Kieferzysten
Kieferzysten sind Hohlräume im Ober- oder Unterkiefer, die durch Entzündungen oder Entwicklungsstörungen entstanden sind. Kieferzysten zählen zu den häufigen Erkrankungen im Mundraum. Oft sind Männer mittleren Alters betroffen.
Dieser Text entspricht den Vorgaben der ärztlichen Fachliteratur, medizinischen Leitlinien sowie aktuellen Studien und wurde von Mediziner*innen geprüft.
Überblick
Zysten bilden sich im Knochen oder im umliegenden Weichteilgewebe. Sie sind von einer Bindegewebskapsel umgeben und mit breiigem oder flüssigem Inhalt gefüllt. Mediziner unterscheiden mehrere Arten von Kieferzysten – je nachdem, woraus und wie die Zyste entstanden ist. Häufigste Formen sind die follikuläre Kieferzyste, die aus fehlentwickeltem Zahngewebe entstammt, und die entzündlich-bedingte radikuläre Kieferzyste.
Meist verursachen Kieferzysten keinerlei Beschwerden. Erst wenn sie nach und nach größer werden, können sie Druck auf benachbartes Gewebe ausüben, sodass zum Beispiel Schmerzen, Schäden oder auch ein Taubheitsgefühl entstehen.
Da offensichtliche Symptome selten sind, werden Kieferzysten oft zufällig auf Röntgenaufnahmen entdeckt. Wenn Kieferzysten eine bestimmte Größe erreichen, kann sie der Betroffene oder der Zahnarzt als markante Vorwölbung des Knochens erstasten. Um was für eine Kieferzyste es sich genau handelt, lässt sich dadurch noch nicht eindeutig bestimmen. Bildgebende Verfahren wie Computertomographie (CT) oder eine Ultraschalluntersuchung können dazu Hinweise liefern. Letztendlich klärt sich diese Frage aber erst dann, wenn ein Gewebespezialist entnommenes Zystengewebe mikroskopisch untersucht.
Die Therapie besteht in der operativen Entfernung der Kieferzyste (Zystektomie). In manchen Fällen kann auch eine sogenannte Zystostomie sinnvoll sein. Dabei schneidet der Kieferchirurg die Kieferzyste nicht komplett heraus, sondern nur ein, damit der Inhalt abfließen kann und die Zyste ausheilt. Dieser kleinere Eingriff bietet sich zum Beispiel bei geschwächten Patienten an.
Vorbeuge-Maßnahmen gibt es bei Kieferzysten nicht. Bei Kiefer- oder Zahnschmerzen sollten Sie generell Ihren Zahnarzt aufsuchen, damit er abklären kann, was zu den Symptomen führt. Auch ohne Beschwerden sollten Sie regelmäßig Ihr Gebiss beim Zahnarzt kontrollieren lassen.
Definition
Kieferzysten sind Hohlräume im Ober- oder Unterkiefer, die im Rahmen von Entzündungen oder Entwicklungsstörungen entstehen. Sie bilden sich am Knochen oder dem umliegenden Weichteilgewebe. Zysten sind generell mit breiigem oder flüssigem Inhalt gefüllt. Sie grenzen sich durch eine Kapsel aus Bindegewebe, die sogenannte Zystenwand, vom umliegenden Gewebe ab. Bei echten Zysten kleidet eine spezielle Zellschicht – das Epithel – die Zystenwand von innen aus. Bei sogenannten Pseudozysten fehlt dieses Epithel.
Eine Zyste nimmt an Größe zu, je mehr Flüssigkeit sich in ihrem Inneren ansammelt. Zysten sind meist gutartig. Sie vergrößern sich nur langsam, verdrängen aber die angrenzenden Gewebe.
Im Mundraum fallen Zysten wie Kieferzysten manchmal als schmerzlose Schwellungen auf.
Häufigste Formen sind die radikuläre und die follikuläre Kieferzyste.
Häufigkeit
Kieferzysten zählen zu den häufigen Erkrankungen im Zahn- und Kieferbereich. Sie treten vorwiegend im mittleren Erwachsenenalter auf, wobei Männer insgesamt häufiger Kieferzysten bekommen als Frauen. Meist ist eher der Oberkiefer als der Unterkiefer betroffen. Von den verschiedenen Zystenarten sind sogenannte radikuläre Kieferzysten am meisten verbreitet. Am zweithäufigsten folgen dann sogenannte follikuläre Kieferzysten. Alle anderen Kieferzysten kommen eher selten vor.
Ursachen
Bei Kieferzysten kommen als Ursachen Entwicklungsstörungen oder Entzündungen infrage. Je nachdem, aus welchem Gewebe Kieferzysten entstehen, unterscheiden Mediziner verschiedene Zystenarten. Die Mehrzahl der im Kiefer vorkommenden Zysten entsteht aus Gewebe des Zahnsystems (odontogene Zysten); sie können aber auch aus anderen Strukturen hervorgehen (nicht-odontogene Zysten).
Folgende Kieferzysten haben Fehlentwicklungen von Gewebe als Ursachen:
- Keratozyste: Sie entsteht aus Zahnanlagen, noch bevor sich der eigentliche Zahn entwickelt. Anstelle des Zahns befindet sich dann eine Kieferzyste im Knochen.
- Gingivale Zyste: Sie kann im Kindes- und Erwachsenenalter an unteren Eckzähnen als bläuliches, festes Knötchen vorkommen.
- Eruptionszyste: Sie äußert sich durch vorgewölbte Schleimhaut, die auf der Oberfläche des durchgebrochenen Milchzahns aufliegt.
- Seitliche Parodontalzyste: Sie kommt im Bereich des Zahnhalteapparats (sog. parodontaler Spalt) noch nicht vollständig durchgebrochener Weisheitszähne vor.
- Follikuläre Zyste: Sie umgibt die Krone eines noch nicht durchgebrochenen Zahns im Kiefer. Es ist möglich, dass der Zahn nicht vollständig entwickelt ist.
- Glanduläre odontogene Zyste (GOZ): Diese sehr seltene Form der Kieferzyste entsteht aus zahntragenden Teilen des Ober- oder Unterkiefers. Glanduläre odontogene Kieferzysten neigen dazu, häufig wiederzukehren, nachdem sie entfernt wurden. Sie können unbehandelt zu Knochenschäden führen.
Folgende Kieferzysten entwickeln sich aufgrund einer Entzündung:
- Radikuläre Zyste: Sie entwickelt sich im Zahnhalteapparat besonders im Bereich entzündeter oder gereizter Zahnwurzeln.
- Residualzyste: Dies sind radikuläre Kieferzysten, die nach der Entfernung des Zahns zurückgeblieben sind.
Folgende Kieferzysten entstehen nicht aus Zahngewebe:
- Nasopalatinale Zyste: Sie entsteht meist in der Mitte des Gaumens aus Geweberesten, die sich während der Kiefer- und Schädelentwicklung nicht vollständig zurückgebildet haben.
- Nasolabiale Zysten: Sie entwickeln sich hoch im Gaumen neben der Nase und bestehen ebenfalls aus entwicklungsbedingten Geweberesten.
Folgende Kieferzysten sind sogenannte Pseudozysten ohne Bindegewebskapsel:
- Einfache Knochenzyste: Ihre Entstehung ist nicht eindeutig geklärt. Sie kommt meist im Unterkiefer vor, kann schmerzhaft sein und eine Überempfindlichkeit der Zähne verursachen.
- Aneurysmatische Knochenzyste: Auch ihre Entstehung ist ungewiss. Sie wächst rasch, ist schmerzhaft und kann zum Kippen der Zähne führen.
Symptome
Da Kieferzysten oft keine Symptome hervorrufen, entdeckt sie der Zahnarzt meist zufällig bei einer Röntgenaufnahme oder im Rahmen einer Zahnoperation. Schmerzen verursachen Kieferzysten nur, wenn sie aufgrund ihrer Größe Druck auf benachbartes Gewebe ausüben. Sie können auch ein Taubheitsgefühl im betroffenen Bereich auslösen..
Wenn Kieferzysten eine bestimmte Größe erreichen, werden sie als markante Vorwölbung des Knochens tastbar. Druckt man mit dem Finger auf die Zyste drückt, kann ein Knistern hörbar sein.
Wenn Kieferzysten weiter wachsen, können Symptome durch Schäden an benachbartem Gewebe entstehen, wie etwa:
- Verformung des Knochens
- Knochenbrüche
- Infektionen
Diagnose
Kieferzysten werden meist zufällig diagnostiziert, meist im Rahmen einer Röntgenaufnahme. Um welche Zystenart es sich genau handelt, kann der Arzt aber nur bedingt aus dem Röntgenbefund und der Lage im Kieferknochen schließen. Daher ist erst nach dem Entfernen der Kieferzysten eine sichere Diagnose möglich. Ein Gewebespezialist untersucht dazu die entnommenen Kieferzysten unter dem Mikroskop.
In manchen Fällen entnimmt der Arzt schon vor der operativen Entfernung eine Gewebeprobe (Biopsie) und lässt sie mikroskopisch beurteilen. Auch andere bildgebende Verfahren können weiteren Aufschluss über die Art der Kieferzysten geben:
Therapie
Operation
Kieferzysten werden gewöhnlich von Kieferchirurgen behandelt. Wenn nötig, entfernt er die Zyste operativ. Nach einer lokalen Betäubung (seltener auch in Vollnarkose) schneidet der Arzt das Zahnfleisch ein und klappt es zur Seite. Dann eröffnet er den Knochen und räumt die gesamte Kieferzyste aus. Dieser Eingriff heißt Zystektomie. Bei dieser Operation entfernt der Kieferchirurg bei Bedarf auch Zähne, die nicht mehr zu erhalten sind. Wenn die Zyste bereits sehr groß gewachsen ist, können größere Knochendefekte zurückbleiben. Diese füllt der Chirurg bei der Operation mit Knochenersatzmaterial auf.
In manchen Fällen kann es auch günstiger sein, die Kieferzyste nur einzuschneiden und ausheilen zu lassen. Der Fachbegriff für diesen Eingriff lautet dann Zystostomie. Diese Therapieform ist vor allem bei Menschen sinnvoll, die unter einer schweren Allgemeinerkrankung leiden, oder wenn die Zyste besonders groß ist.
Komplikationen
Bei jeder Operation – also auch beim Entfernen von Kieferzysten – zählen Nachblutungen oder Infektionen der Operationswunde zu den möglichen Komplikationen. Selten kann es bei dem Eingriff zu Schädigungen des Nachbargewebes kommen. Vor jeder Operation informiert der Arzt den Betroffenen genau über die möglichen Risiken und holt dazu das schriftliche Einverständnis ein.
In manchen Fällen kann es nach der Operation zu einem erneuten Auftreten der Kieferzyste kommen (sog. Rezidiv). Wenn zum Beispiel kleinste Gewebeteile im Knochen zurückbleiben, kann sich daraus wieder eine Kieferzyste bilden.
Verlauf
Prognose
Kieferzysten sind in der Regel gutartig – entsprechend günstig sind Verlauf und Prognose. Die Zysten wachsen meist sehr langsam und bedeuten keine Gefahr für die Zähne, solange sie noch klein sind.
Große Kieferzysten können in schweren Fällen den Kieferknochen angreifen, sodass der Zahnarzt den betroffenen Teil des Kieferknochens und mitunter auch umliegende Zähne entfernen muss. Grundsätzlich stellt die Entfernung der Zyste meist kein Problem dar – selbst bei größeren Operationen bleiben normalerweise keine Beschwerden zurück.
Manche Patienten, die einen Zahnersatz tragen, benötigen nach einer Kieferzysten-Operation möglicherweise eine neue Prothese, die an das veränderte Gebiss optimal angepasst ist.
Vorbeugen
Es sind keine Maßnahmen bekannt, wie man Kieferzysten direkt vorbeugen kann. Allerdings sollten Sie bei anhaltenden Kiefer- oder Zahnschmerzen Ihren Zahnarzt aufsuchen, damit er abklären kann, was zu den Beschwerden führt. Generell sollten Sie regelmäßig Ihr Gebiss beim Zahnarzt kontrollieren lassen. Tast- oder sichtbare Kieferzysten fallen dann frühzeitig auf, bevor sie Beschwerden verursachen.