Kehlkopfkrebs: Anzeichen, Ursachen und Heilungschancen
Bei Kehlkopfkrebs (Larynxkarzinom) liegt ein bösartiger Tumor am Kehlkopf vor. Tumoren können oberhalb, unterhalb oder an den Stimmlippen entstehen. Vor allem anhaltende Heiserkeit ist ein Anzeichen. In welchem Alter Kehlkopfkrebs typischerweise auftritt, was die Ursachen sind und wie die Prognose ist, erfahren Sie hier.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Kehlkopfkrebs
Wie genau sich Kehlkopfkrebs anfühlt, hängt vom Stadium und der Lage des Tumors ab. Liegt der Tumor im Bereich der Stimmlippen, sind im frühen Stadium vor allem Heiserkeit, Räusperzwang, Fremdkörpergefühl und Husten typisch. Später kommen mitunter Atembeschwerden wie Atemnot oder aber Atemgeräusche hinzu.
Früh erkannt und behandelt, stehen die Heilungschancen bei einem Kehlkopfkrebs gut. In zwei von drei Fällen lässt sich die Erkrankung vollständig heilen.
Menschen mit einem Tumor am Kehlkopf sind im Durchschnitt 67 Jahre alt. Frauen sind häufig etwas jünger, jedoch seltener als Männer betroffen.
Was ist Kehlkopfkrebs?
Kehlkopfkrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung des Kehlkopfs (Larynx) und gehört zu den Tumoren der oberen Luft- und Speisewege. Zudem lässt sich ein Larynxkarzinom auch in die Gruppe der Kopf-Hals-Tumoren einordnen.
Abhängig davon, in welchem Bereich des Kehlkopfes beziehungsweise der Stimmbänder sich der Tumor befindet, unterscheiden Fachleute verschiedene Formen:
supraglottisches Karzinom: In 20 Prozent der Fälle liegt ein Tumor oberhalb der Stimmbänder vor.
glottisches Karzinom: Bei 75 Prozent der Betroffenen kommt es zu einem Tumor auf Höhe der Stimmbänder im Bereich der Stimmritze (Glottis).
subglottisches Karzinom: Etwa 5 Prozent leiden unter Kehlkopfkrebs, der unterhalb der Stimmbänder vorliegt.
In den meisten Fällen entsteht der Kehlkopfkrebs in der oberflächlichen Zellschicht (Plattenepithel) der Stimmlippen oder des Kehlkopfes. Deshalb sprechen Fachleute auch von einem Plattenepithelkarzinom.
Anatomie und Funktion des Kehlkopfs
Der Kehlkopf ist der oberste Abschnitt der Luftröhre im vorderen Bereich des Halses und stellt den Übergang vom Rachen zur Luftröhre dar. Er besteht aus einem Gerüst von mehreren Knorpelplatten, die durch Bänder und Muskeln miteinander verbunden sind. Der Kehlkopf sorgt dafür, dass beim Schlucken keine Nahrung oder Flüssigkeit in die Atemwege eindringen kann. Die dazugehörigen Stimmlippen sind essenziell für die Sprechfunktion.
Wie häufig ist Kehlkopfkrebs?
Kehlkopfkrebs ist sehr selten. In Deutschland erkranken rund 1 von 100.000 Frauen und circa 4 von 100.000 Männern jährlich. Damit sind Männer häufiger betroffen als Frauen. Im Mittel erkranken die meisten Betroffenen mit 67 Jahren an einem Larynxkarzinom.
Kehlkopfkrebs: Erste Anzeichen und Symptome
Im Gegensatz zu den meisten anderen Tumorerkrankungen fällt Kehlkopfkrebs oft früh durch erste Anzeichen auf. Insbesondere die unmittelbar von den Stimmbändern ausgehenden glottischen Karzinome äußern sich oft im frühen Stadium durch Symptome wie:
- anhaltende Heiserkeit
- Schluckbeschwerden
- Fremdkörpergefühl im Hals
- Räusperzwang
Weitere Beschwerden im Verlauf der Erkrankung
Im Erkrankungsverlauf können bei Kehlkopfkrebs weitere Symptome hinzukommen. Möglich sind etwa:
- Schmerzen, insbesondere beim Schlucken, die bis ins Ohr ausstrahlen können
- Atemnot
- Atemgeräusche
- Auswurf, der schleimig und blutig sein kann
- geschwollene Lymphknoten
- Mundgeruch
- Abgeschlagenheit
- Müdigkeit
- Schwäche
- Gewichtsverlust
Diese möglichen Symptome bei Kehlkopfkrebs sind unspezifisch und können auch Anzeichen von anderen, harmlosen Krankheiten sein. Wer unter derartigen Beschwerden leidet, sollte sich deshalb ärztlich untersuchen lassen. Vor allem, wenn die Heiserkeit länger als zwei Wochen anhält und nicht auf eine Erkältung zurückzuführen ist, sollte ein Termin in der Praxis vereinbart werden.
Kehlkopfkrebs: Ursachen und Risikofaktoren
Kehlkopfkrebs kann entstehen, wenn sich normale Zellen in bösartige Krebszellen umwandeln und sich unkontrolliert vermehren. Derartige Genveränderungen entstehen teils zufällig. Jedoch gibt es einige Risikofaktoren, die Kehlkopfkrebs begünstigen.
Vor allem Rauchen und der Konsum von Alkohol stehen im Fokus. Das Risiko steigt mit Dauer und Menge des Nikotin- und/oder Alkoholkonsums. Menschen, die sowohl rauchen als auch regelmäßig Alkohol konsumieren, haben ein 30-fach erhöhtes Risiko an Kehlkopfkrebs zu erkranken.
Weitere Risikofaktoren für Kehlkopfkrebs
Darüber hinaus gibt es weitere Faktoren, die Kehlkopfkrebs begünstigen:
- Belastung mit Schadstoffen wie Asbest, Teerstoffen, halogenierte Kohlenwasserstoffe, Holzstaub, ionisierender Strahlung (z. B. Uran) oder Steinkohle (häufig berufsbedingte Aussetzung)
- chronische Kehlkopfentzündung
- Infektion mit humanen Papillomviren (HPV), vor allem Typ HPV 16
- Krebsvorstufen wie gerötete (Erythroplakie) oder weißliche Veränderungen (Pachydermie oder Leukoplakie) der Kehlkopfschleimhaut
Kehlkopfkrebs: Wie erfolgt die Behandlung?
Die Behandlung von Kehlkopfkrebs hängt von Art, Stadium und der genauen Lage des Tumors ab. Dabei steht vor allem im Fokus, den Kehlkopf mit seinen Funktionen so gut es geht zu erhalten. Zur Auswahl stehen operative Verfahren, Strahlentherapie oder Chemotherapie.
Operationsverfahren bei Kehlkopfkrebs
Kleine Kehlkopftumoren können oft mikrochirurgisch oder mithilfe einer Laserbehandlung entfernt werden. Derartige Eingriffe gelten als sehr schonend, der Kehlkopf kann oft vollständig erhalten bleiben.
Bei einem ausgedehnten Kehlkopfkrebs muss dieser möglicherweise vollständig operativ entfernt werden (Laryngektomie). Fachleute trennen dabei Luft- und Speiseröhre vollständig voneinander. Patient*innen erhalten dann über den Hals einen Zugang zur Luftröhre, um so die Atmung sicherzustellen. Dieser dauerhafte Luftröhrenschnitt am Hals nennen Fachleute Tracheostoma.
Zusätzlich müssen ab einem bestimmten Tumorstadium auch die Halslymphknoten entfernt werden, da sich dort oft Tumorzellen ansiedeln. Die vollständige Entfernung der Lymphknoten auf einer beziehungsweise auf beiden Seiten des Halses wird als "Neck dissection" bezeichnet.
Nach Entfernung des Kehlkopfes
Wurde der Kehlkopf entfernt, können Betroffene anschließend nicht mehr sprechen. Allerdings gibt es verschiedene Möglichkeiten, um die Sprechfähigkeit wiederherzustellen:
Ösophagus-Ersatzstimme: Hierbei setzen Patient*innen die Speiseröhre (Ösophagus) zur Stimmbildung ein. Durch Anspannung bestimmter Muskeln wird die geschluckte Luft durch die Speiseröhre nach oben bewegt, um so Töne erzeugen zu können. Betroffene benötigen viel Geduld, um diese Ersatzsprache zu erlernen.
elektronische Sprechhilfen: Eine Alternative sind elektronische Sprechhilfen. Hierbei wird ein Gerät, welches Vibrationen auf die Weichteile überträgt, von außen am Mundboden angesetzt. Die in Schwingungen versetzte Luft im Rachenraum erzeugt dann eine mechanische Stimme.
Strahlentherapie bei Kehlkopfkrebs
In manchen Fällen von Kehlkopfkrebs ist eine Strahlentherapie sinnvoll:
- bei ausgedehnten Kehlkopftumoren
- wenn Lymphknotenmetastasen vorliegen
- unvollständige chirurgische Entfernung des Tumors
- inoperabler Tumor
Bei der Strahlentherapie unterscheiden Fachleute zwischen einer primären Bestrahlung, das heißt einer alleinigen Strahlentherapie (gegebenenfalls in Kombination mit einer Chemotherapie), und einer Nachbestrahlung im Anschluss an eine Operation (postoperative Bestrahlung). Die Wahl des Verfahrens hängt in erster Linie von der Tumorart und dem Tumorstadium ab. In frühen Stadien kann eine Bestrahlung unter Umständen auch als alleinige Behandlungsmaßnahme zum Einsatz kommen.
Kombination von Strahlentherapie und Chemotherapie
Bei einer Chemotherapie greifen spezielle Wirkstoffe, sogenannte Zytostatika, vor allem die Krebszellen an. Zytostatika wirken aber nicht bei jedem Krebs gleich.
Im Gegensatz zu Krebsarten wie Leukämie (Blutkrebs) oder Lymphdrüsenkrebs (Lymphom) spielt eine alleinige Chemotherapie bei Kehlkopfkrebs eine untergeordnete Rolle. Es kann aber sinnvoll sein, Strahlentherapie und Chemotherapie gemeinsam einzusetzen. Diese Kombination wird als Radiochemotherapie bezeichnet. Die beiden unterschiedlichen Ansätze greifen den Kehlkopfkrebs auf unterschiedliche Weise an und ergänzen sich so.
Wie wird Kehlkopfkrebs diagnostiziert?
Bei Verdacht auf ein Kehlkopfkarzinom kann die erste Anlaufstelle die hausärztliche Praxis sein. Unter Umständen erfolgt dann die Überweisung in eine Hals-Nasen-Ohren-Praxis (HNO). Zu Beginn der Diagnose steht zunächst ein ärztliches Gespräch an, bei dem beispielsweise Fragen zu den genauen Beschwerden, Vorerkrankungen und dem Konsum von Alkohol und Nikotin geklärt werden. Dann wird der Hals abgetastet und genauer untersucht. Zum Einsatz kommen weitere Verfahren, wie:
Kehlkopfspiegelung: Dabei wird der Kehlkopf mithilfe eines Endoskops (dünner, flexibler Schlauch mit Kamera), das über den Mund zum Kehlkopf eingeführt wird, genauer nach Auffälligkeiten untersucht. Betroffene erhalten hierfür eine örtliche Betäubung.
Gewebeprobe (Biopsie): Unter Umständen können Fachleute während der Kehlkopfspiegelung eine Gewebeprobe entnehmen, um diese mikroskopisch auf bösartigen Zellen zu untersuchen.
bildgebende Verfahren: Mitunter ordnen HNO-Ärzt*innen weitere Untersuchungen wie eine Computertomographie (CT), Magnetresonanztomographie (MRT) oder einen Ultraschall an.
Verlauf und Prognose bei Kehlkopfkrebs
Bei einem Larynxkarzinom hängen Verlauf und Prognose vom Zeitpunkt der Diagnose ab. Außerdem spielen folgende Fragen eine Rolle:
- Wie groß ist der Tumor?
- An welcher Stelle sitzt er genau?
- Hat er Tochtergeschwulste (Metastasen) gebildet?
Vor allem kleine Kehlkopfkarzinome lassen sich oft vollständig heilen. Befindet sich der Tumor oberhalb der Stimmbänder und wird frühzeitig erkannt und behandelt, liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 82 bis 100 Prozent im Stadium I und bei 82 bis 92 Prozent im Stadium II. Bei fortgeschritteneren Kehlkopftumoren leben etwa 40 Prozent der Betroffenen nach 5 Jahren noch.
Innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Diagnose entsteht besonders häufig ein erneuter Tumor (Rezidiv). Wichtig sind deshalb regelmäßige Kontrolltermine.
Psychologische Betreuung nach Kehlkopfentfernung wichtig
Sollte eine operative Entfernung des gesamten Kehlkopfs notwendig sein, ist für die erkrankte Person nach der Operation eine ausreichende medizinische und psychologische Betreuung wichtig – denn ein solcher Eingriff kann mit seinen Konsequenzen sehr belastend sein.
Entscheidend ist, dass Fachleute und Patient*innen gemeinsam einen Behandlungsweg finden, der Betroffene motiviert, eine anschließende Sprachtherapie zu beginnen. Das ermöglicht trotz entfernten Kehlkopfs, sich mit Familie, Angehörigen und anderen Mitmenschen zu verständigen.
Lässt sich Kehlkopfkrebs vorbeugen?
Wie bei allen Krebsarten gibt es auch beim Kehlkopfkrebs keine Maßnahmen, die diesem sicher vorbeugen. Jedoch lässt sich das Risiko eines Kehlkopftumors deutlich senken. Vor allem ein Verzicht auf Nikotin und Alkohol kann indirekt einem Kehlkopfkrebs vorbeugen.
Wer raucht und viel Alkohol trinkt, sollte regelmäßige Vorsorgeuntersuchungen in einer Hals-Nasen-Ohren-Praxis wahrnehmen, damit Kehlkopfkrebs frühzeitig erkannt werden kann.