Lungenembolie: Anzeichen, Ursachen und Behandlung
Eine Lungenembolie kann entstehen, wenn sich ein Blutgerinnsel im Körper löst, in den Blutkreislauf der Lunge gerät und dort ein Gefäß verstopft. Dabei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der umgehend behandelt werden muss. Welche Anzeichen für eine Lungenembolie sprechen können und was die Ursachen sind, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Lungenembolie
Eine Lungenembolie kann entstehen, wenn sich ein Blutgerinnsel im Körper löst und ein Gefäß in der Lunge verstopft. Risikofaktoren für ein Blutgerinnsel sind vor allem Bettlägerigkeit, Operationen, die Einnahme der Antibabypille oder Rauchen.
Wie sich eine Lungenarterienembolie anfühlt, ist individuell. Schmerzen sind vor allem im Bereich der Brust typisch, aber auch Symptome wie Luftnot, Herzrasen oder schlimmstenfalls ein Kreislaufstillstand mit Bewusstlosigkeit sind möglich.
Eine Lungenembolie kann mit einigen Spätfolgen und Komplikationen einhergehen. Möglich sind etwa eine Lungenfellentzündung, ein Lungeninfarkt, Herzrhythmusstörungen oder schlimmstenfalls ein Herzversagen.
Was ist eine Lungenembolie?
Bei einer Lungenembolie, auch Lungenarterienembolie, ist ein Blutgefäß der Lunge durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) teilweise oder vollständig verstopft. Dadurch kommt es zu einem erhöhten Druck in der Lunge und einem Blutstau, was sich letztlich auch negativ auf das Herz auswirken kann. Schlimmstenfalls droht ein lebensgefährliches Herzversagen. Deshalb ist es unerlässlich, jeden Verdacht umgehend ärztlich untersuchen zu lassen, damit schnellstmöglich eine entsprechende Therapie erfolgen kann.
Wie häufig kommt es zu einer Lungenembolie?
Pro 100.000 Einwohnern kommt es jährlich zu etwa 39 bis 115 Fällen einer Lungenembolie. Sie ist damit die dritthäufigste Erkrankung des Herz-Kreislauf-Systems. Das Risiko steigt mit zunehmendem Alter, aber auch jüngere Frauen, die hormonell verhüten, sind gefährdet. Jedoch sind Männer insgesamt häufiger betroffen als Frauen.
Lungenembolie: Anzeichen und Symptome
Bei einer Lungenembolie hängen die Symptome davon ab, wie groß das eingeschwemmte Blutgerinnsel ist und welche Gefäße in der Lunge verschlossen sind. In manchen Fällen treten Symptome einzeln auf, bei anderen sind mehrere Beschwerden möglich. Zudem kann es schlagartig zu Symptomen wie Luftnot kommen, die sich bessern und dann erneut auftreten können.
Mögliche Symptome einer Lungenembolie sind:
- plötzliche Atemnot
- beschleunigte Atmung
- beschleunigter Herzschlag (Tachykardie)
- Schmerzen im Brustkorb
- Husten, unter Umständen mit blutigem Auswurf
- Angst und Beklemmungsgefühle
- Schmerzen in einem Bein, möglicherweise ist das Bein auch geschwollen
- Schweißausbrüche
- Ohnmacht
- Blutdruckabfall (Hypotonie)
- Kreislaufschock
Es gibt nicht eindeutige, typische Anzeichen, die sicher auf eine Lungenembolie hinweisen. Wichtig ist deshalb, jeden Verdacht umgehend ärztlich kontrollieren zu lassen.
Lungenembolie: Ursachen und Risikofaktoren
Ausgangspunkt einer Lungenembolie ist in der Regel ein Gefäßverschluss (Thrombose). In den meisten Fällen ist ein aus den Becken- oder Beinvenen in ein Lungengefäß eingeschwemmtes Blutgerinnsel die Ursache. Den abgelösten Teil des Blutgerinnsels nennen Fachleute auch Embolus. Er gelangt über die untere Hohlvene zum rechten Herzen. Von dort aus schwemmt der Embolus in die rechte oder linke Lungenarterie oder ein von ihr abgehendes, kleineres Blutgefäß und verstopft das Gefäß.
Sehr selten entsteht eine Lungenarterienembolie aufgrund einer anderen Ursache. Möglich sind etwa auch verstopfte Gefäße durch eine Luftblase oder Fettablagerung.
Risikofaktoren einer Lungenembolie
Grundsätzlich erhöhen Risikofaktoren einer Venenthrombose auch die Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie. Dazu zählen vor allem:
- Blutgerinnungsstörung
- größere operative Eingriffe, wie das Einsetzen künstlicher Gelenke in Hüfte oder Knie
- schwere Verletzungen, etwa Knochenbrüche der Wirbelsäule, des Beckens oder Beine
- Lungenembolie oder Venenthrombose in der Vergangenheit
- Herzerkrankungen wie Herzinsuffizienz oder Vorhofflimmern
- Krebserkrankungen, etwa ein Hirntumor oder Blut-, Lungen- oder Magenkrebs
- orale Verhütungsmittel (Antibabypille)
- Hormonersatztherapie in den Wechseljahren
Insbesondere, wenn mehrere Faktoren eintreten, besteht ein hohes Risiko für eine Lungenarterienembolie.
Weitere Faktoren, die das Risiko leicht erhöhen können, sind:
- Schwangerschaft
- Alter
- Bettlägerigkeit, länger als drei Tage
- Bluthochdruck
- Übergewicht (Adipositas)
- Krampfadern
- Diabetes mellitus
- Lungeninfektionen wie Covid-19
- langes Sitzen, etwa während einer langen Flug- oder Autoreise
Lungenembolie: Maßnahmen zur Behandlung
Die Therapie richtet sich vor allem nach dem Schweregrad der Erkrankung. Da meist ein eingeschwemmtes Blutgerinnsel Auslöser ist, setzt die Therapie vorrangig an der Blutgerinnung an. Ziel der Behandlung ist es auch, weitere Embolien zu verhindern. In den meisten Fällen ist eine Therapie im Krankenhaus erforderlich.
Behandlung mit Gerinnungshemmern
Ist der Kreislauf der betroffenen Person stabil, erhält sie in der Regel Medikamente zur Blutverdünnung. Diese tragen dazu bei, erneuten Blutgerinnseln vorzubeugen und bereits bestehende aufzulösen. Patient*innen erhalten hierfür Tabletten (orale Antikoagulation), etwa Vitamin-K-Antagonisten wie Marcumar oder Antikoagulantien (sogenannte NOAKs, neue orale Antikoagulanzien). Unter Umständen verabreichen Ärzt*innen auch Spritzen mit Heparin in den Bauch oder Oberschenkel.
Wer eine Lungenembolie hatte, muss anschließend für drei Monate derartige Medikamente einnehmen. Unter Umständen muss die Behandlung auch längerfristig erfolgen, um erneuten Embolien vorzubeugen.
Therapie bei Lungenembolie und instabilem Kreislauf
Ein instabiler Kreislauf erfordert eine intensivmedizinische Behandlung. Patient*innen erhalten dann umgehend gerinnungshemmende Medikamente und gegebenenfalls weitere Medikamente per Infusionen.
Wichtigstes Ziel ist, den Thrombus schnellstmöglich aufzulösen, um den Blutfluss sicherzustellen und den Druck in den Blutgefäßen zu senken. Fachleute können hierfür sogenannte Thrombolytika in die Vene injizieren, die den Blutpfropf auflösen sollen. Geeignete Wirkstoffe sind etwa Streptokinase, Urokinase oder der rekombinante Gewebe-Plasminogenaktivator (rtPA, auch Alteplase genannt).
Diese Art der Behandlung heißt Lyse-Therapie (oder auch Thrombolyse, Fibrinolyse). Da eine Lyse-Therapie die Blutgerinnung im gesamten Körper stark hemmt, kann sie mit schweren Blutungen einhergehen, etwa im Gehirn oder im Magen-Darm-Trakt. Deshalb ist nicht immer ist eine solche Behandlung möglich.
Dann kann es in manchen Fällen sinnvoll sein, den Verschluss operativ zu entfernen. Fachleute können den Thrombus mit einem Katheter lösen oder absaugen (kathetergestütze Thrombolys oder Thrombektomie). Möglich ist auch eine operative Entfernung (chirurgische Embolektomie). Infolge dieses Eingriffs erhalten Patient*innen für mindestens drei weitere Monate Gerinnungshemmer.
Weitere Medikamente bei Lungenembolie
Liegt eine größere Lungenembolie vor, empfinden Betroffene oft Schmerzen und sind unruhig. Hier können Schmerz- und Beruhigungsmittel zum Einsatz kommen, um diese Beschwerden zu lindern. Außerdem verabreichen Ärzt*innen Sauerstoff über eine Nasensonde.
Lungenembolie: Verlauf und Prognose
Bei einer Lungenembolie hängen Verlauf und Prognose davon ab,
- welcher Schweregrad vorliegt,
- wie alt Betroffene sind,
- welche Vorerkrankungen bestehen,
- wie früh eine Behandlung begonnen wurde,
- ob Komplikationen auftreten und
- ob sich erneut Blutgerinnsel bilden und Gefäße verschließen.
Überlebenschancen bei Lungenembolie
Bleibt eine akute Lungenembolie unbehandelt, versterben circa 30 Prozent der Patient*innen. Erfolgt die Behandlung frühzeitig, sterben ein bis vier Prozent der Betroffenen. Zu den meisten tödlichen Verläufe kommt es, wenn innerhalb von zwei Stunden nach Beginn der Beschwerden keine Behandlung erfolgt.
Viele Betroffene erholen sich von der Erkrankung wieder vollständig. Jedoch kommt es innerhalb von sechs bis zwölf Monaten bei rund 2,5 bis 5 Prozent der Betroffenen zu einem erneuten Blutgerinnsel.
Mögliche Komplikationen und Spätfolgen einer Lungenembolie
Im Anschluss an eine Lungenarterienembolie kann es zu verschiedenen Komplikationen kommen. Mögliche Spätfolgen sind zum Beispiel:
- erneute Lungenembolie
- Lungeninfarkt
- Lungenhochdruck (pulmonale Hypertonie)
- Lungenfellentzündung mit Flüssigkeitsansammlung
- Herzrhythmusstörungen
- erhöhte Belastungen des rechten Herzens mit möglichem Herzversagen
Lungenembolie: Sichere Diagnose erfordert einige Untersuchungen
Bei einer Lungenembolie lässt sich die Diagnose in der Regel erst dann mit Sicherheit stellen, wenn die Ergebnisse verschiedener Untersuchungen vorliegen. Die Diagnostik zielt vor allem darauf ab,
- Zeichen der Rechtsherzbelastung zu erkennen,
- den Embolus darzustellen,
- Anhaltspunkte für eine gestörte Sauerstoffaufnahme in der Lunge zu finden und
- den Ursprung der Embolie zu entdecken, meist einen Gefäßverschluss an anderer Stelle des Körpers.
Im ersten Schritt erkundigt sich die*der Ärztin*Arzt nach den Beschwerden und erfragt die Krankengeschichte (Anamnese). Danach erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der die Beine abgetastet, das Herz abgehört und der Blutdruck gemessen wird.
Bildgebende Verfahren zur Diagnose
Dann schließen sich weitere Untersuchungen an:
Blutuntersuchung: Im Fokus stehen dabei die sogenannten D-Dimere. Sie sind Bruchstücke des Blutgerinnsels, die entstehen, wenn der Körper Teile des Gerinnsels aufzulösen beginnt. D-Dimere können jedoch auch bei anderen Erkrankungen oder während der Schwangerschaft erhöht sein. Darüber hinaus werden die Gerinnungswerte überprüft.
Elektrokardiogramm (EKG): Das EKG gibt Hinweise auf eine Überlastung des rechten Herzens, zeigt aber nicht in allen Fällen Auffälligkeiten an.
Herzultraschall (Echokardiographie): Mit einem Ultraschall des Herzens können Fachleuten den Zustand des rechten Herzens überprüfen und den Blutdruck in den Lungengefäßen messen.
Ultraschall der Beinvenen: Fachleute können über einen Ultraschall der Beine eine Beinvenenthrombose erkennen. Dies sichert in vielen Fällen die Diagnose.
Computertomographie-Pulmonalis-Angiografie (CTPA): Mit der speziellen Röntgenuntersuchung lässt sich ein Blutgerinnsel in der Lunge aufdecken. Die zu untersuchende Person erhält hierfür Kontrastmittel in die Vene.
kombinierte Ventilations-Perfusions-Szintigraphie: Ist keine CTPA möglich, etwa bei bestehender Kontrastmittelallergie oder Nierenerkrankung, kann mittels Ventilations-Perfusions-Szinitgraphie die Durchblutung der Lunge kontrolliert werden. Patient*innen erhalten bei dieser Untersuchung eine schwach radioaktive Substanz in die Vene und zusätzlich per Inhalation.
Lungenembolie: Vorbeugende Maßnahmen
Einer Lungenembolie lässt sich vorbeugen, indem das Risiko für eine Thrombose gesenkt wird. Diese Tipps und Maßnahmen können dabei helfen:
Mobilisierung nach OP: Nach einer Operation sollten Betroffene so früh wie möglich aufstehen und sich unter ärztlicher Anleitung bewegen (Frühmobilisation).
Kompressionsstrümpfe: Wer Kompressionsverbände oder sorgfältig angepasste Kompressionsstrümpfe (Thromboseprophylaxestrümpfe) trägt, verbessert den Abfluss des Bluts aus den Beinvenen und wirkt somit einem Blutgerinnsel entgegen (z. B. vor und nach Operationen oder nach einer Entbindung).
Arzneimittel: Medikamente, die eine Thrombose begünstigen, sollten nach ärztlicher Rücksprache abgesetzt werden. Unter Umständen gibt es passende alternative Arzneimittel.
gesunder Lebensstil: Allgemeine Risikofaktoren wie Übergewicht oder Rauchen sollten vermieden werden. Zudem ist es ratsam, ausreichend zu trinken.
Tipps für längere Reisen: Bei längeren Reisen (z. B. mit Flugzeug, Auto oder Bahn) sollte auf ausreichend Bewegung geachtet werden. Durch wechselweises Anspannen und Loslassen der Beinmuskeln wird das Blut auch in sitzender Position angeregt, aus den Venen zum Herzen zu fließen (sog. Muskelpumpe).
Krampfadern vorbeugen: Venengymnastik trägt dazu bei, Krampfadern vorzubeugen und den Blutfluss zu fördern.
Verhütungsmittel: Unter Umständen kann es nach ärztlicher Rücksprache sinnvoll sein, statt der Antibabypille ein anderes Verhütungsmittel zu wählen.