Knalltrauma: Ursachen, Symptome und Prognose
Ein plötzlicher Knall, dann ein Schmerz im Ohr und Hörverlust: So beschreiben Betroffene ein Knalltrauma. Bei einer schnellen ärztlichen Therapie stehen die Heilungschancen jedoch gut. Ursachen eines Knalltraumas, welche Behandlung hilft und wie man sich schützen kann.
Zusammenfassung
- Definition: Bei einem Knalltrauma kommt es durch ein kurzes, sehr lautes Geräusch zu einer Schädigung des Innenohrs.
- Symptome: Ein Knalltrauma kann sich durch stechende Ohrenschmerzen, Schwerhörigkeit bis Taubheit oder Ohrgeräusche (Tinnitus) äußern. Auch Schwindel und Gleichgewichtsprobleme sind möglich.
- Ursache: Ursächlich für ein Knalltrauma kann etwa ein lauter Knall durch ein Feuerwerk, eine Airbag-Auslösung oder ein Schuss mit einem Gewehr sein.
- Diagnose: Der ärztlichen Befragung (Anamnese) schließt sich in der Regel ein Hörtest an.
- Behandlung: Zum Einsatz kommen meist Glukokortikoide in Form von Tabletten oder Infusionen. Ein Hörgerät kann bei bleibender Schwerhörigkeit helfen.
- Verlauf: In den meisten Fällen bilden sich die Symptome bei entsprechender Behandlung innerhalb von Tagen bis Wochen wieder zurück.
- Vorbeugen: Schutz vor anhaltender Lärmeinwirkung und lauten Knallen ist besonders wichtig.
Was ist ein Knalltrauma?
Ein Knalltrauma ist eine Schädigung des Innenohrs aufgrund eines sehr kurzen und sehr lauten Geräusches. Von einem Knall sprechen Fachleute ab einer Schalldruckwelle von 135 Dezibel beziehungsweise 150 bis 165 (abhängig des Messgerätes), sowie einer Dauer von unter zwei Millisekunden (kurze Pegelspitzen).
Welche akustischen Traumata gibt es?
Lärm kann sehr unterschiedlich lang und ausgeprägt sein, weshalb verschiedene akustische Traumata unterschieden werden.
- akute Traumata: Knalltrauma, Explosionstrauma oder akutes Lärmtrauma
- chronische Traumata: chronische Lärmschwerhörigkeit
Ein Knalltrauma ist nicht zu verwechseln mit den anderen beiden akuten Traumata:
Bei einem Explosionstrauma wirkt ein enormer Schalldruck auf das Ohr ein, woraufhin das Trommelfell beschädigt wird. Beim Knalltrauma ist dies selten der Fall.
Bei einem akuten Lärmtrauma ist der Gehörsinn über eine längere Zeit als bei einem Knalltrauma einem hohen Lärmpegel ausgesetzt, zum Beispiel in einer Diskothek.
Die chronische Lärmschwerhörigkeit tritt auf, wenn über Monate bis Jahre eine erhöhte Lärmbelastung vorliegt. Regelmäßiges lautes Musikhören oder ein lärmender Arbeitsplatz können Ursachen sein.
Symptome des Knalltraumas
Die Symptome des Knalltraumas sind:
- stechender Ohrenschmerz
- Schwerhörigkeit bis hin zur Taubheit
- Ohrgeräusche (Tinnitus)
- Schwindel
- Gleichgewichtsstörungen
Manche Betroffene empfinden auch ein Gefühl im Ohr, als wäre der Gehörgang mit Watte verstopft. Die Symptome des Knalltraumas sind in den ersten Stunden am stärksten und klingen über die nächsten Tage bis Wochen ab.
Je nach Ursprungsrichtung des Knalls kann nur ein oder auch beide Ohren betroffen sein. In den meisten Fällen ist ein Ohr mehr betroffen, als das andere, da der Kopf eine Art Schallschutz für die abgewandte Seite darstellt. Mitunter leiden Betroffene infolge eines Knalltraumas auch unter einer stark ausgeprägten Geräuschempfindlichkeit (Hyperakusis), die sich im Verlauf jedoch bessern kann.
Knalltrauma: Das sind die Ursachen
Ein Knalltrauma kann zum Beispiel durch einen ausgelösten Airbag, einen Knallkörper wie ein Feuerwerk oder einen Schuss aus einer Handfeuerwaffe verursacht werden. Auch durch einen Blitzeinschlag oder Sprengungen kann es zu einem Knalltrauma im Ohr kommen. Alltägliche laute Geräusche wie menschliche Schreie oder Hundegebell können eine Schädigung des Innenohrs, wie hier beim Knalltrauma, nicht auslösen.
Zum Vergleich: Von einem Knall spricht man ab circa 150 Dezibel. Ein ruhiges Zimmer hat ungefähr 30 Dezibel, eine Hauptverkehrsstraße etwa 85 Dezibel.
Trifft ein Knall ungefiltert auf das Ohr, kann es zu mechanischen Schädigungen des Innenohrs kommen. Insbesondere die Hörschnecke und die äußeren Haarzellen sind häufig beschädigt. Auch die Flüssigkeit in der Hörschnecke verändert sich und beeinträchtigt das Hörvermögen.
Hintergrundinformation: Wie gelangt ein Geräusch ins Ohr?
Trifft ein Geräusch auf das Ohr, wird dies über die Ohrmuschel eingefangen. Die Schallwelle trifft auf das Trommelfell und versetzt die dahinterliegenden Gehörknöchelchen in Schwingung. Diese drei Knöchelchen sind Teil des Mittelohrs und schließen direkt hinter dem Trommelfell. Anschließend leiten sie die Schallwellen weiter an das ovale Fenster der Hörschnecke (Cochlea), die Teil des Innenohrs und mit Flüssigkeit gefüllt ist.
Die Schwingung wird auf die Flüssigkeit der Hörschnecke übertragen und gelangt schließlich zu den äußeren Haarsinneszellen. Durch die Schwingung werden die äußeren Haarzellen umgebogen und geben die Information an die inneren Haarzellen weiter. Dadurch wird der Hörnerv angeregt, der die Informationen anschließend an das Gehirn weiterleitet.
Geräusche können auch von außen über den Schädelknochen direkt zum Innenohr geleitet werden. Man nennt dies auch Knochenleitung.
Diagnose des Knalltraumas
Die Diagnose des Knalltraumas erfolgt in einer Praxis für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO). Um die Diagnose für ein Knalltrauma stellen zu können, ist es sehr wichtig, den Unfallhergang genau zu beschreiben. Anschließend wird eine Untersuchung des Ohrs mit dem Ohrmikroskop durchgeführt, um Verletzungen auszuschließen. Bei einem Knalltrauma ist das Trommelfell in der Regel nicht verletzt.
Mithilfe eines Hörtests (Tonaudiogramm) wird anschließend die Hörfähigkeit getestet, wobei eine sogenannte Hochton-Schwerhörigkeit die Diagnose sichert.
Knalltrauma: Wie erfolgt die Therapie?
Bei der Therapie des Knalltraumas gilt: Je schneller die Behandlung erfolgt, desto besser. Deshalb ist es ratsam, so rasch wie möglich ärztliche Hilfe aufzusuchen.
Nach aktuellen Leitlinien erfolgt die Behandlung des Knalltraumas wie bei einem Hörsturz: mit sogenannten Glukokortikoiden, auch Kortison genannt. Dies soll die Entzündungsreaktion, die durch die Druckwelle im Innenohr ausgelöst wird, stoppen. Betroffene erhalten das Kortison als Infusion oder in Form von Tabletten.
Nicht jede Person darf Kortison einnehmen. Der Grund dafür sind meist eingenommene Medikamente oder Vorerkrankungen. In diesem Fall wird das Trommelfell betäubt und das Kortison mit einer feinen Nadel direkt in das Mittelohr verabreicht, was auch intratympanale Injektion genannt wird. Zusätzlich ist es empfehlenswert, sich keinem weiteren Lärm auszusetzen.
Bleiben Beschädigungen des Innenohrs bestehen und entwickelt sich eine Innenohrschwerhörigkeit, kann ein Hörgerät hilfreich sein.
Knalltrauma: Verlauf und Prognose
Das Knalltrauma hat eine günstige Prognose: In den meisten Fällen bilden sich die Symptome innerhalb von Stunden bis Wochen zurück. Das Hörvermögen ist nach einem ausgeheilten Knalltrauma normalerweise nicht beeinträchtigt und es kommt auch zu keiner Hörminderung im Laufe der Zeit. Nur in sehr seltenen Fällen verbleiben Spätfolgen mit einem Hörschaden im Hochtonbereich.
Knalltrauma vorbeugen: Ohren richtig schützen
In den meisten Fällen ist ein Knalltrauma ein Unfall und deshalb nicht vorhersehbar. Besteht jedoch das Risiko, einer anhaltenden Lärmeinwirkung oder einem Knall ausgesetzt zu sein, ist es immer ratsam, einen Gehörschutz zu tragen. Vor allem im Arbeitskontext ist ein gutsitzender Gehörschutz essenziell. Besondere Vorsicht ist bei Feuerwerken und Knallkörpern geboten. Explodieren diese in der Nähe des Kopfes, kann dies ein Knalltrauma und weitere schwere Verletzungen verursachen. Genügend Abstand, beispielsweise zu einem Feuerwerk, ist deshalb stets empfehlenswert.