Enterobacteriaceae (Enterobakterien)
Unter dem Begriff Enterobacteriaceae (Enterobakterien) fasst man verschiedene Bakterienarten zusammen, die hauptsächlich im Darm (griech. enteron = Darm) von Mensch und Tier vorkommen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Manche Enterobakterien haben große Bedeutung bei der Entstehung spezifischer Darminfektionen und verursachen zum Beispiel Erkrankungen wie Pest, Typhus oder Ruhr. Andere Enterobacteriaceae (wie Escherichia coli) sind Teil der normalen Darmflora und nur dann krankheitserregend, wenn sie in Körperregionen gelangen, in die sie normalerweise nicht gehören (z.B. Auge oder Harnwege).
Enterobacteriaceae sind stäbchenförmige Bakterien mit plumpen, abgerundeten Enden. Viele Vertreter dieser Familie sind auf ihrer Zelloberfläche rundum (peritrich) mit Geißeln besetzt. Diese fadenähnlichen Gebilde können propellerartige Bewegungen ausführen und ermöglichen den Enterobakterien, sich in flüssiger Umgebung fortzubewegen. Einige Arten, wie zum Beispiel Proteus-Bakterien, können sich mithilfe der Geißeln auch auf der Oberfläche von Nährböden fortbewegen; eine Eigenart, die man als "Schwärmen" bezeichnet. Manche Enterobakterien sind mit einer Kapsel umhüllt, welche sie vor den Fresszellen des Immunsystems schützt.
Enterobacteriaceae tragen auf ihrer Zelloberfläche sogenannte Antigene. Das sind Strukturen, die als körperfremd erkannt werden und eine Immunantwort auslösen. Als Folge produziert unser Immunsystem spezifische Antikörper, die an das jeweiligen Antigen binden und mit ihm einen Komplex bilden können. Mithilfe der verschiedenen Antigene lassen sich die Enterobakterien näher klassifizieren und in Untergruppen beziehungsweise Serotypen einteilen, zum Beispiel:
- O-Antigene
- H-Antigene
- K-Antigene
- F-Antigene
Krankheiten
Enterobacteriaceae können ganz unterschiedliche Erkrankungen auslösen. Die Tabelle zeigt eine Auswahl verschiedener Enterobakterien sowie die entsprechenden Krankheitsbilder:
Erreger | Erkrankung |
Salmonellen | Brechdurchfall, Typhus, Paratyphus |
Shigellen | bakterielle Ruhr |
Klebsiella pneumoniae | Lungenentzündung (Pneumonie) |
Escherichia coli, Citrobacter, Klebsiella, Serratia, Proteus, Providencia, Morganella | Harnwegsinfektionen, Wundinfektionen, Atemwegsinfektionen, Blutvergiftung (Sepsis), Gallenblasenentzündung (Cholezystitis), Bauchfellentzündung (Peritonitis) u.a. |
Yersinia pestis Yersinia enterocolitica, Yersinia pseudotuberculosis | Pest Dünn- und Dickdarmentzündung (Enterokolitis), Lymphknotenentzündung (Lymphadenitis) |
EPEC (Enteropathogene Escherichia coli) | Säuglingsdurchfall |
ETEC (Enterotoxische Escherichia coli) | choleraähnlicher Durchfall |
EIEC (Enteroinvasive Escherichia coli) | ruhrähnlicher Durchfall |
EHEC (Enterohämorrhagische Escherichia coli) | hämorrhagische Dickdarmentzündung |
UPEC (Uropathogene Escherichia coli) | Harnröhrenentzündung (Urethritis), Blasenentzündung (Zystitis), Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) |
SEPEC (Septikämische Escherichia coli) | Blutvergiftung (Sepsis) |