Campylobacter-Infektion
Eine Infektion mit Campylobacter führt zu einer Darmentzündung, die mit Durchfall einhergeht. In der Regel heilt die Erkrankung von alleine aus. Erfahren Sie, welche Symptome noch typisch sind, wie man sich ansteckt und welche Behandlung hilft.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Campylobacter-Infektion
Als Campylobacter bezeichnet man eine Gattung spiralig geformter Bakterien, zu der mehrere Arten zählen. Führt eine Infektion mit Campylobacter-Bakterien beim Menschen zu einer Erkrankung, sprechen Mediziner von einer Campylobacteriose.
Campylobacter-Bakterien sind weltweit verbreitet. Ihren natürlichen Lebensraum haben die Erreger im Darmtrakt vieler Wildtiere (z. B. Vögel und Säugetiere), Haustiere (z. B. Hunde und Katzen) und Nutztiere (v. a. Geflügel) – in der Regel, ohne diese krank zu machen.
Beim Menschen kommt Campylobacter normalerweise nicht in der Darmflora vor. Bei einer Infektion vermehren sich die Bakterien in der Gallenflüssigkeit und im oberen Dünndarm. Dabei wandern sie in die Darmschleimhaut und geben dort ein Gift (sog. Enterotoxin) ab, das den Körper schädigt und eine der Ursachen für den auftretenden Durchfall ist.
Insgesamt sind mehr als 20 verschiedene Campylobacter-Arten bekannt. Als häufigste Ursache für eine Campylobacter-Infektion gilt in Deutschland und anderen Industrieländern die Art Campylobacter jejuni.
Weitere für den Menschen bedeutsame Campylobacter-Arten sind
- Campylobacter coli und
- Campylobacter lari.
So steckt man sich mit Campylobacter an
Für eine Campylobacter-Infektion kommen verschiedene Infektionsquellen infrage. Vom Tier auf den Menschen gelangen Campylobacter-Bakterien überwiegend indirekt. Die häufigsten Ursachen sind
- verunreinigte tierische Nahrungsmittel (z. B. Rohmilch, unzureichend erhitztes Geflügelfleisch, rohes Hackfleisch)
- oder verschmutztes Trinkwasser.
Auch beim Baden in verunreinigten Seen kann es zu einer Übertragung der Bakterien kommen, wenn Wasser verschluckt wird.
Da sowohl Tiere als auch Menschen bei einer Campylobacter-Infektion die Bakterien mit dem Kot beziehungsweise Stuhl ausscheiden, ist auch eine direkte Übertragung durch Schmierinfektionen von Tier zu Mensch oder von Mensch zu Mensch möglich. Damit gehört die Campylobacter-Infektion zu den sogenannten Zoonosen. Darunter versteht man Erkrankungen, die von Tieren auf Menschen übertragbar sind. Als tierische Überträger der Campylobacter-Infektion kommen vor allem Hunde und Katzen infrage.
Um eine Campylobacter-Infektion auszulösen, genügen bereits etwa 500 Keime – eine relativ geringe Zahl. Zum Vergleich: Für eine Salmonellen-Infektion sind etwa 10.000 bis eine Million Keime nötig. Campylobacter-Bakterien gelten daher als sehr ansteckend.
Inkubationszeit: Meist zwei bis fünf Tage
Bei einer Campylobacter-Infektion kann die Zeit zwischen Ansteckung und Ausbruch der Erkrankung (der sog. Inkubationszeit) ein bis zehn Tage betragen. Meist sind es jedoch zwei bis fünf Tage.
Wie lange besteht Ansteckungsgefahr?
Ansteckungsgefahr besteht, solange Betroffene die Bakterien mit dem Stuhl ausscheiden. Im Durchschnitt sind das zwei bis vier Wochen. Ist das Immunsystem geschwächt, kann die Ausscheidung der Bakterien nach einer Campylobacter-Infektion jedoch deutlich länger anhalten (sog. Langzeitausscheidung).
Wie häufig kommen Campylobacter-Infektionen vor?
In Deutschland treten jährlich etwa 74 Campylobacter-Fälle pro 100.000 Einwohner auf. Im Jahr 2019 kam es insgesamt zu 61.526 gemeldeten Infektionen.
Damit sind Campylobacter-Bakterien in Deutschland noch vor den Salmonellen die häufigsten Auslöser für bakteriell bedingte Darmentzündungen. Durchfallerkrankungen infolge einer Campylobacter-Infektion treten vor allem im Sommer auf.
In Entwicklungsländern hingegen verlaufen Campylobacter-Infektionen oft endemisch. Das heißt, sie sind dort ständig vorhanden und betreffen einen großen Teil der Bevölkerung. Daher kommt es nach Reisen in solche Gebiete häufiger zu Beschwerden durch Campylobacter.
Meldepflicht
Für Campylobacter-Infektionen besteht Meldepflicht. Bei Personen, die beruflichen Umgang mit Lebensmitteln haben, sind
- der bloße Verdacht auf eine Campylobacter-Infektion,
- die Erkrankung selbst (sog. Campylobacteriose) und
- ein dadurch ausgelöster Tod meldepflichtig.
Wenn sich Campylobacter jejuni, Campylobacter coli oder sonstige Campylobacter-Bakterien direkt oder indirekt nachweisen lassen, besteht die Meldepflicht für alle Personen, sofern der Erregernachweis auf eine akute Infektion hinweist.
Wer beruflich mit Lebensmitteln zu tun hat, darf seine Arbeit während einer Campylobacter-Infektion nicht ausüben.
Campylobacter-Infektion: Symptome
Unabhängig davon, welche Campylobacter-Bakterien genau hinter der Infektion stecken, sind die Symptome in der Regel immer ähnlich. Typischerweise lösen die Bakterien beim Menschen eine entzündliche Darmerkrankung aus, auch Campylobacter-Enteritis genannt.
Bei einer typischen Campylobacter-Infektion (etwa mit Campylobacter jejuni, Campylobacter coli oder Campylobacter lari) treten die ersten Symptome im Durchschnitt nach 2 bis 5 Tagen auf. Meist kommt es anfangs zu folgenden Beschwerden:
- allgemeines Krankheitsgefühl
- Kopfschmerzen
- hohes Fieber bis 40 Grad Celsius
Diese Symptome bilden bei einer Campylobacter-Infektion das sogenannte Vorstadium, das etwa einen Tag andauert.
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In der zweiten Phase der Campylobacter-Infektion kommt es typischerweise vor allem zu Symptomen durch die Darmentzündung, wie
- plötzlichen Bauchschmerzen, die sehr stark sind und an- und abschwellen
- sowie Durchfall mit häufigen Darmentleerungen.
Hierbei kann es bis zu 20 Mal am Tag zu Durchfall kommen. Dieser ist in der Regel wässrig, später kann er mit Schleim und Blut vermengt sein.
Campylobacter-Infektion: Diagnose
Um bei einer Campylobacter-Infektion eine sichere Diagnose stellen zu können, muss man den ursächlichen Erreger nachweisen. Denn eine Darmentzündung anderer Ursache kann ähnliche Symptome auslösen wie eine Campylobacter-Infektion.
In Deutschland sind überwiegend die Arten Campylobacter jejuni und Campylobacter coli für bakterielle Durchfallerkrankungen des Menschen verantwortlich. Der Nachweis dieser Erreger gelingt mithilfe von Blut- oder Stuhlproben.
Campylobacter-Infektion: Therapie
Wer eine Campylobacter-Infektion hat, kann sich meist zu Hause auskurieren: Im Jahr 2013 musste nur etwa jeder Fünfte mit einer Campylobacter-Enteritis zur Therapie stationär ins Krankenhaus.
Eine Campylobacter-Infektion heilt in der Regel von selbst aus. Meist zielt die Therapie deshalb erst einmal darauf ab, die Symptome der Darmentzündung zu lindern. In erster Linie besteht die Behandlung darin, die durch den wässrigen Durchfall entstehenden Flüssigkeits- und Elektrolytverluste auszugleichen. Dazu ist es wichtig, ausreichend Flüssigkeit zu sich zu nehmen; gegebenenfalls erhalten Betroffene hierzu auch Infusionen.
Verläuft die Campylobacter-Infektion schwerwiegender oder sind Betroffene stark abwehrgeschwächt (z. B. bei hohem Alter oder schweren Begleiterkrankungen), kann eine Therapie mit Antibiotika notwendig sein. Zu den gegen Campylobacter wirksamen Antibiotika zählen unter anderem die Wirkstoffe Azithromycin und Ciprofloxacin. Als schwerwiegend gilt eine Campylobacter-Infektion beispielsweise dann, wenn hohes Fieber auftritt oder die Beschwerden der Darmentzündung schon länger als eine Woche bestehen.
Campylobacter-Infektion: Verlauf
Eine Campylobacter-Infektion nimmt in der Regel einen guten Verlauf. In den meisten Fällen heilt die Darmentzündung (die sog. Campylobacter-Enteritis) folgenlos aus – auch ohne Antibiotika-Behandlung. Bei etwa 10 bis 20 Prozent der Betroffenen und besonders bei Kindern kann eine Campylobacter-Infektion jedoch erneut auftreten oder chronische Darmentzündungen hervorrufen.
Mögliche Komplikationen
Bei einer Infektion mit Campylobacter jejuni, Campylobacter coli oder Campylobacter lari kann es in manchen Fällen zu Komplikationen kommen, wie zum Beispiel:
- Mischinfektionen: Die mit der Campylobacter-Infektion einhergehende Darmentzündung schädigt die Darmwand. Das macht sie anfälliger für weitere Erreger. Im Verlauf der Erkrankung kann es so unter Umständen zu Mischinfektionen mit Salmonellen, Shigellen, Escherichia coli oder Rotaviren kommen. Eine mögliche Mischinfektion ist bei Diagnose und Therapie einer Campylobacter-Infektion zu berücksichtigen.
- Gelenkentzündungen: Bei einer Campylobacter-Infektion sind Komplikationen in Form von Gelenkentzündungen (Arthritis) möglich. Oft sind die großen Gelenke befallen (z. B. Knie). Solche Gelenkentzündungen können als Folgeerkrankung 1 bis 2 Wochen nach Ende der Durchfallerkrankung auftreten. Sie halten einige Wochen an, verschwinden aber meist von selbst.
- Guillain-Barré-Syndrom: Selten entwickelt sich nach einer Campylobacter-Infektion ein sog. Guillain-Barré-Syndrom. Hierbei entzünden sich Nervenwurzeln im Rückenmark sowie Nerven in Armen und Beinen. Einem Guillain-Barré-Syndrom geht in zwei Drittel der Fälle ein Infekt der oberen Atemwege oder des Magen-Darm-Trakts voraus. Bei vielen Betroffenen, die vor dem Guillain-Barré-Syndrom einen Magen-Darm-Infekt hatten, ist Campylobacter jejuni als Erreger nachweisbar.
Campylobacter-Infektion: Vorbeugen
Sie können einer Campylobacter-Infektion vorbeugen, indem Sie für ausreichend Hygiene sorgen. Das bedeutet vor allem:
- Waschen Sie sich regelmäßig die Hände mit Seife, insbesondere
- nach dem Toilettengang,
- vor der Zubereitung von Speisen und
- vor dem Essen.
- Achten Sie auf sauberes, hygienisches Arbeiten bei der Essenszubereitung (v. a. bei frischem oder tiefgekühltem Geflügel).
- Trinken Sie kein verunreinigtes Wasser.
- Verzehren Sie Lebensmittel, die möglicherweise mit Erregern in Berührung gekommen sind, nur gut durchgegart/durchgekocht beziehungsweise nicht roh.
Im Krankheitsfall: Durch Hygiene andere vor Ansteckung schützen
Campylobacter-Bakterien sind sehr ansteckend. Im Krankheitsfall sind deshalb vorbeugende Maßnahmen auch wichtig, um andere Menschen nicht anzustecken. Solange Sie Symptome einer Campylobacter-Infektion zeigen, sollten Sie zu Hause bleiben. Dort ist ebenfalls auf ausreichende Hygiene zu achten – vor allem bei der Versorgung von Kindern. Wenn möglich, sollten Erkrankte eine separate Toilette benutzen.
Nach einer abgeklungenen Campylobacter-Infektion und vor allem bei schwereren Krankheitsverläufen können Sie den Erreger noch einige Wochen lang über den Stuhl ausscheiden und dadurch weitere Menschen anstecken. Durch Händewaschen nach dem Toilettengang lässt sich das Risiko, dass Sie jemanden anstecken, jedoch verringern.