig sind, bis hin zu aggressiven, kaum therapierbaren Erkrankungen, die schnell zum Tod führen. Prognose und Heilungschancen hängen vor allem von der Form des Lymphoms ab:
Beim Hodgkin-Lymphom sind die Heilungschancen gut: Bei mehr als 80 von 100 Patient*innen verläuft die Behandlung erfolgreich. Zwar erkranken die Betroffenen innerhalb der ersten Jahre nach Abschluss der Therapie häufig erneut. In der Regel können sie jedoch wieder erfolgreich behandelt werden. Bleibt eine genesene Person innerhalb von fünf Jahren nach der Therapie gesund, ist ein Rückfall unwahrscheinlich.
Beim Non-Hodgkin-Lymphom sind die Heilungschancen unterschiedlich: Schlecht ist die Prognose beispielsweise beim seltenen und aggressiv wachsenden Mantelzell-Lymphom. Die Mehrzahl der Erkrankten kann nicht geheilt werden, die meisten von ihnen sterben drei bis fünf Jahre nach der Diagnose. Dagegen lässt sich das diffus großzellige B-Zell-Lymphom, die häufigste Form der Non-Hodgkin-Lymphome, meist gut behandeln: Rund 80 von 100 Patienten, die daran erkrankt sind, genesen vollständig.
Lymphom: Wie lässt sich Lymphdrüsenkrebs feststellen?
Bei Verdacht auf ein Lymphom wird die*der Ärztin*Arzt zunächst eine körperliche Untersuchung mit Begutachtung der Lymphknoten vornehmen. Die sichere Diagnose eines Lymphoms ist jedoch nur durch eine Biopsie möglich. Dafür wird unter örtlicher Betäubung eine Gewebeprobe genommen, beispielsweise von einem verdächtigen Lymphknoten. Unter dem Mikroskop lässt sich dann feststellen, ob der Lymphknoten von Krebszellen befallen ist und falls ja, ob es sich um ein Hodgkin- oder ein Non-Hodgkin-Lymphom handelt.
Um festzustellen, ob und wie sich Krebs bereits im Körper ausgebreitet hat, können außerdem folgende Untersuchungsmethoden zum Einsatz kommen:
- Ultraschall
- Röntgen
- Computertomographie (CT)
- Positronen-Emissions-Tomographie kombiniert mit Computertomographie (PET-CT), ein bildgebendes Verfahren, das Stoffwechselaktivität und Anatomie gleichzeitig darstellt
- Magnetresonanztomographie (MRT)
Lymphom: Behandlung von Lymphdrüsenkrebs
Die Therapie richtet sich danach, an welcher Form von Hodgkin-Lymphom beziehungsweise Non-Hodgkin-Lymphom jemand erkrankt ist, und in welchem Stadium sich die Krebserkrankung befindet.
Grundsätzlich stehen folgende Behandlungsformen zur Therapie von Lymphomen zur Verfügung:
- Strahlentherapie
- Chemotherapie
- Antikörpertherapie
- Stammzelltransplantation
Hodgkin-Lymphome behandeln
Die Behandlung eines Hodgkin-Lymphoms hängt vom Stadium der Krankheit ab und umfasst meist eine Kombination aus Chemotherapie und Bestrahlung. Falls die Standardbehandlung nicht anspricht oder ein Rückfall auftritt, kommen infrage:
- Hochdosischemotherapie und autologe Stammzelltransplantation
- eine Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren (z. B. Nivolumab, Pembrolizumab)
- Antikörper-Wirkstoff-Kombinationen (z. B. Brentuximab Vedotin)
Behandlung von Non-Hodgkin-Lymphomen
Die Behandlung eines Non-Hodgkin-Lymphoms hängt davon ab, um welche Art es sich handelt:
hochmaligne (aggressive) Lymphome wachsen sehr schnell und müssen zügig behandelt werden. Sie können jedoch häufig geheilt werden. Zu ihnen zählen das diffus großzellige B-Zell-Lymphom (DLBCL) und Burkitt-Lymphom.
niedrig-maligne (indolente) Lymphome sind wenig aggressiv, wachsen langsam und bleiben lange symptomlos. Sie sind schwer heilbar, aber gut behandelbar. Zu ihnen gehören das follikuläre Lymphom und die chronische lymphatische Leukämie (CLL)
Bei langsam wachsenden Non-Hodgkin-Lymphomen hat es sich als sinnvoll erwiesen, mit der Behandlung zu warten und regelmäßige Kontrollen zu machen.
Lymphom: Stadien beim Lymphdrüsenkrebs
Ein Lymphom beginnt meist in einzelnen Lymphknoten. Die bösartig veränderten Lymphozyten können sich jedoch rasch ausbreiten, da sich das Lymphsystem – ähnlich wie die Blutbahnen – durch den gesamten Körper zieht. Das unterscheidet Lymphome von Tumorerkrankungen, die häufig erst nach Jahren oder Jahrzehnten "streuen", also Metastasen bilden.
Stadien beim Lymphom: Ann-Arbor-Klassifikation
Fachleute nutzen die Ann-Arbor-Klassifikation, um das Krankheitsstadium anhand der Ausbreitung der Lymphome im Körper festzulegen.
Stadium I: Befall einer einzelnen Lymphknotenregion
Stadium II: Zwei oder mehr Lymphknotenregionen sind betroffen, aber nur auf einer Seite des Zwerchfells
Stadium III: Befall von Lymphknoten auf beiden Seiten des Zwerchfells
Stadium IV: Das Lymphom hat sich systemisch ausgebreitet, diffuser Befall von Organen außerhalb des Lymphsystems (z. B. Leber, Lunge, Knochenmark) und/oder des lymphatischen Systems
Eine weitere Einteilung erfolgt nach A- oder B-Stadium:
- A bedeutet, dass keine weiteren Symptome auftreten
- B bedeutet, dass die sogenannte B-Symptomatik (Fieber über 38 Grad Celsius, Nachtschweiß und Gewichtsverlust) vorhanden ist
Beim Hodgkin-Lymphom ist die Einteilung in Stadien wichtig für die Planung der Therapie. Non-Hodgkin-Lymphome verhalten sich dagegen sehr unterschiedlich, sodass der Lymphom-Typ und die Wachstumsgeschwindigkeit entscheidender sind.