Arzt untersucht eine Röntgenaufnahme mit Knochenkrebs.
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Knochenkrebs: Symptome, Formen und Ursachen

Von: Lydia Klöckner (Medizinredakteurin), Jessica Rothberg (Medizinredakteurin)
Letzte Aktualisierung: 07.02.2023

Knochenkrebs ist eine sehr seltene Tumorerkrankung: Nur etwa eine von 100 Krebserkrankungen geht auf einen Knochentumor zurück. In Deutschland erkranken im Jahr einige hundert Menschen an dieser Krebsart. Welche Symptome Anzeichen für Knochenkrebs sein können und wie er sich behandeln lässt. 

Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.

Zusammenfassung

  • Definition: Bei Knochenkrebs befindet sich ein Tumor im Skelett.
  • Symptome: Anzeichen können Schwellungen, Schmerzen, Knochenbrüche, Taubheitsgefühl und Kribbeln oder Bewegungseinschränkungen sein.
  • Formen und Häufigkeit: Häufigste Form ist das Osteosarkom, gefolgt vom Ewing-Sarkom und Chondrosarkom. Knochenkrebs ist jedoch grundsätzlich selten.
  • Ursachen: Bislang ungeklärt; vermuteter Zusammenhang mit hormonellen und wachstumsbedingten Ursachen und Risikofaktoren wie genetische Veranlagung.
  • Diagnose: Bildgebende Verfahren, Blutuntersuchung und Gewebeprobe.
  • Behandlung: Je nach Tumorart, Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie sowie Operation.
  • Verlauf und Prognose: Unter anderem abhängig von Art und Größe des Tumors.

Was ist Knochenkrebs?

Von Knochenkrebs sprechen Fachleute, wenn sich im Skelett ein bösartiger Tumor bildet. Entarten Zellen im Knochengewebe und vermehren sich unkontrolliert, kann ein bösartiger Knochentumor entstehen. Neben den sogenannten primären Knochentumoren, die direkt dem Knochengewebe entspringen, gibt es auch Knochentumoren, die von einer anderen Krebserkrankung, etwa Lungenkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs und Schilddrüsenkrebs, abstammen können. Dabei bilden sich sogenannte Tochtergeschwülste (Metastasen).

Wesentlich häufiger als Knochenkrebs sind sogenannte Knochenmetastasen. Dabei gelangen Tumorzellen von einem anderen Tumor etwa an der Brust, Lunge oder Prostata über das Lymphsystem oder die Blutbahn in Knochen. Wie Knochenmetastasen behandelt werden, hängt maßgeblich vom zugrunde liegenden Ausgangstumor ab.

Knochenkrebs-Formen: Osteosarkom, Ewing-Sarkom und Chondrosarkom

Es gibt verschiedene Arten von Knochentumoren. Zu den häufigsten primären Knochentumoren zählen:

  • Osteosarkom: Das Osteosarkom entspringt meist den Enden der langen Röhrenknochen der Arme oder Beine, in etwa der Hälfte der Fälle in der Nähe des Kniegelenks. Das Osteosarkom ist ein hochgradig bösartiger Knochentumor. Er wächst schnell und kann Tochtergeschwülste in anderen Körperteilen wie der Lunge bilden.

  • Ewing-Sarkom: Ein Ewing-Sarkom bildet sich häufig in den Beckenknochen oder mittig an den langen Röhrenknochen. Die Symptome ähneln denen einer Knochenmarkentzündung (Osteomyelitis), weshalb es mitunter zu Verwechslungen kommt.

  • Chondrosarkom: Es entsteht typischerweise im Becken, im Rumpf oder in den rumpfnahen langen Röhrenknochen. Die Tumorzellen beginnen sich unkontrolliert zu vermehren und übermäßig viel Knorpel zu bilden. Der wuchernde Tumor verdrängt nach und nach die gesunde Knochensubstanz, was sich irgendwann in Schmerzen am betroffenen Knochen äußern kann.

Knochenkrebs: Häufigkeit 

Insgesamt zählt Knochenkrebs zu den seltenen Krebsarten. In Deutschland erkranken im Jahr rund 800 Menschen daran – Männer sind häufiger betroffen als Frauen. Bei den meisten Betroffenen entwickelt sich ein Osteosarkom, am zweithäufigsten ist das Chondrosarkom. An Ewing-Sarkomen erkranken in Deutschland pro Jahr etwa 50 Menschen – wobei vor allem Kinder und Jugendliche zwischen 10 und 15 Jahren betroffen sind. 

Knochenkrebs: Welche Symptome sind möglich?

Knochentumore werden oft erst spät entdeckt, was mitunter an den unspezifischen Symptomen liegt. Knochenkrebs äußert sich beispielsweise durch Schmerzen und Schwellungen. Beide Symptome können zahlreiche andere Ursachen haben, etwa eine Sportverletzung wie eine Prellung oder eine Knochenhautentzündung.

Welche Beschwerden bei einem Knochenkrebs auftreten, hängt auch von Größe und Lokalisierung des Tumors ab. Möglich sind folgende Symptome: 

  • Knochenschmerzen
  • Druckempfindlichkeit der Knochen
  • Bewegungseinschränkung naheliegender Gelenke
  • Taubheitsgefühl und Kribbeln
  • Schwellungen
  • spontane Knochenbrüche
  • seltener auch Gewichtsverlust, Fieber und Müdigkeit

Wichtig: Wenn Kinder über Schmerzen in den Beinen oder Armen klagen, wird häufig zunächst an Wachstumsschmerzen gedacht. Wachstumsschmerzen treten in der Regel nur nachts auf, hingegen nehmen die Beschwerden bei bösartigen Knochentumoren stetig zu und bleiben auch tagsüber bestehen. Ist dies der Fall, sollte unbedingt ärztlicher Rat eingeholt werden.

Knochenkrebs: Ursachen und Risikofaktoren

Was genau Knochenkrebs auslöst, ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Fachleute vermuten jedoch wachstums- und hormonelle Ursachen, da Knochenkrebs häufig während der Kindheit und Pubertät entsteht. 

Zusätzlich begünstigen einige Risikofaktoren die Entstehung von Knochenkrebs: 

  • genetische Veranlagung und Vorerkrankungen (beispielsweise das Li-Fraumeni-Syndrom)
  • gutartige Knochentumoren, die bösartige entarten (etwa ein Echondrom)
  • Strahlen- oder Chemotherapie aufgrund anderer Krankheiten
  • Knochenerkrankungen (wie Morbus Paget)

    Wie lässt sich Knochenkrebs diagnostizieren?

    Besteht der Verdacht auf Knochenkrebs, kann mithilfe verschiedener Untersuchungen festgestellt werden, ob tatsächlich ein Knochentumor vorliegt. Zum Einsatz kommen mitunter: 

    Um zu bestimmten, welche Form des Knochenkrebses vorliegt, kann eine Gewebeuntersuchung (Biopsie) durchgeführt werden. Außerdem sucht die*der Ärztin*Arzt den Körper nach Tochtergeschwülsten ab, um das Stadium der Krebserkrankung zu beurteilen. 

    Knochenkrebs: Wie erfolgt die Behandlung?

    Der Ablauf der Behandlung richtet sich nach der Art und Ausbreitung des Knochentumors. Wichtig ist, dass die Therapie in einem spezialisierten Zentrum durchgeführt wird. In diesen Zentren arbeiten Ärzt*innen verschiedener Fachgebiete eng abgestimmt zusammen. Je nachdem, ob es sich um ein Osteosarkom, Chondrosarkom oder Ewig-Sarkom handelt, wird eine entsprechende Behandlung eingeleitet. Oft ist es eine Kombination aus Operation, Chemo- sowie Strahlentherapie (multimodale Therapie).

    Behandlung eines Osteosarkoms

    Patient*innen mit Osteosarkom erhalten in der Regel zunächst eine Chemotherapie, da diese Krebsform mit einem hohen Risiko von Tochtergeschwülsten wie Knochenmetastasen einhergeht. So lässt sich der Tumor verkleinern und mögliche entartete Zellen in anderen Organen und im Blut eliminieren.

    Anschließend wird der Tumor meist operativ entfernt. Dabei bemühen sich Fachleute, die Funktionalität von Arm oder Bein so gut wie möglich zu erhalten. Im Anschluss an die Operation schließt sich eine weitere Chemotherapie an, um möglichst alle zirkulierenden Tumorzellen abzutöten. Insgesamt dauert die Therapie des Osteosarkoms knapp neun Monate.

    Therapie bei Ewing-Sarkom

    Auch ein Ewing-Sarkom bildet häufig Tochtergeschwülste in Lunge und anderen Knochen. Um diesen Knochenkrebs ist deshalb meist eine Kombination aus Operation und Chemotherapie oder Strahlentherapie notwendig. 

    Zunächst erhalten Patient*innen eine etwa zehnwöchige Chemotherapie, bei der verschiedene Medikamente zum Einsatz kommen. Diese erste Phase der Chemotherapie dient dazu, den Tumor und eventuelle Tochtergeschwülste zu verkleinern und abzutöten. Auch soll die Chemotherapie sehr kleine Tochtergeschwülste beseitigen, die sich mithilfe von bildgebenden Verfahren nicht feststellen lassen.

    Nach der einleitenden Chemotherapie wird der Tumor vollständig operativ entfernt. Um alle verbleibenden Krebszellen abzutöten und zu verhindern, dass neue Tochtergeschwülste auftreten, wird die Chemotherapie nach der Operation fortgeführt.

    Manchmal sprechen die Lage des Tumors oder der Gesundheitszustand gegen eine Operation, weshalb eine Strahlentherapie zum Einsatz kommen kann. Anders als Osteosarkome sind Ewing-Sarkome "strahlensensibel", das heißt, sie sprechen im Gegensatz zu Osteosarkomen auf die Strahlentherapie an.

    Auch eine Kombination von Operation und Strahlentherapie ist möglich und in vielen Fällen erforderlich. Insgesamt dauert die Behandlung eines Ewing-Sarkoms ungefähr ein Jahr. 

    Wie erfolgt die Behandlung beim Chondrosarkom?

    Auf eine Chemotherapie oder Bestrahlung spricht diese Tumorart in der Regel schlecht an. Die behandelnden Fachleute versuchen daher, das Chondrosarkom im Rahmen einer Operation komplett zu entfernen.

    Knochenkrebs: Verlauf, Prognose und Lebenserwartung

    Je früher ein Knochentumor festgestellt und behandelt wird, desto besser ist die Prognose. Der genaue Verlauf und wie sich die Erkrankung auf die Lebenserwartung auswirkt, hängt vor allem von der Art des Tumors und dem Stadium ab.

    • Osteosarkom: Hat der Tumor noch keine Tochtergeschwülste entwickelt, leben fünf Jahre nach der Diagnose noch etwa 60 bis 70 von 100 Betroffenen. Haben sich bereits Tochtergeschwülste gebildet, ist die Prognose des Knochenkrebses schlechter, er gilt aber noch als heilbar.

    • Ewing-Sarkom: Wenn der Tumor zum Zeitpunkt der Diagnose noch keine Tochtergeschwülste gebildet hat, leben 65 von 100 Patienten länger als fünf Jahre. Liegen Metastasen beispielsweise in der Lunge vor, ist die Prognose schlechter: Von 100 Betroffenen leben fünf Jahre nach der Diagnose noch rund 50.

    • Chondrosarkom: Bei einem Chondrosarkom hängt die Prognose maßgeblich davon ab, wie stark sich das Tumorgewebe vom gesunden Gewebe unterscheidet. Je bösartiger der Tumor, desto schlechter wirkt sich das auf die Prognose und Lebenserwartung aus. Bei einem hochgradig bösartigen Chondrosarkom liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei etwa 20 Prozent.