Lipödem
Verfasst von Dr. rer. nat. Geraldine Nagel • Medizinredakteurin
Geprüft von Dr. med. Jan-Peter Siegers • Phlebologe
Bei einem Lipödem nimmt das Fettgewebe der Unterhaut an beiden Beinen symmetrisch zu und lagert Wasser ein. Im Verlauf reagiert es schmerzhaft auf Druck. Die Erkrankung tritt fast ausschließlich bei Frauen auf. Erfahren Sie, wie man ein Lipödem erkennt, welcher Arzt der richtige Ansprechpartner ist und welche Behandlung hilft.

Inhaltsverzeichnis
Von einem Lipödem spricht man, wenn sich an beiden Beinen (oder seltener an den Armen) das Fettgewebe der Unterhaut vermehrt und schmerzhaft auf Druck reagiert. Manchmal ist auch das Gesäß mitbetroffen.
An Füßen (oder Händen) nimmt das Fettgewebe bei einem Lipödem dagegen nicht zu. Auch der Körperrumpf bleibt vom Lipödem unbeeinträchtigt, sodass ein deutliches Missverhältnis bei den Proportionen von Ober- und Unterkörper besteht, vor allem wenn der Betroffene normalgewichtig ist.
Durch die körperlichen Veränderungen und das damit einhergehende veränderte Aussehen sowie durch die möglicherweise auftretenden Schmerzen empfinden Menschen mit Lipödem häufig einen großen Leidensdruck.
Obwohl das Lipödem gar nicht so selten vorkommt, haben viele Betroffene eine längere Ärzte-Odyssee und damit meist auch einen langen Leidensweg hinter sich. In vielen Fällen lautet die Diagnose erst einmal fälschlicherweise starkes Übergewicht. Maßnahmen wie eine gewichtsreduzierende Diät und Sport bleiben jedoch wirkungslos.
Das Krankheitsbild Lipödem wurde erstmals im Jahr 1940 beschrieben, ist also schon seit gut 80 Jahren bekannt. Dennoch scheint das Lipödem auch heute noch manchen Ärzten nicht wirklich geläufig zu sein. Manche Betroffene erhalten erst nach Jahrzehnten eine korrekte Diagnose und damit auch eine passende Behandlung. Dabei lässt sich die Erkrankung im Prinzip früh erkennen.
Lipödem: Welcher Arzt ist der richtige?
Der geeignete Ansprechpartner, um ein mögliches Lipödem abzuklären, ist ein Phlebologe, ein Lymphologe oder ein Gefäßspezialist.
Lipödem: Symptome
Bei einem Lipödem treten unterschiedliche Symptome auf. Das Unterhautfettgewebe im Bereich der Beine (oder der Arme) nimmt langsam, aber stetig zu. Füße (oder Hände) bleiben dagegen normal, ebenso wie der Rumpf des Körpers.
Je nachdem, wie weit das Lipödem fortgeschritten ist, stimmen die Proportionen zwischen Ober- und Unterkörper nicht mehr. Das fällt umso mehr auf, wenn Betroffene im Grunde normalgewichtig sind.
Fettverteilung an den Gliedmaßen
Die Fettverteilung an den Beinen (bzw. Armen) kann bei Menschen mit Lipödem individuell verschieden sein. Manchmal ist das gesamte Bein von den Knöcheln an aufwärts betroffen (teilweise inklusive Gesäß). Bei anderen vermehrt sich das Fettgewebe möglicherweise nur an den Oberschenkeln oder Unterschenkeln (bzw. Ober- oder Unterarmen).
Ist das Fett gleichmäßig über das gesamte Bein verteilt, spricht man auch von einem Säulenbein. Sammelt sich das Fett vor allem am oberen Teil des Oberschenkels an, liegt eine sogenannte Reiterhose vor.
In späteren Stadien bilden sich bei den Betroffenen möglicherweise Fettwülste oberhalb der Knie oder der Sprunggelenke.
Druckempfindlichkeit
Anfangs sind die vom Lipödem betroffenen Gewebebereiche oft "nur" druckempfindlich. Möglicherweise liegt ein Spannungsgefühl vor.
In fortgeschrittenen Stadien verstärken sich die Symptome: Die Bereiche reagieren dann sehr schmerzhaft auf Druck, können unter Umständen aber auch ohne Druck schmerzen.
Schwere Beine
Im Unterschied zu einem normalen Ödem lässt sich das Gewebe beim Lipödem kaum oder gar nicht eindrücken beziehungsweise der Druck hinterlässt keine Delle. Die Beine fühlen sich durch das Lipödem oft schwer an.
Häufig verstärken sich Symptome wie Schmerzen oder Schweregefühl bei:
- warmem Wetter
- langem Stehen
- langem Sitzen
- abends
In den Beinen (oder Armen) entsteht zudem oft ein Hitzegefühl, obwohl sich die Gliedmaßen von außen kühl anfühlen.
Ernährung und Sport ohne Effekt
Manche Menschen mit Lipödem sind normalgewichtig, andere leiden gleichzeitig an Übergewicht. So oder so – das Lipödem lässt sich nicht im eigentlichen Sinne durch Ernährung oder Sport beeinflussen und reagiert nicht auf Diäten oder Ernährungsumstellungen.
Dennoch kann der Körperrumpf bei bestehendem Übergewicht durch Maßnahmen zur Gewichtsreduzierung an Umfang verlieren.
Häufig blaue Flecken
Im Bereich des Lipödems fühlt sich die Haut insgesamt weich an und wirkt eher zart und fein.
Unter der Haut lassen sich häufig feinste verzweigte Blutgefäße erkennen. Blaue Flecken (Blutergüsse) bilden sich leicht.
Lipödem-Stadien
Mediziner unterscheiden beim Lipödem drei verschiedene Stadien.
Lipödem-Stadium 1
Im ersten Stadium ist die Fettverteilung in der Unterhaut noch gleichmäßig, die Haut ist glatt. Das Bindegewebe wird jedoch bereits überschwemmt und erweicht.
Lipödem-Stadium 2
Bei Stadium 2 bilden sich erste Knötchen im Unterhautfettgewebe. Auf der Haut zeigen sich unebene, Cellulite-ähnliche Stellen. Schmerzen treten auf.
Lipödem-Stadium 3
Im Lipödem-Stadium 3 bildet sich im Gewebe der Unterhaut vermehrt Bindegewebe. Dadurch verhärtet sich der betroffene Bereich. An Oberschenkeln und Knien entstehen deutliche Fettwülste. Die Schmerzen nehmen zu.
© Onmeda

Wie weit die Erkrankung fortschreitet, ist individuell verschieden. Ohne Behandlung kann sich über die Jahre zusätzlich ein Lymphödem bilden. Das heißt, die Lymphflüssigkeit kann nicht richtig aus dem Gewebe abfließen und staut sich auf. Dadurch schwellen die betroffenen Gewebebereiche zusätzlich an.
Bei einem stark ausgeprägten Lipödem kann es unter Umständen zu Problemen beim Gehen oder bei anderen Bewegungsabläufen kommen. Auch wunde Hautstellen sind möglich, wenn die Gliedmaßen durch ihren Umfangszuwachs aneinander scheuern.
Lipödem: Ursachen
Das Lipödem ist letztliche eine Fettverteilungsstörung. Welche Ursachen genau dahinterstecken, ist noch nicht vollständig geklärt. Wahrscheinlich gibt es eine erbliche Komponente, da bei etwa 20 Prozent der Betroffenen weitere Lipödem-Fälle innerhalb der Familie vorkommen.
Menschen mit Lipödem haben eine vermehrt sich an beiden Beinen (oder den Armen) das Fettgewebe der Unterhaut. Im Unterschied zur Fettzunahme bei Übergewicht wachsen jedoch nicht die einzelnen Fettzellen, sondern das Fettgewebe an sich verändert sich:
- Die Zahl der Fettzellen nimmt zu, wodurch das Fettgewebe der Unterhaut dicker wird.
- Fettzellen liegen immer zu mehreren als Läppchen organisiert im Gewebe vor. Beim Lipödem sind die Strukturen, die die Fettzellen zusammenhalten, jedoch stärker und auch vermehrt vorhanden. Die Läppchen bilden als Folge tastbare Knötchen in der Unterhaut.
© LifeART image/2001/ Lippncott Williams & Wilkins all rights rese

Außerdem kommt es beim Lipödem zu einer Erkrankung der kleinsten Blutgefäße (sog. Mikroangiopathie). Als Folge nimmt die Durchlässigkeit der feinen Blutgefäße (Kapillaren) zu.
Gleichzeitig filtert der Körper mehr Wasser aus dem Blut, welches durch die durchlässigeren Gefäßwände leichter ins umliegende Fettgewebe gelangt und dort aufgenommen wird.
So bildet sich schließlich über der bindegewebigen Hüllschicht (Faszien) ein Ödem und bewirkt, dass das Gewebe stark spannt. Das betroffene Gewebe reagiert als Folge dieser Wasseranstauung sehr schmerzhaft auf Druck.
Aufgrund der durchlässigeren Kapillaren kommt es rascher zu blauen Flecken, da nicht nur Wasser, sondern auch rote Blutkörperchen leichter die Gefäßwände durchdringen. Bereits kaum merkliche Stöße können so zu Blutergüssen führen.
Über die Jahre belastet die Erkrankung zunehmend die Lymphgefäße und stört im Verlauf auch den Lymphabfluss. Auf diese Weise kann sich zusätzlich zum Lipödem ein Lymphödem ausbilden.
Keinen ursächlichen Einfluss auf die Entstehung eines Lipödems hat dagegen die Ernährung. Das übermäßige Fettgewebe an den Beinen (oder Armen) ist nicht die Folge einer kalorienreichen Ernährung. Es kann aber unter Umständen durch diese verstärkt werden.
Lipödem: Häufigkeit
Wie häufig ein Lipödem auftritt, lässt sich nicht mit Sicherheit sagen. Bislang gibt es kaum aussagekräftige Daten. Schätzungen zufolge sollen in Deutschland jedoch etwa eine Million Menschen vom Lipödem betroffen sein.
Wahrscheinlich liegt die Zahl sogar höher, da ein Lipödem im Anfangsstadium möglicherweise nicht als solches erkannt wird oder ein fortgeschrittenes Stadium fälschlicherweise für ein reines Lymphödem gehalten wird.
Ein Lipödem entwickelt sich fast ausschließlich bei Frauen. In der Regel beginnt es in jüngerem Alter, meist nach der Pubertät oder nach einer Schwangerschaft. Dass ein Lipödem bei Frauen erst im mittleren Lebensalter neu auftritt ist eher selten.
In etwa 70 Prozent der Fälle betrifft die Erkrankung nur die Beine, in 30 Prozent der Fälle zusätzlich auch die Arme.
Männer erkranken nur äußerst selten an einem Lipödem und wenn, dann eher im mittleren Lebensalter. Bei ihnen tritt die Erkrankung meist im Zusammenhang mit
- einem alkoholbedingten Leberschaden,
- starken hormonellen Störungen (z. B. Hypogonadismus) oder
- einer Hormonbehandlung (z. B. bei Krebserkrankungen) auf.
Lipödem: Diagnose
Häufig kann der Arzt bereits anhand des typischen Aussehens der Beine (oder Arme) im Verhältnis zum (meist) schlanken Oberkörper die Diagnose Lipödem stellen. Ein deutlicher Hinweis auf die Erkrankung ist zudem, wenn die betroffenen Bereiche schmerzhaft auf Druck reagieren und Betroffene berichten, dass sie sehr schnell blaue Flecken bekommen.
Beim Abtasten der Haut fühlt der Arzt im Falle eines Lipödems eine Struktur, die kleinen Styroporkügelchen oder in späteren Stadien auch walnussgroßen Kugeln ähnelt. Die Haut fühlt sich außerdem eher weich an. Drückt man in das Gewebe, bleibt keine Delle zurück.
Kneiftest
Beim sogenannten paradoxen Kneiftest kneift der Arzt in die Haut des Oberschenkels – einmal an der Beininnenseite und einmal an der Beinaußenseite. Bei Lipödem empfinden Betroffene den Schmerz nun außen am Bein stärker als innen. Normalerweise wird dies genau umgekehrt empfunden.
Stemmer-Test
Der sogenannte Stemmer-Test kann dabei helfen, zu unterscheiden, ob es sich um ein Lipödem oder ein Lymphödem handelt. Hierfür greift der Arzt die Haut am zweiten Zeh und versucht, diese anzuheben. Bei einem Lipödem sollte das möglich sein ("negativer Stemmer-Test"). Bei einem Lymphödem funktioniert dies dagegen meist nicht ("positiver Stemmer-Test").
Sofern die Erkrankung weiter fortgeschritten ist und zusätzlich ein Lymphödem besteht, kann der Stemmer-Test aber auch bei Lipödem positiv ausfallen.
Bildgebende Verfahren
Theoretisch sind keine diagnostischen Apparate notwendig, um die Diagnose Lipödem zu stellen. Dennoch können weitere Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren zum Einsatz kommen.
Eine Ultraschalluntersuchung der Beine (oder Arme) kann zum Beispiel weitere typische Anzeichen eines Lipödems zeigen: Hier lässt sich in der Regel erkennen, dass das Unterhautfettgewebe zugenommen hat und diffus eingelagertes Wasser aufweist.
Mithilfe der Magnetresonanztomographie (MRT) oder Computertomographie (CT) lässt sich eine verdickte Unterhaut nachweisen.
Weitere mögliche Diagnose-Verfahren für ein Lipödem sind die indirekte Lymphangiographie und die Lymphszintigraphie, mit denen man Aufschluss darüber erhält, wie gut das Lymphsystem und der Lymphabfluss funktionieren.
Weitere Hinweise und Ausschluss anderer Erkrankungen
Als Hinweis auf ein Lipödem gilt auch, wenn das Fettgewebe an den Beinen (oder Armen) nicht auf Diäten reagiert, der Körperrumpf aber schon.
Um sicherzugehen, dass es sich um ein Lipödem handelt, wird der Arzt außerdem bestimmte Erkrankungen ausschließen, die zu einem ähnlichen Beschwerdebild führen können. Zu diesen Erkrankungen zählen zum Beispiel:
- Lipohypertrophie: Hierbei vermehrt sich ebenfalls das Fettgewebe der Unterhaut, lagert jedoch kein Wasser ein und führt auch nicht zu Schmerzen durch Druck. Möglicherweise kann sich im späteren Verlauf aus einer Lipohypertrophie auch ein Lipödem entwickeln – hierzu sind jedoch weitere Studien notwendig.
- primäre Lymphödem: Das primäre Lymphödem ist erblich bedingt. Das angeschwollene Gewebe reagiert nicht schmerzhaft auf Druck und im Unterschied zum Lipödem schwillt meist die Oberseite der Füße mit an.
- Phlebödem: Im Rahmen einer chronischen Venenschwäche kann es zu Ödemen im Bereich der Beine kommen.
- Morbus Dercum (Adipositas dolorosa): Bei dieser Erkrankung sammelt sich ebenfalls Fett im Bereich der Beine an (Füße ausgenommen) und führt zu Schmerzen. Die Erkrankung tritt jedoch in der Regel erst in den Wechseljahren auf.
- Morbus Madelung: Diese Erkrankung betrifft vorwiegend Männer. Hier vermehrt sich das Fettgewebe je nach Erkrankungstyp
- entweder im Hals-Nacken-Bereich
- oder an den Schultern, zwischen den Schulterblättern und an den Oberarmen
- oder im Bereich des Beckens.
- Adipositas: Bei starkem Übergewicht (Adipositas) kommt es zwar auch zu einer Fettvermehrung, jedoch nimmt das Fett hier am ganzen Körper zu und nicht nur an den Beinen (oder Armen).
Lipödem: Behandlung
Bislang gibt es für das Lipödem keine ursächliche Behandlung. Dennoch lassen sich die Beschwerden der Erkrankung durch eine passende Therapie größtenteils lindern. Und auch der Umfang der Beine (oder Arme) lässt sich verringern.
Ob bei einem Lipödem eine Behandlung notwendig ist, hängt davon ab, wie weit die Erkrankung bereits fortgeschritten ist. In Stadium 1 gilt eine Therapie oft nicht als notwendig. In der Regel verschreiben Ärzte erst ab Stadium 2 und 3 des Lipödems therapeutische Maßnahmen.
Bei einem Lipödem ist das erste Ziel der Behandlung, das im Gewebe gespeicherte Wasser so weit wie möglich zu verringern – und dadurch das Gewebe zu entstauen. Das lässt sich mit 2 Methoden erreichen:
- über die komplexe physikalische Entstauungstherapie (KPE): Die KPE ist eine Kombination aus 4 verschiedenen Maßnahmen:
- manuelle Lymphdrainage (ca. ein- bis zweimal pro Woche)
- Kompressionsverbände, also spezielle Bandagen oder Kompressionsstrümpfe (täglich)
- Krankengymnastik
- intensive Hautpflege
- über Kompressionsverbände: Durch spezielle Verbände oder durch Kompressionsstrümpfe lässt sich in frühen Stadien oft verhindern, dass sich mehr Wasser einlagert bzw. sich das Lipödem verschlimmert
Laut Empfehlungen sollte man die komplexe physikalische Entstauungstherapie möglichst lebenslang fortführen, da sich die Ödeme sonst erneut bilden.
Auf das Fettgewebe an sich hat die KPE jedoch keine Auswirkungen. Nach einer erfolgreichen Entwässerung des Lipödems kann deshalb eine Fettabsaugung (Liposuktion) infrage kommen, bei der man übermäßiges Fettgewebe entfernt.
Obwohl eine Kombination aus komplexer physikalischer Entstauungstherapie und Fettabsaugung als Behandlung von Experten empfohlen wird, zählt die Fettabsaugung noch nicht zu den Standardtherapien beim Lipödem. Aus diesem Grund müssen Betroffene die Kosten für eine Fettabsaugung in der Regel selbst tragen, da der Eingriff von den Krankenkassen bislang als reine Schönheits-OP gewertet wird.
Entwässernde Medikamente (Diuretika)
Eine Behandlung des Lipödems mit entwässernden Medikamenten (Diuretika) gilt als nicht empfehlenswert, da sich bei längerer Einnahme das Gewebe verhärten kann.
Ernährung
Eine Ernährungsumstellung bringt nicht im eigentlichen Sinne einen Erfolg, da das vermehrte Fettgewebe bei einem Lipödem nicht die Folge einer übermäßigen Kalorienzufuhr ist.
Sofern allerdings gleichzeitig starkes Übergewicht vorhanden ist (was in etwa 60 Prozent der Fälle vorkommt), kann eine Umstellung hin zu einer ausgewogenen Ernährung jedoch dazu beitragen, dass das Körpergewicht reduziert wird, um ein Normalgewicht zu erreichen.
Besonders günstig scheint sich hierbei eine Ernährungsumstellung auszuwirken, bei der man anfangs Kohlenhydrate sehr stark verringert, während der Eiweißgehalt unverändert bleibt. Später wird die Kohlenhydratzufuhr nach und nach wieder angepasst.
Bei vorhandenem Lipödem sollten Betroffene zudem darauf achten, dass das Gewicht durch ungünstige Ernährungsweisen nicht noch zunimmt.
Video: 5 Regeln für eine gesunde Ernährung
Sport
Es gibt keine speziellen Sportübungen, die dabei helfen, ein Lipödem zu verringern. Auch ein Bauch-Beine-Po-Training bleibt wirkungslos. Sportarten im Wasser können die Beschwerden jedoch insofern lindern, dass durch den Wasserdruck eine Art Lymphdrainage entsteht. Empfehlenswert sind hierfür zum Beispiel Wassersportarten wie
- Schwimmen
- Aqua-Jogging
- Aqua-Aerobic
- Aqua-Cycling
Sport ist auch zu empfehlen, wenn es darum geht, vorhandenes Übergewicht zu verringern und das Herz-Kreislaufsystem zu unterstützen.
Lipödem: Verlauf
Ein Lipödem entwickelt sich meist langsam, über viele Jahre hinweg, sodass sie sich nicht sofort bemerkbar macht. Das Fettgewebe der Unterhaut nimmt im Bereich der Beine (oder Arme) langsam, aber stetig zu.
Wie weit die Erkrankung und der damit einhergehende Umfangzuwachs fortschreiten, ist individuell verschieden und kommt darauf an ob und wann eine Behandlung beginnt.
Anfangs fallen die Veränderungen an den Gliedmaßen kaum auf oder werden für eine normale Gewichtszunahme gehalten. Auf Sport oder Diätversuche reagiert das Fettgewebe an den Beinen (oder Armen) allerdings nicht. Das Abnehmen wirkt sich höchstens auf den Körperrumpf aus.
Wenn das Fettgewebe mit der Zeit anwächst und sich vermehrt Wasser ins Gewebe einlagert, verschieben sich die Körperproportionen immer mehr und wirken ungleichmäßig. Im Verhältnis zu den Beinen scheint der Oberkörper dann oft ungewöhnlich schmal zu sein.
Die anfangs noch glatte Haut wird allmählich unebener und fühlt sich zunehmend unangenehm an. Manche Betroffene berichten von Symptomen wie einem unangenehmen Spannungs- oder Druckgefühl.
Schließlich kann die Haut auch schmerzhaft auf Druck reagieren oder fortwährend schmerzen. Die Beschwerden verstärken sich häufig bei Wärme, langem Stehen oder Sitzen sowie zum Abend hin. Es entstehen rasch blaue Flecken.
Wie sich das Fettgewebe in den Beinen (oder Armen) verteilt, kann individuell unterschiedlich sein. Immer tritt der Fettzuwachs jedoch symmetrisch an beiden Gliedmaßen auf. Füße (oder Hände) bleiben dabei ausgespart von der Fettzunahme.
Bei manchen Betroffenen verteilt sich Fett gleichmäßig über das ganze Bein (den ganzen Arm). Bei anderen sammelt es sich vorwiegend jeweils an den Ober- oder Unterschenkeln (Ober- oder Unterarmen).
Das Fettgewebe wird dabei über die Jahre delliger und wulstiger. Hat das Lipödem bereits stärkere Ausmaße angenommen, bilden sich oberhalb der Knie oder an den Sprunggelenken in manchen Fällen überhängende Fettlappen/-wülste.
Besteht die Erkrankung bereits über Jahre, gerät zudem das Lymphsystem an seine Grenzen, sodass sich ohne Behandlung möglicherweise zusätzlich zum Lipödem auch ein Lymphödem entwickelt. Ein Lymphödem entsteht, wenn Flüssigkeit aus den Lymphbahnen in das umliegende Gewebe dringt. Es zeigt sich ebenfalls durch Schwellungen.
Mit Behandlung
Wird ein Lipödem bereits im Frühstadium erkannt, kann die Behandlung rechtzeitig beginnen und den Verlauf günstig beeinflussen. Kommen bereits im Anfangsstadium Kompressionsverbände zum Einsatz, lässt sich die Einlagerung von Wasser oft aufhalten.
Eine geeignete Behandlung in späteren Stadien entwässert das Lipödem und lindert dadurch die Schmerzen und andere mit der Erkrankung einhergehende Beschwerden. Die Lebensqualität der Betroffenen lässt sich auf diese Weise bereits deutlich verbessern.
Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2020
Online-Informationen der Lipödem Hilfe Deutschland: www.lipoedem-hilfe-ev.de (Abrufdatum: 3.8.2020)
Ernährungstherapie bei Lipödem und Adipositas. Online-Informationen der Lipödem Selbsthilfe: www.lymphselbsthilfe.de (Abrufdatum: 3.8.2020)
Faerber, G.: Ernährungstherapie bei Lipödem und Adipositas – Ergebnisse eines leitliniengerechten Therapiekonzepts (PDF). Vasomed, Jg. 29, Nr. 4, S. 176-177 (2017)
Kasseroller, R., et al.: Kompendium der Lymphangiologie. Thieme, Stuttgart 2015
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie: Lipödem (PDF). AWMF-Leitlinien-Register Nr. 037/012 (Stand: 31.10.2015)
Arastéh, K., et al.: Duale Reihe Innere Medizin. Thieme, Stuttgart 2013
Battegay, E.: Siegenthalers Differenzialdiagnose. Thieme, Stuttgart 2013
Hüte-Becker, A., et al.: Physikalische Therapie, Massage, Elektrotherapie und Lymphdrainage. Thieme, Stuttgart 2006
Vollrath-Meier, I., Schneider, W., Schmeller, W.: Lipödem – Verbesserte Lebensqualität durch Therapiekombination. Deutsches Ärzteblatt, Jg. 102, Heft 15, S. A1061-1067 (2005)
Weitere Informationen
ICD-10-Diagnoseschlüssel:
Hier finden Sie den passenden ICD-10-Code zu "Lipödem":
Onmeda-Lesetipps:
Linktipps:
- www.lipoedem-hilfe-ev.de Die Website der Lipödem Hilfe Deutschland e. V. bietet viele Informationen rund um die Krankheit Lipödem und deren Behandlung. Dort findet sich auch eine Übersicht mit Adressen von Selbsthilfegruppen.
Buchtipps:

Leichter leben mit Lipödem
Lia Lindmann
224 Seiten Humboldt 2020
Weniger Schmerzen mehr Mobilität: Dicke Beine, schwere Beine, ständig blaue Flecken für Frauen, die an einem Lipödem leiden, ist das Leben oft eine jahrelange Qual. So, wie für Lia Lindmann. Als sie die Diagnose erhielt, war sie gleich mehrfach schlecht beraten: fehlende Aufklärung, Halbwahrheiten und Schreckensszenarien ließen sie glauben, das Lipödem sei ein dramatischer Schicksalsschlag, dem man als Betroffene hilflos ausgeliefert ist. Doch acht Jahre nach der Diagnose und rund 40 Kilo leichter fühlt sie sich besser als je zuvor. In ihrem Ratgeber schildert sie ihren Weg zu einem leichteren Leben mit mehr Mobilität und weniger Schmerzen trotz chronischer Erkrankung. Das Buch eignet sich für alle, die ihre Lebensqualität mit Lipödem verbessern möchten. Egal, ob vor der Diagnose, kurz danach oder nach Jahren mit der Erkrankung: Hier finden Betroffene die neuesten Erkenntnisse aus Forschung und Praxis zu einer bisher noch zu oft verkannten Erkrankung. Bewährtes Selbsthilfeprogramm: Für ihren Ratgeber hat Lia Lindmann mit Spezialistinnen gesprochen, von denen einige weltführend im Bereich der Lipödemforschung und -behandlung sind: eine Schmerztherapeutin, eine Endokrinologin, Fettzellforscherinnen, eine Gynäkologin, Lipödem-Chirurginnen, Therapeutinnen für Ernährung, Physiotherapie und Psychotherapie, Aktivistinnen, Beraterinnen und eine Fachanwältin für Medizinrecht. Dieses geballte Expertenwissen sowie Lia Lindmanns eigenes Selbsthilfe-Programm zeigen, wie es gelingen kann, Gewicht zu reduzieren, die lipödemtypischen Schmerzen zu lindern und Mobilität zurückzugewinnen. Das Buch enthält über 200 Tipps und Maßnahmen für mehr Wohlbefinden sowie praktische Checklisten, die das Leben mit Lipödem erleichtern.
Bei Amazon bestellen AnzeigeLetzte inhaltliche Prüfung: 03.08.2020
Letzte Änderung: 11.11.2020