Das Bild zeigt eine Person, die ihr schmerzendes Handgelenk hält.
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Lymphangitis

Von: Onmeda-Redaktion, Astrid Clasen (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 31.01.2020

Eine Lymphangitis kann sich leicht bei – auch banalen – Hautverletzungen oder Erkrankungen entwickeln. Dementsprechend kommt sie recht häufig vor. Frühzeitig und ausreichend behandelt sind ihre Heilungschancen gut.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Lymphangitis

Die Lymphangitis ist eine Entzündung der Lymphgefäße (bzw. Lymphbahnen). Diese bilden ein vernetztes Gefäßsystem, das …

  • zusammen mit den lymphatischen Organen (wie Knochenmark, Thymus, Milz) das Lymphsystem des Menschen bildet,
  • welches wiederum zum Immunsystem gehört.

Umgangssprachlich wird die akute Lymphangitis oft als Blutvergiftung bezeichnet – aber Achtung: Die ebenfalls als Blutvergiftung bezeichnete Sepsis ist eine völlig andere Krankheit.

Das Lymphgefäßsystem

In den Lymphgefäßen sammelt sich Gewebsflüssigkeit und fließt darin als hellgelbe Lymphe durch den Körper zu den einzelnen Lymphknoten. Wichtige, von außen zu tastende Lymphknoten liegen zum Beispiel in der Leiste, unter den Achseln oder am Hals.

Die Lymphknoten filtern die Lymphe und reinigen sie so von Bestandteilen, die für den Körper schädlich sind. Dabei entzieht der Körper der Lymphe beispielsweise Mikroorganismen oder Gifte (Toxine). Außerdem enthalten die Lymphknoten bestimmte Abwehrzellen: die Lymphozyten. Diese gehen von den Lymphknoten in die Lymphe über und erreichen so über das Lymphgefäßsystem, das am Ende in die obere Hohlvene mündet, den Blutkreislauf.

Lymphangitis: Ursachen

Für eine Lymphangitis kommen grundsätzlich zwei Ursachen infrage:

  1. benachbarte Gewebeentzündungen, die auf die Lymphbahnen übergreifen
  2. in die Lymphbahnen eingeschwemmte Erreger (v.a.Bakterien)

Eine akute Lymphangitis entsteht meistens durch sich rasch ausbreitende bakterielle Infektionen im Bereich der Haut, der Muskulatur des Bindegewebes und der einzelnen Organe entlang der Lymphgefäße.

Überwiegend sind Streptokokken oder Staphylokokken für die akute Lymphangitis verantwortlich. Bei dem bakteriellen Infektionsherd in der Haut handelt es sich meist um eine Ansammlung von Eiter (Abszess) oder eine örtliche Entzündung, wie etwa beim Furunkel.

Wer eine akute Lymphangitis hat, kann oft ein vorheriges Ereignis benennen, das zu der Entzündung geführt hat. So entsteht eine Lymphangitis am Arm oder Bein meist durch eine offene Wunde, in die Erreger gelangt sind. Auch andere Verletzungen (einschließlich Verstauchungen, Verdrehungen oder Zerrungen der Extremitäten) können einer Lymphgefäßentzündung zugrunde liegen.

Daneben kann eine Schwangerschaft eine akute Lymphangitis zur Folge haben. So kann es zum Beispiel bei einer Bauchhöhlenschwangerschaft, bei der Entbindung selbst oder durch eine Fehlgeburt zu Infektionen mit akuter Lymphbahnentzündung kommen.

In seltenen Fällen ist ein Pilzbefall Ursache für die akute Lymphangitis: Die verantwortlichen Pilze wachsen meist zwischen den Zehen, weshalb man sie interdigitale Fußmykosen nennt.

Eine akute Lymphangitis kann auch nicht-infektiöse Ursachen haben: So kann eine Lymphangitis etwa nach einem Insektenstich auftreten, wenn es (v.a. wegen einer Insektengiftallergie) zu einer gesteigerten örtlichen Reaktion auf den Stich kommt. (Insektenstiche können allerdings auch die Eintrittspforte für Erreger sein.)

Chronische Lymphangitis

Eine chronische Lymphangitis kann sich aus einer ursprünglich akuten, aber schlecht ausheilenden Lymphbahnentzündung entwickeln.

Meistens entsteht die chronische Lymphangitis jedoch durch einen Lymphstau: Die angestaute Lymphflüssigkeit führt zu Gewebeveränderungen und nachfolgend zu Entzündungen an den Lymphgefäßen. Mögliche Ursachen für einen Lymphstau sind:

  • operative Eingriffe
  • mangelhafte Funktion (Insuffizienz) des Klappenapparats der Lymphbahnen

Lymphangitis: Symptome

Akute Lymphangitis

Typisch für die akute Lymphangitis sind folgende Symptome:

Der für die Lymphangitis kennzeichnende rote Streifen ist das unter der Haut sichtbar gewordene entzündete Lymphgefäß. Er geht vom Entzündungsherd aus und wandert in Richtung Körpermitte. Der Bereich ist überwärmt und schmerzt bei Druckeinwirkung.

Häufig löst eine akute Lymphangitis auch allgemeine Symptome wie Fieber und Schüttelfrost aus. In seltenen Fällen können sich in den geschwollenen Lymphknoten Abszesse bilden.

Chronische Lymphangitis

Die chronische Lymphangitis geht oft mit einem Lymphödem einher. Typische Symptome hierfür sind eine sichtbare Schwellung, eine Schwere und ein Spannungsgefühl in den betroffenen Extremitäten

Lymphangitis: Diagnose

Um eine Lymphangitis zu diagnostizieren, reichen meist eine körperliche Untersuchung und die Krankengeschichte (Anamnese). Stellt der Arzt dabei einen roten Streifen auf der Haut fest, tastet er die zugehörigen Lymphknoten ab und sucht zudem nach der ursächlichen Entzündung.

Unter Umständen ist bei Verdacht auf eine Lymphangitis auch eine Blutprobe zur Diagnose nötig: Diese lässt der Arzt im Labor auf verschiedene Entzündungsmarker untersuchen.

Lymphangitis: Therapie

Eine Lymphangitis lässt sich mit der richtigen Therapie meist schnell in den Griff bekommen.

Da überwiegend Bakterien hinter der Lymphangitis stecken, erfolgt in der Regel eine Antibiotika-Behandlung. Darüber hinaus ist es bei einer Lymphgefäßentzündung ratsam,

  • den betroffenen Körperteil ruhig zu stellen und
  • örtlich desinfizierende, feuchte Umschläge anzuwenden.

Wichtig ist es auch, die für die Lymphangitis verantwortliche Wunde zu behandeln. Hat sich dort eine Eiteransammlung (Abszess) gebildet, ist ein kleiner chirurgischer Eingriff sinnvoll: Dieser kann etwa darin bestehen, dass der Arzt den Abszess unter örtlicher Betäubung einschneidet, um den Eiter zu entleeren, und dann die Wunde säubert.

Lymphangitis: Verlauf

Rechtzeitig behandelt hat die Lymphangitis fast immer eine gute Prognose. Vor allem bei unzureichender oder fehlender Behandlung kann es im Verlauf einer Lymphbahnentzündung jedoch zu Komplikationen kommen – dazu zählen etwa …

  • … die Blutvergiftung (Sepsis), die entsteht, wenn die Erreger der Lymphangitis in die Blutbahn gelangen und sich so im ganzen Körper ausbreiten.
  • … das Lymphödem, das sich im fortgeschrittenen Stadium der Lymphangitis infolge von entzündlich bedingten Vernarbungen im Gewebe bilden kann, wenn diese den Lymphabfluss behindern.
  • … in seltenen Fällen Abszesse in den geschwollenen Lymphknoten.

Lymphangitis: Vorbeugen

Einer Lymphangitis können Sie nur indirekt vorbeugen – vor allem, indem Sie mögliche Auslöser so gut es geht vermeiden. Darum ist es ratsam, jede Entzündung der Haut ärztlich abklären und behandeln zu lassen.