Lungenödem: Wasser in der Lunge
Ein Lungenödem – "Wasser in der Lunge" – kann schlimmstenfalls tödliche Folgen haben. Rechtzeitig erkannt, lässt es sich jedoch in der Regel gut behandeln. Deshalb ist es wichtig, bei typischen Symptomen schnellstmöglich den Notruf zu wählen. Hier erfahren Sie, wie ein Lungenödem entstehen kann, welche Symptome es hervorruft und wie es sich auf die Lebenserwartung auswirkt.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen zum Lungenödem
Bei einem Lungenödem kommt es zu einer vermehrten Flüssigkeitsansammlung in der Lunge. Streng genommen, handelt es sich hierbei nicht um Wasser, sondern um Blutplasma. Häufigste Ursachen hierfür sind Herzerkrankungen wie eine Linksherzinsuffizienz oder das Bergsteigen in über 3.000 Meter Höhe.
Wird ein Lungenödem rechtzeitig erkannt und behandelt, ist die Prognose in der Regel gut. Ohne Behandlung verläuft die Erkrankung tödlich.
Menschen mit Wasser in der Lunge müssen umgehend ärztlich behandelt werden, da es sich um einen medizinischen Notfall handelt. Meist erfolgt die Therapie eines Lungenödems im Krankenhaus.
In der Regel ist bei einem Lungenödem ein längerer Krankenhausaufenthalt notwendig. Besteht das Wasser in der Lunge aufgrund eines akuten Herzversagens, müssen etwa 20 Prozent der Betroffene nach kurzer Zeit erneut ins Krankenhaus.
Was ist ein Lungenödem?
Ein Lungenödem ist eine krankhafte Flüssigkeitsansammlung in der Lunge. Umgangssprachlich ist auch die Rede von "Wasser in der Lunge". Das Ödem kann sich schnell und plötzlich entwickeln oder allmählich entstehen.
Wasser in der Lunge ist eine missverständliche Formulierung und medizinisch nicht korrekt. In Wirklichkeit gelangt die Flüssigkeit, die sich bei einem Lungenödem in der Lunge sammelt, nicht von außen in den Körper. Es handelt sich tatsächlich auch nicht um Wasser in der Lunge, sondern um Blutplasma. Dieser flüssige Blutbestandteil kann aus den Lungengefäßen austreten und sich im Lungengewebe ansammeln. Die Ursachen hierfür sind vielfältig, die Folgen mitunter lebensgefährlich.
Die Flüssigkeit sammelt sich bei einem Lungenödem in der Regel in den Lungenbläschen (Alveolen) an. Dadurch kann kein Sauerstoff mehr durch die Lungenbläschen ins Blut gelangen. In der Folge entsteht eine Unterversorgung mit Sauerstoff im Körpergewebe. Betroffene atmen dann meist flacher und schneller, um den Sauerstoffmangel auszugleichen. Ein Lungenödem ist ein medizinischer Notfall, der unbehandelt einen Atemstillstand und weitere ernste Komplikationen wie Multiorganversagen nach sich ziehen kann.
Lungenödem: Welche Symptome sind möglich?
Je nachdem, wie fortgeschritten das Lungenödem ist, unterscheiden sich die Symptome. Das Hauptsymptom von Wasser in der Lunge ist plötzlich auftretende Atemnot. Mitunter ist die Luftnot so stark ausgeprägt, dass Betroffene Erstickungsängste verspüren.
Tritt das Lungenödem plötzlich auf, sind zudem diese Symptome möglich:
- Hustenattacken
- Husten mit weißlichem, schaumigem, teils blutigem Auswurf (in schweren Fällen)
- Angstzustände, Unruhe
- schneller Puls
- blasse Haut
- Blaufärbung der Lippen, Schleimhäute, Finger, Zehen oder Nase (Zyanose)
- Atemgeräusche (rasselnde Atmung)
- stärkere Beschwerden im Liegen (Orthopnoe)
Bei einem sich langsam entwickelnden Lungenödem sind die Symptome zunächst nur schwach ausgeprägt. Die Betroffenen von Wasser in der Lunge können die meiste Zeit noch normal atmen und verspüren anfangs nur im Liegen Atemnot.
Lungenödem: Welche Ursache ist möglich?
Verschiedene Erkrankungen und Einflüsse können zu Wasser in der Lunge führen. Die häufigste Ursache für ein Lungenödem ist eine Herzerkrankung (kardiales Lungenödem), seltener kommen andere Auslöser infrage (nicht-kardiales Lungenödem). Auch eine Kombination verschiedener Ursachen ist möglich.
Kardiales Lungenödem
Bei einem kardialen Lungenödem kommt es durch Herzkrankheiten zu einem Austritt von Flüssigkeit. Ist das Herz zu schwach, um das Blut vollständig in den Körper zu pumpen, staut sich das Blut von der linken Herzkammer zurück – bis in die Lunge. Dadurch erhöht sich der Druck im Inneren der Blutgefäße der Lunge, Blutflüssigkeit wird ins Lungengewebe und Lungenbläschen gedrückt – ein Lungenödem kann die Folge sein.
Als häufigste Ursache hierfür gilt eine Herzschwäche (Herzinsuffizienz). Darüber hinaus gibt es weitere Herzerkrankungen, die ein Lungenödem bedingen können:
- Herzinfarkt
- Herzklappenerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
- Herzmuskelentzündung
- Bluthochdruck
- Koronare Herzkrankheit (KHK)
Nicht-kardiales Lungenödem
Im Fall eines nicht-kardialen Lungenödems kommt es außerhalb des Herzens zu einer Ansammlung von Flüssigkeit. Sind beispielsweise Blutgefäßwände durchlässig, kann aus ihnen Flüssigkeit austreten und ein Ödem in der Lunge entstehen. Auch ein zu geringer Druck in den Lungenbläschen kann ursächlich sein. Mögliche Auslöser dieser erhöhten Durchlässigkeit (Permeabilität) bei einem nicht-kardialen Lungenödeme sind zum Beispiel:
Nierenerkrankungen: Bei einer Schwächung der Nieren (Niereninsuffizienz) oder einem Nierenversagen können die Nieren weniger oder keine Flüssigkeit mehr aus dem Körper ausscheiden. Es kommt zu einer Ansammlung von Wasser im Körper und letztlich auch in der Lunge.
ARDS (englisch: acute respiratory distress syndrome): Akutes Lungenversagen mit plötzlichem Flüssigkeitsaustritt aus den Blutgefäßen der Lunge, meist ausgelöst durch eine schwere Lungenentzündung, einer Blutvergiftung (Sepsis) oder infolge eines allergischen Schocks (anaphylaktischer Schock). Seltener kann eine Narkose oder ein Schlaganfall zu einem derartigen Lungenödem führen.
Höhenkrankheit (Höhenlungenödem): Vor allem bei Menschen, die in über 3.000 Meter Höhe bergsteigen, können sich durch Sauerstoffmangel die Blutgefäße verengen. So kann ein erhöhter Druck in den Gefäßen und folglich ein Ödem in der Lunge entstehen.
Giftstoffe: Einatmen von Giftstoffen wie Rauchgas, Ozon oder Chlorgas können die Lunge so stark schädigen, dass Flüssigkeit aus den Gefäßen tritt (toxisches Lungenödem).
Erkrankungen des Nervensystems: Zu einem neuronalen Lungenödem kann es infolge eines epileptischen Anfalls oder durch Hirnverletzungen, etwa bei einem Schädel-Hirn-Trauma, kommen.
Ein Lungenödem kann auch infolge einer Lungentransplantation, im Zusammenhang mit Lungenkrebs oder durch die Einnahme von Medikamenten entstehen.
Stadien: Einteilung von Lungenödem
Ein Lungenödem lässt sich je nach Schweregrad in vier Stadien einteilen:
Stadium I: Die Flüssigkeit fließt ins Lungengewebe, genauer gesagt in die Räume zwischen den Zellen des Lungengewebes (interstitielles Lungenödem).
Stadium II: Die Flüssigkeit gelangt in die Lungenbläschen und – im fortgeschrittenen Stadium – auch in die Bronchien (alveolares Lungenödem).
Stadium III: Bei großen Flüssigkeitsmengen staut sich die Flüssigkeit bis weit in die Bronchien hinein und ein weißlicher Schaum bildet sich. Betroffene mit Lungenödem husten diesen Schaum ab.
Stadium IV: Durch einen unzureichenden Gasaustausch kommt es zur mangelnden Sauerstoffversorgung des Körpers. Mögliche Folge ist Atem- und Kreislaufstillstand (Asphyxie).
Diagnose: Wie lässt sich ein Lungenödem erkennen?
Ein schweres Lungenödem kann tödlich enden, wenn es nicht rechtzeitig behandelt wird. Darum sollte bei den genannten Symptomen sofort der Notruf (112) gewählt werden und eine ärztliche Untersuchung erfolgen. Zunächst stellt die*der Ärztin*Arzt im Rahmen der Anamnese Fragen zu den Beschwerden und möglichen Vorerkrankungen. Um die Diagnose Wasser in der Lunge zu sichern, folgen meist weitere Untersuchungen wie:
- Abhören der Lunge
- Röntgen der Lunge
- Blutgasanalyse
- Blutuntersuchung
- Ultraschall des Herzens (Echokardiographie)
- Elektrokardiogramm (EKG)
Lungenödem: Behandlung
Der Therapieerfolg eines Lungenödems hängt maßgeblich davon ab, wie schnell die Behandlung im Krankenhaus erfolgt. Zum einen sind Akutmaßnahmen erforderlich, zum anderen die Therapie der Grunderkrankung.
Die Akutmaßnahmen zur Behandlung von Wasser in der Lunge umfassen folgende Punkte:
richtige Lagerung: Oberkörper hoch, Beine tief lagern. Dadurch sinkt der Druck in den Lungengefäßen und es wird weniger Flüssigkeit aus den Gefäßen ins Lungengewebe gepresst.
Sauerstoff: Die Sauerstoffgabe erfolgt über eine Nasensonde oder bei schweren Fällen über ein Beatmungsgerät.
entwässernde Mittel: Zum Beispiel kann durch die Gabe von Diuretika wie Furosemid die Niere zur Flüssigkeitsausscheidung angeregt und letztlich das Herz entlastet werden.
Nitrate: Nitroglycerin hat eine gefäßerweiternde Wirkung und sorgt dafür, dass der Druck in den Lungengefäßen nachlässt.
weitere Arzneimittel: Beruhigungsmittel, Schmerzmittel oder Medikamente gegen Übelkeit können Patient*innen verabreicht werden.
Haben Giftstoffe das Lungenödem verursacht, erhalten Patient*innen Glukokortikoide – entweder zum Inhalieren oder in schwereren Fällen als Injektion in die Vene verabreicht.
Die langfristige Therapie richtet sich nach der Ursache. Chronische Erkrankungen, beispielsweise eine Herz- oder Niereninsuffizienz, erfordern eine dauerhafte Behandlung. Bei Menschen mit Nierenerkrankungen kann es notwendig sein, das Blut maschinell zu reinigen (Dialyse).
Lungenödem: Verlauf und Prognose
Menschen mit akutem, schwerem Lungenödem befinden sich in einem lebensbedrohlichen Zustand, der tödlich enden kann. Die Prognose ist jedoch gut, sofern das Wasser in der Lunge schnell behandelt wird. Oftmals erfordert dies einen längeren Aufenthalt im Krankenhaus.
Weiterhin hängt der Verlauf des Lungenödems von der Therapie der zugrunde liegenden Erkrankung ab. Beispielsweise müssen etwa 20 Prozent der Betroffenen eines Lungenödems durch Herzversagen in den folgenden zwölf Wochen wieder stationär behandelt werden.
Lungenödem: Lebenserwartung
Wie sich ein Lungenödem auf die Lebenserwartung auswirkt, lässt sich nicht pauschal sagen. Das hängt vor allem von der Ursache ab – und davon, wie schnell das Wasser in der Lunge behandelt wird. In den meisten Fällen tritt das Lungenödem als Folge einer Herzschwäche auf. Bei dieser hängt die Lebenserwartung wiederum von verschiedenen Faktoren ab – etwa vom sonstigen Gesundheitszustand und Alter der Betroffenen.
Lungenödem: Wie lässt sich Wasser in der Lunge vorbeugen?
Grundsätzlich gibt es keine Maßnahmen, um einem Lungenödem gezielt vorzubeugen. Jedoch kann den zugrunde liegenden Erkrankungen durch die Beachtung einiger Punkte gegengesteuert und somit auch das Risiko für Wasser in der Lunge verringert werden. Dazu gehören:
- ausgewogene, vitaminreiche Ernährung
- viel Bewegung an der frischen Luft und Sport
- Verzicht auf Nikotin und Alkohol
- ärztlich angeordnete Medikation einhalten
- ärztliche Kontrolltermine wahrnehmen
- Beschwerden untersuchen lassen