Lebensmittelunverträglichkeit: Mann hat Bauchweh nach dem Essen
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Lebensmittelunverträglichkeit: Symptome und Test

Von: Dr. rer. nat. Geraldine Nagel (Medizinredakteurin), Frederike Rausch (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 13.07.2023

Bauchschmerzen, Durchfall oder Sodbrennen – eine Lebensmittelunverträglichkeit oder auch Nahrungsmittelunverträglichkeit kann mit sehr verschiedenen Symptomen einhergehen. Welche Anzeichen gibt es und wie erfolgt der Test bei einer Lebensmittelintoleranz?

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit handelt es sich um einen Oberbegriff für Unverträglichkeitsreaktionen auf Nahrungsmittel. Je nach Ausmaß und Ausprägung ist der Körper nicht im stande, bestimmte Nahrungsmittel zu verarbeiten.
  • Symptome: Häufig treten nach Verzehr bestimmter Lebensmittel Verdauungsbeschwerden wie Durchfall, Blähungen oder Sodbrennen auf. 
  • Diagnose: Meist muss ein Ernährungs- und Symptomtagebuch geführt werden, um die Diagnose zu stellen. Oft wird eine Karenzdiät mit anschließendem Provokationstest durchgeführt. Zum Einsatz können auch Atem- und Bluttests kommen. Mithilfe eines Prick-Tests wird ausgeschlossen, dass es sich um eine Lebensmittelallergie handelt.
  • Ursachen: Die Gründe sind sehr verschieden. Betroffene verfügen zum Beispiel nicht über bestimmte Enzyme oder Proteine, um Bestandteile aus der Nahrung verwerten zu können. 
  • Therapie: Die Behandlung ist von der jeweiligen Ursache abhängig. In der Regel gilt es, die Ernährung mit professioneller Unterstützung entsprechend umzustellen. In bestimmten Fällen können Tabletten eingenommen werden, um den Darm bei der Verdauung zu unterstützen.

Was ist eine Lebensmittelunverträglichkeit?

Bei einer Lebensmittelunverträglichkeit (Nahrungsmittelunverträglichkeit) kann der Körper bestimmte Speisen oder ihre Bestandteile nicht verdauen und reagiert mit verschiedenen Beschwerden. 

Zu den häufigsten Auslösern zählen:

  • Milchzucker beziehungsweise Laktose (Laktoseintoleranz)
  • Fruchtzucker (Fructoseintoleranz)
  • Gluten (Glutenunverträglichkeit)
  • Histamin (Histaminintoleranz)

Unterschied Lebensmittelunverträglichkeit und Allergie

Der vorliegende Artikel befasst sich mit der nicht-allergischen Lebensmittelunverträglichkeit, auch Lebensmittelintoleranz genannt. Diese ist von der Lebensmittelallergie abzugrenzen. Bei einer Lebensmittelallergie erkennt das Immunsystem eigentlich harmlose Eiweiße in der Nahrung als schädlich und initiiert eine Abwehrreaktion. Möglich sind milde Symptome wie Juckreiz, Hautausschlag oder Hautrötungen bis hin zu schweren Reaktionen wie einem anaphylaktischen Schock. 

Lebensmittelunverträglichkeit: Mögliche Symptome

Die Symptome einer Lebensmittelunverträglichkeit können von Mensch zu Mensch und je nach Ursache unterschiedlich stark sein. Zu den typischen Beschwerden einer nicht-allergisch bedingten Lebensmittelunverträglichkeit zählen Magen-Darm-Beschwerden wie:

Möglich sind außerdem Kopfschmerzen, Schwindel und Abgeschlagenheit. Die Beschwerden können sich akut direkt nach dem Verzehr äußern oder erst einige Stunden später.

Lebensmittelunverträglichkeit: Test und Diagnose

Wer glaubt, an einer Lebensmittelunverträglichkeit zu leiden, kann zunächst eine hausärztliche Praxis aufsuchen, gegebenenfalls erfolgt die Überweisung an eine Fachpraxis. 

Um andere mögliche Ursachen für die Beschwerden auszuschließen, erfolgt zunächst eine ausführliche Anamnese. Dabei werden die genauen Symptome sowie mögliche Vorerkrankungen besprochen. Für die medizinische Fachperson ist etwa von Interesse, ob auch andere Unverträglichkeiten sowie Allergien bekannt sind.

Lebensmittelunverträglichkeit: Ernährungstagebuch und Tests

Für die Diagnose ist zunächst das Führen eines Ernährungstagebuchs sinnvoll. In diesem halten Betroffene fest, wann und welche Symptome auftreten und welche Lebensmittel zuvor verzehrt wurden. Weitere diagnostische Maßnahmen können sein:

  • Allergietests: Um herauszufinden, ob es sich bei der Nahrungsmittelunverträglichkeit eventuell um eine Lebensmittelallergie handelt, kommt oft der Prick-Test sowie ein Bluttest zum Einsatz. Besteht eine Lebensmittelintoleranz, sind die Ergebnisse negativ.
  • Atemtest: Bei einigen Unverträglichkeiten, etwa gegenüber Fructose, kann ein H2-Atemtest durchgeführt werden. Dabei trinken Betroffene zunächst eine fructosehaltige Lösung. Anschließend wird der Wasserstoffgehalt der Atemluft gemessen. 
  • Gentest: Um eine erblich bedingte Intoleranz, etwa gegenüber Laktose, nachzuweisen, wird ein Wangenabstrich genommen und anschließend im Labor auf entsprechende Auffälligkeiten im Erbgut analysiert.
  • Ernährungsumstellung: Im Rahmen einer Karenzdiät werden für eine bestimmte Zeit verdächtige Lebensmittel vermieden und untersucht, ob sich die Symptome bessern. Darauf kann ein Provokationstest folgen, wobei Betroffene das jeweilige Nahrungsmittel in kontrollierten Mengen aufnehmen.

Ursachen einer Lebensmittelunverträglichkeit

Je nachdem, welche Mechanismen der Nahrungsmittelintoleranz zugrunde liegen, ordnen Fachleute sie eine der folgenden Gruppen zu:

  • Enzymdefekte bzw. Enzymmangel (Enzymopathie): Bei dieser Form der Nahrungsmittelintoleranz kann ein Enzym seine Aufgabe im Körper nicht richtig erfüllen. Entweder, weil es einen strukturellen Defekt aufweist oder in zu geringen Mengen vorkommt. Ein Beispiel für eine erworbene Enzymopathie ist die Laktoseintoleranz, bei der das Enzym Laktase fehlt oder nur eine geringe Aktivität hat.
  • pharmakologische Reaktionen (pharmakologische Intoleranzen): Hierbei reagiert der Körper auf Lebensmittel, die einen hohen Bestandteil an pharmakologisch aktiven Substanzen haben. Das sind Substanzen, die im Körper zum Beispiel gefäßerweiternd wirken oder andere Reaktionen hervorrufen können. Ein Beispiel für solch eine Substanz sind Histamine (etwa in Rotwein und Hartkäse).
  • pseudoallergische Reaktionen (Pseudoallergie): Bei einer Pseudoallergie treten scheinbar-allergische Beschwerden auf, obwohl keine Allergie im eigentlichen Sinne vorliegt.

Eine Sonderstellung hat die echte Histaminintoleranz, da sie von ihren Entstehungsmechanismen her zwischen der Enzymopathie und der pharmakologischen Intoleranz einzuordnen ist.

Lebensmittelunverträglichkeit durch andere Ursachen

Eine Lebensmittelunverträglichkeit kann auch auf bestimmte Krankheiten zurückzuführen sein. Betroffene des Reizdarmsyndroms klagen etwa häufig darüber, dass verschiedene Nahrungsmittel ihre Beschwerden verstärken. Ebenso können Stress und ein hektischer Lebensstil dazu führen, dass es nach dem Essen zu Verdauungsbeschwerden kommt. 

Zudem kann die Unverträglichkeit gegenüber bestimmter Nahrung subjektiv wahrgenommen werden, ohne dass sich diese objektiv erklären lässt. Betroffene empfinden hierbei einen starken Widerwillen gegen bestimmte Nahrungsmittel oder sogar Ekel und bekommen dadurch Beschwerden. Solche subjektiven Unverträglichkeitsreaktionen haben unter Umständen psychosomatische Ursachen.

Wie wird eine Lebensmittelunverträglichkeit behandelt?

Bei einer Nahrungsmittelintoleranz hängt die Therapie von der jeweiligen Ursache der Beschwerden ab. Ist eine andere Erkrankung der Grund (etwa eine chronisch-endzündliche Darmerkrankung), muss diese behandelt werden.

Bei bestimmten Intoleranzen, etwa gegenüber Laktose, stehen Tabletten mit dem Enzym Laktase zur Verfügung, durch welche Betroffene Milchprodukte essen können, ohne starke Beschwerden zu bekommen. Auch bei einer Histaminintoleranz können Medikamente (Antihistaminika) Symptome beim Verzehr bestimmter Lebensmittel lindern. Zu beachten ist, dass derartige Arzneimittel nicht die Ursachen einer Lebensmittelintoleranz beheben können.

Im Grunde besteht die Therapie daher vor allem darin, die jeweiligen Lebensmittel oder Inhaltsstoffe zu meiden beziehungsweise nur in verträglichen Mengen zu konsumieren. Dabei kann es sinnvoll sein, professionellen Rat einzuholen, um einen Ernährungsplan aufzustellen, der alle benötigten Nährstoffe einbezieht.