Ärztin erklärt Patientin Ultraschallaufnahmen der Gebärmutter an einem Monitor
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Was einen gutartigen und bösartigen Tumor unterscheidet

Von: Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 18.12.2024

„Sie haben einen Tumor“ – diese Aussage löst bei vielen Betroffenen sofort die Angst vor Krebs aus. Doch in der Medizin bedeutet der Begriff Tumor nicht automatisch eine Krebserkrankung. Welche Arten es gibt und was sie unterscheidet, lesen Sie hier.

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Tumoren

Es handelt sich um eine abnorme Gewebeneubildung, die durch unkontrolliertes Zellwachstum entsteht. Man unterscheidet zwischen gutartigen (benignen) und bösartigen (malignen) Tumoren.

Gutartige Tumoren wachsen langsam, dringen nicht in umliegendes Gewebe ein und bilden keine Tochtergeschwülste (Metastasen). Bösartige Tumoren hingegen wachsen aggressiv, zerstören umliegendes Gewebe und können in andere Körperregionen metastasieren.

Ob ein Tumor heilbar ist, hängt von seiner Art, seinem Stadium und seiner Lokalisation ab. Moderne Therapien haben die Prognose vieler Krebsarten verbessert. Das gilt insbesondere, wenn sie frühzeitig diagnostiziert werden.

Ein gesunder Lebensstil mit ausgewogener Ernährung, regelmäßiger Bewegung, Verzicht auf Tabak und moderatem Alkoholkonsum sowie die Teilnahme an Vorsorgeuntersuchungen können das Risiko reduzieren. 

Was genau ist ein Tumor?

Der Begriff Tumor stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "Schwellung" oder "Geschwulst". Medizinisch beschreibt er allgemein eine örtliche Gewebezunahme oder Volumenveränderung, die nicht zwangsläufig mit einer Krebserkrankung zusammenhängt. So kann beispielsweise eine entzündliche Schwellung oder eine Wassereinlagerung (Ödem) ebenfalls als Tumor bezeichnet werden.

Häufig wird der Begriff jedoch im Zusammenhang mit einer unkontrollierten Zellvermehrung verwendet, wie es bei einer Neoplasie der Fall ist. Eine solche Zellwucherung kann gutartig (benigne) oder bösartig (maligne) sein. Nur bösartige Tumorerkrankungen gelten als Krebs.

Entscheidend ist, die Art des Tumors zu bestimmen: Bei Krebs spielen sowohl die Herkunft des Tumorgewebes als auch die spezifische Krebsart eine Rolle. Denn sie beeinflussen Symptome, Verlauf und Therapieoptionen maßgeblich – jede Form erfordert eine gezielte Behandlung.

Was ist ein gutartiger Tumor?

Ein gutartiger Tumor ist keine Krebserkrankung und bildet im Gegensatz zu bösartigen Formen keine Tochtergeschwülste (Metastasen). Seine Zellen ähneln gesunden Zellen, sie werden deshalb als hochdifferenziert bezeichnet.

Gutartige Tumoren wachsen meist langsam und sind klar vom umliegenden Gewebe abgegrenzt, was ihre Entfernung erleichtert. Oft bleiben gutartige Zellwucherungen lange unbemerkt und werden zufällig bei Routineuntersuchungen entdeckt.

Obwohl benigne Tumoren nicht gefährlich sind, kann ihre Entfernung notwendig werden. Das gilt vor allem dann, wenn sie auf lebenswichtige Organe drücken und Beschwerden verursachen.

Was ist ein bösartiger Tumor?

Ein bösartiger Tumor wächst meist schnell und verändert sich kontinuierlich. Seine Zellen dringen oft in umliegendes Gewebe ein und zerstören es. Fachleute sprechen in diesem Fall von einem invasiven oder infiltrativen Tumor. Einige Krebsformen, wie Leukämie, bilden keine soliden Wucherungen, sondern beeinträchtigen die Funktion gesunder Blutzellen.

Im Verlauf der Erkrankung können Krebszellen über das Blut- oder Lymphsystem in andere Körperregionen gelangen und dort Metastasen bilden. Zudem neigt ein bösartiger Tumor dazu, nach der Entfernung (Resektion) wieder aufzutreten – dies wird als Rezidiv bezeichnet.

Die Zellstruktur eines bösartigen Tumors unterscheidet sich meist deutlich von den ursprünglichen Zellen, aus denen er entstanden ist. Je größer dieser Unterschied, desto aggressiver ist das Wachstum – man spricht dann von einer schlecht differenzierten oder undifferenzierten Wucherung.

Die Heilungschancen der Patient*innen hängen stark davon ab, wie frühzeitig der Primärtumor entdeckt wird und wie weit er sich bereits ausgebreitet hat. Zur Beurteilung wird unter anderem die TNM-Klassifikation herangezogen. Die Klassifikation basiert auf drei Kriterien:

  • T (Tumor): Beschreibt die Größe und Ausdehnung des Primärtumors
  • N (Nodus): Gibt Auskunft über den Befall von regionären Lymphknoten
  • M (Metastasen): Zeigt das Vorhandensein oder Fehlen von Fernmetastasen an

Halb-bösartige Tumoren

Daneben existieren halb-bösartige (semimaligne) Tumoren. Sie bilden in der Regel keine Metastasen, wachsen jedoch in umliegendes Gewebe ein und zerstören es. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist das Basaliom (Basalzellkarzinom) der Haut.

Tabelle: Eigenschaften gutartiger und bösartiger Tumoren

MerkmalGutartiger TumorBösartiger Tumor
Tochtergeschwülste (Metastasen)keine Metastasierungbildet häufig Tochtergeschwülste
Wachstumwächst meist langsamwächst häufig schnell
Ausbreitunggrenzt sich vom umliegenden Gewebe ab und verdrängt eswächst in umliegendes Gewebe ein
erneutes Auftreten (sog. Rezidiv)tritt nach OP nicht mehr auftritt nach OP häufig erneut auf
Differenzierung (Je niedriger, desto aggressiver der Tumor)hochniedrig

Einteilung von Tumoren

Sowohl gutartige als auch bösartige Tumoren können aus verschiedenen Gewebearten entstehen, beispielsweise aus

  • Drüsengewebe,
  • Muskelgewebe oder
  • Fettzellen.

Zusätzlich existieren Mischtumoren, die sich aus mehreren Gewebearten zusammensetzen.

Je nach Ursprung des Tumors können sich Krankheitsverlauf und Symptome stark unterscheiden. Auch die Wahl der Therapie hängt maßgeblich davon ab, aus welchem Gewebe der Tumor entstanden ist.

Tabelle: Beispiel für Tumortypen

UrsprungszellenName gutartiger TumorenName bösartiger Tumoren
DrüsenzellenAdenom, PapillomKarzinom
FettzellenLipomLiposarkom
Embryonale Zellen (entstehen im Rahmen der Organ- und Gewebeentwicklung)Blastom
Zellen aus BindegewebeFibromFibrosarkom
KnochengewebeOsteomOsteosarkom
BlutgefäßeHämangiomHämangiosarkom
HirnhautzellenMeningeomMeningeosarkom
MuskelzellenMyomeSarkome
Zellen der glatten Muskulatur, z.B. im Magen-Darm-TraktLeiomyomLeiomyosarkom
Zellen der quergestreiften Muskulatur (Skelettmuskulatur)RhabdomyomRhabdomyosarkom
KnorpelzellenChondromChondrosarkom
LymphgefäßeLymphangiomLymphangiosarkom
SchleimhautgewebePolyp 
Melanozyten (Pigmentzellen)NaevuszellnaevusMalignes Melanom
Lymphatisches GewebeMaligne Lymphome, lymphatische Leukämie

Wie kann man einen Tumor rechtzeitig erkennen?

Für eine erfolgreiche Behandlung ist es entscheidend, dass ein Tumor frühzeitig erkannt wird. Dazu sollten Betroffene auf Veränderungen in ihrem Körper achten. Zu den Warnsignalen zählen beispielsweise:

  • unerklärlicher Gewichtsverlust
  • anhaltende Erschöpfung
  • geschwollene Lymphknoten
  • Nachtschweiß
  • Appetitlosigkeit
  • neue, anhaltende Schmerzen
  • Seh- oder Hörstörungen
  • wiederkehrende Übelkeit oder Erbrechen
  • Blut im Urin
  • Veränderungen der Stuhlgewohnheiten oder Blut im Stuhl
  • schmerzlose Schwellungen

Auch wenn viele Symptome harmlose Ursachen haben können, ist es wichtig, sie von einer*einem Ärztin*Arzt abklären zu lassen.

Diagnose von Tumoren

Viele Tumore werden bei Routineuntersuchungen entdeckt, bevor Symptome auftreten. Beispielsweise sind 70 Prozent aller Nierenkarzinome Zufallsbefunde bei Ultraschall-Routineuntersuchungen. Ebenso werden Lungentumoren oft als Zufallsbefund bei Röntgenaufnahmen des Brustkorbs diagnostiziert.

Ergeben die Befunde Anhaltspunkte für einen Tumor, können bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie (MRT) mit speziellen Kontrastmitteln Stoffwechselprozesse sichtbar machen, die auf Veränderungen hindeuten, noch bevor sich ein Tumor bildet.

Auch die Erhebung von Tumormarkern in Blutproben kann zum Nachweis dienen. Daneben ermöglichen Flüssigkeitsbiopsien (Liquid Biopsy) die Erkennung von Tumoren anhand einer Blutprobe, indem sie zirkulierende Tumor-DNA oder Tumorzellen nachweisen.