Lichen sclerosus: Symptome, Ursachen und Behandlung
Lichen sclerosus ist eine chronische Erkrankung, die mit Hautveränderungen – hauptsächlich im Genitalbereich – einhergeht. Meist erkranken Frauen, seltener Männer oder Kinder. Juckreiz gilt als typisches Symptom für Lichen sclerosus. Wie Lichen sclerosus erkannt wird und was Betroffene tun können, lesen Sie hier.
Lichen sclerosus: Überblick
Die Hauterkrankung Lichen sclerosus betrifft überwiegend Frauen im Erwachsenenalter, seltener erkranken auch Männer oder Kinder. Lichen sclerosus tritt im äußeren Genitalbereich auf. Die Hautveränderungen sind nicht ansteckend, allerdings verschwinden sie von selbst nicht wieder. Oft wird der mit Lichen sclerosus verbundene Juckreiz von den Betroffenen längere Zeit aus Scham ignoriert und dann häufig auch nicht sofort richtig diagnostiziert.
Die dermatologische Fachpraxis ist die richtige Anlaufstelle für Diagnose und Therapie der Hautveränderungen des äußeren Genitalbereichs. Wird Lichen sclerosus nicht behandelt, können im Laufe der Zeit Vernarbungen entstehen. Zudem steigt das Risiko für Krebs. Lichen sclerosus ist nicht heilbar, allerdings lassen sich die Symptome gut behandeln und die Hautveränderungen in den Griff kriegen.
Symptome bei Lichen sclerosus
Lichen sclerosus macht sich mit einem anhaltenden Juckreiz im Genitalbereich bemerkbar. Zu Beginn ähnelt die Hautveränderung einem braun-roten Ekzem. Im Verlauf kann sich die Haut weißlich, blass glänzend verändern, es entstehen weiße Flecken und Knötchen. Konstant bleibt der Juckreiz, der zu Rissen in der Hautoberfläche und zu kleinen Verletzungen führen kann. Die Betroffenen klagen über Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und ein Wundgefühl danach. Lichen sclerosus breitet sich vorwiegend im Genitalbereich aus, seltener ist der Rumpf von dieser Hauterkrankung befallen.
Im frühen Stadium sind die Hautveränderungen meist noch nicht sichtbar, der Juckreiz lässt dann oft eine Pilzinfektion vermuten. Bei Frauen tritt Lichen sclerosus in der Regel an den äußeren Schamlippen auf, die Juckreiz verursachende Hautveränderung kann sich aber auch um die Klitoris und den Damm ausbreiten.
Bei Männern zeigen sich im Falle der Erkrankung weißliche Flecken auf der Vorhaut. Sie weisen in der Regel weniger Juckreiz auf, haben dafür Erektionsprobleme, bedingt durch eine Verengung der Vorhaut. Bei Kindern tritt Lichen sclerosus selten auf. Jungen leiden dann ebenfalls an einer Verengung der Vorhaut, bei Mädchen tritt Juckreiz auf, manchmal verbunden mit Beschwerden beim Stuhlgang.
Da Rötungen und Depigmentierungen der Haut auch in Zusammenhang mit Ekzemen auftreten können, fällt es selbst Fachleuten manchmal schwer, Lichen sclerosus korrekt zu diagnostizieren. Wenn der Juckreiz im Genitalbereich aber über längere Zeit anhält und sich weißliche Veränderungen bilden, kann es sich um Lichen sclerosus handeln.
Lichen sclerosus: Ursache ist unklar
Lichen sclerosus ist nicht ansteckend, die Ursachen für die Entstehung sind bislang nicht ausreichend geklärt. Angenommen wird eine genetische Veranlagung, denn etwa zehn Prozent der Erkrankten haben Angehörige mit der gleichen Krankheit, was eine erbliche Vorbelastung bestätigt. Auch eine Autoimmunreaktion, ein chirurgischer Eingriff oder ein frühes Trauma, wie beispielsweise ein Missbrauch in der Kindheit, kommen möglicherweise als Trigger infrage. Viren oder Bakterien sind als Auslöser hingegen unwahrscheinlich.
Die juckreizverursachenden Hautveränderungen im Genitalbereich können zwar in jedem Lebensalter auftreten, vorwiegend betroffen sind allerdings Frauen in der Menopause. Das legt hormonelle Ursachen nahe, eine Pille mit antiandrogener Teilwirkung scheint eine krankheitsbegünstigende Wirkung zu haben. Auch Scheuereffekte durch enge Kleidung, Harninkontinenz oder Strahlentherapie können möglicherweise das Auftreten von Lichen sclerosus begünstigen.
Diagnose des Lichen sclerosus
Fachleute gehen von einer hohen Dunkelziffer bei den Erkrankungen mit Lichen sclerosus aus. Viele Betroffene scheuen den Gang in die Arztpraxis und plagen sich mit dem Juckreiz lange Zeit allein herum. Die dann vielleicht angesprochenen Hausärzt*innen kennen sich mit dem Krankheitsbild häufig nicht ausreichend aus und vermuten aufgrund des Juckreizes eher eine Pilzerkrankung.
Bei Hautveränderungen im Genitalbereich sind die Patient*innen ohnehin unsicher, welche Fachdisziplin nun die richtige ist und wenden sich in erster Linie an eine gynäkologische oder urologische Fachpraxis. Wirklich vertraut mit dem Krankheitsbild Lichen sclerosus und den Erscheinungsformen, die nicht immer mit Juckreiz einhergehen müssen, sind in der Regel Dermatolog*innen. Diese Ärzt*innen können nach dem klassischen, klinischen Bild und der äußeren Untersuchung des Genitalbereichs sicher eine Diagnose stellen. Wenn das klinische Bild nicht ganz eindeutig ist, kann zusätzlich eine Gewebeprobe genommen werden. Die Biopsie oder Gewebeprobe wird bei lokaler Anästhesie aus einer veränderten Stelle entnommen. Bei Kindern verzichtet man auf die Biopsie wegen der Gefahr eines schweren Traumas.
Behandlung des Lichen sclerosus
So unangenehm ein Lichen sclerosus auch ist mit dem Juckreiz des äußeren Genitals, der Vulva bei Frauen, oder seltener, einer enger werdenden Vorhaut bei Männern, so einfach ist die richtige Behandlung dieser Hautveränderung. Die europäischen Leitlinien empfehlen die Anwendung von kortisonhaltigen Salben, die direkt auf den erkrankten Genitalbereich aufgetragen werden.
Die empfohlene Behandlungsdauer umfasst drei Monate, danach berichten 75 bis 90 Prozent der Patient*innen über eine signifikante Verbesserung ihres Lichen sclerosus. Der Juckreiz ist stark rückläufig und die Hautveränderungen können – gerade in frühen Stadien der Erkrankung – ganz verschwinden.
Bei vielen Frauen mit Lichen sclerosus ist eine jahrelange Langzeitbehandlung angezeigt. Es hat sich erwiesen, dass eine individuell angepasste Behandlung mit zwei wöchentlichen Salbenanwendungen die Symptome dauerhaft unterdrückt. Neben der Behandlung mit einer Kortisonsalbe werden zusätzlich fette Salben wie beispielsweise Vaseline mehrmals täglich zum Einreiben des gereizten Genitalbereichs empfohlen. Beim Waschen sollte man möglichst keine Seife verwenden und vorsichtig und sorgsam mit dem Hautbereich umgehen.
Jungen und Männern, die unter Lichen sclerosus leiden, kann oft eine Beschneidung der verengten Vorhaut helfen, die Erkrankung zu stoppen.
Verlauf bei Lichen sclerosus
Lichen sclerosus verläuft normalerweise chronisch und begleitet die Betroffenen – in erster Linie Frauen und Mädchen – ein Leben lang. Salben mit Kortison zeigen eine gute Wirkung und unterdrücken bei 75 bis 90 Prozent der Erkrankten die Symptome. Eine früh einsetzende, dauerhafte Behandlung reduziert die Narbenbildung und verringert zudem das Risiko einer bösartigen Weiterentwicklung. Bei Männern sind die Heilungschancen größer, hier tauchen in 90 bis 100 Prozent der Fälle keine neuen Schübe der Erkrankung auf.
Zur regelmäßigen Behandlung eines chronischen Lichen sclerosus gehören:
- Möglichst frühzeitige Diagnose und Therapiebeginn
- Therapietreue Anwendung der verschriebenen Kortisonsalbe
- Kontinuierliche Pflege des Genitalbereichs mit fettenden Salben
- Regelmäßige Kontrollen zum Schutz vor einer Krebserkrankung
Auch im Alltag können Betroffene einiges für sich tun, indem sie lokale Belastungen des gereizten Bereichs möglichst vermeiden:
- Keine enge Kleidung und Unterwäsche tragen
- Atmungsaktive Materialien verwenden
- Keine Intimsprays, möglichst keine Seife gebrauchen
- Sportliche Belastungen wie Reiten oder Radfahren vermeiden oder für entsprechende Polsterung sorgen
Auch wenn Lichen sclerosus eine wahrscheinlich viel häufigere Erkrankung ist, als sie wirklich diagnostiziert wird, kann mit einer möglichst früh beginnenden Therapie eine gute Symptombehandlung erfolgen. Die dauerhafte Behandlung sollte konsequent durchgeführt werden, auch wenn sich aktuell keine Beschwerden zeigen. Die Behandlung sichert eine gute Lebensqualität und kann die Entstehung von bösartigem Gewebe verhindern.