Staphylococcus aureus
Die Bakterienart Staphylococcus aureus ist weit verbreitet. Bei vielen Menschen siedeln die Bakterien als Teil der normalen Flora auf Haut und Schleimhäuten, ohne bei ihnen zu Erkrankungen zu führen: Etwa 20 bis 50 Prozent aller gesunden Erwachsenen tragen Staphylococcus aureus ständig oder vorübergehend mit sich.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Staphylococcus aureus: Überblick
Staphylococcus aureus siedelt sich vor allem auf den Schleimhäuten des vorderen Nasenbereichs an sowie im Bereich der Achseln, der Scheide (Vagina) und dem Damm (Bereich zwischen Anus und Geschlechtsorganen). Von hier aus können die Bakterien auf angrenzende Hautbereiche weiterverbreitet werden.
Haut und Schleimhäute bilden normalerweise eine natürliche Barriere für Staphylococcus aureus. Wird diese Barriere überwunden, können Erkrankungen die Folge sein. Bestimmte Faktoren können eine Infektion mit Staphylococcus aureus begünstigen, so zum Beispiel:
- geschwächte Immunabwehr
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- bestehende Schäden an der Haut (etwa im Rahmen einer Schuppenflechte oder Neurodermitis)
- Hautverletzungen (z.B. durch Unfälle, Operationen, Katheter)
Folgen einer Infektion mit Staphylococcus aureus können unter anderem sein:
- Wundinfektionen
- Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis)
- Infektion von Gefäßprothesen
- Blutvergiftung (Sepsis)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
Zu einer Staphylococcus-aureus-Infektion kommt es in der Regel durch Bakterien, die bereits auf der Haut siedeln. Ursache kann jedoch auch eine Übertragung der Bakterien durch andere sein: Vor allem im Krankenhaus entstehen immer wieder Infektionen, weil Staphylococcus aureus durch Ärzte und Pflegepersonal unbemerkt auf den (meist abwehrgeschwächten oder verletzten) Patienten übertragen wird. Die Bakterienart zählt deshalb auch zu den "Krankenhauskeimen" – also zu Erregern, die besonders häufig zu "im Krankenhaus erworbenen Infektionen" (sog. nosokomiale Infektionen) führen.
Staphylococcus-aureus-Bakterien sind klein, kugelig oder oval und häufig in Trauben angeordnet. Sie sind unbeweglich und bilden keine Sporen (Dauerformen). Die Bakterien besitzen verschiedene Eigenschaften, die es dem Immunsystem erschweren, sie zu bekämpfen. Zudem sind die meisten Staphylococcus-aureus-Stämme von Natur aus resistent gegen Antibiotika aus der Gruppe der Beta-Lactam-Antibiotika, wie zum Beispiel Penicillin, was eine Therapie oft erschwert.
Staphylococcus aureus kann auch bei ungünstigen Umweltbedingungen lange Zeit überleben. So sterben die Bakterien zum Beispiel erst bei Temperaturen über 60 Grad Celsius ab. Der Erreger ist zudem sehr säureresistent und übersteht auch eine Passage durch den Magen unbeschadet. In trockener Umgebung kann Staphylococcus aureus monatelang überleben. Diese Fähigkeit, auch bei widrigen Umständen lange überleben zu können, trägt zu seiner Verbreitung in Krankenhäusern bei.
Staphylococcus aureus haftet sehr gut an allen Plastikmaterialien und Edelstahllegierungen. Aus diesem Grund sind beim Einsatz von medizinischen Materialien wie Kathetern und Shunts, aber auch bei Gelenkersatz oder Stabilisierungsmaßnahmen im Krankenhaus entsprechende Hygienemaßnahmen sehr wichtig.
Ein besonderes Risiko in Krankenhäusern ist ein spezieller Stamm von Staphylococcus aureus: MRSA (methicillin- oder multiresistenter Staphylococcus aureus). Dieser Bakterienstamm hat gegen zahlreiche Antibiotika Resistenzen erworben und kann für abwehrgeschwächte Patienten in Krankenhäusern oder Altenheimen ein Gesundheitsrisiko werden. Für das Personal in solchen Einrichtungen ist es deshalb das oberstes Gebot, alle erforderlichen Hygienemaßnahmen einzuhalten.
Krankheiten durch Staphylococcus aureus
Eine Infektion mit der Bakterienart Staphylococcus aureus kann zu verschiedenen Erkrankungen führen, so etwa zu:
- eitrigen örtlichen (lokalen) Infektionen, bei denen die Infektion sich nicht auf weitere Körperbereiche ausbreitet. Diese Infektionen können oberflächlich sein, oder tiefer im Gewebe liegen. Hierzu zählen z.B.
- eitrige Hautentzündungen (Pyodermien), wie Abszesse, Furunkel oder Karbunkel
- Impetigo contagiosa (Borkenflechte), eine Hautinfektion, bei der sich eitrige Hautbläschen bilden
- Brustentzündung in der Stillzeit (Mastitis puerperalis)
- eitrige Ohrspeicheldrüsenentzündung (Parotitis)
- eitrige Entzündung des Tränensacks (Dakryozystitis)
- Gerstenkorn (Hordeolum)
- Wundinfektionen nach Operationen oder Verletzungen (durch Einschleppung der Erreger während der Behandlung)
- Meningitis oder Hirnabszesse nach Operationen am Gehirn oder Schädel (durch Einschleppung der Erreger während der Behandlung)
- Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis)
- Lungenentzündung (Pneumonie)
- Lungenabszess
- Eiteransammlung in Körperhöhlen (Empyeme), z.B. im Pleuraspalt, in Gelenkhöhlen etc.
- einer Blutvergiftung (Sepsis), wenn sich die Bakterien vom Infektionsort über den Blutweg im restlichen Körper verbreiten.
- Erkrankungen, die durch Giftstoffe (Toxine) der Bakterien ausgelöst werden, wie z.B.
TSS (toxisches Schocksyndrom, Toxic-Shock-Syndrom)
Das toxische Schocksyndrom (TSS, Toxic-Shock-Syndrom) wird durch das Staphylococcus-aureus-Toxin TSST-1 ausgelöst und kann lebensbedrohlich verlaufen. Insgesamt tritt es jedoch selten auf.
Bei den Betroffenen kommt es typischerweise innerhalb kurzer Zeit zu Beschwerden wie:
- hohem Fieber (über 39,9 Grad Celsius)
- Magen-Darm-Beschwerden wie z.B. Erbrechen, Übelkeit, Durchfall
- starken Muskelschmerzen (Myalgie)
- sonnenbrandähnlichem Hautausschlag (makulöses Exanthem), der vor allem an den Handflächen und Fußsohlen auftritt und nach ein bis zwei Wochen beginnt, sich zu schuppen
- sehr niedriger Blutdruck
- Verwirrtheit
- Ohnmacht
Das toxische Schocksyndrom kann bei Frauen auftreten, die während ihrer MenstruationsblutungTampons verwenden. Bei etwa 30 Prozent aller Frauen ist Staphylococcus aureus in geringer Zahl als normaler Teil der Scheidenflora vorhanden. Verbleibt ein blutgefüllter Tampon zu lange in der Vagina, findet Staphylococcus aureus Umweltbedingungen vor, bei denen er sich rasch vermehren kann.
Das muss nicht zwangsläufig problematisch sein, denn nur die wenigsten Stämme von Staphylococcus aureus (etwa 1%) produzieren das Toxin TSST-1. Falls jedoch TSST-1 von den Bakterien abgegeben wird, kann das Toxin ins Blut gelangen und das toxische Schocksyndrom auslösen.
Stellen Frauen an sich Symptome fest, die auf ein toxisches Schocksyndrom hindeuten, sollten sie den Tampon entfernen und rasch einen Arzt oder eine Klinik aufsuchen. Insgesamt tritt das toxische Schocksyndrom im Zusammenhang mit Tampons jedoch sehr selten auf.
Das toxische Schocksyndrom kann prinzipiell auch durch Staphylococcus-aureus-Infektionen in anderen Körperbereichen sowohl bei Frauen als auch bei Männern entstehen. Häufiger als das toxische Schocksyndrom im Zusammenhang mit Tampons tritt die Erkrankung beispielsweise als Folge von chirurgischen Eingriffen auf.
SSSS (Staphylokokken-Schälsyndrom, Staphylococcal Scalded-Skin-Syndrom)
Manche Stämme von Staphylococcus aureus (etwa 5%) bilden spezielle Giftstoffe (die Toxine ETA, ETB, ETC), die zum Staphylokokken-Schälsyndrom (Staphylococcal Scalded-Skin-Syndrom, SSSS) führen können. Diese Erkrankung tritt vor allem bei Säuglingen, aber auch bei älteren Menschen und Menschen mit geschwächtem Immunsystem auf.
In der Regel entwickelt sich das Staphylococcal Scalded-Skin-Syndrom als Folge einer Entzündung des Ohrs, einer Rachenentzündung oder auch einer Bindehautentzündung, die durch entsprechende Staphylococcus-aureus-Stämme ausgelöst wurde. Binnen ein bis zwei Tagen bilden sich bei den Erkrankten unter der Haut Blasen, die später aufplatzen. Dabei schält sich an den betroffenen Stellen die Haut ab.
Lebensmittelvergiftung durch Staphylokokken
Sind Lebensmittel mit Staphylococcus-aureus-Stämmen verunreinigt, die sogenannte Enterotoxine (vor allem Enterotoxin B) absondern, kann es beim Betroffenen durch den Verzehr innerhalb von kurzer Zeit zu einer Lebensmittelvergiftung kommen. Enterotoxine werden von etwa 5 Prozent aller Staphylococcus-aureus-Stämme gebildet.
Schon nach ein bis sechs Stunden treten Symptome auf wie:
In den meisten Fällen hören die Beschwerden innerhalb eines Tages von selbst auf.