Schmerzen im unteren Rücken: Ursachen und was hilft?
Schmerzen im unteren Rücken können seitlich links oder rechts auftreten und in den Po ausstrahlen. Häufig sind langes Sitzen und Muskelverspannungen die Ursache, aber auch Nierenprobleme kommen infrage. Bei Frauen können Kreuzschmerzen auch auf gynäkologische Probleme hinweisen. Lesen Sie, was Schmerzen im unteren Rücken bedeuten und was dagegen hilft!
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Schmerzen im unteren Rücken: Was bedeuten sie?
Schmerzen im unteren Rücken betreffen den Bereich der Lendenwirbelsäule (LWS) und der Iliosakralgelenke, die rechts und links schräg darunter liegen. Kreuzschmerzen gehören zu den häufigsten Beschwerden überhaupt.
Schmerzen im unteren Rücken können sehr verschiedene Ursachen haben, wobei ernsthafte Gründe selten sind.
Häufige Gründe für Schmerzen im Bereich des unteren Rückens sind:
Muskuläre Verspannungen: Muskelverspannungen oder Zerrungen sind die häufigsten Gründe. Sie entstehen durch fehlerhafte Körperhaltung (z. B. zu viel Sitzen), Überbeanspruchung oder abrupte Bewegungen. Auch der Hexenschuss ist eine plötzlich einsetzende Muskelverspannung.
Arthrose: Altersbedingter Verschleiß führt zu Abnutzung der Knorpel zwischen den Gelenken. Tritt dies zwischen den Wirbeln oder den kleinen Wirbelgelenken (Facettengelenke) im unteren Rücken auf, können Schmerzen die Folge sein.
Bandscheibenvorfall: Strahlen die Rückenschmerzen in den Po oder ins Bein aus, könnte ein Bandscheibenvorfall die Ursache sein. Zwischen den Wirbelkörpern liegen die Bandscheiben als Puffer. Durch Verschleiß oder Überbelastung können diese beschädigt werden, sodass der weiche innere Kern heraustritt. Drückt dieser auf Nerven, führt dies zu Schmerzen und Taubheitsgefühlen.
ISG-Syndrom: Beim Iliosakralgelenk-Syndrom ist das Kreuzbein-Darmbeingelenk blockiert, die Muskeln in diesem Bereich sind schmerzhaft angespannt. Grund dafür ist eine Überlastung oder Lockerung der Muskulatur.
Osteoporose: Osteoporose ist der Abbau von Knochenmasse, der besonders häufig Frauen nach den Wechseljahren betrifft. Die Erkrankung macht zunächst keine Beschwerden und wird oft erst bemerkt, wenn es zu Knochenbrüchen aus nichtigem Anlass kommt. Häufig betrifft das zuerst die Wirbelkörper im Rücken. Chronische Rückenschmerzen sind die Folge.
Verletzungen: Unfälle oder Stürze können Verletzungen wie einen Bruch oder eine Zerrung zur Folge haben, die Schmerzen verursachen.
Bandscheibendegeneration: Lässt im Alter die Elastizität der Bandscheiben nach, verlieren sie nach und nach ihre Funktion als Stoßdämpfer zwischen den Wirbeln. Das kann zu Schmerzen führen.
Ischialgie: Ist der Ischiasnerv gereizt, führt das zu Schmerzen, die ins Gesäß und ggf. in ein Bein strahlen.
Spinalkanalstenose: Bei einer Spinalkanalstenose ist der Kanal verengt, durch den das Rückenmark verläuft. Dies ruft Schmerzen hervor, die sich bei Bewegung verschlimmern und in andere Bereiche wie die Beine ausstrahlen und zu Taubheitsgefühlen können. Ursachen sind hier degenerative Veränderungen und anatomische Veranlagungen.
Axiale Spondyloarthritis: Die chronisch-rheumatische Erkrankung betrifft die Wirbelsäule und ruft neben Schmerzen Steifigkeit hervor, die sich mit Bewegung bessert. Morbus Bechterew gehört beispielsweise zu den Spondylarthritiden.
Skoliose: Die Wirbelsäulenverkrümmung kann ebenfalls Kreuzschmerzen hervorrufen.
Psychosomatische Ursache: Stress, Ängste und Depressionen können zu Muskelverspannungen und Rückenschmerzen führen, und sollten daher bei der Suche nach Ursachen berücksichtigt werden.
Seltener können auch diese Gründe ursächlich für Rückenschmerzen sein:
Reaktive Arthritis: Gelenkentzündungen können auch nach bakteriellen Infektionen entstehen, zum Beispiel mit Chlamydien, Gonokokken und Ureoplasmen.
Tumoren: In sehr seltenen Fällen kann ein Tumor im Rücken auf einen Nerv drücken und die Schmerzen verursachen.
Morbus Crohn: Die chronisch-entzündliche Darmerkrankung kann zu Entzündungen an der Wirbelsäule und damit zu Schmerzen in dem Bereich führen.
Infektionen: Bakterielle Infektionen der Bandscheiben und Wirbelkörper (Spondylodiszitis) verursachen Schmerzen und können unbehandelt zu Instabilitäten der Wirbelsäule führen.
Schmerzen im unteren Rücken: Warnsignale beachten
Sind die Rückenschmerzen sehr stark oder kommen folgende Symptome hinzu, sollte unbedingt schnell ärztliche Hilfe in Anspruch genommen werden:
- Die Schmerzen strahlen vom Rücken in den Po oder das Bein aus
- Es kommt zu Taubheitsgefühlen oder Lähmungserscheinungen im Bein
- Stuhl- oder Harninkontinenz treten auf
- allgemeine Symptome, wie Fieber oder Krankheitsgefühl
Schmerzen unterer Rücken seitlich links oder rechts
Treten die Kreuzschmerzen vor allem seitlich auf, spricht das für folgende Ursachen:
Nierenschmerzen: Eine Nierenbeckenentzündung (meist begleitet von Fieber), Nierensteine oder eine Nierenkolik sind, meist einseitig, im unteren Rücken spürbar und können mit Rückenschmerzen verwechselt werden.
Seitlicher Bandscheibenvorfall: Drückt die herausquellende Bandscheibe rechts oder links auf einen Nerv, führt dies zu einseitigen Schmerzen.
Muskelverspannungen: Sie können sowohl einseitig rechts und links der Wirbelsäule auftreten, als auch auf beiden Seiten gleichzeitig. Meist ist der Bereich auch druckempfindlich.
Aber auch eine Gelenkblockierung kann seitlich Schmerzen auslösen.
Schmerzen im unteren Rücken bei der Frau
Treten Schmerzen im unteren Rücken bei Frauen auf, sollte auch eine gynäkologische Ursache in Betracht gezogen werden. Vor allem, wenn
- die Schmerzen mittig über dem Kreuzbein im Bereich des Gesäßes auftreten oder in Richtung Leiste oder Bauch ausstrahlen.
- die Schmerzen unabhängig von bestimmten Bewegungen sind.
- weitere Beschwerden wie Schmerzen im Unterleib hinzukommen, vor allem beim Geschlechtsverkehr, Stuhlgang oder Wasserlassen.
- die Schmerzen abhängig von der Periode sind.
Infrage kommen neben Menstruationsbeschwerden zum Beispiel folgende gynäkologische Erkrankungen:
- Gebärmutterverlagerung: Manchmal liegt die Gebärmutter nicht dort, wo sie liegen sollte. Das kann angeboren sein oder etwa aufgrund einer Beckenbodenschwäche entstehen. Bei einer Gebärmuttersenkung beispielsweise sinkt sie nach unten ab, was unter anderem zu Kreuzschmerzen, einem Druckgefühl nach unten, Verstopfung und Harninkontinenz führen kann.
- Tumoren: Gutartige Wucherungen (Myome) in der Gebärmutter können Schmerzen im Rücken ebenso hervorrufen wie Zysten an den Eierstöcken oder in seltenen Fällen bösartige Tumore.
- Endometriose: Bei einer Endometriose findet sich Gewebe der Gebärmutterschleimhaut im Bauchraum oder in den Eierstöcken. Starke Schmerzen vor und während der Periode sind die Folge.
- Entzündungen: Infektionen der weiblichen Geschlechtsorgane wie Eierstöcke, Gebärmutter oder Gebärmutterhals können Schmerzen im unteren Rücken hervorrufen.
Schmerzen im unteren Rücken in der Schwangerschaft
Damit ein Kind vaginal geboren werden kann, sorgen hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft dafür, dass Bänder weicher und lockerer werden und die Schambeinfuge sich weitet.
Zudem zieht der Bauch das Gewicht nach vorne, es entsteht ein Hohlkreuz. Das macht Schmerzen im Lendenwirbelbereich wahrscheinlich. Und zwar vor allem dann, wenn die Rückenmuskulatur nicht gut ausgebildet ist.
Zusätzlich kann beispielsweise das Köpfchen des Kindes auf Nerven im Beckenbereich drücken. Auch Wehen und Übungswehen spüren viele Frauen im Rückenbereich.
Schmerzen unterer Rücken und Po
Ziehen Rückenschmerzen in den Po und die Hüfte hinein, kommt vor allem eine Ischialgie infrage. Aus verschiedenen Gründen kann der Ischiasnerv gereizt, eingeengt oder entzündet sein und Beschwerden hervorrufen, die ins Gesäß ausstrahlen. Infrage kommen zum Beispiel folgende Erkrankungen:
- Piriformis-Syndrom: Im Gesäß trifft der sogenannte Piriformis-Muskel auf den Ischiasnerv. Ist der Muskel, der sich vom Kreuzbein zum großen Rollhügel des Oberschenkelknochens zieht, gereizt, verdickt oder verkrampft, kann dies auch den Nerv irritieren. Dies führt zu Schmerzen und womöglich Taubheitsgefühlen und Kribbeln im Gesäß.
- Bandscheibenvorfall: Wölbt sich eine Bandscheibe im Bereich der unteren Lendenwirbelsäule hervor oder tritt der weiche Kern aus, kann eine Wurzel des Ischiasnervs beeinträchtigt werden.
- Spinalkanalstenose: Bei der Verengung des Wirbelkanals kann Druck auf Nerven im Wirbelkanal ausgeübt werden und Schmerzen im Po und Bein verursachen.
Schmerzen unterer Rücken: Übungen und Hausmittel
Gerade, wenn Muskelverspannungen der Grund für Schmerzen im unteren Rücken sind, kann es helfen, die Muskeln mit regelmäßigen Übungen zu stärken und zu dehnen.
Bei starken Schmerzen und Taubheitsgefühlen, die ins Bein ausstrahlen, sollte allerdings immer erst ärztlicher Rat eingeholt werden. Das gilt auch, wenn während der Übungen Schmerzen über einen angenehmen Dehnungsschmerz hinaus auftreten. Dann sollte das Training sofort abgebrochen werden.
Geeignet sind zum Beispiel folgende Übungen:
Katzenbuckel: Im Vierfüßlerstand auf einer Matte positionieren. Den Rücken in einer waagerechten Linie halten, der Kopf bildet die Verlängerung. Nun einen Katzenbuckel machen. Dabei den Bauchnabel einziehen, Schultern und Gesäß Richtung Matte ziehen. Anschließend in die Ausgangsposition zurückkehren. Einige Male wiederholen.
Drehdehnlagerung: In Rückenlagerung die Beine anziehen. Die Lendenwirbelsäule liegt auf der Matte auf, die Arme liegen seitlich neben dem Körper. Nun die Beine langsam zu einer Seite absinken lassen, den Kopf in die entgegengesetzte Richtung drehen und einige Sekunden so verbleiben. Anschließend die Seite wechseln.
Hüftbeuger dehnen: Bei Menschen, die viel sitzen, ist der Hüftbeuger häufig verkürzt, was zu Schmerzen im unteren Rücken führen kann. Um ihn zu dehnen, auf den Rücken legen und ihn dabei flach aufliegen lassen (ohne Hohlkreuz). Ein Bein ist ausgestreckt, wobei die Kniekehle aktiv in die Matte gepresst wird. Das andere Bein wird zur Brust herangezogen, dabei das Knie mit den Händen umfasst. Einige Sekunden halten und Seite wechseln.
Hausmittel gegen Schmerzen im unteren Rücken
Bei akuten Schmerzen ist Wärme oft hilfreich. Folgende Anwendungen können daher helfen, die Verspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern:
- Bäder mit Kräuterzusätzen: Diese sollten nicht länger als 15 Minuten dauern, eventuell mit anschließender Ruhezeit. Die Wassertemperatur sollte ungefähr der Körpertemperatur entsprechen, keinesfalls wärmer. In der Badewanne können leichte Dehn- und Streckübungen probiert werden.
- Sauna: Ein Saunabesuch kann helfen. Menschen mit Herz-Kreislauf-Beschwerden oder akuten Infektionen sollten darauf jedoch lieber verzichten oder vorher mit einer*einem Ärztin*Arzt sprechen.
- Wärmepflaster und -umschläge: In der Apotheke erhältliche Wärmeumschläge erhitzen sich durch chemische Prozesse selbstständig auf 40 Grad Celsius und halten diese Temperatur über mehrere Stunden. Die Wärme lindert die Schmerzen und kann die Therapie auf natürliche Art unterstützen, sodass in vielen Fällen die Einnahme von Schmerzmitteln reduziert werden kann.
Auch Entspannungsübungen wie Yoga oder progressive Muskelentspannungen können auf lange Sicht gegen Rückenschmerzen helfen.
Welche Behandlung bei Schmerzen im unteren Rücken?
So unterschiedlich die Ursachen für Kreuzschmerzen sind, so verschieden sind auch die zur Verfügung stehenden Therapien. Bei orthopädischen Problemen wird in der Regel zunächst mit Physiotherapie und (entzündungshemmenden) Schmerzmitteln in Form von Tabletten oder Salben behandelt.
Unter bestimmten Umständen ist aber auch ein chirurgischer Eingriff nötig, nämlich wenn
- die konservative Therapie erfolglos bleibt oder
- ein akuter Notfall besteht, zum Beispiel wenn vortretendes Bandscheibengewebe einen Nerv abdrückt.
Weitere Behandlungsmöglichkeiten
Je nach Ursache stehen weitere Therapien zur Verfügung:
- Infektionen werden mit Antibiotika behandelt
- Bei rheumatischen Erkrankungen kommen Kortisonpräparate in Tablettenform oder als Injektionen direkt in die betroffenen Gelenke zum Einsatz. Schmerzmittel aus der Gruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika (NSAR) wirken zudem gegen die Entzündungen.
- Bei Osteoroporose und degenerativ bedingten Schmerzen helfen neben Physiotherapie und Schmerzmitteln unter Umständen auch die Gabe von Vitamin D, Calcium und Calcitonin.
- Bei sehr starken Schmerzen können Lokalanästhetika direkt am Schmerzort injiziert werden, um die Beschwerden zu lindern und die Beweglichkeit wiederherstellen.
- Wenn Tumoren die Kreuzschmerzen verursachen, müssen diese so gezielt wie möglich behandelt werden, während die Schmerzen mithilfe von Medikamenten gelindert werden.
Schmerzen im unteren Rücken vorbeugen
Verschleiß- oder muskulärbedingten Schmerzen im unteren Rücken lassen sich mit folgenden Maßnahmen häufig vorbeugen:
- regelmäßige Bewegung
- regelmäßig Kraft- und Dehnübungen im Rahmen der eigenen Möglichkeiten durchführen
- Übergewicht vermeiden
- Fehlbelastungen und Fehlhaltungen möglichst vermeiden