Man sieht den krankenhauspilz Candida auris unter dem Mikroskop
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Was ist Candida auris und welche Symptome verursacht der Pilz?

Von: Jasmin Krsteski (Biologin und Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 26.03.2025

Candida auris ist ein Hefepilz, der bei immungeschwächten Menschen schwere Infektionen auslösen kann. Der Erreger wurde erst 2009 entdeckt und breitet sich weltweit aus. Steigende Fallzahlen stellen vor allem in Krankenhäusern ein Problem dar, weil der Pilz gegen viele Wirkstoffe resistent ist. Wie gefährlich ist Candida auris, wie erfolgt die Ansteckung, welche Symptome bereitet eine Infektion und lässt sie sich behandeln?

FAQ: Häufige Fragen und Antworten zum Thema Candida auris

Candida auris kann bei immungeschwächten Personen lebensbedrohliche Infektionen auslösen. Etwa 30 bis 60 Prozent der Infizierten mit schwerem Verlauf sterben. Für gesunde Menschen ist der Erreger in der Regel ungefährlich.

Was ist Candida auris?

Candida auris ist ein Hefepilz (Candida), der erstmals im Jahr 2009 in Japan bei einer Patientin mit einer Ohrinfektion entdeckt wurde. Seitdem verbreitet er sich weltweit. In mehr als 40 Ländern wurde er bereits identifiziert. 2023 stieg die Zahl der nachgewiesenen Fälle in Deutschland auf 77 und damit um das Sechsfache im Vergleich zu den Vorjahren an. Seitdem besteht in Deutschland beim Nachweis eine Meldepflicht.

Wie wird Candida auris übertragen?

Der Erreger verbreitet sich fast ausschließlich in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen und wird daher auch "Krankenhauspilz" genannt. Gesunde Menschen können ihn auf der Haut, der Schleimhaut oder im Ohr tragen, ohne daran zu erkranken. Solche besiedelten Personen sind ebenso Überträger wie infizierte Menschen und können andere anstecken. Auch auf Oberflächen kann der Pilz wochenlang überleben und darüber aufgenommen werden.

Wird eine immungeschwächte Person infiziert, kann das lebensbedrohliche Folgen haben. Ihr Abwehrsystem schafft es nicht, den Erreger davon abzuhalten, in den Körper einzudringen und dort schwere Infektionen auszulösen. Ausbrüche des Erregers sind nur schwer einzudämmen, denn er ist in der Regel resistent gegen das Antipilzmittel (Antimykotikum) Fluconazol und kann mitunter multiple Resistenzen gegen alle gängigen Medikamente aufweisen. 

Candida auris: Wer gehört zur Risikogruppe?

Durch Candida auris gefährdet sind zum Beispiel Menschen mit:

Candida auris: Welche Symptome verursacht der Krankenhauspilz?

Je nachdem, wo sich der Pilz auf dem Körper ausbreitet, kann er verschiedene Folgen und Beschwerden hervorrufen. Mögliche Symptome sind zum Beispiel:

  • Blutstrominfektion: Der Erreger gelangt in die Blutbahn und kann von dort aus eine Blutvergiftung (Sepsis) auslösen und Organe schädigen. Mögliche Symptome sind Fieber, Schüttelfrost, schneller Puls, niedriger Blutdruck und Benommenheit.

  • Wundinfektion: Infizieren sich offene Wunden, etwa an Operationsstellen, heilen sie dadurch nur schwer ab. Der Erreger kann sich von dort aus im Körper ausbreiten. Rötung, Schwellung, Eiter und Schmerzen an der betroffenen Stelle sind mögliche Anzeichen.

  • Harnwegsinfektionen: Vor allem über einen Blasenkatheter oder nach Operationen kann der Pilz die Harnwege befallen und dort Entzündungen verursachen, die nur schwer zu behandeln sind. Dann kann es zu Brennen beim Wasserlassen, häufigem Harndrang, trübem Urin oder übelriechendem Urin und manchmal zu Fieber kommen.

  • Ohrinfektionen: Befällt der Pilz das Ohr, kann er zu Entzündungen des äußeren Gehörgangs, Ohrenschmerzen, Ausfluss aus den Ohren sowie Hörminderung führen.

  • Organbefall: Vor allem bei schwer immungeschwächten Personen kann Candida auris Organe wie Herz, Lungen oder Gehirn befallen und dort zu schweren Schäden führen.

Menschen mit intaktem Immunsystem können mit Candida auris besiedelt sein, ohne Symptome zu entwickeln.

Warum ist Candida auris so gefährlich?

Aus verschiedenen Gründen stellt Candida auris ein großes Problem für Gesundheitseinrichtungen dar:

  • Der Erreger ist leicht übertragbar, sowohl von Mensch zu Mensch als auch über Schmierinfektionen über Oberflächen, auf denen er lange überleben kann.
  • Es besteht eine hohe Resistenz gegen gängige Antipilzmittel, dadurch sind Infektionen kaum behandelbar.

  • Der Pilz kann schwere Infektionen bei immunschwachen Personen auslösen und führt dann in bis zu 60 Prozent der Fälle zum Tod.

  • Der Pilz ist schwer zu identifizieren und wird daher häufig erst spät erkannt.

Für gesunde Menschen ist das Risiko, zu erkranken, jedoch sehr gering. 

Lässt sich Candida auris behandeln?

Die Therapie von Pilzinfektionen mit Candida auris ist oft schwierig, weil der Pilz resistent gegen verschiedene Antipilzmittel sein kann.

Vor der Behandlung sollte labordiagnostisch geprüft werden, gegen welche Mittel der Erreger resistent ist. In der Regel reagiert er nicht auf Fluconazol. Stattdessen ist eine Behandlung mit dem Antimykotikum aus der Klasse der Echinocandine die erste Wahl. Einige Stämme sprechen jedoch auch darauf nicht an. Fachleute versuchen dann, mehrere Antipilzmittel in hoher Dosis miteinander zu kombinieren.

Kann man Candida auris vorbeugen?

Um die Ausbreitung des Krankenhauspilzes zu vermeiden, sind in Gesundheitseinrichtungen strenge Hygienemaßnahmen erforderlich:

  • bei Verdacht auf Besiedlung (Kolonisation) mit dem Erreger sind Labortests nötig
  • betroffene Patient*innen müssen isoliert werden
  • das Krankenhauspersonal muss Schutzkleidung tragen
  • Geräte und Oberflächen müssen gründlich desinfiziert werden
  • regelmäßige Händedesinfektion
  • Unnötige Behandlungen mit Antimykotika und Antibiotika sollten vermieden werden, um Resistenzen vorzubeugen

Geringes Risiko außerhalb von Krankenhäusern 

Da das Risiko für gesunde Personen außerhalb von Krankenhäusern sehr gering ist, sind im Alltag keine besonderen Vorkehrungen nötig. Weil im Prinzip jeder Mensch unwissentlich Überträger von Candida auris sein kann, sollten zum Schutz anfälliger Personen jedoch allgemeine Hygienestandards wie das regelmäßige Händewaschen eingehalten werden. Das gilt vor allem bei Krankenhausaufenthalten oder bei der Pflege von Angehörigen.