Ärztin untersucht Rücken von Patientin auf Hautveränderungen mit Dermatoskop
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Woran lässt sich Morbus Bowen erkennen?

Von: Dagmar Schüller (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 03.09.2024

Eine besondere Form von Hautkrebs ist Morbus Bowen, der als Frühstadium gilt und daher eine Präkanzerose darstellt. Um die Entwicklung zu invasivem Krebs zu verhindern, ist eine frühzeitige Diagnose wichtig. Doch wie lässt sich die Hautveränderung erkennen?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zu Morbus Bowen

Das Bowen-Karzinom ist an sich nicht lebensgefährlich, kann jedoch ohne Behandlung gefährlich werden. Es handelt sich um eine Krebsvorstufe, die zu bösartigem Hautkrebs entarten kann.

Die Standardtherapie ist die vollständige chirurgische Entfernung der Läsion. Alternativ können auch eine Vereisung, Laserbehandlung oder photodynamische Therapie eingesetzt werden.

Typisch für die Vorstufe des Hautkrebses sind scharf begrenzte, rötlich-braune, schuppende Hautveränderungen. Sie verschwinden in der Regel nicht von allein und werden mit der Zeit größer.

Was ist Morbus Bowen?

Morbus Bowen ist eine auf die äußerste Hautschicht (Epidermis) beschränkte Krebsvorstufe. Dieser als intraepidermales "Carcinoma in situ" bezeichnete Zustand ist nicht invasiv, es findet also keine Metastasenbildung statt. Aus der Hautkrebsvorstufe kann sich jedoch ein bösartiges Plattenepithelkarzinom (Spinaliom) der Haut bilden, das in tiefere Hautschichten vordringt. Eine häufiger auftretende Vorstufe ist allerdings die aktinische Keratose.

Die Erkrankung ist unter verschiedenen Bezeichnungen bekannt, wie

  • Bowen-Karzinom,
  • Dyskeratosis maligna oder
  • Dermatosis praecancerosa.

Zu unterscheiden ist sie von der Erythroplasie Queyrat, die Vorstufe eines bösartigen Plattenepithelkarzinoms der Schleimhäute. 

Gut zu wissen: Das Bowen-Karzinom bildet keine Tochtergeschwülste (Metastasen), da die veränderten Zellen keinen Zugang zu Blut- und Lymphgefäßen haben. Sie wären für die Ausbreitung von Krebszellen (Metastasierung) in andere Körperteile notwendig.

Ursachen für die Entstehung von Morbus Bowen

Der Hauptauslöser für das Bowen-Karzinom ist eine übermäßige UV-Strahlung, die zu DNA-Schäden in den Hautzellen führt. Personen, die sich oft und ungeschützt in der Sonne aufhalten, erhöhen ihr Risiko, an dieser Krebsvorstufe zu erkranken.

Daneben gibt es weitere Ursachen:

  • Alter: Das Risiko zu erkranken, steigt mit dem Alter, insbesondere bei Personen über 40 Jahren. Männer sind dabei häufiger betroffen als Frauen.

  • Rauchen: Tabakkonsum ist ebenfalls ein Risikofaktor, da die Inhaltsstoffe die Haut schädigen und die Wahrscheinlichkeit für die Entstehung von Hautveränderungen erhöhen können.

  • geschwächtes Immunsystem: Eine beeinträchtige Immunabwehr kann die Anfälligkeit für Karzinome steigern. Mögliche Auslöser sind chronische Krankheiten oder die Einnahme von Medikamenten wie Immunsuppressiva.

  • chronische Hautschädigungen: Mechanische Einwirkungen oder chemische Reizstoffe können die Haut langfristig schädigen und damit zur Entstehung von Morbus Bowen beitragen.

  • Humane Papillomviren (HPV): Bestimmte Typen von HPV, insbesondere HPV 16 und 18, sind mit der Entwicklung des Bowen-Karzinoms assoziiert. Im äußeren Genitalbereich und um den Anus können HPV auch die bowenoide Papulose auftreten. Es handelt sich um kleine, oft bräunliche Knötchen, die zu größeren Flecken (Plaques) verschmelzen können.

  • krebserregende Substanzen: Der Kontakt mit krebserzeugenden Substanzen (Karzinogenen) kann ebenfalls Morbus Bowen begünstigen. Dazu zählen Arsen oder Teerprodukte.

Symptome von Morbus Bowen erkennen

Morbus Bowen zeigt sich typischerweise als ein scharf begrenzter, rötlicher oder rotbrauner Fleck (Plaque), der schuppig ist und sich rau anfühlen kann. Diese Hautveränderung wird zwischen wenigen Millimetern und mehreren Zentimetern groß und wächst in der Regel langsam.

In vielen Fällen treten die Läsionen an sonnenexponierten Stellen wie Gesicht, Händen und Unterarmen auf. Sie können jedoch auch an anderen Körperstellen, einschließlich Schleimhäuten, vorkommen.

Im Gegensatz zu Hauterkrankungen wie Schuppenflechte (Psoriasis) tritt Morbus Bowen oft nur an einer Stelle auf und verursacht nur selten Juckreiz oder Schmerzen.

Diagnose bei Verdacht auf Morbus Bowen

Da die Symptome und das Aussehen leicht mit anderen Hautkrankheiten verwechselt werden können, ist eine Abklärung durch eine*n Hautärztin*Hautarzt wichtig.

Nach der Befragung zur Krankengeschichte (Anamnese) der Patient*innen und möglichen Risikofaktoren, folgt die körperliche Untersuchung. Meist genügt eine Blickdiagnose. Um die Hautveränderungen besser zu visualisieren, hilft ein Dermatoskop. Diese spezielle Lupe mit Licht ermöglicht eine detaillierte Betrachtung der Läsionen.

Eine Biopsie kann erforderlich sein, um andere Krankheiten wie Schuppenflechte oder einen Hautpilz auszuschließen. Dabei wird eine Gewebeprobe entnommen und im Labor histologisch untersucht, damit eventuell vorhandene Zellveränderungen identifiziert werden.

Optionen zur Behandlung von Morbus Bowen

Die Behandlung von Morbus Bowen zielt darauf ab, die Hautveränderung vollständig zu entfernen, um eine Weiterentwicklung zu bösartigem Hautkrebs zu verhindern. Die Therapiewahl richtet sich nach der Größe und Beschaffenheit des Bowen-Karzinoms.

Folgende Ansätze stehen zur Verfügung:

  • chirurgische Exzision: Sie ist der Goldstandard der Behandlung. Bei der Kürettage wird die betroffene Haut vollständig entfernt, um sicherzustellen, dass alle Tumorzellen herausgeschnitten werden. Die Methode kann Narben hinterlassen.

  • Lasertherapie: Die Läsion wird mit hochenergetischen Laserstrahlen behandelt, um die krankhaften Zellen zu entfernen. Diese Methode erfordert eine sorgfältige Nachsorge.

  • Kryotherapie: Mit flüssigem Stickstoff werden die krankhaften Hautzellen durch extreme Kälte zerstört. Die Vereisung ist schnell und einfach, birgt jedoch ein höheres Risiko für Narbenbildung und Rückfälle.

  • photodynamische Therapie (PDT): Dabei wird die Hautstelle zunächst mit einer lichtsensibilisierenden Creme behandelt. Anschließend erfolgt die Bestrahlung der Haut mit einer speziellen Lichtquelle, wodurch die veränderten Zellen zerstört werden.

  • lokale Chemotherapie: Cremes mit chemotherapeutischen Wirkstoffen wie 5-Fluorouracil oder Imiquimod werden direkt auf die Haut aufgetragen. Diese Therapien sind besonders geeignet, wenn die Läsionen nur oberflächlich sind.

Morbus Bowen vorbeugen

Die wichtigste Maßnahme, um Hautkrebs und seiner Vorstufe vorzubeugen, ist ein konsequenter Schutz vor UV-Strahlung. Dazu gehören:

  • häufig im Schatten aufhalten und intensive Sonneneinstrahlung vermeiden, insbesondere zwischen 11 und 15 Uhr
  • schützende Kleidung wie langärmlige Hemden, lange Hosen und Hüte tragen
  • regelmäßige Sonnenschutzmittel mit hohem Lichtschutzfaktor auftragen, besonders nach dem Schwimmen oder bei starkem Schwitzen
  • Babys und Kinder vor direkter Sonneneinstrahlung schützen, da ihre Haut besonders empfindlich ist

Zusätzlich wird empfohlen, regelmäßige Hautuntersuchungen durch Dermatolog*innen durchführen zu lassen. Gesetzlich Krankenversicherte in Deutschland haben ab dem 35. Lebensjahr alle zwei Jahre Anspruch auf eine Hautkrebsvorsorge.

Eine HPV-Impfung kann ebenfalls dazu beitragen, das Risiko für Morbus Bowen zu senken.