Koronare Herzkrankheit: Ursachen und Behandlung der KHK
Kurzatmigkeit, erhöhter Puls, Schmerzen in der Brust: Entwickeln sich solche Beschwerden bei geringer körperlicher Belastung oder sogar in Ruhe, können sie für eine koronare Herzkrankheit sprechen. Welche Behandlung infrage kommt und wie sich die Erkrankung auf die Lebenserwartung auswirkt, erfahren Sie hier.
FAQ: Häufige Fragen und Antworten zur KHK
Ja, kontrollierter Sport ist sogar ratsam, um das Herz zu stärken. Besonders geeignet ist die Teilnahme an Herzsportgruppen.
Gesunde Ernährung, Verzicht auf Rauchen, Stressreduktion und regelmäßige Bewegung können das Risiko weiterer Komplikationen wie einem Herzinfarkt senken.
Die Lebenserwartung hängt vom Fortschreiten der Erkrankung und der Behandlung ab. Ein gesunder Lebensstil und regelmäßige ärztliche Kontrollen können die Prognose deutlich verbessern.
Koronare Herzkrankheit – was ist das?
Das Herz sitzt als Hohlmuskel in der Brust und stellt durch seine Kontraktionen sicher, dass alle Bereiche des Körpers mit ausreichend Blut versorgt werden. Über die sogenannten Herzkranzgefäße (auch Koronargefäße oder Koronarien) ist es selbst an diesen Kreislauf angeschlossen.
Liegt eine koronare Herzkrankheit (KHK) vor, sind die herzversorgenden Blutgefäße in ihrer Funktion eingeschränkt. Sie haben sich verengt und führen dem Herzmuskel dadurch weniger Sauerstoff zu als er benötigt. Anfangs kann das Herz ein Defizit meist noch ausgleichen, später entstehen bei den Betroffenen verschiedene Symptomen.
Während die Beschwerden zunächst vor allem bei körperlicher Belastung auftreten, kommt es im weiteren Verlauf der KHK auch im Ruhezustand zu spürbaren Einschränkungen. Die passende Therapie ist entscheidend, um die Lebenserwartung der Erkrankten zu steigern.
Neben dem Alter ist auch das Geschlecht bei der Entstehung der KHK mitentscheidend. Männer haben bereits ab dem Alter von 45 Jahren ein erhöhtes Risiko, an der Herzkrankheit zu erkranken. Bei Frauen steigt das Risiko ab dem 55. Lebensjahr aufgrund des sich verändernden Hormonspiegels an.
Anzeichen bei koronarer Herzerkrankung
Es gibt einige Warnsignale, über die sich eine koronare Herzerkrankung bemerkbar machen kann. Zu den typischen Symptomen zählen:
- Brustenge (sogenannte Angina pectoris), die sich anfühlt, als würde ein beträchtliches Gewicht auf der Brust lasten
- Kurzatmigkeit bis hin zur Atemnot
- Brennen oder Schmerzen in der Brust, die möglicherweise in Richtung von Nacken, Kiefer, Armen oder Bauch ausstrahlen
- Herzrasen (Tachykardie)
- abnehmende körperliche Belastbarkeit
- Übelkeit
- (kalte) Schweißausbrüche
- Schwindel
- Angst oder Panik
Sobald solche Beschwerden auftreten, sollten Betroffene sich ärztlich untersuchen lassen. Die Anzeichen als gewöhnliche Alterserscheinung abzutun, kann fatale Auswirkungen haben. Je früher eine auf die individuelle Situation angepasste Behandlung beginnt, desto größer sind die Chancen auf Beschwerdefreiheit und eine weiterhin hohe Lebensqualität.
Achtung: Bei Frauen, älteren Menschen und Personen mit Diabetes beobachten Mediziner*innen häufig Symptome, die nicht zwingend sofort an eine KHK denken lassen. Vergleichsweise unspezifische Beschwerden wie Bauchschmerzen, ein erhöhter Herzschlag und Atemnot kommen hier vermehrt vor.
Falls die Symptome zum ersten Mal oder ungewöhnlich plötzlich und stark auftreten, könnte es sich dabei um Anzeichen für einen Herzinfarkt handeln. Der*die Betroffene oder Angehörige rufen in diesem Fall am besten den Rettungsdienst unter der 112.
Zur Ersten Hilfe bei einem Herzinfarkt gehört es darüber hinaus, die Vitalzeichen zu überwachen und gegebenenfalls mit einer Herz-Lungen-Wiederbelebung zu starten. Ist der*die Patient*in bei Bewusstsein, gilt es, beruhigend auf ihn oder sie einzuwirken, den Oberkörper hochzulagern und gegebenenfalls einschnürende Kleidungsstücke zu lösen.
Ursachen – Warum entsteht eine KHK?
Den ursächlichen Mechanismus hinter der koronaren Herzkrankheit bezeichnen Ärzt*innen als Arteriosklerose oder Atherosklerose. In der medizinischen Fachsprache fassen die Begriffe mehrere Prozesse zusammen, die den inneren Durchmesser von Arterien verringern.
Zum einen lagern sich beispielsweise über das Blut transportierte Fette an den Gefäßwänden ab. Wachsen die sogenannten Plaques weiter und entzünden sie sich, können sie an der betroffenen Stelle den Blutfluss behindern.
Zum anderen verliert das Blutgefäß an Elastizität und es kommt unter Umständen zu einem Riss in der Gefäßwand. Bei der Reparatur einer solchen Verletzung kann sich wiederum ein Blutgerinnsel lösen, das im schlimmsten Fall ein nachfolgendes, dünneres Gefäß teilweise oder komplett verschließt.
Risikofaktoren einer KHK
Grundsätzlich handelt es sich bei der Arteriosklerose um eine natürliche Entwicklung, die mit steigendem Lebensalter eine zunehmende Rolle spielt. Die Gefahr für eine KHK erhöht sich, wenn bestimmte Risikofaktoren vorliegen.
So gehören zu den Einflüssen, die das Auftreten von Arteriosklerose und somit einer KHK begünstigen oder beschleunigen, zum Beispiel:
- Bluthochdruck
- erhöhter Cholesterinspiegel
- einseitige und/oder ungesunde Ernährung
- Diabetes
- mangelnde Bewegung
- Übergewicht
- Rauchen
- Stress und sonstige anhaltende, psychische Belastungen
- erbliche Veranlagung
Diagnose: Untersuchungen bei KHK
Die Diagnose koronare Herzkrankheit fällt meist erst dann, wenn bereits Beschwerden bestehen. Seltener ergibt sich der Befund zufällig im Rahmen anderer Untersuchungen oder Vorsorgeleistungen.
Hat die*der Ärztin*Arzt den Verdacht, dass sich erste Anzeichen einer koronaren Herzkrankheit anbahnen, werden zur Abklärung mehrere Diagnoseverfahren angeordnet. Unter anderem können diese Untersuchungsmethoden Klarheit verschaffen:
- EKG (Elektrokardiogramm) zur Messung der Herzströme, gegebenenfalls unter Belastung
- Echokardiographie (Herzecho), eine Ultraschalluntersuchung des Herzens
- sonstige bildgebende Verfahren wie die Myokard-Szintigraphie, Magnetresonanztomographie (MRT) und Computertomographie (CT)
Ergänzend dazu wird die familiäre Vorgeschichte abgefragt, der Blutdruck gemessen und die Brust genau abgehört. Eine Blutuntersuchung gibt wichtige Hinweise auf die Blutfettwerte und mögliche Schäden an Herz oder Nieren.
Ergeben die vorangegangenen Untersuchungen eine hohe Wahrscheinlichkeit für Gefäßverengungen, folgt eventuell eine Herzkatheter-Untersuchung. Bei dieser Koronarangiographie schiebt der*die Kardiolog*in über eine Arterie in der Leiste oder im Arm einen sehr dünnen Schlauch (Katheter) bis zum Herzen. Dort angekommen, wird ein Kontrastmittel freigesetzt, sodass über ein externes Gerät Röntgenbilder aufgenommen werden können. Die so gewonnenen Darstellungen lassen sehr genaue Aussagen über den Zustand von Herz und Koronararterien zu.
Therapie der KHK durch Medikamente
Abhängig von den genauen Ergebnissen der vorangegangenen Untersuchungen kann der*die Mediziner*in einen genau auf die individuellen Gegebenheiten abgestimmten Medikamentenplan entwickeln.
Typisch ist – je nach Bedarf – eine Kombination aus diesen Arzneimitteln:
Nitrate: weiten als Notfallmedikament in Spray- oder Kapselform die Blutgefäße und tragen so zu einer zügigen Entlastung des Herzens bei
Blutgerinnungshemmer: regelmäßig eingenommen, können sie der Entstehung von Blutgerinnseln und damit einem Herzinfarkt vorbeugen
Statine: umgangssprachlich auch "Cholesterin-Senker", beeinflussen die Blutfettwerte positiv und reduzieren damit ein Fortschreiten der Arteriosklerose
Beta-Blocker: entlasten das Herz, indem sie den Puls und den Blutdruck senken (werden meist nach einem Herzinfarkt oder bei zusätzlich vorliegender Herzschwäche verordnet)
sonstige Blutdrucksenker: zum Beispiel ACE-Hemmer, Sartane oder Kalziumkanal-Blocker
Im Rahmen regelmäßiger Kontrolltermine wird geprüft, ob die verschriebenen Präparate anschlagen und wie sich die Beschwerden im Zuge der Therapie entwickeln. Falls nötig, wird die Dosierung angepasst.
Änderung des eigenen Lebensstils
Neben der medikamentösen Behandlung können Betroffene selbst mithelfen, diejenigen Risikofaktoren auszuhebeln, die sie selbst beeinflussen können.
Fachleute empfehlen beispielsweise:
- regelmäßig körperlich aktiv zu sein (zum Beispiel in speziellen Herzsportgruppen)
- auf eine gesunde und abwechslungsreiche Ernährung zu achten, mit viel frischem Obst und Gemüse
- bestehendes Übergewicht zu reduzieren
- das Rauchen aufzugeben
- möglichst wenig Alkohol zu konsumieren
- den richtigen Umgang mit Stress zu erlernen (über psychotherapeutische Angebote, aber auch durch Methoden wie Autogenes Training oder die Progressive Muskelentspannung)
All diese Maßnahmen können den Leidensdruck bei KHK lindern – und sich sogar positiv auf andere Erkrankungen auswirken. Wer frühzeitig beginnt und konsequent dranbleibt, leistet darüber hinaus einen wichtigen Beitrag zur Vorbeugung der Erkrankung.
Operative Eingriffe bei KHK
Sind die Symptome bereits so weit fortgeschritten, dass eine medikamentöse Therapie und eine gesunde Lebensweise allein nicht mehr ausreichen, kann ein operativer Eingriff infrage kommen. Dabei bestehen zwei Möglichkeiten:
Einsetzen eines Stents: Ähnlich wie bei der Herzkatheter-Untersuchung führt die*der Ärztin*Arzt einen feinen Schlauch über ein Blutgefäß bis zum Herzen. An der verengten Stelle angekommen, vergrößert sich ein kleiner Ballon und presst ein feines Drahtgeflecht in die Verengung. Dieser sogenannte Stent verbleibt in der Arterie und soll sie dauerhaft weiten, um einen normalen Blutfluss zu fördern.
Bypass-Operation: Bei der Bypass-Operation handelt es sich um einen schwerwiegenderen Eingriff – denn die Operation findet am offenen Herzen statt. Aus körpereigenem Gewebe wird eine Art Umleitung geformt, die das Blut künftig an der verengten Stelle im ursprünglichen Gefäß vorbeiführt.
Jede operative Maßnahme stellt meist eine Belastung für den ohnehin geschwächten Körper dar. Deswegen wägen Behandelnde sorgfältig ab, ob und welche Methode im Einzelfall Erfolg verspricht.
Rehabilitation
Verursacht die KHK sehr starke Beschwerden oder ist es bereits zu schwerwiegenden Folgen wie einem Herzinfarkt gekommen, kann eine Rehabilitation die Behandlung unterstützen. In einer speziellen Einrichtung erlernen Betroffene über mehrere Wochen hinweg, im Alltag mit der Erkrankung zurecht zu kommen. Neben physio- und ergotherapeutischen Angeboten umfasst die Reha unter anderem auch psychotherapeutische Maßnahmen und Tipps zur Anpassung des Lebensstils.
Herzkranzgefäße verengt? So kann die Herzerkrankung verlaufen
Grundsätzlich unterscheiden Ärzt*innen bei der KHK einen akuten und einen chronischen Verlauf.
Akuter Verlauf der koronaren Herzkrankheit
Gibt sich die Erkrankung akut zu erkennen, ist ein Herzkranzgefäß meist nicht nur verengt, sondern plötzlich komplett verstopft. Der unterbrochene Blutfluss zieht starke Beschwerden oder sogar einen Herzinfarkt nach sich. Dabei handelt es sich um einen medizinischen Notfall, der eine sofortige Behandlung bedarf.
Andernfalls könnte der hinter der Verstopfung liegende Bereich des Herzens dauerhaften Schaden nehmen oder ganz absterben. Ursache ist in der Regel ein Blutgerinnsel, das sich bildet, wenn ein von Arteriosklerose betroffenes Gefäß aufbricht.
Chronischer Verlauf der koronaren Herzkrankheit
Die chronische Verlaufsform bezeichnen Fachleute auch als stabile koronare Herzkrankheit. Sie entwickelt sich in der Regel allmählich, nicht selten über viele Jahre hinweg: Bedingt durch vorliegende Risikofaktoren verengt die Arteriosklerose zunehmend die betroffenen Blutgefäße. Typische Symptome entstehen in der Regel ab dem 70-prozentigen Verschluss einer Arterie. Spätestens ab dann gerät das Herz in einen ischämischen Zustand, in dem es zu wenig Sauerstoff zur Verfügung hat.
Ein Indikator für das Voranschreiten der KHK ist das Auftreten von Angina pectoris (Brustenge). Anhand der jeweiligen Beschwerden können Fachleute die chronische KHK in vier Schweregrade einteilen:
Schweregrad 1: Symptome entwickeln sich bei andauernder oder abrupter körperlicher Aktivität; im Ruhezustand bleibt der*die Erkrankte beschwerdefrei
Schweregrad 2: Beschwerden entstehen bei ausgeprägter körperlicher Belastung (dazu gehören auch psychische Ausnahmesituationen)
Schweregrad 3: Betroffene bemerken Einschränkungen bei leichteren Aktivitäten (wie beim Gehen in normaler Geschwindigkeit)
Schweregrad 4: die Angina pectoris tritt in diesem Stadium auch im Ruhezustand auf
Die Belastungsschwelle, ab der sich Symptome der KHK bemerkbar machen, spielt in der Therapie eine maßgebliche Rolle. Bleibt sie konstant, ist das ein Hinweis darauf, dass sich die KHK stabilisiert hat – die Behandlung schlägt an. Sinkt die Grenze, sollten die Blutgefäße überprüft und die Therapie gegebenenfalls angepasst werden.
Bei passender Behandlung und konsequenter Therapietreue ist ein weitgehend beschwerdefreies Leben möglich. Dennoch muss die KHK ärztlich beobachtet werden. Um eine mögliche Verschlechterung rechtzeitig zu erkennen, sind Kontrolltermine alle drei bis sechs Monate sinnvoll.
Ohne eine individuelle Therapie kann sich auch bei der chronischen Verlaufsform ein Herzinfarkt entwickeln. Davon abgesehen erhöht eine instabile KHK das Risiko für Erkrankungen wie
- Herzrhythmusstörungen,
- Vorhofflimmern und
- Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Vorbeugung: Lässt sich eine koronare Herzkrankheit vermeiden?
Gerade Menschen, bei denen eine familiäre Vorbelastung mit der KHK bekannt ist, fragen sich häufig, ob sie der Erkrankung vorbeugen können. Bis zu einem gewissen Grad ist das möglich. So kann ein gesunder Lebensstil die KHK hinauszögern oder sogar ganz verhindern.
Hilfreiche präventive Maßnahmen sind beispielsweise:
- der Verzicht auf Nikotin und ein mindestens stark reduzierter Konsum von Alkohol
- ein aktives Leben mit regelmäßigem Sport
- eine gesunde und ausgewogene Ernährung
- die Therapie bestehender Grunderkrankungen (zum Beispiel von Diabetes oder hohem Blutdruck)
- die Reduktion von Stress und/oder sonstigen psychischen Belastungen
Fachleute raten Personen mit bestehender KHK oder einem erhöhten Risiko häufig auch zur regelmäßigen Grippeimpfung. Sie senkt nicht nur die Gefahr, sich überhaupt mit Grippe anzustecken, sondern reduziert im Fall einer Erkrankung auch das Risiko für einen schweren Verlauf, der das Herz-Kreislauf-System belasten könnte.
Wichtig zu wissen: Während vorbeugende Maßnahmen zwar zur Herzgesundheit beitragen, bieten sie doch keinen 100-prozentigen Schutz. Die Entstehung einer KHK ist neben beeinflussbaren Faktoren auch mit einigen nicht beeinflussbaren Faktoren verbunden – zum Beispiel einer genetischen Veranlagung.