Lungenemphysem: Lebenserwartung und Behandlung bei überblähter Lunge
Bei einem Lungenemphysem liegt eine krankhafte Überblähung der Lunge vor. Die chronische Erkrankung ist nicht heilbar. Rechtzeitig erkannt, lässt sich das Fortschreiten jedoch aufhalten. Welche Symptome sind typisch und wie steht es um die Lebenserwartung Betroffener?
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Lungenemphysem
Dabei handelt es sich um eine chronische Lungenerkrankung, bei der die Lungenbläschen irreversibel geschädigt werden. In der Folge kommt es zu einer eingeschränkten Lungenfunktion und Symptomen wie Atemnot.
Ein Emphysem entsteht meist durch Nikotinkonsum oder infolge von chronischen Atemwegserkrankungen wie COPD.
Ein Lungenemphysem wirkt sich meist negativ auf die Lebenserwartung aus. Der Verlauf hängt jedoch stark vom Stadium der Erkrankung, Lebensstilfaktoren wie Rauchverzicht und einer konsequenten Behandlung ab.
Die Therapie umfasst eine Kombination aus Medikamenten, Sauerstofftherapie, Atemübungen und insbesondere einen sofortigen Rauchstopp. Schwere Fälle erfordern mitunter eine Operation oder Lungentransplantation.
Was ist ein Lungenemphysem?
Ein Lungenemphysem ist eine chronische Erkrankung, bei der die Lungenbläschen (Alveolen) nach und nach überblähen und zerstört werden. Eine gesunde Lunge besteht aus rund 300 Millionen Lungenbläschen. Bei einem Lungenemphysem lösen sich immer mehr Wände zwischen den Bläschen auf: Die winzigen Lungenbläschen verschmelzen zu großen Blasen und die Lunge bläht sich zunehmend auf.
Ein Emphysem führt dazu, dass die Lunge weniger Sauerstoff aufnehmen kann und der Gasaustausch gestört ist. Denn normalerweise gelangt Sauerstoff aus der eingeatmeten Luft durch die Oberflächen der zahlreichen Lungenbläschen ins Blut. Gehen immer mehr Lungenbläschen zugrunde, fehlt es dem Körper irgendwann an Sauerstoff.
Ein Lungenemphysem ist zwar nicht heilbar, da sich zerstörtes Lungengewebe weder regenerieren noch reparieren lässt. Eine rechtzeitige Behandlung kann jedoch dem Fortschreiten der Lungenüberblähung entgegenwirken.
Häufigkeit
Ein Emphysem tritt fast immer im Zusammenhang mit einer chronisch-obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) auf. Schätzungen zufolge haben in Deutschland rund eine Million Menschen ein Lungenemphysem. Insbesondere rauchende Personen sind betroffen.
Lungenemphysem: Welche Symptome sind typisch?
Oftmals bleibt ein Lungenemphysem über Monate bis Jahre hinweg unentdeckt, da sich die Symptome langsam und schleichend entwickeln. Art und Ausprägung der Beschwerden hängen auch davon ab, welcher Teil der Lunge betroffen ist und welches Stadium der Erkrankung vorliegt.
Symptome und Stadien im Verlauf eines Lungenemphysems
Im Anfangsstadium eines Lungenemphysems kommt es oftmals zu Kurzatmigkeit unter körperlicher Belastung. In fortgeschritteneren Stadien verspüren Betroffene auch Atemnot im Ruhezustand. Neben der Atemnot sind bei Menschen mit einem Lungenemphysem auch Husten und Auswurf mögliche Symptome.
Im Endstadium sind Patient*innen mit Lungenemphysem mitunter dauerhaft auf ein Sauerstoffgerät angewiesen, da selbst geringe körperliche Belastung zu ausgeprägter Atemnot führt.
Sind gleichzeitig die Bronchien verengt (Obstruktion), kann es aufgrund eines Sauerstoffmangels im Blut zu einer bläulichen Färbung der Nagelbetten und Lippen (Zyanose) kommen.
Ein Emphysem, das bereits seit Jahren besteht, äußert sich häufig durch sichtbare Symptome:
- Der Brustkorb ist dauerhaft aufgebläht und fassförmig vorgewölbt (Fassthorax).
- Bei schweren Formen ist zudem ein deutlicher Gewichtsverlust bei Betroffenen möglich (Kachexie).
In manchen Fällen kann es auch zu nächtlichen Atemaussetzern (Schlafapnoe) kommen, die wiederum Symptome mit sich bringen, wie:
- verminderte Leistungsfähigkeit
- Konzentrationsprobleme
- Müdigkeit
- schlechtes Allgemeinbefinden
Lungenemphysem: Ursachen und Risikofaktoren
Die häufigste Ursache eines Lungenemphysems ist Rauchen. Fast immer entwickelt sich ein Emphysem im Zusammenhang mit COPD. Die Kombination aus dauerhaften Entzündungen und Zigarettenrauch führt zu einer Zerstörung der Lungenbläschen. Auch anhaltende Entzündungsprozesse im Rahmen einer Viruserkrankung sind mögliche Auslöser.
Was genau dabei passiert, lässt sich so zusammenfassen: Bei Entzündungen bildet der Körper vermehrt sogenannte Proteasen – Eiweißstoffe, die Krankheitserreger bekämpfen. Da sie jedoch auch körpereigenes Gewebe angreifen, produziert der Organismus normalerweise zusätzlich Alpha-1-Antitrypsin. Dieser Eiweißstoff schützt das entzündete Gewebe vor dem Abbau durch die Proteasen.
Bei COPD gerät dieses fein abgestimmte System aus dem Gleichgewicht. Somit können die Proteasen ungehindert die Wände der Lungenbläschen abbauen und zerstören.
Gendefekt als Ursache eines Lungenemphysems
Bei etwa einem Prozent der Betroffenen lässt sich die Krankheit auf einen angeborenen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin zurückführen. Dieser erblich bedingte Antitrypsinmangel ist selten und kann unterschiedlich stark ausgeprägt sein. Ein leichter Alpha-1-Antitrypsin-Mangel führt meist in Kombination mit anderen Risikofaktoren (vor allem Rauchen) dazu, dass sich ein Lungenemphysem entwickelt.
Weitere Risikofaktoren
Neben dem Konsum von Nikotin gibt es weitere Risikofaktoren, die ein Lungenemphysem begünstigen:
- schwere Lungenentzündung (Pneumonie)
- unkontrolliertes Asthma bronchiale
- Einatmen von Umweltschadstoffen (etwa Ozon, Stickoxide, Schwefeldioxid sowie Feinstaub)
- Einatmen von Schadstoffen am Arbeitsplatz (Getreide-, Textil-, Holz- oder Papierstäube sowie Silikate)
- Einatmen quarzhaltiger Stäube (sog. Narbenemphysem)
- Alter (sog. Altersemphysem; Bindegewebe wird zunehmend unelastisch, wodurch auch die Wände der Lungenbläschen an Elastizität einbüßen)
Lungenemphysem: Wie hoch ist die Lebenserwartung?
Ein Lungenemphysem lässt sich nicht heilen. Durch eine frühzeitige Behandlung und einen konsequenten Rauchstopp kann die Lebenserwartung jedoch positiv beeinflusst werden:
- Patient*innen, die nicht rauchen, haben eine mittlere Lebenserwartung von 67 Jahren.
- Für rauchende Personen mit Lungenemphysem liegt die mittlere Lebenserwartung bei 48 Jahren.
Ist das Lungenemphysem bei Beginn der Therapie bereits weit fortgeschritten, wirkt sich dies negativ auf die Lebenserwartung aus. Bei Menschen mit angeborenem Alpha-1-Antitrypsin-Mangel hängt die Lebenserwartung vor allem davon ab, wie stark der Mangel ausgeprägt ist und ob die Betroffenen rauchen.
Wie lässt sich ein Lungenemphysem diagnostizieren?
Bei Atemnot oder anhaltendem Husten sollten sich Betroffene grundsätzlich ärztlich untersuchen lassen. Im Rahmen der Diagnose steht zunächst eine ausführliche Befragung (Anamnese) über die genauen Beschwerden und Vorerkrankungen an – auch das etwaige Rauchverhalten der Person ist von Interesse.
In der Regel folgt eine körperliche Untersuchung, bei der die*der Ärztin*Arzt das Aussehen des Brustkorbs begutachtet und die Lunge abhört. Beispielsweise können auffällige Atemgeräusche einen Hinweis auf ein Lungenemphysem geben.
Um die Diagnose zu sichern, kommen weitere Untersuchungsmethoden infrage:
- Lungenfunktionstest (Spirometrie)
- Blutgasanalyse
- bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT), Röntgen oder Ultraschall (Sonographie)
- Blutuntersuchung, um etwa einen Alpha-1-Antitrypsin-Mangel auszuschließen
Insbesondere durch eine Röntgenuntersuchung können Fachleute kontrollieren, ob es Anzeichen von vermehrter Luft in der Lunge gibt (sog. Emphysemaspekt).
Lungenemphysem: Wie erfolgt die Behandlung?
Da ein Lungenemphysem nicht heilbar ist, beschränkt sich die Behandlung darauf, das Fortschreiten zu verzögern. Besonders wichtig ist, dass Betroffene umgehend mit dem Rauchen aufhören, um die Lunge so gut wie möglich vor einer weiteren Schädigung zu schützen.
Neben dem kompletten Rauchverzicht sollte auch das Einatmen von Passivrauch und anderen Schadstoffen gemieden werden. Zudem ist die konsequente Behandlung der Grunderkrankung, wie etwa COPD, essenziell.
Weitere Maßnahmen zur Behandlung eines Lungenemphysems können sein:
Medikamente: Oftmals kommen bronchienerweiternde (Beta-2-Sympathomimetika) und entzündungshemmende Medikamente (etwa Kortison) zum Einsatz, bei einer Infektion mit Bakterien auch Antibiotika. Bei einem angeborenen Mangel an Alpha-1-Antitrypsin können Arzneimittel mit dem Eiweißstoff als Infusion verabreicht werden.
Sauerstofflangzeittherapie: Ein schweres Lungenemphysem kann zudem durch eine Sauerstofftherapie behandelt werden. Dabei muss mindestens zwölf bis 16 Stunden täglich reiner Sauerstoff eingeatmet werden.
Atemphysiotherapie: Betroffene lernen hierbei spezielle Atemübungen, wie etwa die sogenannte Lippenbremse. Sie sollen durch spezielle Übungen eine richtige Atmung verinnerlichen und zugleich verhindern, dass die Atemwege beim Ausatmen zusammenfallen.
operative Eingriffe: In manchen Fällen ist es sinnvoll, große Emphysemblasen operativ zu entfernen. Bei einem Lungenemphysem im Endstadium kann eine Lungentransplantation notwendig sein.
Wer ein Emphysem hat, ist meist anfälliger für Infekte. Deshalb sollten sich Betroffene gegen Grippe und Pneumokokken impfen lassen. Hierzu berät die behandelnde Praxis. Grundsätzlich sollten Atemwegsinfekte immer ärztlich behandelt und vollständig auskuriert werden.
Gesunde Lebensweise bei einem Emphysem ratsam
Auch eine gesunde Lebensweise ist im Rahmen der Behandlung essenziell. Dazu zählen mitunter:
- Kraft- und Ausdauertraining
- ausgewogene, vitaminreiche Ernährung
- Anstreben eines Normalgewichts
Grundsätzlich wirkt sich eine frühzeitige und konsequente Therapie auch positiv auf den Verlauf der Krankheit aus. Dennoch sind Komplikationen wie ein Pneumothorax (Ansammlung von Luft in Spalt zwischen Lunge und Brustwand) oder eine Rechtsherzschwäche (Rechtsherzinsuffizienz) möglich.
Lungenemphysem: Vorbeugende Maßnahmen
Einem Lungenemphysem lässt sich vorbeugen, indem auf den Konsum von Zigaretten verzichtet wird. Menschen mit einem angeborenen schweren Alpha-1-Antitrypsin-Mangel können durch Rauchverzicht zumindest das Fortschreiten der Erkrankung verzögern.
Betroffene mit Emphysem oder chronischen Lungenerkrankungen sollten weiteren Infektionen der Atemwege vorbeugen, indem sie sich gegen Pneumokokken und Grippe impfen lassen. Zudem sind regelmäßige ärztliche Kontrollbesuche wichtig, um etwa die Lungenfunktion zu überprüfen und erste Anzeichen eines Emphysems frühzeitig zu erkennen.